MALLORCA Perfekte Tage auf Europas beliebtester Ferieninsel
LEGENDE A Hinweis auf den Kartenteil B Adresse oder Standort C Telefonnummer D Öffnungszeiten E Café, Restaurant, sonstige Gastronomie F U-Bahn-/Metro-Station G Bus-/Straßenbahn-Haltestelle H Bahnhof M Fähre R Flughafen J Eintritt S Empfehlung für Familien L Auskunft N Sonstige Information p Querverweis auf eine andere Seite! TOP 10 + Nicht verpassen!, Nach Lust und Laune! ZUM AUFBAU DIESES BUCHES Das Magazin: Anregende und informative Beiträge vermitteln wichtige Hintergrundinformationen für Ihr Reiseziel. Erster Überblick: Praktische Hinweise für einen problemlosen Aufenthalt von der Anreise bis zur Rückkehr. Alle wichtigen Reiseziele nach Regionen gegliedert: Die Reiseziele jeder Region sind drei Rubriken zugeordnet: TOP 10, Nicht verpassen und Nach Lust und Laune. So können Sie schnell bewerten, was Sie unbedingt sehen sollten (oder möchten) und was nach objektiven Kriterien weniger wichtig ist. Jedes Kapitel ergänzen eine detaillierte Karte und ein Vorschlag mit einem Tagesprogramm. Im Anschluss an die Beschreibung der Reiseziele folgen Infos (Wohin zum ) zu Hotels, Restaurants, Empfehlungen zum Einkaufen und Ausgehen. Spaziergänge & Touren: Sorgfältig ausgewählte Spaziergänge und Auto- bzw. Fahrradtouren lassen Sie Ihr Reiseziel aus einer besonderen Perspektive erleben. Reiseatlas und Extra-Reisekarte: Alle erwähnten Orte, Städte und Landschaften können Sie problemlos im beigefügten Reiseatlas bzw. auf der separaten Karte lokalisieren. Cap de Formentor 2 Cala Sant Vicenç Formentor 1 Cap des Pinar Badia de Pollença 1 Port de Pollença Pollença Alcúdia Port d Alcúdia Lluc 9 Cap de Ferrutx Badia d Alcúdia 1 Port de Sóller 5 Colònia de 1 Sant Pere 1 Can Picafort Sa Pobla Sóller Valle de Sóller Kapiteleinteilung Cala Mesquida Muro 1 Colònia de Son Serra Deià Cala Rajada Inca Valldemossa Alaró 3 Capdepera Artà Santa Margalida Llubi Binissalem Palma Seiten 45 70 Bunyola Banyalbufar Cap Vermell Canyamel Esporles Sa Costa de Pins 7 Petra Sineu Santa Maria del Camí Puigpunyent 1 Sant Llorenç des Cardasar Der Westen Seiten 71 88 Sant Joan Andratx Manacor Algaida Palma de Mallorca Sa Dragonera Cala Millor 8 Vilafranca de Bonany Porreres Felanitx Llucmajor Portocolom Campos 4 6 10 Santa Ponça Badia de Palma Son Ferrer S Arenal Cala Figuera Cap de Cala Figuerra Badia Grande Puerto Portals Port d Andratx Serra de Tramuntana Seiten 89 114 Coves del Drac Die Nordost- und Ostküste Seiten 115 138 Alqueria Blanca Cala Ferrera Cala d Or Sa Ràpita Santanyí Cala Pi Cap Blanc Cabo Blanco Das Landesinnere und der Süden Seiten 139 160 Cala Figuera Cala Llombards Colònia de Sant Jordi 0 10 20 km Cap de ses Salines Mar Mediterrània 0 10 mi TOP 10 1 Illa Cabrera Cabrera
MALLORCA Perfekte Tage auf Europas beliebtester Ferieninsel Verlag Karl Baedeker www.baedeker.com
Inhalt TOP 10 4 Das Mallorca Gefühl 6 9 35 45 71 89 Das Magazin n Mallorcas bewegte Geschichte n Inselküche n Mallorcas Modernismo n Insel der Klöster n Vogelwelt für Anfänger n Golf, Glamour & Gastronomie n Mallorcas Top-Strände n Deià, Valldemossa und die Kunst n Ab in die Berge n Aus Alt mach Neu Erster Überblick n Ankunft n Unterwegs auf Mallorca n Übernachten n Essen und Trinken n Einkaufen n Ausgehen Palma Erste Orientierung n An einem Tag TOP 10 Puerto de Palma n La Seu Nicht verpassen! Palau de l Almudaina n Museu Es Baluard Nach Lust und Laune! Neun weitere Adressen zum Entdecken Wohin zum Übernachten? n Essen und Trinken? n Einkaufen? n Ausgehen? Der Westen Erste Orientierung n In zwei Tagen TOP 10 Puerto Portals Nicht verpassen! Platjas Nach Lust und Laune! Acht weitere Adressen zum Entdecken Wohin zum Übernachten? n Essen und Trinken? n Einkaufen? n Ausgehen? Serra de Tramuntana Erste Orientierung n In zwei Tagen TOP 10 Formentor n Valldemossa n Valle de Sóller n Lluc Nicht verpassen! Deià Nach Lust und Laune! Fünf weitere Adressen zum Entdecken Wohin zum Übernachten? n Essen und Trinken? n Einkaufen? n Ausgehen?
115 139 161 Die Nordost- und Ostküste Erste Orientierung n In zwei Tagen TOP 10 Platjas Nicht verpassen! Pollentia n Alcúdia & Port d Alcúdia n Artà & Ses Païsses Nach Lust und Laune! Vier weitere Adressen zum Entdecken Wohin zum Übernachten? n Essen und Trinken? n Einkaufen? n Ausgehen? Das Landesinnere und der Süden Erste Orientierung n In zwei Tagen TOP 10 Sineu n Coves del Drac Nicht verpassen! Petra Nach Lust und Laune! Elf weitere Adressen zum Entdecken Wohin zum Übernachten? n Essen und Trinken? n Einkaufen? n Ausgehen? Spaziergänge & Touren n 1 Serra de Tramuntana n 2 Puig de Maria n 3 Vall de Bóquer n 4 Rund um Son Marroig n 5 Vogelbeobachtung in S Albufera n 6 La Reserva Puig de Galatzó Praktisches 175 n Reisevorbereitungen n Das Wichtigste vor Ort n Sprachführer Reiseatlas 183 Register 195 Bildnachweis 198 Impressum 199 10 Gründe wiederzukommen 200 Kapiteleinteilung: siehe vordere Umschlaginnenseite
Was muss ich gesehen haben? Unsere TOP 10 helfen Ihnen, von der absoluten Nummer eins bis zur Nummer zehn, die wichtigsten Reiseziele einzuplanen. PLATJAS P120 Welche die schönsten Strände der Insel sind, hängt von Geschmack und Vorstellung ab doch die Strände des Nordostens in den Feriengebieten um die Bucht von Alcúdia und Cala Ratjada (Cala Rajada) sind heiße Kandidaten. FORMENTOR P94 Felsabstürze, Klippen, Sandbuchten die mediterrane Vegetation und der Leuchtturm am Kap bilden einen traumhaften Spot für den Sonnenuntergang (Abb. links). VALLDEMOSSA P96 Schmucke Häuser und Gassen komponieren das Gesamtbild, das einstige Kloster der Kartäuser setzt den kulturellen Glanzpunkt. PUERTO DE PALMA P50 Der immens weit ausgreifende Hafenbereich schafft Wimmelbilder auf den Promenaden und an den Kais: den Treffpunkten von Seglern, Fischern, Besuchern und Kreuzfahrern der Moderne. VALLE DE SÓLLER P99 Sattgrün liegt es da, ein Meer von Orangenbäumen, umzogen von Bergriesen. Und bis zum stimmungsvollen Hafen, dem Port de Sóller, ist es nicht weit. LA SEU P52 Gott, welch eine Glaubensfestung! Majestätisch und erhaben sticht die Kathedrale, bekannt als La Seu, aus der Inselhauptstadt Palma de Mallorca hervor. SINEU P144 Immer wieder mittwochs hält pulsierendes Leben im Inlandsort Sineu Einzug. Der Freiluftmarkt mit seiner Fülle an Ständen lässt kaum Wünsche offen. Die Kirche und trutzige alte Häuser geben die reizvolle Kulisse ab. COVES DEL DRAC P146 Ab in die mysteriöse Unterwelt der»drachenhöhlen«! Punktgenau sind Zaubergebilde und Wasserflächen ausgeleuchtet und am Ende des Besuchs steht eine besondere Showtime an. LLUC P102 Zuallererst ist der Weg das Ziel: der Weg durch die Berge zum Kloster Lluc, das Gläubige und Ausflügler gleichermaßen anzieht. PUERTO PORTALS P76 Dieser Luxushafen ist wie kein zweiter auf der Insel ein Tummelbecken für den Jetset und all jene Normalsterbliche, die die Neugier dorthin treibt.
DAS MALLORCA Erleben, was die Insel ausmacht und ihr einzigartiges Flair spüren. So, wie die Mallorquiner selbst. UNTERWEGS IM SEEKAJAK Mallorca von der Seeseite aus zu erkunden das begeistert Einheimische und Gäste gleichermaßen. Tolle begleitete Meereskajak-Touren im Norden bietet Mon d Aventura (http://mondaventura.com) an. Los geht es an einem Strand des herrlichen Küstenorts Cala Sant Vicenç (P120), voraus liegen die gleißende See und die spektakulären Felsabstürze der Halbinsel Formentor (P94). Je nach Seegang ist es sogar möglich, eine kleine Klippenhöhle zu durchfahren. Welch ein Erlebnis im Einklang mit der Natur! (P155) im Süden. Also warum in die Karibik fahren, wenn man einen Traumstrand wie diesen auf der eigenen Insel hat? SALZ AUF DEM TELLER Wie die Strände, so liegt auf Mallorca auch das Salz vor der eigenen Haustür. Weithin sichtbare SALZ AUF DER HAUT Nicht nur Urlauber, sondern auch die Mallorquiner selbst wissen sich für ihre Strände zu begeistern, mischen sich unters Volk und wollen ebenfalls das Salz auf der Haut spüren. Zu den beliebtesten Spots zählt der kilometerlange, naturbelassene Sandstrand Es Trenc Mit einem Kajak können Sie auch sonst unzugängliche Buchten erkunden 6
GEFÜHL Salzberge weisen im Inselsüden den Weg zu den Salines d Es Trenc (P154). Im Shop bekommen Sie das hochwertige Flor de Sal, auch aromatisiert mit Kräutern oder Hibiskusblüten. Für den Kauf von fein- und grobkörnigem Salz steht gar ein kurioser Salzautomat zur Verfügung. Und wenn Sie ganz genau wissen wollen, wie das Salz gewonnen wird, nehmen Sie an einer Führung durch die Salinen teil. MÄRKTE Die Schweine in ihren Pferchen sind ein klares Indiz, ebenso die Hühnerund Entenküken in den Käfigen: Auf dem Markt von Sineu (P144) mag es touristisch und eng zugehen, doch derlei tierische Angebote richten sich klar an die Einheimischen. Diese kaufen auf den Märkten der Insel gleichermaßen gern ein wie Besucher. Obst, Gemüse, Käse, Würste und mehr z. B. eine Sau. 7
Das Mallorca Gefühl AUSFLUG ZUR»DRACHENINSEL«Zugegeben: Nicht alle Mallorquiner kennen die der Westküste vorgelagerte»dracheninsel«(p81) aus eigener Anschauung, doch wer Sa Dragonera einmal erkundet hat, gibt den Tipp gern weiter. Die Wanderwege geben traumhafte Küstenblicke frei. Und auch»drachen«schauen vorbei, wenn auch en miniature: Balearen-Eidechsen. Und das nicht zu knapp im Naturparkzentrum der Insel schätzt man, dass auf jeden Qua dratmeter zwei Eidechsen kommen. KÜSTENPROMENADE Mallorquiner lieben es zu promenieren. Eine der schönsten Promenaden führt im Ferienort Colònia de Sant Jordi (P155) fast durchgehend an der Küste entlang: vom kleinen Strand Marqués bis zum Hafen, vorbei an winzigen Landzungen, Felsplatten, Minibuchten, Ruhebänkchen, Villen, Hotels und einem schwarz-weiß geringelten Leuchtturm. Etwa 2 km ist der Weg lang. Unterwegs genießen Sie herrliche Blicke aufs Meer bis hin zum Archipel Cabrera (P155). Da aber Schatten Mangelware ist, sollten Sie den Spaziergang eher am frühen Morgen oder in den Abendstunden unternehmen. UNVERFÄLSCHTE HAFENSTIMMUNG Die Cala Figuera (P154) ist der Inbegriff einer Idylle. Die schmale fjordartige Bucht endet bei einem wunderbar romantischen Hafen. Boote und Bötchen dümpeln im Becken, am Rand zieht sich der enge Fußgängerweg an Häusern und traditionellen Fischerschuppen entlang einmalig! FEIERBIESTER Mallorquiner verstehen es, ausgiebig zu feiern. Besonders populär sind nachgestellte»schlachten«zwischen Christen und Mauren (»Moros y Cristianos«; P44), die an historische Ereignisse erinnern und Feste wie im Mai in Sóller und im August in Pollença bestimmen. Auch sonst gibt es für Einheimische und Besucher reichlich Gelegenheit zum Feiern. Und bei manchen Festen kommen auch die beliebten Giganten- und Großkopfpuppen (gegants i capgrossos) zum Einsatz.»Moros y Cristianos«in Pollença 8
Das Magazin Mallorcas bewegte Geschichte 10 Inselküche Bäuerliche Tradition trifft kreative Cuisine 13 Mallorcas Modernismo 16 Insel der Klöster 18 Vogelwelt für Anfänger 21 Golf, Glamour & Gastronomie 24 Mallorcas Top-Strände 26 Deià, Valldemossa und die Kunst 28 Ab in die Berge Wandern & Fahrradfahren auf Mallorca 30 Aus Alt mach Neu Wiederentdecktes Kunsthandwerk Mallorcas 32
Das Magazin Mallorcas bewegte Geschichte Die strategisch günstige Lage mitten im westlichen Mittelmeer rückte Mallorca schon von jeher ins Visier fremder Interessen. Aber gerade die Geschichte ständiger Übergriffe, von den Phöniziern bis hin zum Tourismusboom seit den 1960er-Jahren und die Auswandererströme in die Wärme, machen Mallorcas Kultur so vielseitig. Erste Eindringlinge Die Ersten, die die Insel um 700 v. Chr. kolonialisierten, waren die Phönizier, gefolgt von den Karthagern. Diese im Laufe der Geschichte zusammengewachsenen Seehandelsvölker aus dem Mittelmeer brachten die Kenntnis zur Wein- und der Glasherstellung mit. Die Balearen sollen ihren Namen mallorquinischen Söldnern verdanken, die in den Punischen Kriegen im 3. und 2. Jh. v. Chr. sehr geschickt mit der Schleuder für die Karthager kämpften (griech. ballein = werfen). Die karthagische Ära auf den Balearen endete mit deren Niederlage gegen die Römer im dritten Punischen Krieg
Das Magazin (149 146 v. Chr.). 23 Jahre später übernahmen die Römer endgültig die Kontrolle auf den Balearen, die unter ihrer Herrschaft in den folgenden 500 Jahren aufblühten. Die Römer brachten die Olive nach Mallorca, errichteten die Städte Pollentia (heute Alcúdia) und Palmaria (Palma) und führten in der Spätantike wie im ganzen Imperium das Christentum ein. Es folgten ein kurzes Intermezzo, in dem die Vandalen über die Inseln herrschten, bis die Byzantiner im 6. Jh. in der Tradition des untergegangenen weströmischen Reiches die Balearen in ihr Reich einverleibten, christliche Kirchen bauten und religiöse Kunstwerke schufen. Maurische Kultur Mallorca hielt den verheerenden Angriffen der muslimischen Mauren ab 700 hartnäckig stand, bis der Emir von Córdoba es mit einer Armada von 300 Schiffen im Jahr 902 besiegte. Die Mauren ermöglichten ein relativ friedliches Zusammenleben und modernisierten Mallorca weiter. So bauten sie Orangen, Mandeln und Aprikosen an, führten die Windmühle und Bewässerungssysteme ein und machten Palma, das sie Medina Mayurqa nannten, zu einer eleganten Hauptstadt mit Moscheen, Dampfbädern und unterirdischen Abwasserkanälen. Der Ruhm dieser wohlhabenden und kultivierten Stadt brachte Mallorca bald wieder ins Visier von Eroberern. Katalanische Eroberung Für die meisten Mallorquiner ist die Landung des aragonischen Königs Jakob I. in Sa Caleta im September 1229 der eigentliche Beginn der Inselgeschichte. In seinem Gefolge befanden sich 150 Schiffe, 16 000 Konquistadoren und 1500 Pferde. Nachdem sich die Mau- Das Castell de Bellver geht auf König Jakob II. zurück
Das Magazin ren am 1. Januar 1230 dieser Übermacht ergeben hatten, zog Jakob in Palma ein (»der schönsten Stadt, die ich je erblickt habe«), ersetzte Moscheen durch Kirchen, errichtete das Castell de Bellver (P64) und baute den arabischen Almudaina-Palast (P57) zu einer gotischen Festung um. Die Dynamik der mallorquinischen Gesellschaft und ihr wirtschaftlicher Erfolg machten es zum wichtigen Seehandelsplatz der christlichen Welt. In dieser Periode gab Jakob II., Sohn des Eroberers, Palmas Kathedrale La Seu (P52) in Auftrag. Mallorca stieg gar vorübergehend zum selbstständigen Königreich auf, das erst 1349 von Peter IV. von Aragón wieder mit dem aragonischen Königreich vereinigt wurde und als Teil dessen ab 1479 zum vereinigten Spanischen Königreich von Aragonien und Kastilien gehörte. Zum Schutz gegen die anhaltenden Angriffe von Piraten wurden gewaltige Festungsanlagen um Palma und andere Orte errichtet. Spanischer Bürgerkrieg und Franco Jahrhunderte später, nach dem Spanischen Bürgerkrieg (1936 1939), bekam auch Mallorca die Repressionen der Franco-Diktatur (1939 1975) zu spüren. Franco untersagte den Gebrauch der mallorquinischen und anderen katalanischen Dialekte sowie jede Form nicht kastilischer Kultur. Es kamen die ersten Touristen nach Mallorca, das trotz der Unterdrückung friedlich und wirtschaftlich stabil blieb. Das heutige Mallorca und seine Zugereisten Nach dem Ausbau des Flughafens auf der Insel im Jahr 1960 schnellten die Gästezahlen auf 500 000 jährlich empor. Mallorcas annähernd 300 Sonnentage im Jahr, seine Sandstrände, herrlichen Landschaften und seine Gastfreundschaft lockten immer mehr Urlauber hierher. Heute zählt die Insel rund 10 Mio. Gäste pro Jahr, wobei der Großteil der Touristen aus Großbritannien und Deutschland stammt. Immigranten aus Schwarzund Nordafrika, Südamerika und Asien und Zugereiste SPRACHVERWIRRUNG aus anderen EU-Ländern Landesweite Amtssprache in Spanien stellen einen erheblichen Teil ist Spanisch bzw. Kastilisch (Castellano), doch auf Mallorca ist auch das Quellen besagen, dass allei- der Bevölkerung. Manche vom Katalanischen abgeleitete Mallorquinisch (Mallorquí) verbreitet. Für die eine Immobilie auf der rund ne über 120 000 Deutsche Einheimischen ist es eine eigene Sprache, andere sehen darin eine Variante 870 000 Einwohner zählen- 3640 km² großen und etwa bzw. einen Dialekt des Katalanischen. den Balearen insel besitzen. Verwirrend wird es bei so manchen Beschilderungen und Bezeichnungen vor Arbeitslosigkeit unter den Mal- Einigen Bausünden und der Ort. Mal ist der Strand als playa (kastilisch), mal als platja (mallorquinisch) der Tourismus und die Zuwanlorquinern zum Trotz, haben ausgewiesen. Weitere Informationen zur derung Mallorca zu einer der Sprache auf Mallorca finden sich am reichsten Regionen Spaniens Ende dieses Bandes (P181). und einem multikulturellen Spot in Europa gemacht. 12
Das Magazin Inselküche Bäuerliche Tradition trifft kreative Cuisine Natürlich können Sie Tapas, die berühmten spanischen Appetithäppchen, und traditionelle Gerichte wie Paellas und Fisch auf den Speisekarten Mallorcas erwarten. Exquisite Adressen sind Restaurants mit Michelin-Sternen sowie Gourmetbistros von Luxushotels und Restaurants. Probieren Sie auch einen der inseleigenen Weine oder einen Kräuterlikör dazu! Würzige Wechselwirkungen In der traditionellen Küche vermischen sich die Einflüsse vieler Siedlergenerationen, von den Phöniziern, Römern, Arabern, Juden bis hin zu Katalanen, Aragoniern und Kastiliern. Würzig und herzhaft geht es zu bei der Zubereitung von einheimischen Erzeugnissen wie Zitrusfrüchten, Oliven, Chilis, Kapern, Feigen, Honig oder Mandeln, dem Fleisch von Kaninchen, Schwein und Lamm sowie Fisch und Meeresfrüchten. Lokale Spezialitäten Wie überall im Mittelmeerraum verarbeiten die Mallorquiner alle Teile von Tieren und stellen selbst Wurst, Käse, Konserven und Gelee her. In den Geschäften und Bars hängen Spezialitäten wie sobrassada (Mettwurst mit Paprika), botifarró (Blutwurst) und jamón serrano (luftgetrockneter Schinken) aus. An der Küste prägen Meeresfrüchte das Angebot, z. B. gegrillte sardinas (Sardinen) und calamares en su tinta (Tintenfisch in eigener Tinte). Die Tinte des Tintenfischs färbt auch den schwarzen Reis (arròs negre). Von links: leckere Meeresfrüchte, typische Tapas-Bar, der Mercat de l Olivar 13
Das Magazin 14
Das Magazin SCHLEMMER-KLEINKUNST Die spanischen Häppchen oder Snacks heißen tapas, auf Mallorquinisch tapes. Gemeint sind Leckereien auf kleinen Tellern, wobei Tapas in unterschiedlichster Art daherkommen können: warm oder kalt, als Wursthäppchen oder in Form von Minisalaten mit einem Stückchen Brot dazu. Geben Sie sich der echten Schlemmerkleinkunst hin, die oft adrett auf einen Zahnstocher aufgespießt ist. Mit Tapas stimmt man sich trefflich auf das Mittag- oder Abendessen ein oder nimmt ein paar Tapas mehr als Ersatz dafür! Manche Lokale tischen zu Festpreisen ein gemischtes Quintett oder Ähnliches auf. Sättigend ist auch eine größere Portion, ración genannt. Probieren Sie beispielsweise Kroketten, albóndigas (Fleischbällchen), tortilla española (Tomatenomelett), empanadas (mit Fleisch oder Gemüse gefüllte Teigtaschen) oder gambas al ajillo (Garnelen mit Knoblauch). In fast allen Orten finden Sie Tapas-Bars, doch in denen von Palma ist am meisten los. Die Einheimischen ziehen bei ihrem Streifzug (tapeo) gern von Kneipe zu Kneipe. Nette Tapas-Lokale in Palma finden Sie in der Altstadt und nahe dem Hafen, z. B. um die Plaça de la Llotja, in der Carrer de la Botería und der Carrer de la Mar. Herzhafte Klassiker Die Klassiker der mallorquinischen Küche sind pa amb oli (Bauernbrot mit Knoblauch, Olivenöl, Tomaten und Salz), tumbet (Eintopf mit Auberginen, rotem Paprika, Zucchini, Kartoffeln und Tomaten), callos (Kutteln in Tomaten-Zwiebel-Soße) und frit mallorquí (frittierte Innereien, Kartoffeln, Zwiebeln und Tomaten). Die traditionelle Kost aus einheimischen Zutaten ist einfach, gesund, schmackhaft und die Portionen sind anständig bis üppig bemessen. Entdeckungen unterschiedlichster Art Abseits der touristischen Hauptrouten finden Sie auf Mallorca eine Reihe von Edelrestaurants, die sich darauf spezialisiert haben, innovative Cuisine mit mediterranen Aromen und traditionellen Rezepten der Saison zu kombinieren. Einige sind mit Michelin-Sternen dekoriert, doch auch andernorts können Sie verschiedenste Entdeckungen machen. Das gilt im Übrigen auch für manch leckeren Tropfen. Probieren Sie z. B. als Aperitif den tiefdunklen, äußerst süßen und zähflüssigen Palo- Likör, der holzig und karamellig zugleich schmeckt. Gerne getrunken werden auch die Herbes- bzw. Hierbas-Liköre, in die Kräuter und Anis wandern. Ebenso wenig sind Mallorcas Weine zu verachten; inselweit gibt es einige Dutzend Kellereien, die körperreiche Rote und frische Rosés und Weißweine produzieren. Nicht zu vergessen: Mallorcas exzellente Olivenöle und das Salz aus den Salines d Es Trenc (P154). Überbackene Artischocken und ein köstlicher Wein: in einem Restaurant in Inca 15
Das Magazin Mallorcas MODERNISMO Den auffälligen, extravaganten katalanischen Baustil des Modernismo (Modernisme) erkennen Sie überall auf der Insel wieder. Er kam hierher, nachdem Plantagenarbeiter 1860 durch eine Orangenfäule gezwungen waren, sich auf dem Festland nach Arbeit umzusehen. Um 1900 engagierten die wohlhabenden Rückkehrer die besten Architekten einer jungen, radikalen Schule aus Katalonien, um ihren Erfolg im Stil des Modernista zur Schau zu stellen. Katalanischer Modernismus Der Modernisme ist die katalanische Form des Jugendstils mit extrovertierten, verspielten, ja skurrilen Formen und Details, den der Architekt Antoni Gaudí u. a. durch seine Casa Milà und den Palau Güell in Barcelona berühmt machte. Während die einen diesen Architekturstil auf Mallorca bewundern, belächeln andere ihn als la època de mal gusto, als»ära des schlechten Geschmacks«, oder schlichtweg als Kitsch. Erste modernistische Gebäude auf Mallorca Das dekorative ehemalige Gran Hotel (CaixaForum, P63), das von Lluis Domènech i Mon taner entworfen und 1901 in Palma erbaut wurde, war Mallorcas erstes modernistisches Gebäude. Und von 1904 bis 1914 renovierte Antoni Gaudí im Auftrag des fortschrittlichen Bischofs Campíns, der Gaudís im Bau befindliche Kirche Sagrada Família in Barcelona gesehen hatte, die aus dem 14. Jh. stammende Kathedrale von Palma. Modernistische Fassade des Can Forteza Rey (links und rechts oben), CaixaForum in Palma (rechts) 16
Gaudí arbeitete in den folgenden zehn Jahren mit seinem Schüler und Assistenten Joan Rubió an diesem Projekt. Sie entwarfen eine elektrische Beleuchtung, Keramikintarsien und schmiedeeiserne Geländer, die an die mallorquinischen Fenstergitter erinnern. Die tiefgreifendste Veränderung war jedoch der Baldachin in Form einer Dornenkrone aus Pappe, Kork, Brokat und Nägeln, der über dem Altar hängt. Der Meister und sein Schützling Der Einfluss Antoni Gaudís Anfang des 20. Jhs. ist in der Architektur vieler Gebäude in Palma wiederzuerkennen, u. a. an der Pensió Menorquina und Can Casasayas am Plaça del Mercat ihre bewegten Fassaden sind mit verspielten Schmetterlingen und Farnmotiven verziert. Gaudí gestaltete außerdem den prächtigen Altar in der Basilika in Lluc (P102), bevor er die Insel trotz einiger unvollendeter Projekte aus unbekannten Gründen 1914 verließ. Sein Schützling Rubió blieb in Sóller und entwarf mustergültige Beispiele modernistischer Architektur, z. B. die Pfarrkirche mit ihren hübschen Türmen und die Banco de Sóller. Werfen Sie einen Blick in Rubiós extravagantes Haus in Sóller, Can Prunera (Carrer Sa Lluna 86 90, http:// canprunera.com), das heute ein Museum ist. Lluis Forteza Reis Vermächtnis Dass der Silberschmied Lluis Forteza Rei der Insel das meist zitierte Werk des Modernismus hinterließ, überrascht. Die auffälligen Mosaiken und schmiedeeisernen Arbeiten an der Fassade seines Hauses Can Forteza Rei in Palma (Plaça Marquès del Palmer) gelten heute als Inbegriff des Modernismus. Von einigen Einheimischen damals als geschmacklos kritisiert, ist dieser Stil heute als ein prägender historischer Einfluss der Inselarchitektur anerkannt. 17
Das Magazin Insel der Klöster Um näher bei Gott zu sein und sich zugleich vor Schmugglern und Piraten zu schützen, wurden die Klöster oft auf Berggipfeln erbaut und garantieren noch heute friedliche Stimmung und herrliche Ausblicke. In einigen Klöstern und Heiligtümern findet man Unterkunft, was eine gute Gelegenheit bietet, Mallorca fernab vom Ballermann zu erleben. Besuch der Bohème Der Klosteraufenthalt der französischen Schriftstellerin George Sand (1804 1876) begründete einen Trend. Mit ihrem Geliebten Frédéric Chopin bewohnte sie über drei Monate eine kleine Wohnung in den wunderschön eingerichteten Mönchszellen des vormaligen Kartäuserklosters La Cartoixa.»Es wäre unmöglich, dieses Geschenk des Himmels zu beschreiben. Es ist der schönste Ort, um sein Leben wieder zu finden«, schrieb Sand 1838 über das Kloster im Bergdorf Valldemossa (P96). Hier kann man den Spuren der beiden folgen bei ihrem»sündigen«aufenthalt waren die Mönche aber bereits verschwunden. Zuflucht auf dem Gipfel Majestätisch und steil erhebt sich der Puig de Randa über den Obst- und Olivenhainen in der mallorquinischen Zentralebene. Auf seinem Gipfel gründete der im 13. Jh. berühmte mallorquinische Mystiker und Gelehrte Ramón Llull das erste Kloster der Insel, das Santuari de Cura de Randa, um in der Einöde Sühne zu üben und philosophische Traktate zu verfassen. Die heutigen Pilger nähern sich ihrem Ziel eher mit dem Rad, erkunden als Gäste des Hotels den Klostergarten und die traditionellen Gerichte des Restaurants oder lassen bei einem Getränk den Blick in die Umgebung des Klosters schweifen. Die 31 Zimmer und vier Juniorsuiten sind mit Fernseher, Telefon, Internetzugang, Bad und Heizung ausgestattet ganz auf der Höhe der Zeit also und alles andere als hinterwäldlerisch. Santuari Cura de Randa (rechts), La Cartoixa (oben rechts) 18
Das Magazin Oase im Tal Am Gebirgsfuß der karstigen Serra de Tramuntana liegt Lluc (P102), das seit dem 13. Jh. ein Wallfahrtsort ist. Nach seiner Konvertierung zum Christentum entdeckte ein vormals arabischer Hirtenjunge namens Lluch in einem Kiefernwald eine schwarze Madonnenstatue, worauf die Einheimischen hier eine Kapelle errichteten. Heute ist diese Kapelle Teil der riesigen Anlage des alten Augustinerklosters Lluc mit seinen massigen Steingebäuden. 81 einstige Mönchszellen und 39 Apartments mit eingerichteter Küche stehen heute für Gäste zur Verfügung. Lluc zählt somit zu den am besten ausgestatteten Klosterunterkünften der Insel und das bei recht vernünftigen Preisen. Bei der Versorgung vor Ort in Lluc haben Sie u. a. die Wahl zwischen dem Café Sa Plaça sowie den Restaurant-Bars Font Coberta und 19