Vogelanprall an Glasflächen warum beschäftigt sich die Wiener Umweltanwaltschaft

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Transkript:

Vogelschutz in der Glasarchitektur Umweltverträglich planen vogelfreundlich bauen 16. SAINT-GOBAIN GLASS FACHTAGUNG Design Center Linz, 7. März 2012 DI Wilfried Doppler, Wiener Umweltanwaltschaft wilfried.doppler@wien.gv.at +43-1-37979-88984 Vogelanprall an Glasflächen warum beschäftigt sich die Wiener Umweltanwaltschaft mit diesem Thema? Vor etwa 10 Jahren häuften sich in der Wiener Umweltanwaltschaft Anfragen zum wirkungsvollen Vogelschutz an Glasscheiben. Die auch von Ornithologen empfohlenen Greifvogelsilhouetten brachten meist keine Abhilfe. Vielfach finden sich Anprallspuren unmittelbar neben diesen Aufklebern. Glasscheiben gehören zu den häufigsten anthropogenen Todesursachen bei Vögeln. So wurde etwa beim Post-Tower in Bonn in einem Jahr der Anprall von 827 Vögeln registriert. Schätzungen für die USA reichen von 97 bis 970 Millionen Opfern pro Jahr. Glasflächen mit freier Durchsicht wie Lärmschutzwände, Verbindungsgänge und Wintergärten sind verhängnisvoll, weil diese Hindernisse für Vögel nicht erkennbar sind. Auch wenn sich der Himmel oder Bäume und Sträucher im Glas spiegeln, entstehen tödliche Vogelfallen. Die häufig eingesetzten schwarzen Greifvogelaufkleber können Vogelanprall nicht verhindern. Kollisionsspuren finden sich auch unmittelbar neben diesen Aufklebern, weil Vögel darin keinen Fressfeind erkennen und eben nur diesem schwarzen Fleck knapp ausweichen. Vogelanprall kann grundsätzlich nur verhindert werden, wenn die gesamte Glasfläche markiert ist, wobei bei gutem Kontrast bereits ein Deckungsgrad von 7 % ausreicht. Zur Beurteilung der Wirkung Vogelanprall verhindernder Konstruktionen werden verschiedene Methoden eingesetzt. Werden zum Beispiel vor einer markierten Glasscheibe tote Vögel aufgefunden, so wird aus der Anzahl der Totfunde häufig auf die Wirksamkeit der Markierung geschlossen. Dabei ist aber zu berücksichtigen, dass Fressfeinde wie Marder, Krähen, Füchse, Hauskatzen u. a. Tiere die toten Vögel meist schneller entfernen als die Ornithologen diese finden. Auch die Interpretation von Aufprallspuren ist problematisch, weil wenige Gramm schwere Vögel kaum Spuren hinterlassen. Freilandbeobachtungen schließlich sind extrem zeitaufwändig. Als zielführend und reproduzierbar haben sich hingegen so genannte Tunnelversuche erwiesen. Versuchsaufbau und Durchführung von Tunnelversuchen sind Gegenstand der ONR 191040. 1

Wahlversuch im Flugtunnel die Hohenauer Methode Vögel, die sich in einem dunklen Raum befinden, haben die Tendenz, in Richtung heller Öffnungen zu entkommen. In einseitig geöffneten Tunneln kann dieses Verhalten ausgenutzt werden, um zu prüfen, ob Vögel Hindernisse erkennen können. Wahlversuche, die diesem Design entsprechen, erlauben eine Quantifizierung der Wahrscheinlichkeit, mit der ein Vogel zwischen einem transparenten Referenzkörper (z.b. unmarkiertes Floatglas) und einem Prüfkörper (z.b. Siebdruckglas) unterscheidet. Bei der Prüfung nach ONR 191040 handelt es sich um einen Wahlversuch, dessen Versuchsanordnung so ausgelegt ist, dass die für die Testvögel wahlentscheidenden Parameter möglichst auf die Eigenschaften der Versuchsscheiben fokussiert sind. Wenn im Wahlversuch links und rechts identische Prüfscheiben eingebaut sind, muss das Ergebnis gleichverteilt sein, also 50:50. Wird festgestellt, dass Vögel Floatglas im Tunnelversuch gleich häufig anfliegen wie eine freie Öffnung, kann ausgesagt werden, dass Vögel in dieser Versuchsanordnung Glas nicht wahrnehmen. Wenn in derselben Versuchsanordnung eine markierte Scheibe gleich häufig angeflogen wird wie eine unmarkierte Glasscheibe, bedeutet das, dass die geprüfte Markierung von Vögeln nicht erkannt wird. Wenn viele Versuchsserien mit unterschiedlichen Markierungen, die jeweils gegen eine unmarkierte Glasscheibe geprüft wurden, verglichen werden, können Unterschiede in der Erkennbarkeit der Markierung (Wirksamkeit zur Verhinderung von Vogelanprall) klassifiziert werden. Interpretation der Ergebnisse im Wahlversuch Entscheiden sich 80% der Testvögel im Wahlversuch für die unmarkierte Kontrollscheibe so bedeutet das nicht, dass alle Vögel die Markierung auf der zu prüfenden Scheibe erkannt haben. Es ist davon auszugehen, dass es stets eine Anzahl von Vögeln gibt, die auch die markierte Scheibe nicht erkennen. Diese Vögel fliegen zufallsverteilt zu gleichen Anteilen die markierte und die nicht markierte Scheibe an. Es ist also nicht zulässig, von einer Verminderung der Anflüge um 80% durch eine bestimmte Markierung zu sprechen. Keinesfalls darf aus dem Anflugverhältnis der Wahlversuche im Flugtunnel ein Wirkungsgrad für eine entsprechende im Freiland montierte Glasscheibe abgeleitet werden. Nicht nur können die Verhältnisse des Flugtunnels nicht 1:1 aufs Freiland übertragen werden; es wäre auch falsch, aus einem Anflugverhältnis etwa von 24:76 (Testscheibe zur Kontrollscheibe) zu schließen, 76 % aller Anprallereignisse wurden vermieden ein Schluss, der aber vielfach aus dem Begriff Wirkungsgrad resultiert. Mit einer solchen Berechnung wird das Wesen des Wahlversuchs ad absurdum geführt. Der mit einem Wirkungsgrad verbundene Fehlschluss wird durch folgende Überlegung deutlich: Eine völlig unwirksame Markierung, deren Anflugverhältnis etwa bei 50:50 liegt, hätte noch einen Wirkungsgrad von 50 %. Auch wenn sich eine solche Interpretation bei näherer Betrachtung als unplausibel darstellt, wird sie doch immer wieder angewandt. Es ist nicht der Sinn des Wahlversuchs, scheinbar genaue Zahlen zu ermitteln. Das Ergebnis ist ein Ranking von Markierungen, dargestellt wird die Wirkung bei der Verhinderung von Vogelanprall im Vergleich mit anderen Mustern. 2

Parameter für die Wirksamkeit eines Designs Der Deckungsgrad (Anteil der mit einer Markierung bedeckten Fläche) ist nicht das wichtigste Kriterium für die Wirkung einer Markierung. Es gibt Vogelschutzglas mit 5 % bedeckter Fläche und wenig wirksame Markierungen mit 25 % Deckungsgrad. Grundsätzlich zeigen vertikale Markierungen eine bessere Wirkung als horizontal verlaufende. Werden die Streifen aber zu schmal (Streifenbreite an der Wahrnehmungsgrenze) oder ist der Kontrast zum Hintergrund zu gering, gilt diese Regel nicht. Mit einer Streifenbreite von 5 mm wurden hoch wirksame Markierungen erreicht. Vergleiche 20 mm breiter mit 5 mm breiten weißen Streifen ergaben keinen Unterschied in der Wirksamkeit. Wahrnehmungsgrenze Der kritische Wert für Vogelschutzglas gem. ONR 191040 (maximal 10 % Anflüge zur Prüfscheibe) wurde mit 2 mm breiten Streifen nur von Plexiglas Soundstop unterschritten (7,1 %). Diese Plexiglasscheibe hat Filamente aus schwarzem Kunststoff mit einem Durchmesser von 2 mm eingelagert. Ähnliche Markierungen, bei denen die Streifen mittels Folien oder Druck erzeugt wurden verfehlten knapp den Grenzwert für hoch wirksame Markierungen. Beim schlechteren Abschneiden der vertikalen schwarzen 2mm-Streifen (Druckfolie auf Plexiglas) mit 25,0 % Anflügen zur Prüfscheibe ist ein Zusammenhang mit der Struktur der Vegetation im Hintergrund der Prüfscheiben möglich. Die Streifenbreite von 2 mm dürfte an der Wahrnehmungsgrenze der geprüften Vögel liegen, weshalb geringe Änderungen einzelner Variablen bereits große Unterschiede in der Wirksamkeit bedingen können. Erst eine größere Streifenbreite gibt Sicherheit. Untersuchung von Spiegelungen im Flugtunnel III Eine in manchen Fällen kritische Einschränkung des ONR-Versuchs (ON-Institut 2010: ONR 191040) ergibt sich bei der Beurteilung der Wirkung von Spiegelungen auf den Scheiben. ZB. kann die Spiegelung hellen Himmels zu geringeren Kontrasten gegenüber weißen Markierungen führen. Markierungen auf Ebene 2 ( hinter der Scheibe ) können von Spiegelungen überlagert und ihre Wirkung aufgehoben werden. Durch die Weiterentwicklung der Untersuchungsmethode ist es nun möglich, mehr Informationen über die durch Spiegelungen reduzierte Wirksamkeit von Markierungen zu bekommen. Ausgehend vom ONR-Tunnel wurde durch Umbau der Scheibenpositionierung der Anflugwinkel der Vögel von 90 auf 55 verändert, wodurch im Blickwinkel der Vögel Spiegelungen der Umgebung erzeugt werden. Durch Verwendung natürlich belichteten Hintergrundes werden Freilandsituationen wie etwa Lärmschutzwände angenähert, durch Verdunkelung des Hintergrundes auf eine Lichtintensität von <25W/m² werden Situationen mit starken Spiegelungen erzeugt, wie sie bei Fenstern und Fassaden auftreten. In der Biologischen Station Hohenau- Ringelsdorf wurden 2011 Untersuchungen mit der Bedruckung 4Bird V3066 durchgeführt. Dabei handelt es sich um eine Markierung bestehend aus vertikalen schwarzorangen Punktkolonnen mit einer Bedeckung der Scheibenfläche von 9%, die in Versuchen nach ONR 191040 mit 2,4% Anflügen (Anflugverhältnis 2,4:97,6) das beste Ergebnis der bisher nach dieser Methode geprüften Untersuchungen erzielt hat. 3

In der Tabelle werden die Versuche (ONR, Lärmschutzwand und Fenster ) zu einander in Bezug gestellt und die Ergebnisse der Versuche dargestellt, wobei die bedruckte Seite entweder auf der dem Vogel zugewandten Oberfläche lag (Ebene 1) oder auf der Rückseite der Scheibe (Ebene 2) letzteres gilt auch für Isolierglas. Diese Ergebnisse dienen vorerst als Bezugswerte zur Beurteilung der Prüfergebnisse, die 2011 mit bisher nicht untersuchten Prüfscheiben anderer Hersteller erzielt wurden. Prüfverfahren ONR-Versuch, Markierung auf Ebene 1 Markierung auf Ebene 1 Markierung auf Ebene 2 Markierung in Isolierglas Fenster -Versuch, Markierung auf Ebene 1 Fenster -Versuch, Markierung auf Ebene 2 Anflüge zur Prüfscheibe im Wahlversuch [%] 2,5 13,6 15,6 15,0 11,8 20,5 Interpretation der Ergebnisse Spiegelungen reduzieren die Wirkung einer Markierung. Bei hellem Hintergrund (zb. Lärmschutzwänden) müssen kontrastreiche Markierungen nicht weniger wirkungsvoll sein, wenn sie statt auf der dem Vogel zugewandten Seite (Ebene 1) auf der vom Vogel abgewandten Seite (Ebene 2, hinter dem Glas ) liegen. Weitere Erfahrungen sind notwendig, um festzustellen, ob diese Aussage allgemein gültig ist oder ob Markierungen mit unterschiedlichem Kontrast, Transparenz, etc. verschieden stark in ihrer Wirkung beeiträchtigt werden. Wenn der Hintergrund wie bei den meisten Fenstern dunkel ist und kontrastreiche Spiegelungen erzeugt werden, ist die Wirkung von Markierungen auf Ebene 2 deutlich abgeschwächt. Es wird in Zukunft bei Vogelschutzmarkierungen an Fenstern zu untersuchen sein, ob diese ausschließlich auf der dem Vogel zugewandten Oberfläche (außen) angebracht werden müssen, oder ob zumindest stark kontrastierende Markierungen auch auf Ebene 2 angebracht werden können. Ornilux Mikado Ornilux Mikado, vom Hersteller als Vogelschutzglas bezeichnet, wurde 2011 in drei standardisierten Versuchsreihen untersucht. Es sollte die Frage geklärt werden, ob 4

Vögel in der Lage sind, die laut Hersteller mit UV-wirksamen Beschichtungen versehene Scheibe in ausreichendem Ausmaß als Hindernis zu erkennen und ob das Spezialglas in der Lage ist, Vogelanprall wirksam zu reduzieren. Die Scheibe wurde auf drei Arten geprüft: Zusätzlich zu dem in Österreich durch die Technische Regel ONR 191040 geregelten Prüfverfahren wurde in zwei weiteren experimentellen Schritten untersucht, welchen Einfluss Spiegelungen auf den Scheiben haben können. Begleitend zur Ornilux-Untersuchung wurden Referenzuntersuchungen mit einer gut untersuchten und als hoch wirksam eingestuften sichtbaren Markierung durchgeführt. Auf Basis der vorliegenden Untersuchungen kann nicht nachvollzogen werden, wodurch das Prädikat Vogelschutzglas zu rechtfertigen ist. Ornilux Mikado ist nach den vorliegenden Ergebnissen unter Ausschaltung von Spiegelungen vor natürlichem Hintergrund schwach wirksam, allerdings reicht das Ergebnis nicht entfernt an jenes hoch wirksamer Markierungen heran. Werden Spiegelungen von Himmel und Vegetation in den Versuch integriert, kann keine Wirksamkeit mehr erkannt werden: Vögel unterscheiden die Ornilux-Scheibe nicht von unmarkiertem Fensterglas. Weitere Informationen zur Vermeidung von Vogelanprall an Glasflächen www.wua-wien.at > Tierschutz > Vogelanprall an Glasflächen www.vogelglas.info www.auring.at 5