Entspannt mehr Leistung. TITEL I Innenarchitektur. Innenarchitektur für Unternehmen



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Transkript:

TITEL I Innenarchitektur Innenarchitektur für Unternehmen f Entspannt mehr Leistung Mit der richtigen Büroeinrichtung steigt die Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter um bis zu 36 Prozent. Das hat das Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation festgestellt. Bei der Gestaltung von Arbeitsplätzen rücken Kreativität, Kommunikation, Konzentration und Erholung in den Mittelpunkt. Mitarbeiter, die sich wohlfühlen, leisten mehr und sind gesünder.

TITEL '.,.. ---- i I von Ralf Tautz A uf der Terrasse halten ein paar Kollegen Mittagschlaf. Im Garten geht eine Mitarbeiterin mit Diktiergerät auf und ab. Im Billardsalon läuft eine Besprechung. An der Sektbar unterhalten sich zwei Ingenieure über das neueste Firmenprojekt, während in der Cafeteria an der Tischtennisplatte das Mittagsturnier ausgetragen wird. Was nach entspannter Hotelatmosphäre klingt, könnte der Arbeitsplatz der Zukunft sein. Die Büroarchitektur steht vor einem grundlegenden Wandel. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt, wenn es darum geht, abwechslungsreiche Bürolandschaften zu kreieren. Der Zen-Garten mit Wasserspielen ist ebenso denkbar, wie Erholungs-, Sport- und Spaßinseln, etwa Rutschen zwischen den Stockwerken - Google hat das vorgemacht. Die Arbeitswelt hat sich verändert. Die modernen Kommunikationsmittel machen es möglich, überall zu arbeiten. Innovation und Kreativität sind mehr denn je gefragt. Allmählich setzt sich die Erkenntnis durch: Mitarbeiter, die sich an ihrem Arbeitsplatz rundum wohlfühlen, leisten mehr und sind gesünder. In zahlreichen Studien haben Arbeitspsychologen nachgewiesen, dass die Bürowelten vergangener Jahrzehnte Berge von Nachteilen angehäuft haben, die der Leistungsfähigkeit der Belegschaft schaden. In Einzelbüros, die sich an langen tageslichtlosen Gängen aneinander reihten, hatten die Mitarbeiter zwar Ruhe, um konzentriert zu arbeiten. Für die Kommunikation mit Kollegen, Kunden und Besuchern waren sie aber ungeeignet. Später kamen die Großraumbüros. Effiziente Arbeitsabläufe, optimale Raumausnutzung und die Kontrolle der Mitarbeiter standen nun im Vordergrund. Zweifellos verbesserte sich die Kommunikation, dafür verschlechterte sich die Konzentration: Irgendwo läutet immer ein Telefon und irgendwo spricht jemand, ganz abgesehen von der Lärmbelästigung durch Drucker und Kopierer und den endlosen Diskussionen - meist zwischen Männern und Frauen-ob es nun zu kalt oder zu warm ist. Die Reizüberflutung in einem Großraumbüro ist enorm. Sie lenkt von der Arbeit ab und löst Stress aus, ebenso wie das permanente Gefühl, kontrolliert zu werden. Und Stress macht krank, das ist inzwischen hinreichend wissenschaftlich bewiesen. Die moderne Architekturpsychologie setzt dagegen andere Maßstäbe: Kreativität, Kommunikation, Konzentration und Erholung. Architekturpsychologie als Wissenschaft In den USA und in Asien ist Architekturpsychologie seit Jahrzehnten fester Bestandteil der Bauplanung, in Deutschland gilt sie dagegen als junge Wissenschaft.,.Architekturpsychologie ist die bewusste und unterbewusste Wahrnehmung des architektonischen Raums", sagt Diplompsychologin Christina Bernhard und zitiert dabei einen der wenigen "Architekturpsychologie ist die bewusste und unterbewusste Wahrnehmung des architektonischen Raums." Christina Bernhard 26 WIKO 110 I 201 2

~m serv i ce = ""r?/ 1- Podcast Den Audiobeitrag können Sie downloaden: www.ihk-regensburg.de/ podcast Helle und offene Arbeitsatmosphäre bei Moedel deutschen Architekturpsychologen, Professor Peter G. Richter von der TU Dresden. Bernhard hat vor etwa zehn Jahren mit Annette Peters und Christina Geisler das Beratungsunternehmen Toway in Regensburg gegründet. Für Unternehmen, Kommunen und private Bauherren entwickeln sie Leitsysteme, damit sich Menschen im bebauten Räumen zurechtfinden, oder schaffen Arbeitsräume, die effiziente Arbeitsabläufe ebenso berücksichtigen wie das Wohlbefinden der Mitarbeiter. Bernhard und Peters haben Psychologie studiert und sind durch ihren Mentor, Alf Zimmer, den ehemaligen Rektor der Universität Regensburg, auf dieses Spezialgebiet aufmerksam gemacht worden. In der Architektenausbildung spielt die Architekturpsychologie dagegen kaum eine Rolle. "Die Architekturpsychologie bemüht sich, ihre Erkenntnisse auf eine wissenschaftliche Grundlage zu stellen. Das hat nichts mit Feng Shui zu tun", betont Bernhard. Tatsächlich gibt es bereits zahlreiche Studien über den Zusammenhang zwischen der Büroarchitektur und der Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter. Das Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation hat zum Beispiel den "Office-Excellence-Check", ein internetgestütztes Bewertungssystem entwickelt und ausgewertet. Mit der richtigen Bürogestaltung lässt sich die Leistung der Mitarbeiter um bis zu 36 Prozent steigern, so WIKO I 1012012 27

TITEL ~ -..-------------- I I. I.I das Ergebnis. Mitarbeiter werden weniger krank und die Fluktuation ist nicht so hoch. Der Mensch als Maß Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz hat festgestellt, dass sich bei einem höheren Geräuschpegel die Fehlerhäufigkeit nahezu verdoppelt, während die Leistung rapide abnimmt. Das gilt insbesondere dann, wenn mentale Arbeiten durch Telefon, Besucher oder Gespräche unterbrochen werden. Heißt, mit einer modernen Büroplanung können Unternehmer Krankheitstage verringern, die Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter steigern und Fachkräfte anwerben und an ihr Unternehmen binden. Dabei ist nicht immer ein Neubau notwendig, um die Arbeitsplätze auf den neuesten Stand zu bringen. Wenn die Architekturpsychologinnen von Toway den Auftrag bekommen, ein Büro umzubauen, analysieren sie zunächst alle Tätigkeiten und Arbeitsabläufe zwischen den einzelnen Bereichen. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden dabei von Beginn an in die Planung einbezogen. "Das Maß aller Dinge sind die Menschen", sagt Bernhard. In erster Linie geht es darum, Rückzugsräume zu schaffen, für "Monotonie vermeiden und den Augen Anreize schaffen." Christina Geisler vertrauliche Gespräche, für konzentriertes Arbeiten, aber auch zur Erholung. Denn nach einer Studie der Harvard-Universität Boston steigern 20 Minuten Mittagsschlaf die Leistungsfähigkeit um bis zu 30 Prozent. Für die Kommunikation ist der natürliche Meeting-Point die Kaffeemaschine. Wenn die Cafeteria dann noch mit Stehtischen oder ein paar Loungemöbeln ausgestattet ist, ergeben sich ganz automatisch spontane und oftmals sehr kreative Gespräche über Projekte, Kundenaufträge und Produktentwicklungen. Die moderne Architekturpsychologie geht davon aus, Bürowelten zu konzipieren, in denen es für die verschiedenen Tätigkeiten auch verschiedene Räume gibt. Der Extremfall ist das non-territoriale Büro. Dort haben die Mitarbeiter keinen festen Arbeitsplatz mehr, sondern nur noch einen Rollcontainer für ihre persönlichen Sachen. "Das wird sich in Deutschland aber nicht durchsetzen", glaubt Bernhard. Außerdem: "Jeder Mensch hat ein natürliches Bedürfnis, Territorialität zu zeigen und auszudrücken, anderenfalls würde er sich heimatlos fühlen." Auf Details kommt es an Bei der Ausgestaltung der Büros achten die drei Frauen von Toway auf viele Details. Vorhänge, Teppiche, die Ordnung der Möbel zueinander, Bilder, Schallabsorber, Temperaturregelung, flexible Trennwände, Pflanzen, Lichtkonzept und Farben können positive oder negative Wirkungen haben. "Räume, die in warmen Farbtönen gestrichen sind, werden auch von der Temperatur her als wärmer empfunden", sagt Bemhard. Blau erhöht die Konzentration und rot die Kreativität. Aber Vorsicht: wer mit Farben arbeitet, braucht eher neutral gestrichene Räume "weil Farben miteinander interagieren", warnt Bernhard. Das Beispiel zeigt, dass es kein modernes Bürokonzept von der Stange gibt, sondern dass alles auf den individuellen Betriebsablauf eingestellt und möglichst flexibel sein muss. Generell lässt sich aber sagen: "Monotonie vermeiden und den Augen Anreize schaffen", 28 WIKO 11012012

Das Großraumbüro bei Lehner bekommt von zwei Seiten Licht. erklärt Geisler und Bernhard ergänzt: "Für die Kreativität ist zum Beispiel der Ausblick nach draußen unabdingbar." Monotonie vermeiden, das gilt auch für Arbeitsplätze in der Produktion. Dort sind die Architekturpsychologen nicht so frei, da gewisse Arbeitsabläufe durch die Maschinen vorgegeben sind. Geisler, Bernhard und Peters entwickeln bei solchen Aufträgen als Erstes einen Aufstellungsplan mit den Mitarbeitern, um die Arbeitsabläufe zu optimieren. Ordnung und Sauberkeit stehen an erster Stelle und natürlich sollten die Arbeitsplätze den Besuchern einen hohen technischen Standard vermitteln. Für die Ordnung muss es ein entsprechendes Mobiliar geben. Wichtig sind auch hier Farben und Oberflächen. "Sie sollten einen hochwertigen Eindruck vermitteln, aber keinen Schmutz anziehen und pflegeleicht sein", erklärt Bernhard. Ausblick für Durchblick bei Lehner Metallbau in Nittendorf (Firmen foto) ~... WIKO 110 I 2012 29

TITEL Neukundenumsatz gestiegen Es sind also viele kleine Details zu beachten, diese Erfahrung hat auch die Firma Moedel aus Amberg gemacht. Moedel ist einer der größten Hersteller von Beschilderungs- und Leitsystemen und wird vom Firmengründer Helmut Moedel und seinen beiden Söhnen Christian und Martin Moedel geleitet. Neben den Sparten "Warnen, Sichern und Kennzeichnen" sowie dem Digital- und Siebdruck bauten sie die Entwicklung und Produktion von Leit- und Orientierungssystemen zu einer eigenständigen Sparte aus. Dafür errichtete Moedel 2oo8/2oo9 ein modernes aber zeitloses und energieeffizientes Verwaltungs- und Produktionsgebäude, das noch erweiterungsfähig ist. "Wir haben uns schon immer bemüht, architektonisch vorbildlich zu sein", sagt Martin Moedel. Der Grund liegt auf der Hand: Das Unternehmen bekommt viel Besuch von Architekten und Planem, die letztlich die Entscheidung über die Produktauswahl bei Neubauten treffen. Das hochwertige Design der Produkte - exklusive Stelen und Aufsteller, die den Besuchern eines Gebäudes den Weg weisen, Türschilder, programmierbare und interaktive LCD-Panels und vieles mehr - sollte sich in dem Gebäude widerspiegeln. Der Bau strahlt eine offene, sehr freundliche Atmosphäre aus und steht für eine edle aber auch bodenständige Solidität und Qualität. Der hohe Ausstellungsraum ist lichtdurchflutet, obwohl Glas nicht vorherrschend ist. Das Materialkonzept aus Beton, Holz, Metall und Glas ist ausgewogen, keines der Materialien dominiert den Bau. Auf einer Galerie vor den Büros im zweiten Stock stehen in mehreren Bereichen Sessel und kleine Tische für kurze Besprechungen oder als Wartebereiche. An den Ausstellungsraum schließen sich die Cafeteria mit Stehtischen und Barhockern und eine Terrasse mit Sichtbeton-Möbeln und einem Sonnensegel an. Für Mitarbeiter und Besucher gibt es also viele ansprechend gestaltete Orte, um in zwangloser Atmosphäre ins Gespräch zu kommen oder Arbeitsprojekte zu diskutieren. Die Büros sind mit ergonomischen Möbeln ausgestattet und die großzügigen Fenster ermöglichen den weiten Blick nach draußen. Die Mitarbeiter sitzen mit dem Gesicht zueinander, für kurze Bespre- "Wir wollen die Abläufe im Unternehmen vereinfachen und beschleunigen." Susanne Freier 30 WIKO 110 12012

Ausgewogenes Materialkonzept bei Moedel: Beton, Holz, Metall und Glas chungen, bei denen auch etwas geschrieben oder gezeichnet wird, stehen Sideboards zur Verfügung. Die Produktionshalle schließt sich direkt an den Ausstellungsraum an, hat also eine enge Verbindung zu den Büros. Sie besteht aus Stahlbetonfertigteilen und einer Holzkonstruktion. Allein vom Tageslicht ist sie sehr hell. Die Holzleimbinder mit einer Spannweite von 20 Metern vermitteln eine warme Atmosphäre und reduzieren die Geräuschbelastung. "Als die Mitarbeiter aus unserem Werk I den Neubau sahen, kam ein bisschen Neid auf", erinnert sich Martin Moedel. Daraufhin baute das Unternehmen auch die dortigen Büros um. Sie wurden mit neuen Möbeln und Computern ausgestattet. Die Großdrucker bekamen eine eigene Trockenbaueinhausung, um die Geräuschbelastung zu reduzieren. Wände wurden aufgebrochen und Glastüren gesetzt, vor allem wurde die Telefonzentrale aus dem Großraumbüro ausgegliedert, "was für die Mitarbeiter eine erhebliche Entlastung war", erklärt Martin Moedel. Die Investitionen haben sich für das Unternehmen gelohnt. "Der Neukun- WIKO 11012012 31

TITEL denurnsatz ist nachweislich gestiegen", sagt Martin Moedel. Für die Gewinnung neuer Kunden und die Pflege alter Geschäftsbeziehungen sei es überaus wichtig, die Kunden einzuladen und die Qualitätsarbeit des Unternehmens vorzuführen. Architektur der kurzen Wege Auch das Unternehmen Lehner Werk Metall aus Nittendorf führt seine Besucher gerne durch das 2002 errichtete Verwaltungs- und Produktionsgebäude, das vom Bund Deutscher Architekten mit dem Regionalpreis Niederbayern/Oberpfalz ausgezeichnet wurde. Unter dem Leitsatz "Inspiration in Licht und Design" stellt Lehner individuell gestaltete Beleuchtungskörper für Plätze, Gebäude und Straßen her, zum Beispiel Bänke oder Poller mit integrierten Lichtsysternen, Gasfackeln oder Lichtstelen aller Art oder Lichtskulpturen aus Bronze. Die Lichter von Lehner beleuchten unter anderem das Freiburger Münster, das Schloss Tirol in Meran oder den Tornado Tower in Doha. Das Gebäude der hoch spezialisierten Licht Manufaktur Lehner zeigt exemplarisch, dass Architektur die Philosophie eines Unternehmens ausdrücken kann. Der Verwaltungs bau, der auf sechs Meter hohen Stelen ruht, hat eine enge Verbindung zur Produktionshalle, in der vorn hoch modernen Lichtlabor bis zur Schleiferei alle Komponenten unter einem Moedel: Sideboards als Stehtische (Firmenfotos) Dach vereint sind. Es ist eine Architektur der kurzen Wege, "um die Abläufe im Unternehmen zu vereinfachen und zu beschleunigen", sagt Marketingleiterin Susanne Freier. Das Bürokonzept ist sehr offen. Der Empfang und die Geschäftsleitung haben eigene Büros, dazwischen ist ein großer Raum, in dem mehrere Arbeitsbereiche - Konstruktion, Werksleitung sowie Marketing und Vertrieb - durch Schränke voneinander getrennt sind. Der Gang, der die Bereiche miteinander verbindet, ist offen so bekommt das Großbüro von beiden Seiten Licht durch die so genannten Glasbänder, die den Mitarbeitern einen freien Blick in die Natur eröffnen. Die kommunikative Struktur des Büros wird durch einen Sozialbereich mit Küche vervollständigt. Für Kundenbesuche stehen ein Besprechungs- und ein Präsentationsraum zur Verfügung. Lehner hat damit eine Mischform zwischen Großraumbüro und Einzelbüros verwirklicht, in der alle Bereiche dennoch eine enge Verbindung zueinander haben. "Die Architektur sowie das Farb- und Materialkonzept - in erster Linie Stahl, Beton und Glas - konzentriert sich auf das Wesentliche und spiegelt damit unsere Unternehmensphilosophie wieder - stilvoll aber nicht prunkvoll", sagt Freier. "Die offenen Strukturen und das Gesamterscheinungsbild der Architektur schaffen bei den Kunden viel Vertrauen", so die Marketingleiterin. Die Beispiele Moedel und Lehner zeigen, dass es sich auszahlt, in eine Architektur zu investieren, in der sich Mitarbeiter und Kunden wohlfühlen. Dabei kommt es nicht darauf an, einen spektakulären Kunstbau hinzustellen, vielmehr geht es um innovative Lösungen, um die Arbeitabläufe zu verknüpfen und die Qualitätsarbeit zu unterstützen. Dass eine hochwertige Baukultur die Visitenkarte des Unternehmens ist und ein Motor für die Entwicklung einer ganzen Region sein kann, wird der zweite Teil unserer Architektur-Titelgeschichte zeigen, den Sie in der November-Ausgabe von "Wirtschaft konkret" lesen können. ~~~ 11!1!1 Tipp ~)- Forum "Arbeitsorte der Zukunft" am 16. Oktober 2012 um 14 Uhr in der IHK Regensburg Es diskutieren Professor Michael Braum, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Baukultur, Christine Schimpfermann, Planungs- und Baureferentin der Stadt Regensburg, Peter Brückner, Architekt und Unternehmer, moderiert von Professor Michael Gaenßler, Mitglied des Gestaltungsbeirats der Stadt Regensburg. Mehr Infos und Anmeldung bei Armgard Schneider, Tel. 0941/5694-216, schneider@regensburg.ihk.de 32 IVIKO 110 12012