HOMO FABER. Max Frisch

Ähnliche Dokumente
Inhalt. Vorwort Themen und Aufgaben Rezeptionsgeschichte Materialien Literatur

Sophia, der Tod und ich

Notizbuch mit den Fragebogen von Max Frisch

Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war

suhrkamp taschenbuch 4239 Fragebogen von Max Frisch 1. Auflage

Leit-Bild der Werkstätten Gottes-Segen

Das Geheimnis guter Beziehungen:

Martin Muster. Wilhelm Muster. Elisabeth Muster

Janis Uecker gestorben am 22. Mai 2015

Wir trauern um Otto Mangott aus Spiss (verstorben am ) Stefanie Lutt und Dominik Römer aus Ried im Oberinntal

MATERIAL ZUR INSZENIERUNG DER BÄR, DER NICHT DA WAR

TABU. Wer bin ich, wenn ich nicht male? Neo Rauch

NICHT OHNE DICH. Rainer Gothe Jg.: 2015

FRIEDEN MIT DER VERGANGENHEIT

Ralf Schweikart Love Lyrics

Umzug der Familie nach Bern, wo Dürrenmatt für zweieinhalb Jahre das Freie Gymnasium und dann das Humboldtianum besucht.

Domvikar Michael Bredeck Paderborn

Von Anfang an geliebt. Mit Ihrem Kind auf dem Weg

Gerard Stielau gestorben am 20. März 2017

Christopher Cunitz gestorben am 25. April 2014

DON QUIJOTE NACH DEM ROMAN VON MIGUEL DE CERVANTES BÜHNENFASSUNG VON MICHAEL BOGDANOV

Beethovens Kindheit. Beethovens Romanzen. Graphic Novel von Julia Gawlytta*

Josef. Auf Gott hören, vertrauen und handeln. Frauenfrühstück 19. März 2015 in Herxheim

Friedrich Dürrenmatt. Danksagungen. Was einmal gedacht wurde, kann nicht mehr zurückgenommen werden

Frühling/Sommer PHILOSOPHIE ist...

Lektion Wie alt war Jesus, als Er begann, die Juden zu unterrichten? - Jesus war 30 Jahre alt.

Übersetzungen der englischen Texte aus der Chormappe 2012

Ich glaube an einen. ich glaube, dass ich glaube. ich glaube, dass ich glaube. ich glaube, dass ich glaube. ich glaube, dass ich glaube

Es geht um mehr! Predigt zu Joh 11,1-45 (16. So n Trin, )

Interview mit Nurcan Hofmann und Peter Hofmann Izmir

Inhalt. Vorwort Themen und Aufgaben Rezeptionsgeschichte Materialien Literatur

ANNE FRANK TAG JAHRE TAGEBUCH

Ich bin glücklich S. 36, 37

Als ich geboren wurde, stand da ein Wagen. Ich kam wahrscheinlich in einem Wagen auf die Erde gefahren. Ich glaubte lange, das wäre bei allen Kindern

Medienliste. Standard sortiert nach Haupteintrag (Verfasser) Bernhard Schlink / Der Vorleser. Bertold Brecht / Der kaukasische Kreid

Herr Werner Lampe gestorben am 31. Juli 2016

gemeinsamdenken.ch, Strada Collina Monte Verità 6, CH-6612 Ascona,

Frisch, Max - Homo Faber - Walter Faber und das Weibliche

Predigten zum Mitnehmen

Die Verfälschung der Aussage Max Frischs Werk "Homo Faber" durch die filmische Adaption Volker Schlöndorffs

Ihnen allen gemeinsam ist die Trauer, die sie erfüllt hat und jetzt noch in Ihnen ist. Niemand nimmt gerne Abschied von einem lieben Menschen.

Dajana Brehme gestorben am 13. August 2016

Das Bandtagebuch mit EINSHOCH6

Stefanie Göhner Letzte Reise. Unbemerkbar beginnt sie Deine lange letzte Reise. Begleitet von den Engeln Deiner ewigen Träume

Helga Tschinkel geb. Prade gestorben am 24. Dezember 2016

Königs Erläuterungen und Materialien Band 176. Auszug aus: Friedrich Hebbel. Maria Magdalena. von Magret Möckel

Predigt zu allein die Schrift und allein aus Gnade am Reformationstag 2017

Begrüssung. Liebe Leserin, lieber Leser

bemüht, Geduld mit ihm zu haben, aber das war nicht immer leicht. Einmal, als er noch kaum laufen konnte, hatte sie ihm mit der Hand den Mund

Ich bin die Auferstehung und das Leben. Biblische Zitate: Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt. Johannes 11, 25

Hannelore und Hans Peter Royer. Der Liebesbrief des Vaters

Das Bandtagebuch mit EINSHOCH6 Neue Liebe, neues Leben

Bertolt Brechts frühe Liebeslyrik im teilweisen Spiegel seiner frühen Jugendlieben - "Erinnerung an die Marie A." und "Terzinen über die Liebe"

HGM Hubert Grass Ministries

Between the Lines: Wie du mich liebst

Download. Jesus erzählt von Gott. Klasse 1-4. Renate Maria Zerbe. Downloadauszug aus dem Originaltitel:

Schenkt euch gegenseitig Zeit

Samuel, Gottes Kindlicher Diener

Eine Geschichte in Einfacher Sprache zum Jahresende 2015 von Marion Döbert

ie im Leben hätte Circusdirektor Valentin Samani gedacht, dass ihn ein Brief so überraschen könnte. Und das wollte etwas heißen bei einem

Wer verdient Gnade? EINLEITUNG

Dirk Descher gestorben am 4. März 2017

Wolfgang Amadeus Mozart

Magie Die Kraft des Mondes

Liebesbeziehungen. Menschliches Schreiben. Probleme Kinder. Wahrheit. Weisheit. Denken

Liebesbeziehungen. Kommunikation Betrachtungen. Besonderheiten. Menschliches Schreiben. Probleme Kinder. Wahrheit. Weisheit. Vernunft. Denken.

Wo Himmel und Erde sich berühren

Inhalt. Vorwort Themen und Aufgaben Rezeptionsgeschichte Materialien Literatur

Max Frisch Fragebogen

Christiane Wülbern geb. Scheltner gestorben am 22. Februar 2016

Der Wunsch nach Verbundenheit und Einssein

mehr schlägt, wenn ich weine, sind Tränen für mich etwas Verbotenes geblieben. Trotzdem weine ich, Georg. Um dich, um mich, um das, was war, und vor

Predigt am Voller Freude Johannes 3,1-12. Liebe Gemeinde!

ISBN

Jörg Goltz gestorben am 18. Januar 2017

GÜTERSLOHER VERLAGSHAUS

Unterrichtsmaterialien in digitaler und in gedruckter Form. Auszug aus: Antigone - Ein Mythos und seine Bearbeitungen

Johann Wolfgang Goethe

Einsichten Gedanken zur Nacht vom 5. Oktober bis 11. Oktober 2015

"DER ERLÖSER IN DIR": Aus: ad.php?t=5342

Lektion Tut Gott immer das, von dem Er gesagt hat, dass Er es tun wird? - Ja.

Lk 2, Maria und Josef nahmen noch 4 Tauben mit. Maria und Josef wollten die 4 Tauben Gott im Tempel schenken.

Schauspielerin Karoline Schuch beantwortet Fragen an das Leben

Sind Sie sich selber ein Freund? Suhrkamp

Renate Ahrens Marie - help me!

Rede von Bundespräsident Heinz Fischer anlässlich der Trauerfeier für Altbundespräsident Johannes Rau, 7. Februar 2006, Berlin

Geschwister.»Dann kam Erma, dann Cecil der mein Manager ist, dann ich und dann Carolyn.«Das Leben der Geschwister war stark religiös geprägt, denn

Believe and Pray. 16. November Sehnsucht und Feuer in Dir. Gebet Teil I. Bischof Stefan Oster

Henning Hepers gestorben am 16. August 2016

angesichts all der Vertrauenskrisen in ihrem persönlichen und im öffentlichen Leben. ANNE & NIKOLAUS SCHNEIDER

INHALT. 1. Selbstliebe. 3. Liebe versus Angst. 4. Selbstwertgefühl und Fülle. 5. Liebe und Leistung. 6. Ohne Liebe keine Gesundheit

Frieder Harz. Religiöse Erziehung und Bildung. Erzà hlung zu: Wohnt Gott im Tempel (1.Kà 8) Erzählung zu 1. Könige 8: Wohnt Gott im Tempel?

Bijan Anjomi. Alles ist möglich IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII SILBERSCHNUR IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII

Fragebogen Deutsch als Fremdsprache

Predigt zu Römer 8,32

Transkript:

Homo faber

HOMO FABER NACH DEM GLEICHNAMIGEN ROMAN VON MAX FRISCH IN EINER BÜHNENFASSUNG VON ALICE ASPER Das Verblüffende, das Erregende jedes Zufalls besteht darin, dass wir unser eigenes Gesicht erkennen; der Zufall zeigt mir, wofür ich zur Zeit ein Auge habe, und ich höre, wofür ich Antennen habe. [ ] Am Ende ist es immer das Fällige, was uns zufällt. WALTER FABER HANNA PIPER ELISABETH PIPER Stephan Benson Katharina Abt Gaia Vogel Max Frisch REGIE AUSSTATTUNG MITARBEIT AUSSTATTUNG DRAMATURGIE REGIEASSISTENZ REGIEHOSPITANZ AUSSTATTUNGSHOSPITANZ LICHT UND TON TECHNISCHER LEITER PRODUKTIONSLEITERIN BÜHNENMEISTER STELLWERK BÜHNENBAU/TISCHLEREI REQUISITE MASKE INSPIZIENZ SCHNEIDEREI ANKLEIDERIN Christian Nickel Birgit Voß Ricarda Lutz Anke Kell Felicitas Arnold Victoria Vosseberg Jule Schlieker, Rilana Wolkersdorf Björn Marckstadt Andreas Meyer-Delius Carla Frisch Artur Leischner Corin Anderson, Johannes Schmieding Frank Lühr, Nele Richter Nadine Ottenroth, Natalia Schäfer Biljana Ristić-Hippler und das Maskenteam des Altonaer Theaters Nina Fengler, Gaia Molinari, Thorsten Wolkenhauer Britta Broers, Laura Loehning Maja Lipinski PREMIERE AM 14. JANUAR 2017 IM ALTONAER THEATER AUFFÜHRUNGSDAUER: ca. zwei Stunden, 20 Minuten, inklusive Pause AUFFÜHRUNGSRECHTE: Suhrkamp Theater Verlag, Berlin. MAX FRISCH wurde am 15. Mai 1911 in Zürich als Sohn eines Architekten geboren. Im Gymnasium lernte er Werner Coninx kennen, der später sein Architekturstudium finanzierte. Zunächst studierte er jedoch Germanistik und arbeitete als Journalist. Diese Tätigkeit ermöglichte ihm ausgedehnte Reisen. Sein erster Roman Jürg Reinhard erschien bereits 1934. Im Jahr zuvor hatte er Käte Rubensohn kennengelernt, die Jüdin war und aus Berlin stammend ebenfalls in Zürich studierte. Frisch wäre 1936 bereit gewesen, sie zu heiraten, um ihr einen gesicherten Aufenthalt in der Schweiz zu gewährleisten. Sie lehnte ab, da sie sich eine Hochzeit aus Liebe gewünscht hätte, und die Beziehung zerbrach. Noch ehe 1937 sein zweiter Roman Antwort aus der Stille erschien, hatte Frisch begonnen, Architektur zu studieren. In ihm wuchs der Entschluss, das Schreiben aufzugeben. Er absolvierte den Kriegsdienst bei der Schweizer Armee und nahm 1941 nach erfolgreicher Beendigung seines Studiums eine Stelle in einem Architekturbüro an. Schon 1942 gewann er die Ausschreibung für den Bau des Schwimmbads Letzigraben, der kriegsbedingt erst 1947 begann. In die Zwischenzeit fallen seine erste Heirat und die Geburt seiner ältesten Tochter Ursula sowie des Sohnes Hans Peter. Tochter Charlotte folgte 1949. Er machte sich als Architekt selbstständig und ließ sich von Kurt Hirschfeld dazu ermuntern, Theaterstücke zu schreiben. Im März 1945 kam mit Nun singen sie wieder das erste seiner Stücke zur Uraufführung am Zürcher Schauspielhaus. Über Hirschfeld lernte Frisch Bertolt Brecht kennen, der ihn auch auf der Baustelle des Schwimmbades besuchte. Ein Stipendium ermöglichte Frisch 1951/52 einen einjährigen Aufenthalt in den USA. Im Jahr zuvor veröffentlichte der Suhrkamp- Verlag Frischs Tagebuch 1946-49. Aus den USA berichtete er von der Arbeit an einem Roman, der schließlich 1954 unter dem Titel Stiller erschien. Frisch verließ 1955 seine Familie und verkaufte das Architekturbüro. An den Erfolg von Stiller konnte er 1957 mit Homo faber und 1964 mit Mein Name sei Gantenbein anknüpfen. Die Thematik der Romane, die Brüchigkeit der eigenen Identität und Rolle, insbesondere im Spannungsfeld der Beziehungen zwischen den Geschlechtern, war schon in seinen frühen Prosawerken erkennbar und durchzieht auch die eigene Biografie. 1958 begann eine fünfjährige Beziehung zu Ingeborg Bachmann, mit der er zwischen 1960 und 1963 in Rom zusammenlebte. Noch in der Zeit mit Bachmann lernte er Marianne Oellers kennen, die er 1968 heiratete. Sie unternahmen viele Reisen und lebten im Tessin, in Berlin und New York. Die Ehe

wurde 1979 geschieden. Ein Wochenende, das er 1974 mit Alice Locke-Carey an der Küste von Long Island verbrachte, verarbeitete er zu der Erzählung Montauk (1975), die den Auftakt zu den drei Romanen seines Spätwerks bildet. Der Mensch erscheint im Holozän und Blaubart folgten 1979 und 1982. Von 1983 an wurde Frisch von Karin Pilliod begleitet. Sie war die Tochter seiner Geliebten Madeleine Seigner-Besson aus den 50er Jahren. Max Frisch starb am 4. April 1991 in Zürich. Quelle: Volker Hage: Max Frisch, Reinbek b. Hamburg, 2011. Es gibt kein Erinnern und keine Beziehung zur Geschichte, die nicht durch einen Wunsch, also etwas in die Zukunft Weisendes angeregt würde. George Didi-Hubermann in Lettre 109, Sommer 2015. Stephan Benson, Katharina Abt

AUS DEN FRAGEBÖGEN VON MAX FRISCH»Was ich im Kopf habe, ist das Chaos«, sagte Max Frisch einst vor Studierenden in New York, als er Auskunft geben sollte über seine Schreibtheorie.»Ich habe keine«, hat er gesagt, er habe bestenfalls Fragen. Fragen an sich selbst, ein Leben lang, Fragen an die Leser. Seine Bücher, die großen Romane wie Stiller und Homo faber können als Fragebücher verstanden werden, Wahrheiten suchend, Möglichkeiten prüfend. In seinem Tagebuch 1966-1971 hat er einige seiner Fragen in Fragebögen zusammengefasst, die heute weltberühmt sind: 12. Wer hat den Kastrationskomplex erfunden? 13. In welchem der beiden Fälle sprechen Sie liebevoller von einer vergangenen Paarschaft: wenn Sie eine Frau verlassen haben oder wenn Sie verlassen worden sind? 14. Lernen Sie von einer Liebesbeziehung für die nächste? 15. Wenn Sie mit Frauen immer wieder dieselbe Erfahrung machen: denken Sie, dass es an den Frauen liegt, d.h. halten Sie sich infolgedessen für einen Frauenkenner? 16. Möchten Sie Ihre Frau sein? FRAUEN [ ] 05. Haben Sie Ihre Lebensgefährtin gewählt? 06. Kommt es nach Jahr und Tag zum freundlichen Wiedersehen mit früheren Gefährtinnen: überzeugt Sie dann Ihre einstige Paarschaft oder verwundert es Sie, d.h. haben Sie dann den Eindruck, dass Ihre berufliche Arbeit und Ihre politischen Ansichten sie wirklich interessiert haben, oder scheint es Ihnen heute, dass man sich alle diesbezüglichen Gespräche hätte sparen können? 07. Befremdet Sie eine kluge Lesbierin? 08. Meinen Sie zu wissen, wodurch Sie die Liebe einer Frau gewinnen, und wenn es sich eines Tages herausstellt, wodurch Sie die Liebe einer Frau tatsächlich gewonnen haben: zweifeln Sie an ihrer Liebe? 09. Was bezeichnen Sie als männlich? 17. Woher wissen Sie mehr über die intimen Beziehungen zwischen den Geschlechtern: aus dem Gespräch mit andern Männern oder aus dem Gespräch mit Frauen? Oder erfahren Sie das meiste ohne Gespräch: aus den Reaktionen der Frauen, d.h. indem Sie merken, was Frauen gewohnt sind und was nicht, was sie von einem Mann erwarten, befürchten usw.? 18. Wenn Sie das Gespräch mit einer Frau anregt: wie lange gelingt es Ihnen, ein solches Gespräch zu führen, ohne beiläufig auf Gedanken zu kommen, die Sie verschweigen, weil sie nicht zum Thema gehören? 19. Können Sie sich eine Frauenwelt vorstellen? 20. Was trauen Sie der Frau nicht zu: A. Philosophie? B. Organisation? C. Kunst? D. Technologie? E. Politik? und bezeichnen Sie daher eine Frau, die sich nicht an Ihr männliches Vorurteil hält, als unfraulich? 10. Haben Sie hinreichende Beweise dafür, dass sich die Frauen für bestimmte Arbeiten, die der Mann für sich als unwürdig empfindet, besonders eignen? 11. Was hat Sie am häufigsten verführt: A. Mütterlichkeit? B. dass Sie sich bewundert wähnen? C. Alkohol? D. die Angst, kein Mann zu sein? E. Schönheit? F. die voreilige Gewissheit, dass Sie der überlegene Teil sein werden und sei es als liebevoller Beschützer? HOFFNUNG [ ] 11. Was erfüllt Sie mit Hoffnung? A. die Natur? B. die Kunst? C. die Wissenschaft? D. die Geschichte der Menschheit? 12. Genügen Ihnen die privaten Hoffnungen?

Stephan Benson, Gaia Vogel

13. Gesetzt den Fall, Sie unterscheiden zwischen Ihren eigenen Hoffnungen und den Hoffnungen, die andere (Eltern, Lehrer, Kameraden, Liebespartner) auf Sie setzen: bedrückt es Sie mehr, wenn sich die ersteren oder wenn sich die letzteren nicht erfüllen? 14. Was erhoffen Sie sich von Reisen? 15. Wenn Sie jemand in einer unheilbaren Krankheit wissen: machen Sie ihm dann Hoffnungen, die Sie selber als Trug erkennen? 16. Was erwarten Sie im umgekehrten Fall? 17. Was bekräftigt Sie in Ihrer persönlichen Hoffnung? A. Zuspruch? B. die Einsicht, welchen Fehler Sie gemacht haben? C. Alkohol? D. Ehrungen? D. Glück im Spiel? F. ein Horoskop? G. dass sich jemand in Sie verliebt? 08. Möchten Sie wissen, wie Sterben ist? 09. Wenn Sie sich unter bestimmten Umständen schon einmal den Tod gewünscht haben und wenn es nicht dazu gekommen ist: finden Sie dann, dass Sie sich geirrt haben, d.h. schätzen Sie infolgedessen die Umstände anders ein? 10. Wem gönnen Sie manchmal Ihren eignen Tod? 11. Wenn Sie gerade keine Angst haben vor dem Sterben: weil Ihnen dieses Leben gerade lästig ist oder weil Sie gerade den Augenblick genießen? 12. Was stört Sie an Begräbnissen? Max Frisch: Tagebuch 1966-71., 1. Auflage, Frankfurt/M. 1989, S. 138f, 171, 395. Suhrkamp Verlag Frankfurt am Main 1972. Alle Rechte bei und vorbehalten durch Suhrkamp Verlag Berlin. 18. Gesetzt den Fall, Sie leben in der Großen Hoffnung (»dass der Mensch dem Menschen ein Helfer ist«) und haben Freunde, die sich aber dieser Hoffnung nicht anschließen können: verringert sich dadurch Ihre Freundschaft oder Ihre große Hoffnung? TOD [ ] 04. Möchten Sie unsterblich sein? 05. Haben Sie schon einmal gemeint, dass Sie sterben, und was ist Ihnen dabei eingefallen: A. was Sie hinterlassen? B. die Weltlage? C. eine Landschaft? D. dass alles eitel war? E. was ohne Sie nie zustandekommen wird? F. die Unordnung in den Schubladen? 06. Wovor haben Sie mehr Angst: dass Sie auf dem Totenbett jemand beschimpfen könnten, der es nicht verdient, oder dass Sie allen verzeihen, die es nicht verdienen? 07. Wenn wieder ein Bekannter gestorben ist: überrascht es Sie, wie selbstverständlich es Ihnen ist, dass die andern sterben? Und wenn nicht: haben Sie dann das Gefühl, dass er Ihnen etwas voraushat, oder fühlen Sie sich überlegen? Katharina Abt

Stephan Benson, Katharina Abt Katharina Abt, Stephan Benson Stephan Benson, Gaia Vogel Stephan Benson

Die Sonette an Orpheus Zweiter Teil, zehntes Sonett Alles Erworbne bedroht die Maschine, solange sie sich erdreistet, im Geist, statt im Gehorchen, zu sein. Dass nicht der herrlichen Hand schöneres Zögern mehr prange, zu dem entschlossenern Bau schneidet sie steifer den Stein. Nirgends bleibt sie zurück, dass wir ihr einmal entrönnen und sie in stiller Fabrik ölend sich selber gehört. Sie ist das Leben, sie meint es am besten zu können, die mit dem gleichen Entschluss ordnet und schafft und zerstört. Aber noch ist uns das Dasein verzaubert; an hundert Stellen ist es noch Ursprung. Ein Spielen von reinen Kräften, die keiner berührt, der nicht kniet und bewundert. Worte gehen noch zart am Unsäglichen aus Und die Musik, immer neu, aus den bebendsten Steinen, baut im unbrauchbaren Raum ihr vergöttlichtes Haus. Stephan Benson, Katharina Abt Rainer Maria Rilke (1922) LITERATUR Max Frisch: Tagebuch 1966-71., 1. Auflage, Frankfurt/M., Suhrkamp 1989. Volker Hage: Max Frisch, Überarbeitete Neuausgabe, Reinbek b. Hamburg, Rowohlt 2011. Rainer Maria Rilke: Die Sonette an Orpheus, Leipzig im Insel-Verlag, Château de Muzot im Februar 1922, gedruckt im Frühjahr 1923 von der Offizin W. Drugulin in Leipzig. Lettre International, LI 109, Sommer 2015, Berlin. IMPRESSUM Herausgeber: Intendant: Geschäftsführer: Redaktion: Mitarbeit: Gestaltung: Titelbild und Probenfotos: Druck: Altonaer Theater Axel Schneider Zebu Kluth Anke Kell Sebastian Schneck Felix Wandler G2 Baraniak kleinkariert medien Stephan Benson, Gaia Vogel

ALTONAER THEATER MUSEUMSTRASSE 17 22765 HAMBURG KARTENTELEFON: 040. 39 90 58 70 WWW.ALTONAER-THEATER.DE