1 Joh 14, 1-6 Die Predigt wurde nicht gehalten, da die Flutkatastrophe in Südostasien am 2. Weihnachtstag 2004 viele Gedanken verändert hat. Der Abschnitt aus der Bibel, der uns am heutigen Abend begleitet steht geschrieben in den Abschiedsreden des Johannes. Das 13.-17. Kapitel seines Evangeliums enthält eine lange Rede, die Jesus seinen Jüngern kurz vor seinem Tod gehalten haben soll. Es ist eine theologisch stilisierte Rede, die so sicher nie gehalten wurde, aber sie entspricht dem Leben und Wirken Jesu, insofern dürfen wir sie so lesen, als hätte Jesus sie so an seine Jünger und auch an uns gerichtet. Im Hintergrund steht der bevorstehende Tod Jesu. Es ist Zeit des Abschiedes, Zeit der letzten Worte miteinander. Ein bisschen ist das auch unser Erleben heute. Glücklicherweise steht kein Tod vor Augen, aber doch eine Zeit des Überganges. Wir nehmen Abschied vom alten Jahr 2004 und sehen dem Jahr 2005 entgegen. Und nun wird uns als Überschrift dafür als erstes von Jesus mitgegeben: Euer Herz erschrecke nicht! Glaubt an Gott und glaubt an mich.
2 Über dem neuen Jahr steht: Euer Herz erschrecke nicht! Auch wenn wir nichts bedrohliches vor Augen haben, macht es zunächst einmal Mut. Du kannst mutig voran gehen. Du kannst dein Leben getrost leben, es gibt etwas, das dir in allen Lebenslagen hilfreich ist, das dir Halt gibt, das deinem Herzen Stärke verleiht. Der Glaube an Gott und der Glaube an Jesus Christus. Dieser Glaube ist der tragende Grund für das, was im Leben auf uns zukommt. Und in einem Bild versucht Jesus dies deutlich zu machen. In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen. Das Haus ist Gottes besteht nicht nur aus einem Raum. Die Heimstatt unseres Lebens, die wir bei Gott haben, ist nicht einräumig, einlinig, einförmig. Der Glaube, in dem wir leben, hat nicht nur ein Gesicht, er hat viele Möglichkeiten sich zu entfalten, sich in dieser Welt Raum zu verschaffen. Ein schönes Bild. Ich stelle mir ein sehr großes, wirklich weiträumiges Haus darunter vor, in dem es ganz viele Räume gibt. Da gibt es die Wohnung der Ruhe, der Besinnung. Ich kann bei Gott einen Raum finden, in dem ich abseits vom Alltäglichen wieder zu mir selber finde. Hier darf ich loslassen, hier darf ich mich fallen lassen, hier kann ich sein, wie ich bin. Hier kann ich alle Masken und alle Hüllen fallen lassen, denn Gott nimmt mich an, wie ich bin. Und dann gibt es die Wohnung der Aktivität, wo ich mein Leben aktiv in die Hand nehmen kann. Familie, Beruf, Freizeit.
3 Gott lässt mir Raum, meine Gaben und Möglichkeiten zu entfalten. Er gibt mir Raum, an seiner Schöpfung, am Leben dieser Welt mitzuarbeiten, die Welt positiv zu gestalten. Er gibt mir dazu auch Menschen an die Seite, die mir helfen, denen ich helfe, im Leben zurecht zu kommen. In dieser Wohnung hat auch der Einsatz für andere seinen Raum, der Einsatz gegen die Ungerechtigkeit in der Welt, die Aktivität für die Bedürftigen der Welt, für die Solidarität und Mitleidensbereitschaft auch und gerade besonders in Zeiten, wo wirtschaftliche Probleme unser eigenes Land drücken. Denn das müssen wir dabei immer im Augen haben. Wir leben auf hohem Niveau und dementsprechend geht es gut, auch wenn wir mit Einschränkungen leben müssen. Solidarität mit den Ärmsten darf nicht vergessen werden. Diese Wohnung im Hause Gottes muss immer wieder mit neuem Leben erfüllt werden, gerade in Zeiten, wo die Weltgemeinschaft immer enger zusammenrückt. Gut, dass über dem Haus steht: Euer Herz erschrecke nicht! Auch wenn da in der Wohnung manches umgestellt wird und vielleicht anders aussieht, es wird doch das Haus Gottes bleiben, in dem wir einen Platz haben. Das Bild vom Haus mit den vielen Wohnungen bietet aber auch noch andere Assoziationsmöglichkeiten. Wenn ich auf die Mitglieder in den Kirchengemeinden denke, dann finde ich es immer wieder großartig, dass so unterschiedliche
4 Menschen dort Platz finden. In keiner Gruppe findet man so verschiedene Charaktere und Menschen zusammen unter einem Dach. Irgendwie kann jeder bei uns seinen Platz finden, seine Wohnung in der er und sie sich wohl fühlen kann, Raum finden kann, um zu sagen, dies ist auch mein Zuhause. Als Christen müssen wir nicht einförmig und einlinig sein, gerade die Verschiedenheit der Gedanken und Ausdrucksformen ist wichtig. Bis hin zu den Kritischen Menschen, die auch das Tun der Kirche und der Christen in Frage stellen, um den Glauben zu fördern. Es gibt sicher Orte außerhalb unserer Kirche, die auch Teil des Hauses Gottes sind, nur dass wir diese Orte selten wahrnehmen, weil wir lieber in unserer eigenen Wohnung bleiben. Insofern macht Jesus auch Mut, den Blick nach draußen zu werfen, das Leben in seiner ganzen Fülle im Hause Gottes wahrzunehmen. Das Bild vom Haus bietet viele Möglichkeiten, darüber nachzudenken. Wichtig ist dabei nur, dass wir uns als solche begreifen, die diesem Haus angehören, die so etwas wie einen Schlüssel dafür besitzen. Der Schlüssel dazu wird in unserem Bibeltext sehr deutlich benannt: Jesus Christus spricht: ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich. Das Leben im Haus Gottes ist gebunden an das Leben Jesu, an den Glauben an Jesus Christus. Er bietet uns den Weg, die Wahrheit und das Leben. Jesus zeigt uns, wie der Weg
5 aussieht, der uns zum Haus Gottes führt und der auch innerhalb des Hauses die Wohnungen untereinander verbindet. An erster Stelle steht sicherlich die grenzenlose Menschenliebe. Das Ansehen des anderen als ein Geschöpf Gottes, ohne Ansehen von Hab, Gut und Stand. Das Zweite ist die Bereitschaft zur Versöhnung, wie Jesus sie vorgelebt hat. Ohne Versöhnung gibt es kein wirkliches Zusammenleben, keine lebensfördernde Wohngemeinschaft. Wo es keine Versöhnung gibt, da bricht gemeinsames Leben auseinander, da kann man nicht unter einem Dach leben. Jesus hat die Versöhnung zwischen Gott und Mensch gebracht, er hat damit die Lebensgrundlage gelegt für das Leben im Haus Gottes und so die Stätte bereitet, zu der wir gerufen sind. An dritter Stelle steht die Hoffnung und das Vertrauen, das Jesus in sich getragen hat. Für ihn gab es, bis hin zu dem Weg ans Kreuz keine Situation, in der er die Hoffnung aufgegeben hat, in der er das Vertrauen zu Gott verloren hat. Seine Liebe zum Menschen, seine Bindung zu Gott war so stark, dass er um dieser Liebe willen auch das Leiden auf sich genommen hat und genau so den Weg zum Leben uns Menschen eröffnet hat. An diese Hoffnung, an dieses Vertrauen können wir uns hängen, sie ist die Grundlage für unsere Hoffnung, für unser Vertrauen, für unseren Glauben. Darin liegt dann auch beschlossen, was Jesus meint, wenn er
6 von Wahrheit und Leben spricht. Wahrheit können wir in seinem Leben erkennen, Wahrheit, die wir als göttliche Wahrheit ansehen, und Leben, das wir als ein getragenes Leben ansehen können, auch wenn es unter menschlichen Gesichtspunkten ganz anders aussieht. Im Spiegel seines Lebens erkennen wir, wie Gott es mit uns meint. Euer Herz erschrecke also nicht. Glaubt an Gott und glaubt an mich, sagt Jesus. In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen. Auf dem Weg in eine neues Jahr, eine solche Überschrift zu hören. Und sie wird in diesem Jahr auch noch vertieft durch die Jahreslosung, die da lautet: Jesus Christus spricht: Ich habe für dich gebeten, dass dein Glaube nicht aufhöre. Was wollen wir mehr auf dem Weg in die Zukunft. Wir dürfen gewiss sein, dass der Weg geebnet ist, dass der Weg im Hause Gottes tragfähig ist, dass wir dort Leben finden, dass dort jeder für sich, mit seinen Gaben und Möglichkeiten, mit seinen Stärken und Schwächen, mit seinen Grenzen und seiner Kraft Orte findet, die ihm zum Leben dienen. Ich wünsche uns allen, dass wir dieses Haus Gottes für uns finden, dass wir uns einlassen können auf den Weg, den Jesus vorangegangen ist, auf den er uns ruft und durch den er uns zu einer Heimat führt, die uns niemand nehmen kann. Möge das kommende Jahr durch Gottes Geist ein für uns alle gutes und segensreiches sein. Jesus selber geht an der Seite,
7 er ist der, der für uns betet und unseren Glauben stärken will. Was wollen wir mehr. Amen oben Liturgischer Ablauf Orgelvorspiel Lied: Wir schaun hinauf zu den Bergen (J.Grote) Psalm 121 Eingangsliturgie Gebet des Tages: Gütiger Gott, du allein bist ewig, wir aber vergehen. Das vergangene Jahr legen wir zurück in deine Hände. Nimm von uns die Angst vor dem Unbekannten, das vor uns liegt, schenke uns die Gewißheit, dass uns auch im kommenden Jahr nichts scheiden kann von deiner Liebe, die in Jesus Christus ist deinem Sohn,... Lesung: Jakobus 4, 13-15 Lied: 63,1-3+6 Lesung: Joh 14, 1-6 Glaubensbekenntnis Lied: 166,1-4 Predigt Lied: 229,1-3 Abendmahlsgebet:
8 Wahrhaft würdig und recht ist es, dich heiliger Gott und Vater zu loben und zu preisen. Denn dein lebendiges Wort Jesus Christus lebt und wirkt unter uns, er führt und leitet uns durch die Zeiten. In ihm wirkst du jeden Tag unseres Lebens und so auch im neuen Jahr. Darum loben und preisen wir dich mit allen Glaubenden die vor uns waren und denen, die mit uns sind. Großer Gott wir loben dich Herr Jesus Christus, in der Taufe versprichst du uns dein Geleit bis ans Ende der Welt, ja du betest für uns, trittst für uns ein. In den Gaben von Brot und Wein lässt du uns diese Gegenwart schmecken und wirst ein Teil von uns. So bitten wir dich, komme du zu uns, wenn wir feiern, was du uns hinterlassen hast. Einsetzungsworte Ja, komm, Herr, Jesus, sei du unser Gast, segne, was du usn hinterlassen hast. Schenke uns deinen Heiligen Geist und erneuere uns. Segne die Gaben von Brot und Wein und lass uns teilhaben an deiner Herrlichkeit. Vaterunser 65, 1,2,5 Abkündigungen Fürbittengebet Du, Gott, schenkst uns ein neues Jahr. Darum bitten wir dich: Hilf uns in diesem neuen Jahr deinen
9 Willen zu leben, das Gute zu tun, das wir tun können. Darum rufen wir zu dir: Herr, erbarme dich. Wir bitten dich für all diejenigen, für die das vergangene Jahr kein gutes Jahr war, wo Krankheit, Trauer, Streit und vieles andere belastet hat. Hilf ihnen dennoch deine Liebe zu erfahren. Darum rufen wir zu dir: Herr, erbarme dich. Wir bitten dich für all diejenigen, die leiden, weil sie Angst haben vor dem Neuen das kommt, vor Veränderungen am Arbeitsplatz, in der Familie oder in der Familie, vor Veränderungen in der Politik oder ganz persönlichen Veränderungen im Leben. Schenke ihnen Geborgenheit, Hoffnung und Zuversicht. Darum rufen wir zu dir: Herr, erbarme dich. Wir bitten dich für alle, deren Leben unsicher ist, weil sie als Fremde bei uns leben müssen, weil sie Angst haben zurück zu müssen an den Ort von Hass und Gewalt, weil sie leben in Gebieten von Krieg und Terror. Hilf uns und ihnen, dass wir einander als Geschwister ansehen, als Menschen, denen deine ganze Liebe gilt und deshalb unsere ganze Achtung. Darum rufen wir zu dir: Herr, erbarme dich. Stille Vaterunser Segen 44
10 Jürgen Grote Am Pfarrgarten 5 38274 Elbe