Tag des Geotops 2006 im Bilsteintal Ein Rückblick. Freitag - Samstag - Sonntag: Drei Tage im Zeichen des Alten Bergbaus

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Transkript:

1 von 5 Tag des Geotops 2006 im Bilsteintal Ein Rückblick Der "Tag des Geotops 2006" wurde in Warstein in diesem Jahr gleich an drei Tagen begangen. Denn das Thema: UNTER TAGE... Historischer Bergbau im Warsteiner Raum war so umfangreich, dass ein Tag allein unmöglich ausgereicht hätte, auch nur die wichtigsten Aspekte zu beleuchten. Freitag - Samstag - Sonntag: Drei Tage im Zeichen des Alten Bergbaus Im großen Raum der Alten Jugendherberge im Bilsteintal war eine Ausstellung zusammengestellt worden, die Informationen zu verschiedenen alten Bergbaustandorten in der Umgebung Warsteins zeigte: Pläne und Grubenrisse, Ausschnitte aus alten und geologischen Karten, Fotos, schriftliche Quellen und Zeugnisse. Viele dieser Informationen waren von Franz Ademmer - heimischer Experte für Geologie und Bergbau - zur Verfügung gestellt worden. Er hatte auch eine schöne Sammlung von Erzen und Mineralien zusammengestellt, damit interessierte Besucherinnen und Besucher sehen konnten, wie die geförderten Rohstoffe einmal ausgesehen haben. Eine weitere Vitrine zeigte die ersten Metallfunde aus Warstein: Den 4.300 Jahre alten Kupferdolch aus der Bilsteinhöhle, eine Bronzeplatte aus dem Eppenloch, sowie weitere Funde aus der Bronze- und Eisenzeit. Fast 200 Besucherinnen und Besucher haben in den drei Tagen die Ausstellung angesehen. Dazu wird auch weiterhin noch Gelegenheit bestehen: In den nächsten Tagen und Wochen bleibt die Ausstellung bestehen. Auch alte und nachgebildete Grubenlampen brannten in der Ausstellung:

2 von 5 Kienspan, Unschlittkerze, Froschlampen, Karbis- und Wetterlampen, bis zur modernen Akku-Lampe. Freitag und Samstag: Grubenlampenführung Die einfachste Beleuchtung im alten Bergbau: Der Kienspan. Um die Hände zum Arbeiten frei zu haben, wurde der Kienspan oft im Mund festgehalten. Ein Teilnehmer der Um die Arbeitsbedingungen der Warsteiner Bergleute vor vielen hundert Jahren ein wenig nachempfinden zu können, wurden am Freita und am Samstag "Grubenlampenführungen" angeboten: Im dunklen Eingangsbereich der Bilsteinhöhle konnten Besucherinnen und Besucher die Leuchtkraft der alten Bergmannsgeleucht unter Bedingungen erfahren, die denen im Bergwerk wenigstens nahe kommen. Unvorstellbar erschien es allen Interessierten, dass mit den einfachsten Leuchtmitteln der alten Zeit - Kienspan, Unschlittkerze, Froschlampe - tatsächlich auch im Warsteiner Bergbau große unterirdische Räume ausgehauen worden sind. Auch der Schein der Wetterlampe aus dem Kohlenbergbau des 19. Jahrhunderts vermochte nicht alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Führung zu überzeugen. Erst mit den

3 von 5 Grubenlampenführung mit einer offenen sog. Froschlampe elektrischen Lampen des 20. und den LED-Lampen des 21. Jahrhunderts wurde den Besucherinnen und Besuchern untertage ein wenig wohler. Insgesamt nahmen fast 30 Besucherinnen und Besucher an den Grubenlampenführungen in der dunklen Bilsteinhöhle teil. Samstag: Große bergbaugeschichtliche Wanderung Am Samstag kame um 9.00 Uhr mehr als 20 interessierte Bergbauwanderer am Museum Haus Kupferhammer zusammen, um sich gemeinsam auf den Weg zu machen: Die offensichtlichen und versteckten Spuren, die der Bergbau in der Landschaft rund um Warstein hinterlassen hat, wollten entdeckt werden. Links der Verlauf der Bergbauwanderung, zur Vergrößerung in einem separaten Fenster bitte hier klicken! Zu Beginn führte Kustos Dietmar Lange in die Geschichte des Hauses Kupferhammer ein, das von Anfang an eng mit der industriellen Entwicklung Warsteins zusammenhing. Besonders eng am historischen Warsteiner Bergbau waren die verschiedenen Geschenke, die das Ehepaar Bergenthal im 19. Jahrhundert anläßlich ihrer goldenen Hochzeit erhielten: Hier war zum Beispiel ein Bergmann mit Öl-Froschlampe dargestellt. Die Bergbauspuren im Oberhagen waren den meisten Wanderern längst bekannt, anders dagegen die bergbaulichen Hinterlassenschaften im Stillenberg. Eine große Überraschung war z.b. für viele Teilnehmer die Grube Martinus, auf deren Gelände später die Freilichtbühne der Westfälischen Kliniken errichtet wurde - eine kulturelle Nachnutzung alter Bergbau- und Industrie-Standorte ist also keine Erfindung des späten 20.

4 von 5 Jahrhunderts im Ruhrgebiet. Querfeldein ging es ins Westertal, wo ein bisher nicht einzuordnendes verstürztes Stollenmundloch zu entdecken war. An der Gaskugel wurde das Thema: Bergbau und Umweltproblematik anhand historischer Beispiele vorgestellt. Pingen der Grube St. Christoph in Hanscheidts Kopf und Papenhölzchen bereicherten den Weg der Bergbauwanderer bis zur Mittagsrast im Biohof Matern. Nach der Mittagspause führte der Weg über die verschiedenen Gruben am "Grünen Ufer" - wohl die Gruben Georg und Hohofen - auf den Kahlenberg. Hier finden sich weitere unklare Pingen. Über den großen Tagebau der Grube Siebenstern gin es weiter zum Trafoturm der ehemaligen Grube David. Dieses Bergwerk, das erst im Jahr 1949 stillgelegt wurde, war das letzte Warsteiner Bergwerk. Mit Norbert Pielsticker konnte noch ein Augenzeuge des Bergwerks-Alltags den Wanderern die Arbeitsabläufe der ehemaligen Eisenerz-Grube schildern. Über das Betriebsgelände der Grube, mit der alten Verladerampe, und ältere Pingen (in denen seltene Mineralien festgestellt worden sind) führte der Weg zur Alten Jugendherberge. Einige Wanderer schlossen sich um 17.00 Uhr noch der Grubenlampenführung an, um dem Alltag der Bergleute noch besser nachspüren zu können. Sonntag: Vortrag von Dr. Wilfried Reininghaus "Historischer Bergbau im Arnsberger Wald" Mit Dr. Wilfried Reininghaus (Präsident des Landesarchivs NRW) referierte ein exzellenter Kenner der sauerländer Bergbaugeschichte im großen Raum der Alten Jugendherberge. Zu Beginn seiner Ausführungen machtre Dr. Reininghaus deutlich, dass schon der Veranstaltungsort eine große Bedeutung in der Warsteiner Montangeschichte hatte. Direkt vor dem Vortrag hatte er, zusammen mit dem Mescheder Forscher R. Köhne, den Bereich des heutigen Luchs-Geheges inspiziert, das - da waren sich die Fachleute sicher - ursprünglich ein Abbau von Eisenerz gewesen ist, das anschließend im Bilsteintal (Wiese des Hauses Victoria) zu Roheisen

5 von 5 verhüttet worden ist. Fast 30 interessierte Zuhörer folgten den weiteren Ausführungen des Referenten. Dr. Reininghaus machte seinen Zuhörern deutlich, welch große Bedeutung der Montanwirtschaft in unserer Gegend vom frühen Mittelalter (aber sicherlich auch schon in der vorgeschichtlichen Zeit - nur fehlen bisher belastbare archäologische Quellen) bis in die Neuzeit zukam: Die Städtegründungen des späten Mittelalters kann man im Zusammenhang mit den Bestrebungen der Landesherren nach Rohstoffsicherung deuten, Eisen, Kupfer, Alaun, Blei, Silber, Antimon, Schiefer - zahlreiche Rohstoffe wurden in der Vergangenheit im Arnsberger Wald gefördert. Gruben und Hütten boten vielen Menschen Arbeit, lockten auswärtige Arbeitskräfte ins Land. Die überregionale Bekanntheit der Warsteiner Eisen- und Kupferwaren im späten Mittelalter und der frühen Neuzeit überraschte die Zuhörer. Ein Ausblick über Warstein hinaus - nach Belecke, Rüthen, Kallenhardt und Arnsberg - rundete den geschichtlichen Überblick über die faszinierende Bergbaugeschichte ab. In seinem Dank an den Referenten gab Veranstalter Stefan Enste seiner Hoffnung Ausdruck, dass vielleicht der Arbeitskreis Bergbau der Historischen Kommission und des Westfälischen Heimatbundes Warstein als Tagungsort für eines der nächsten großen Treffen auswählen könne - der Reichtum der Spuren und Relikte aus vielen Jahrhunderten sollte den Fachleuten bekannt gemacht werden. Zum Abschluß begutachteten R. Köhne und Dr. W. Reininghaus noch den erhaltenen Verhüttungsplatz am Ponor des Bilsteinbachs. Beide Fachleute waren sich einig, dass hier eine genauere Untersuchung durch Fachleute eventuell noch Überraschendes zu Tage fördern könnte - vielleicht sogar ein deutlich höheres Alter, als bisher angenommen. Mit dem Vortrag von Dr. Reininghaus endete ein langes Wochenende zum historischen Bergbau in Warstein. Vielleicht ist es ja gelungen, auf diesen interessanten Aspekt der Warsteiner Geschichte aufmerksam zu machen, damit die Forschung, die erst ganz am Anfang steht, vielleicht noch weitere, überraschende Erkenntnisse über den Bergbau und die Verarbeitung von Metallen im Warsteiner Raum, gewinnen kann. Zur Hauptseite