Johannes 9 Wenn Jesus Durchblick schenkt Eigentlich ist diese Geschichte schnell erzählt und diese Predigt schnell gepredigt: Ein von Geburt an

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Transkript:

Johannes 9 Wenn Jesus Durchblick schenkt Eigentlich ist diese Geschichte schnell erzählt und diese Predigt schnell gepredigt: Ein von Geburt an Blinder wird von Jesus geheilt. Halleluja! Glaubst Du, dass er das auch noch heute tun kann? Dann lasst uns unseren Glauben zusammentun und darum beten, dass Jesus Gleiches jetzt auch hier heute Morgen unter uns tut! Gebet für Menschen mit Augenproblemen Doch ganz so einfach ist die Sache nicht. Johannes braucht ein ganzes Kapitel, um uns diese Geschichte zu erzählen. Sie bekommt immer neue Wendungen und immer neue Aspekte. Es ist wie bei dem Film 8 Blickwinkel : In ihm werden dieselben 15 Minuten vor und kurz nach einem Attentat auf den Präsidenten der Vereinigten Staaten und einer zeitgleich geschehenen Bombenexplosion immer und immer wieder aus verschiedenen Perspektiven und aus der Sicht ganz unterschiedlicher Personen gezeigt und erst zum Schluss begreift man, was da eigentlich und in Wahrheit passiert ist. Auch unsere Geschichte ist vielschichtig und viele ganz unterschiedliche Leute sind an ihr beteiligt. Und es gibt wenigstens 6 Blickwinkel: 1. Die Jünger Jesu Da finden wir gleich am Anfang der Geschichte die Jünger Jesu. Sie waren mit ihrem Herrn unterwegs und studierten Theologie, allerdings total mit der Praxis verknüpft, so eine Art Jüngerschaftshochschule, könnte man sagen. Jedenfalls kamen echte Jünger am Ende heraus zumindest 11 von 12. Sie schauten Jesus buchstäblich über die Schulter und lernten von ihm. Sie stoßen nun auf einen interessanten Fall, über den man gleich herrlich diskutieren konnte:

2 Und Jesus ging vorüber und sah einen Menschen, der blind geboren war. Und seine Jünger fragten ihn und sprachen: Meister, wer hat gesündigt, dieser oder seine Eltern, dass er blind geboren ist? V. 1 + 2 Klar das musste ja so sein. Zwischen Tun und Ergehen gibt es immer einen Zusammenhang, oder? Wenn s Dir schlecht geht, ist daran einer Schuld. Meistens andere, manchmal Du selbst. Entweder, oder. Viel zu oft stimmt das, aber nicht immer! Jesus lehrt sie eine Sonderlektion: Jesus antwortete: Es hat weder dieser gesündigt noch seine Eltern, sondern es sollen die Werke Gottes offenbar werden an ihm. V. 3 Jesus stellt uns hier nicht drei weitere sündlose Menschen vor, sondern macht deutlich, dass manche Lebenssituationen und Tragödien nicht einfach durch die Schuldfrage erklärbar sind, sondern dass wir sie einfach vorfinden und dass es sie gibt, weil Gott sie verwandeln und sich darin als der Lebendige und Erbarmende zeigen will. Bestimmt haben die Jünger beeindruckt mit den Köpfen genickt, eifrig mitgeschrieben und gedacht: Mensch, das ist ja interessant. Das müssen wir uns merken! Nein, nicht merken, sagt Jesus, handeln! Wir müssen die Werke dessen wirken, der mich gesandt hat, solange es Tag ist; es kommt die Nacht, da niemand wirken kann. Solange ich in der Welt bin, bin ich das Licht der Welt. V. 4 + 5 Also: Wenn wir so im Vorübergehen, mitten im Alltag, am Montag oder am Mittwoch, Im Büro oder im Bus, jemand in Not sehen, dann ist es unser Auftrag als Jesusleute, nicht über die Gründe der Not zu philosophieren (das kann zur rechten Zeit auch einmal Sinn machen), sondern sie zu lindern und Menschen zu lieben und mit Jesus in Berührung zu bringen und Gott damit zu ehren!

3 Schließlich sind wir wie Jesus Licht der Welt, weil sein Licht in und durch uns leuchtet! So lange die Zeit der Gnade dauert, so lange Gott heute sagt und wir den Tag des Heils erleben (vgl. 2. Korinther 6, 2), so lange gilt es zu handeln und nicht zu schlafen. Denn irgendwann ist diese Zeit vorbei. Dann ist nichts mehr zu tun, sondern dann wird das Tun beurteilt. Und Jesus tut auch gleich, was er sagt: Als er das gesagt hatte, spuckte er auf die Erde, machte daraus einen Brei und strich den Brei auf die Augen des Blinden. Und er sprach zu ihm: Geh zum Teich Siloah das heißt übersetzt: gesandt und wasche dich! Da ging er hin und wusch sich und kam sehend wieder. V. 6 + 7 Was dann allerdings fehlt, ist die Aufforderung: Und nun geht hin und tut desgleichen - Nehmt eine Probe vom Brei und untersucht die Zusammensetzung wie viele Anteile Spucke und wie viele Anteile Dreck. Untersucht, wie dick der Brei aufgetragen werden und welche Qualität das Waschwasser haben muss. - Benutzt unbedingt das Zauberwort Siloah, sonst wirkt das nicht. - Und entwickelt aus dem Gelernten ein Konzept und ein Programm: Vom Blindsein zum Durchblick in 5 Schritten zum Schnäppchenpreis von 19,95. Nein, Jesus fordert seine Jünger nie auf, ihn nachzumachen, sondern immer, ihm nachzufolgen! Nachahmer Christi zu sein, bedeutet, nicht nur etwas von IHM zu kopieren, sondern vor allem viel von IHM zu kapieren und dann in seinem Namen zu handeln! Darum ersetzen Analysen und Konzepte und Strategien nie das Wirken des Heiligen Geistes und die Vollmacht derer, die Jesus einfach gehorsam sind und tun, was er sagt.

4 2. Die Nachbarn Nachdem der Blinde zuerst ein Fall für die Jüngerschaftsschule war, wird er nun zum Fall für den Nachbarschaftsklatsch: Die Nachbarn nun und die, die ihn früher als Bettler gesehen hatten, sprachen: Ist das nicht der Mann, der dasaß und bettelte? Einige sprachen: Er ist s; andere: Nein, aber er ist ihm ähnlich. Er selbst aber sprach: Ich bin s. Da fragten sie ihn: Wie sind deine Augen aufgetan worden? Er antwortete: Der Mensch, der Jesus heißt, machte einen Brei und strich ihn auf meine Augen und sprach: Geh zum Teich Siloah und wasche dich! Ich ging hin und wusch mich und wurde sehend. Da fragten sie ihn: Wo ist er? Er antwortete: Ich weiß es nicht. V. 8 12 Ja, was ist denn das? Die Mitfreude darüber, dass einer ihrer Nachbarn so ein Wunder erfahren hat und endlich gucken kann, die ist ja geradezu umwerfend?! Und die Begeisterung darüber, dass sein Leben nun noch einmal ganz neu beginnen kann, die ist ja geradezu überwältigend?! Was für eine Anteilnahme?! Nein, nichts dergleichen! Ist doch typisch menschlich, oder? Da hat jemand etwas geschenkt bekommen und wir fragen: Hey, wo hast Du das denn her? Aber nicht, um uns mitzufreuen und es ihm herzlich zu gönnen, sondern um möglichst schnell auch hinzulaufen und auch etwas abzukriegen und bloß nicht zu kurz zu kommen. Wundergeschichten wecken bis heute nicht nur Mitfreude, sondern bringen oft auch Neid und Missgunst zutage. Und einige ganz Schlaue merken, dass hier vielleicht nicht alle Vorschriften beachtet wurden schließlich war Sabbat, und außerdem war da dieser Jesus beteiligt. Na, da muss nun doch erst einmal gründlich geprüft werden, was hier passiert ist.

5 Wie gut, dass es welche gibt, die immer wissen, was richtig ist und was falsch. Die kann man fragen, dann muss man dafür nicht selbst die Verantwortung übernehmen! (Das war jetzt Ironie!) 3. Die Pharisäer Aus dem Fallbeispiel für Jungtheologen, der zum Fall für das Nachbarschaftsgerede geworden war, wird nun ein Fall für eine offizielle Untersuchung: Da führten sie ihn, der vorher blind gewesen war, zu den Pharisäern. Es war aber Sabbat an dem Tag, als Jesus den Brei machte und seine Augen öffnete. Da fragten ihn auch die Pharisäer, wie er sehend geworden wäre. Er aber sprach zu ihnen: Einen Brei legte er mir auf die Augen, und ich wusch mich und bin nun sehend. Da sprachen einige der Pharisäer: Dieser Mensch ist nicht von Gott, weil er den Sabbat nicht hält. Andere aber sprachen: Wie kann ein sündiger Mensch solche Zeichen tun? Und es entstand Zwietracht unter ihnen. Da sprachen sie wieder zu dem Blinden: Was sagst du von ihm, dass er deine Augen aufgetan hat? Er sprach: Er ist ein Prophet. V. 13 17 Der Untersuchungsfall wird nun sogar zum Streitfall unter den Prüfern. Und der arme ehemals Kranke und nun Gesunde muss jetzt vor denen, die nur schwarz/weiß Malerei kannten, Farbe bekennen. Was denkst Du, wer Jesus ist? Oh, oh, gefährliche Frage. Die Antwort wird Konsequenzen haben. Aber wenn Gott in unser Leben eingreift, stellt sich diese Frage irgendwann egal, wer sie aufwirft. Und es ist gut, wenn wir sie zulassen und eine Antwort darauf finden. Der Gesundgewordene hat wenigstens das schon verstanden, dass nämlich Jesus ganz gewiss mit Gott zu tun hat: Er ist ein Prophet! bekennt er.

6 Nicht schlecht für den Anfang, aber bald wird er noch mehr erkennen. Doch nun wird das Ganze noch komplizierter: 4. Die Eltern Nun glaubten die Juden nicht von ihm, dass er blind gewesen und sehend geworden war, bis sie die Eltern dessen riefen, der sehend geworden war, und sie fragten sie und sprachen: Ist das euer Sohn, von dem ihr sagt, er sei blind geboren? Wieso ist er nun sehend? Seine Eltern antworteten ihnen und sprachen: Wir wissen, dass dieser unser Sohn ist und dass er blind geboren ist. Aber wieso er nun sehend ist, wissen wir nicht, und wer ihm seine Augen aufgetan hat, wissen wir auch nicht. Fragt ihn, er ist alt genug; lasst ihn für sich selbst reden. Das sagten seine Eltern, denn sie fürchteten sich vor den Juden. Denn die Juden hatten sich geeinigt; wenn jemand ihn als den Christus bekenne, der solle aus der Synagoge ausgestoßen werden. Darum sprachen seine Eltern: Er ist alt genug, fragt ihn selbst. V. 18 23 Der Fall wird zur Familientragödie. Was haben die Eltern wohl schon gelitten an der Not ihres blinden Sohnes, was werden sie für Kämpfe gekämpft und für Zweifel gezweifelt und für Sorgen gesorgt haben?! Und nun wendet sich das Schicksal, Gott greift in das Leben ihres Kindes und in ihr Leben ein doch jetzt wird das Wunder für sie zu einer noch größeren Last. Als ihr Kind krank war, hielten sie zu ihm. Jetzt, wo es von Jesus berührt wurde, distanzieren sie sich. Was für ein Drama?! Wie viele Schwestern und Brüder erleben das genauso weltweit?! Sie begegnen Jesus, beginnen zu vertrauen und die Familie distanziert sich aus Angst vor den politischen oder religiösen Machthabern, die Christus und seine Nachfolger bis aufs Blut bekämpfen. Und der ehemals Blinde? Wünscht er sich das alte Leben wieder? Wäre er Jesus am liebsten nie begegnet?

7 5. Einer mit Durchblick Da riefen sie noch einmal den Menschen, der blind gewesen war, und sprachen zu ihm: Gib Gott die Ehre! Wir wissen, dass dieser Mensch ein Sünder ist! V. 24 Und jetzt ist es fast unfassbar, mit welchem Mut der Geheilte ihnen antwortet: Er antwortete: Ist er ein Sünder? Das weiß ich nicht; eins aber weiß ich: dass ich blind war und bin nun sehend. Da fragten sie ihn: Was hat er mit dir getan? Wie hat er deine Augen aufgetan? Er antwortete ihnen: Ich habe es euch schon gesagt und ihr habt s nicht gehört! Was wollt ihr s abermals hören? Wollt ihr auch seine Jünger werden? V. 24 27 Das war nicht dreist, das war prophetisch: Denn sie, die ihn in die Enge treiben wollten, standen plötzlich selbst mit dem Rücken zur Wand und mussten offenbaren, dass sie genau das ganz gewiss nicht wollten. Gott selbst stellte sie in die Entscheidung und offenbarte ihren Unglauben und ihre geistliche Unwissenheit und Blindheit: Da schmähten sie ihn und sprachen: Du bist sein Jünger; wir aber sind Moses Jünger. Wir wissen, dass Gott mit Mose geredet hat; woher aber dieser ist, wissen wir nicht. Der Mensch antwortete und sprach zu ihnen: Das ist verwunderlich, dass ihr nicht wisst, woher er ist, und er hat meine Augen aufgetan. Wir wissen, dass Gott die Sünder nicht erhört; sondern den, der gottesfürchtig ist und seinen Willen tut, den erhört er. Von Anbeginn der Welt an hat man nicht gehört, dass jemand einem Blindgeborenen die Augen aufgetan habe. Wäre dieser nicht von Gott, er könnte nichts tun. V. 28 33 Welch eine Predigt, welch ein Bekenntnis, welch ein Zeugnis da ist einer, der durch die Begegnung mit Jesus Rückgrat bekommen hat, der sich nicht mehr einschüchtern lässt, der durch Gottesfurcht alle Menschenfurcht verloren hat. Da ist einer, der langsam Durchblick gewinnt! Die Quittung bekommt er aber auch sofort:

8 Sie antworteten und sprachen zu ihm: Du bist ganz in Sünden geboren und lehrst uns? Und sie stießen ihn hinaus! V. 34 Wer keine Argumente mehr hat, wird laut oder gewalttätig. 6. Jesus, der Heiland Zum Schluss kommt noch einmal der in den Blick, der als einziger den Blindgeborenen wirklich ernstnahm: Jesus! Er sieht in ihm nicht nur einen Studienfall wie die Jünger oder einen Zweifelsfall wie die Nachbarn oder einen Untersuchungs- und Streitfall wie die Pharisäer oder einen Problemfall wie die Eltern oder einen Ausschlussfall wie die Synagogenverantwortlichen, sondern er sieht in ihm einen bedürftigen und von Gott geliebten Menschen! Ja, zunächst war es ein Wahrnehmen im Vorübergehen. Aber Gottes Vorübergehen ist nie zufällig und vor allem nicht ohne Folgen. Jesus sah den Blindgeborenen, und er wollte ihn nicht nur heilen, sondern retten! Es kam vor Jesus, dass sie ihn ausgestoßen hatten. Und als er ihn fand, fragte er: Glaubst du an den Menschensohn? Er antwortete und sprach: Herr, wer ist s, dass ich an ihn glaube? Jesus sprach zu ihm: Du hast ihn gesehen, und der mit dir redet, der ist s. Er aber sprach: Herr, ich glaube, und betete ihn an. V. 35 38 Jesus fand ihn, weil er ihn suchte. Das war und ist seine Mission. Er ist gekommen, zu suchen und zu retten, was verloren ist! (vgl. Lk. 19, 10) Die Kehrseite davon ist: Wer sich nicht retten lassen will, bleibt verloren! Und Jesus sprach: Ich bin zum Gericht in diese Welt gekommen, damit, die nicht sehen, sehend werden, und die sehen, blind werden. Das hörten einige der Pharisäer, die bei ihm waren, und fragten ihn: Sind wir denn auch blind? Jesus sprach zu ihnen: Wärt ihr blind, so hättet ihr keine Sünde; weil ihr aber sagt: Wir sind sehend, bleibt eure Sünde. V. 39 41

9 Schluss: Was für eine Geschichte. Es geht um Durchblick im umfassenden Sinn. Man muss wenigstens 6 Blickwinkel nutzen, um zu ahnen, was hier geschehen ist. Und was macht das mit uns? - Wir sollten uns über jede Begegnung mit Jesus freuen, auch wenn sie zunächst nur wie im Vorübergehen erscheint. - Wir sollten uns von ihm finden und retten lassen. - Und dann sollten wir ihm nachfolgen, in seine Fußstapfen treten, mit seinen Augen sehen, in seiner Kraft wirken, durch seine Liebe lieben lernen und Menschen nicht als Fälle behandeln, sondern als Menschen, die Gott liebt und die Jesus brauchen! Dazu will Jesus uns heute neu segnen und senden! Amen. Volkmar Glöckner 2015