Domvikar Michael Bredeck Paderborn
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- Lorenz Egger
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1 1 Domvikar Michael Bredeck Paderborn Das Geistliche Wort Entdeckungsreise zu Jesus Christus Sonntag, Uhr 8.20 Uhr, WDR 5 [Jingel] Das Geistliche Wort Heute mit Michael Bredeck. Ich bin katholischer Priester und Domvikar in Paderborn. Dort kümmere ich mich besonders um die Priesterfortbildung im Erzbistum. Guten Morgen, liebe Hörerinnen und Hörer! Kurz bevor ich anfing, Theologie zu studieren, hat mich eine Stelle aus einem Buch gepackt, die ich seitdem nie mehr vergessen habe. Es ist ein kurzer Abschnitt aus einem Brief an Jesus, den Kardinal Albino Luciani von Venedig, der spätere Papst Johannes Paul I., in einer Sammlung von Briefen an Persönlichkeiten veröffentlicht hat. Der Brief an Jesus stammt vom Dezember Am Ende dieses Briefes und des ganzen Buches heißt es: Ich habe den Eindruck, dass ich das Wesentliche über Dich nicht gesagt habe und dass ich das, was ich gesagt habe, besser hätte formulieren müssen. Doch etwas tröstet mich: Es kommt nämlich nicht darauf an, dass jemand über Christus schreibt, sondern dass viele Menschen Christus lieben und ihm nachfolgen. Und das geschieht trotz allem immer noch. So schlicht dieser Satz ist, so packend ist er für mich bis heute, gerade auch in meiner Tätigkeit als Priester: Es kommt nicht auf kluge Worte über Jesus an, sondern darauf, ihn zu lieben und ihm nachzufolgen. Das heißt: Es geht beim christlichen Glauben um eine persönliche, eine innere Beziehung zu Jesus Christus. Es geht, darum, mit Jesus zu leben. Es geht darum, Jesus und seine Bedeutung für mein Leben zu entdecken. Musik I Es geht darum, Jesus und seine Bedeutung für mein Leben zu entdecken. Ich glaube deshalb, dass jeder menschliche Lebensweg zu einer Entdeckungsreise zu Jesus Christus werden kann. Und wie das bei einer Entdeckungsreise ist: Sie kann länger dauern. Sie kann abenteuerlich sein. Sie kann auch anstrengend werden. Sie bietet die Chance, etwas Großartiges zu entdecken. Bei der Entdeckungsreise zu 1
2 2 Jesus Christus kann ich nicht nur etwas sondern jemand entdecken, nämlich Jesus Christus als Person. Das geht nicht auf Knopfdruck, das muss ich üben. Wie mit einem lieben Menschen muss auch mit Jesus Vertrautheit wachsen. Das meine ich, wenn ich sage, unser Leben ist eine Entdeckungsreise zu Jesus Christus. Wie aber kann ich vertrauter werden mit Jesus Christus? Wie können wir mit Jesus immer vertrauter werden, um ihn, wie Kardinal Luciani sagt, zu lieben und ihm nachzufolgen? Wahrscheinlich braucht es irgendwann im Leben dazu einen Entschluss: Ja, ich möchte mit Jesus leben. Es braucht die Entscheidung: Jesus soll in meinem Leben eine Rolle spielen. Er soll mich prägen: Das, was ich tue. Das, was ich denke. Die Art, wie ich lebe. Wer das so möchte, der kann Jesus Christus mehr und mehr entdecken als einen Wegbegleiter, der mein Leben bereichert und in Bewegung setzt. Wie kann die Entdeckungsreise zu Jesus Christus gestaltet werden? Ich meine, das ist gar nicht so schwer. Wohl braucht es dazu ein persönliches Engagement, weil es immer ein ganz persönlicher Weg ist. Im Laufe meines bisherigen Lebens sind mir einige Wege für die Entdeckungsreise zu Jesus Christus aufgegangen. Vielleicht finden Sie sich darin wieder, vielleicht geben Sie Ihnen auch neue Anstöße. Keineswegs spreche ich mit dem Anspruch auf Vollständigkeit oder gar mit dem Anspruch, auf diesen Wegen schon besonders weit zu sein. Aber ich bin davon überzeugt, dass sie wirklich helfen beim Abenteuer der Entdeckungsreise zu Jesus Christus: Ich schlage Ihnen also vor: Machen Sie sich bewusst, dass Jesus Christus hier und heute lebt! Sammeln Sie für sich Worte und Taten von Jesus, die Sie ansprechen. Nehmen Sie Seine Gegenwart wahr in dem, was Sie erleben. Besprechen Sie Ihr Leben mit Ihm. Zusammengefasst: Schenken Sie Ihm jeden Tag etwas Aufmerksamkeit. Musik II Als ersten und wichtigsten Schritt schlage ich vor: Machen Sie sich bewusst, dass Jesus lebt! Wenn wir in gut zwei Monaten Ostern feiern, entzünden wir die Osterkerze. Die brennende Osterkerze steht für das Bekenntnis: Jesus lebt. Er ist nicht im Tod 2
3 3 geblieben. Er lebt und schenkt deshalb seine Kraft den Menschen, die das glauben. Diese Menschen können ihn ansprechen. Jesus lebt in den Menschen, die versuchen, in Ihrem Leben an ihm Maß zu nehmen. Ich glaube, diese Einsicht ist das Wichtigste auf der Entdeckungsreise zu Jesus Christus: Jesus ist keine Person der Vergangenheit. Er lebt heute, wohl anders als wir Menschen auf dieser Erde. Aber er lebt. Und deshalb ist das, was er als Mensch hier auf Erden gesagt und getan hat, auch nichts Vergangenes, sondern hat heute Bedeutung und kann heute, in unserem Leben, geschehen, wenn wir Jesus und seinen Worten und Taten für unser eigenes Leben heute Bedeutung zuerkennen. Als zweiten Schritt schlage ich vor: Sammeln Sie Worte und Taten Jesu, die Sie ansprechen. Es kommt darauf an, die Worte und Taten Jesu auf mein eigenes Leben zu beziehen und sie von daher auch zu hören, zu bedenken. Lesen Sie in der Bibel, in den Evangelien. Dabei wird jeder Mensch, der etwas von Jesus erwartet, andere Worte finden, die ihn ansprechen. Mich berührt zum Beispiel der Satz: Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken. Oder der Zuruf: Ihr seid das Licht der Welt. Oder die Aussage: Im Hause meines Vaters gibt es viele Wohnungen Aber auch manches Gleichnis von Jesus oder einige Erzählungen, in denen Jesus Menschen heilt. Jeder von uns hört solche Worte in den verschiedenen Situationen des Lebens auf ganz persönliche Weise. Genau darauf kommt es an: Dass ich mich und meine Lebenssituation oder die mir vertrauten Menschen in den Erzählungen wiederfinde. Vielleicht schreiben Sie ab und zu ein Wort auf, das Sie anspricht. Vielleicht denken Sie ab und zu über einen Abschnitt nach, in dem Jesu Handeln beschrieben wird. So jedenfalls wird uns vertrauter, wie Jesus spricht und lebt und was das mit mir zu tun hat. Dann können uns eines Tages vielleicht auch solche Worte etwas sagen, die im Moment nur seltsam oder unverständlich klingen. Der dritte Schritt: Nehmen Sie seine Gegenwart wahr in dem, was Sie erleben. Wenn ich Worte und Taten von Jesus, wie sie die Bibel berichtet, auf meine ganz persönliche Weise verstehe, dann werden sie in meinem Leben auch konkret. Dann kann mir Jesus durch das, was geschieht, tatsächlich Hinweise geben oder Mitteilungen machen. Vielleicht fragen Sie sich am Ende eines Tages, wo Sie heute etwas weiter gekommen sind, wo Ihnen etwas klar geworden ist, wo Sie sich selbst oder jemand anderen besser verstanden haben als bislang. Nehmen Sie auch Ihre Gefühle in den Blick: Wo haben Sie Liebe, Dankbarkeit, Freude oder auch 3
4 4 Enttäuschung, Angst oder Wut empfunden? Das alles ist auf der Entdeckungsreise zu Jesus Christus viel mehr als bloßer Zufall. So kurios sich das anhören mag: In dieser Sicht werden die alltäglichen Situationen zur Gelegenheit, Jesus Christus zu entdecken, ihn lieb zu haben und ihm nachzufolgen. Als vierten Schritt schlage ich vor: Besprechen Sie Ihr Leben mit ihm. Jeder Tag ist voller Erlebnisse. Es wird der Entdeckungsreise zu Jesus Christus gut tun, ihm das auch zu sagen. Im Gespräch, im kurzen Gebet irgendwo im Tagesablauf lässt sich das gut machen. Ganz einfache, aber persönliche Worte sind dann wichtig: Jesus, mich beschäftigt zur Zeit dies und das; Jesus, ich brauche eine Erkenntnis in einer für mich wichtigen Frage; Jesus, wie kann denn das bloß geschehen; Jesus, was kann ich hier tun Jesus selbst hat zugesagt, ansprechbar zu sein. Er hat versprochen: Ich bin bei euch alle Tage. Dieses Versprechen steht! Wenn es sein muss: Fordern Sie Jesus ein! Musik III Zusammenfassend schlage ich vor: Schenken Sie Jesus jeden Tag etwas Aufmerksamkeit. Diese verschiedenen Schritte einer Entdeckungsreise zu Jesus Christus kommen nie ans Ende. Ich glaube sogar, sie dauern so lange, wie meine Lebenszeit dauert. Es kommt darauf an, Jesus jeden Tag etwas Aufmerksamkeit zu schenken ihm, der jeden Tag ganz aufmerksam ist für Sie und mich, für jeden und jede von uns. Jesus Aufmerksamkeit schenken das kann eben auf ganz verschiedene Weise geschehen. Mir bewusst zu machen, dass er lebt. Worte und Taten zu sammeln, die mich ansprechen. Mit seiner Gegenwart zu rechnen, in allem, was geschieht. Mein Leben mit ihm zu besprechen. Ich bin gewiss, liebe Hörerinnen und Hörer, dass auf diesen Wegen eine Entdeckungsreise zu Jesus Christus gelingen wird. Dann wird das Wirklichkeit, was Kardinal Luciani schrieb: nämlich Jesus lieb zu haben und ihm nachzufolgen. Ich bin gewiss: Wer sich auf das Abenteuer einer lebenslangen Entdeckungsreise zu Jesus Christus einlässt, der entdeckt in ihm mehr und mehr einen Freund und Gefährten. Einen, der das Leben schöner macht. Einen, der das Leben sinnvoller und erfüllter macht. Einen, der mein Bestes will und mich deshalb auf Gott hin öffnet. Einen, der mir hilft, mich selbst und die Menschen, die zu mir gehören, immer besser 4
5 5 kennen zu lernen und zugleich Gott anzuvertrauen. Und der mich öffnet und neugierig macht für die Zeit, in der wir leben und die Welt, wie sie heute ist. Natürlich gibt es viele Menschen, die das alles lächerlich finden. Es gibt auch viele, die das nicht für möglich halten. Aber das braucht mich nicht davon abzuhalten, auf die Entdeckungsreise zu Jesus Christus zu gehen. Im Gegenteil: Die vielen Menschen, die seit fast zweitausend Jahren auf dieser Reise unterwegs waren und es heute sind, sind Grund genug, es mit Jesus zu versuchen. Ich wünsche Ihnen, liebe Hörerinnen und Hörer, von Herzen die Erfahrung Seiner Gegenwart, die Sie auf Ihrem Lebensweg froh macht. Ich wünsche Ihnen Schritt für Schritt und Tag für Tag inneren Frieden auf dem Weg Ihrer Entdeckungsreise zu Jesus Christus. Musik IV [Darin] Das war das Geistliche Wort. Heute aus der katholischen Kirche. Aus Paderborn verabschiedet sich Domvikar Michael Bredeck. Ich wünsche Ihnen einen guten Sonntag. 5
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