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Transkript:

Teil III Unterrichtsvorschläge und Arbeitsblätter Hinweise für LK Unterrichtsentwurf Zielgruppe: Zeit: Lernziele: Materialien: Sek. I ab A2 3 4 UE Lesestrategien anwenden, Sprechen (begründen, Vermutungen äußern, einen Text rekonstruieren), kreatives Schreiben, freie Textproduktion Interkultureller Vergleich, landeskundliche Informationen sammeln Kalenderbild, Internet, Mal- und Bastelutensilien (Stoff, Papier, Schere, Klebstoff), Quartettkarten, Wort-Bild-Karten, Arbeitsblatt: der veränderte Text, Kamera Ad Aufgabe 1: Ad Aufgabe 2: Ad Aufgabe 3: Ad Aufgabe 5: Ad Aufgabe 6: Wenn das Märchen bekannt ist: Wie sieht wohl aus, wie alt ist sie, was trägt sie? Kalenderbild als Sprechanlass: Das Gesicht zeigen, aber die obere Kopfhälfte abdecken. Sieht so in deiner Fantasie aus? (älter/jünger ) Ein rotes Käppchen wird gestaltet. (Die gemalten Käppchen werden über den Kalenderbildkopf gehalten). Danach wird das Kalenderbildkäppchen aufgedeckt. Das Käppchen, die Form, die Größe, das Aussehen werden beschrieben. Hinweis: Der Interkulturelle Vergleich sollte dazu beitragen von dem stereotypen Deutschbild (Lederhosen, Dirndl ) Abschied zu nehmen. LK schneidet den Text auf dem Arbeitsblatt in 6 Teile und verteilt die Abschnitte an die 6 Gruppen. Die Lösung lautet: Barbiepuppe, Mittwoch Mitte Juni, Auto, zwei Kilometer nördlich von Wolfsburg, Armbanduhr, ungefähr einen Kilometer, Fabrik, Windräder, Tütensuppen, Supermarkt, Uhr, Heizung, Licht, Fahrrad, anrufen) A. Je nach Alter und Sprachkenntnissen der Zielgruppe können noch sprachliche Mittel vorgegeben werden. Zum Beispiel: Meine Mutter hat gesagt, ich soll nicht / ich darf nicht/ B. Wenn eine Kamera vorhanden ist, kann das Interview auch aufgezeichnet werden. Autorin: Angelika Lundquist-Mog / 2012 Goethe-Institut e.v. 56

Teil III Unterrichtsvorschläge und Arbeitsblätter Aufgaben Aufgabe 1: Märchenzitat Aus welchem Märchen kommt das Märchenzitat? Welches Wort fehlt? Da hast du ein Stück Kuchen und eine Flasche Wein, bring das der hinaus. Aufgabe 2: Die passende Kopfbedeckung a. Auf dem Kalenderbild fehlt noch die Kopfbedeckung. Gestaltet ein Käppchen aus Papier, Stoff b. Informationen zu dem Käppchen findet ihr unter den Stichwörtern Schwälmer Tracht und Schwälmer Land. Recherchiert im Internet die Herkunftsregion und die Geschichte der Tracht. Aufgabe 3: Trachten Kennt ihr andere deutsche Trachten? Wer trägt heute wann eine Tracht? Ort / Gelegenheit ja / wer? nein in der Schule bei der Arbeit an Sonn- und Feiertagen bei Volksfesten im Club/in der Disko beim Wandern an touristischen Orten Gibt es Trachten in eurem Land / in eurer Gegend? Wer trägt sie? Und wann trägt man sie? Aufgabe 4: Das Märchen Rekonstruiert die Geschichte mit den Quartettkarten und den Wort-Bild-Karten. Legt sie zuerst in die passende Reihenfolge und erzählt dann zu jedem Bild, woran ihr euch erinnern könnt. Aufgabe 5: Vorsicht Fehler! Der Text auf dem Arbeitsblatt besteht aus 6 Teilen. Ihr könnt also 6 Gruppen bilden. Jede Gruppe liest ihren Teil. Vorsicht! Im ganzen Text sind 15 Fehler versteckt. Versucht sie zu finden. Und es fehlt für euren Teil noch eine Überschrift. Stellt den anderen Gruppen eure Fehlerfunde und Überschriften vor. Begründet, warum diese Wörter oder Textstellen nicht ins Märchen passen. Aufgabe 6: Aufgabe zur Wahl Wählt eine der beiden Aufgaben und schreibt gemeinsam (Partner oder Gruppe) einen Text und präsentiert den anderen Gruppen euer Ergebnis. Autorin: Angelika Lundquist-Mog / 2012 Goethe-Institut e.v. 57

Teil III Unterrichtsvorschläge und Arbeitsblätter Aufgaben A. s Tagebuch: Was hat nach diesem Ereignis in ihr Tagebuch geschrieben. Was hat die Mutter gesagt? Was sollte sie tun/nicht tun? Was hat sie gefühlt, gedacht? B. Fernsehinterview mit einem Helden: Formuliert die Fragen und Antworten für das Interview mit dem Retter von und ihrer Großmutter, dem Jäger, und probt für euren Fernsehauftritt. Autorin: Angelika Lundquist-Mog / 2012 Goethe-Institut e.v. 58

didaktisierung zum kalender Märchenhaft 2012 teil iii unterrichtsvorschläge und arbeitsblätter rotkäppchen arbeitsblatt rotkäppchen 1 Es war einmal ein kleines, süßes Mädchen, das hatten alle lieb, die es nur ansahen, am allerliebsten aber hatte es seine Großmutter; die wusste gar nicht, was sie alles dem Kind geben sollte. Einmal schenkte sie ihm eine Barbiepuppe und dann wieder ein Käppchen aus rotem Samt, und weil ihm das so gut stand und es nichts anderes mehr tragen wollte, hieß es nur noch das. An einem Mittwoch Mitte Juni sprach seine Mutter zu ihm: Komm,, da hast du ein Stück Kuchen und eine Flasche Wein, bring das der Großmutter hinaus; sie ist krank und schwach und wird sich daran erfreuen. Sei artig, lauf nicht vom Weg ab und steig in kein Auto ein, sonst fällst du und zerbrichst die Flasche, und die Großmutter hat nichts. Und wenn du in ihre Stube kommst, so vergiss nicht guten Morgen zu sagen, und guck nicht erst in allen Ecken herum. Ich will schon alles gut machen, sagte zur Mutter und gab ihr die Hand darauf. 2 Die Großmutter aber wohnte draußen im Wald, eine halbe Stunde vom Dorf, zwei Kilometer nördlich von Wolfsburg. Als nun in den Wald kam, begegnete ihm der Wolf. aber wusste nicht, was das für ein böses Tier war, und fürchtete sich nicht vor ihm. Guten Tag,, sprach er. Schönen Dank, Wolf. Der Wolf schaute auf die Armbanduhr Wo hinaus so früh,? Zur Großmutter. Was trägst du unter der Schürze? Kuchen und Wein; gestern haben wir gebacken, damit soll sich die kranke und schwache Großmutter stärken., wo wohnt deine Großmutter? Noch ungefähr einen Kilometer von hier, eine gute Viertelstunde weiter im Wald, bei der Fabrik unter den drei großen Eichbäumen, da steht ihr Haus; unten sind die Nusshecken, und man sieht schon von weitem die Windräder, das wirst du ja wissen, sagte. Der Wolf dachte bei sich: Das junge, zarte Ding, das ist ein fetter Bissen, der wird noch besser schmecken als die Alte oder die ewigen Tütensuppen. Du musst es listig anfangen, damit du beide schnappst. 3 Da ging er ein Weilchen neben her, dann sprach er:, sieh einmal die schönen Blumen, die rings umher stehen, so schöne gibt es noch nicht mal im Supermarkt. Warum guckst du dich nicht um? Ich glaube, du hörst gar nicht, wie die Vöglein so lieblich singen! Du gehst ja für dich hin, als wenn du zur Schule gingst, und es ist so lustig draußen im Wald. schlug die Augen auf, und sah, wie die Sonnenstrahlen durch die Bäume hin und her tanzten und alles voll schöner Blumen stand. Da dachte es: Wenn ich der Großmutter einen frischen Strauß mitbringe, wird sie sich darüber freuen. Sie schaute auf ihre Uhr. Es ist noch früh am Tag, so dass ich doch zur rechten Zeit ankomme, lief vom Weg ab in den Wald hinein und suchte Blumen. Und wenn es eine gepflückt hatte, meinte es, weiter hinaus stünde eine schönere, und lief danach und geriet immer tiefer in den Wald hinein. Autorin: Angelika Lundquist-Mog / 2012 Goethe-Institut e.v. 59

didaktisierung zum kalender Märchenhaft 2012 teil iii unterrichtsvorschläge und arbeitsblätter rotkäppchen arbeitsblatt 4 Der Wolf aber ging geradewegs zum Haus der Großmutter und klopfte an die Tür. Wer ist draußen?, das bringt Kuchen und Wein, mach auf. Drück nur auf die Klinke, rief die Großmutter, ich bin zu schwach und kann nicht aufstehen. Der Wolf drückte auf die Klinke, die Tür sprang auf, und er ging ohne ein Wort zu sprechen, gerade zum Bett der Großmutter und verschluckte sie. Dann zog er ihre Kleider an, setzte ihre Haube auf, stellte die Heizung aus, legte sich in ihr Bett und zog die Vorhänge zu. 5 aber war nach den Blumen herumgelaufen und erst als es so viele zusammen hatte, dass es keine mehr tragen konnte, fiel ihm die Großmutter wieder ein, und es machte sich auf den Weg zu ihr. Es wunderte sich, dass die Tür offen stand, und wie es in die Stube kam, sah es so seltsam darin aus, dass es dachte: Ei, du mein Gott, wie ängstlich wird es mir heute zumute, und bin sonst so gern bei der Großmutter! Es rief: Guten Morgen!, bekam aber keine Antwort. Darauf machte es das Licht an, ging es zum Bett und zog die Vorhänge zurück. Da lag die Großmutter und hatte die Haube tief ins Gesicht gesetzt und sah so wunderlich aus. Ei, Großmutter, was hast du für große Ohren? Dass ich dich besser hören kann! Ei, Großmutter, was hast du für große Augen? Dass ich dich besser sehen kann! Ei, Großmutter, was hast du für große Hände? Dass ich dich besser packen kann. Aber, Großmutter, was hast du für ein entsetzlich großes Maul? Dass ich dich besser fressen kann. Kaum hatte der Wolf das gesagt, so tat er einen Satz aus dem Bett und verschlang das arme. Als der Wolf den fetten Bissen verschlungen hatte, legte er sich wieder ins Bett, schlief ein und fing an, laut zu schnarchen. 6 Der Jäger fuhr mit dem Fahrrad eben an dem Haus vorbei und dachte: Wie die alte Frau schnarcht! Du musst doch einmal nach ihr sehen. Da trat er in die Stube, und als er vor das Bett kam, sah er, dass der Wolf darin lag. Finde ich dich hier, du alter Sünder, sagte der Jäger, ich habe dich lange gesucht. Nun wollte er sein Gewehr anlegen, da fiel ihm ein, der Wolf könnte die Großmutter verschlungen haben, und vielleicht ist sie noch zu retten. Er schoss nicht, sondern nahm eine Schere und fing an, dem schlafenden Wolf den Bauch aufzuschneiden. Als er ein paar Schnitte gemacht hatte, sah er das rote Käppchen leuchten, und noch ein paar Schnitte, da sprang das Mädchen heraus und rief: Ach, wie war ich erschrocken, wie war s so dunkel in dem Bauch des Wolfes! Und dann kam die Großmutter auch noch lebendig heraus und konnte kaum atmen. aber holte große, schwere Steine, damit füllten sie dem Wolf den Leib, und als er aufwachte, wollte er fortlaufen, aber die Steine waren so schwer, dass er gleich niedersank und tot umfiel. Da waren alle drei glücklich, der Jäger zog dem Wolf den Pelz ab, die Großmutter aß den Kuchen und trank den Wein, den gebracht hatte, und erholte sich wieder, rief aber erst mal ihre Mutter an und dachte: Du willst dein Lebtag nicht wieder allein vom Weg ab in den Wald laufen, wenn es dir die Mutter verboten hat. Autorin: Angelika Lundquist-Mog / 2012 Goethe-Institut e.v. 60

Teil IV Alle Kalenderseiten auf einen Blick Märchentext Text Es war einmal ein kleines, süßes Mädchen, das hatten alle lieb, die es nur ansahen, am allerliebsten aber hatte es seine Großmutter; die wusste gar nicht, was sie alles dem Kind geben sollte. Einmal schenkte sie ihm ein Käppchen aus rotem Samt, und weil ihm das so gut stand und es nichts anderes mehr tragen wollte, hieß es nur noch das. Eines Tages sprach seine Mutter zu ihm: Komm,, da hast du ein Stück Kuchen und eine Flasche Wein, bring das der Großmutter hinaus; sie ist krank und schwach und wird sich daran erfreuen. Sei artig und lauf nicht vom Weg ab, sonst fällst du und zerbrichst die Flasche, und die Großmutter hat nichts. Und wenn du in ihre Stube kommst, so vergiss nicht, guten Morgen zu sagen, und guck nicht erst in allen Ecken herum. Ich will schon alles gut machen, sagte zur Mutter und gab ihr die Hand darauf. Die Großmutter aber wohnte draußen im Wald, eine halbe Stunde vom Dorf. Als nun in den Wald kam, begegnete ihm der Wolf. aber wusste nicht, was das für ein böses Tier war, und fürchtete sich nicht vor ihm. Guten Tag,, sprach er. Schönen Dank, Wolf. Wo hinaus so früh,? Zur Großmutter. Was trägst du unter der Schürze? Kuchen und Wein; gestern haben wir gebacken, damit soll sich die kranke und schwache Großmutter stärken., wo wohnt deine Großmutter? Noch eine gute Viertelstunde weiter im Wald, unter den drei großen Eichbäumen, da steht ihr Haus; unten sind die Nusshecken, das wirst du ja wissen, sagte. Der Wolf dachte bei sich: Das junge, zarte Ding, das ist ein fetter Bissen, der wird noch besser schmecken als die Alte. Du musst es listig anfangen, damit du beide schnappst. Da ging er ein Weilchen neben her, dann sprach er:, sieh einmal die schönen Blumen, die rings umher stehen, warum guckst du dich nicht um? Ich glaube, du hörst gar nicht, wie die Vöglein so lieblich singen! Du gehst ja für dich hin, als wenn du zur Schule gingst, und es ist so lustig draußen im Wald. schlug die Augen auf und sah, wie die Sonnenstrahlen durch die Bäume hin und her tanzten und alles voll schöner Blumen stand. Da dachte es: Wenn ich der Großmutter einen frischen Strauß mitbringe, wird sie sich darüber freuen. Es ist noch früh am Tag, so dass ich doch zur rechten Zeit ankomme, lief vom Weg ab in den Wald hinein und suchte Blumen. Und wenn es eine gepflückt hatte, meinte es, weiter hinaus stünde eine schönere, und lief danach und geriet immer tiefer in den Wald hinein. Der Wolf aber ging geradewegs zum Haus der Großmutter und klopfte an die Tür. Wer ist draußen?, das bringt Kuchen und Wein, mach auf. Drück nur auf die Klinke, rief die Großmutter, ich bin zu schwach und kann nicht aufstehen. Der Wolf drückte auf die Klinke, die Tür sprang auf, und er ging, ohne ein Wort zu sprechen, gerade zum Bett der Großmutter und verschluckte sie. Dann zog er ihre Kleider an, setzte ihre Haube auf, legte sich in ihr Bett und zog die Vorhänge zu. aber war nach den Blumen herumgelaufen und erst, als es so viele zusammen hatte, dass es keine mehr tragen konnte, fiel ihm die Großmutter wieder ein, und es machte sich auf den Weg zu ihr. Es wunderte sich, dass die Tür offen stand, und wie es in die Stube kam, sah es so seltsam darin Quelle: Grimms Märchen, gekürzte und überarbeitete Fassung 106

Teil IV Alle Kalenderseiten auf einen Blick Märchentext aus, dass es dachte: Ei, du mein Gott, wie ängstlich wird es mir heute zumute, und bin sonst so gern bei der Großmutter! Es rief: Guten Morgen!, bekam aber keine Antwort. Darauf ging es zum Bett und zog die Vorhänge zurück. Da lag die Großmutter und hatte die Haube tief ins Gesicht gesetzt und sah so wunderlich aus. Ei, Großmutter, was hast du für große Ohren? Dass ich dich besser hören kann! Ei, Großmutter, was hast du für große Augen? Dass ich dich besser sehen kann! Ei, Großmutter, was hast du für große Hände? Dass ich dich besser packen kann. Aber, Großmutter, was hast du für ein entsetzlich großes Maul? Dass ich dich besser fressen kann. Kaum hatte der Wolf das gesagt, so tat er einen Satz aus dem Bett und verschlang das arme. Als der Wolf den fetten Bissen verschlungen hatte, legte er sich wieder ins Bett, schlief ein und fing an, laut zu schnarchen. Der Jäger ging eben an dem Haus vorbei und dachte: Wie die alte Frau schnarcht! Du musst doch einmal nach ihr sehen. Da trat er in die Stube, und als er vor das Bett kam, sah er, dass der Wolf darin lag. Finde ich dich hier, du alter Sünder, sagte der Jäger, ich habe dich lange gesucht. Nun wollte er sein Gewehr anlegen, da fiel ihm ein, der Wolf könnte die Großmutter verschlungen haben, und vielleicht ist sie noch zu retten. Er schoss nicht, sondern nahm eine Schere und fing an, dem schlafenden Wolf den Bauch aufzuschneiden. Als er ein paar Schnitte gemacht hatte, sah er das rote Käppchen leuchten, und noch ein paar Schnitte, da sprang das Mädchen heraus und rief: Ach, wie war ich erschrocken, wie war s so dunkel in dem Bauch des Wolfes! Und dann kam die Großmutter auch noch lebendig heraus und konnte kaum atmen. aber holte große, schwere Steine, damit füllten sie dem Wolf den Leib, und als er aufwachte, wollte er fortlaufen, aber die Steine waren so schwer, dass er gleich niedersank und tot umfiel. Da waren alle drei glücklich, der Jäger zog dem Wolf den Pelz ab, die Großmutter aß den Kuchen und trank den Wein, den gebracht hatte, und erholte sich wieder, aber dachte: Du willst dein Lebtag nicht wieder allein vom Weg ab in den Wald laufen, wenn es dir die Mutter verboten hat. Quelle: Grimms Märchen, gekürzte und überarbeitete Fassung 107