DOSSIER. Egon Schiele Selbstbildnis mit Schnurrbärtchen, 1911

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Transkript:

DOSSIER zu Egon Schiele Selbstbildnis mit Schnurrbärtchen, 1911 Leopold Museum Privatstiftung LM Inv. Nr. 1448 verfasst von Dr. Sonja Niederacher 31. Dezember 2014

Egon Schiele Selbstbildnis mit Schnurrbärtchen Bleistift auf Papier, 1911 46,7 x 29,7 cm LM Inv. Nr. 1448 JK 960 Nennung im Werkverzeichnis von Jane KALLIR (1990 in der Auflage von 1998) und in der Publikation der Sammlung LEOPOLD (1995) 1 Jane KALLIR 960 Self-Portrait Viktor Fogarassy LEOPOLD (1995) 62 Viktor Fogarassy, Graz Hans Dichand, Wien Rudolf Leopold, Wien Das Selbstbildnis mit Schnurrbärtchen ist in den Werkverzeichnissen mit Viktor Fogarassy als Provenienz verzeichnet. Wie auch in anderen Fällen (etwa LM 1437, 1440, 2320 oder 2324) ist das Blatt für die Zeit bevor es Fogarassy erwarb weder in der Literatur noch durch Ausstellungen oder Auktionen dokumentiert. Die erste Ausstellung, auf der das Blatt nachgewiesenermaßen zu sehen war, fand 1974 in Luzern statt. Der Leihgeber war Viktor Fogarassy. 2 1 Rudolf Leopold: Egon Schiele. Die Sammlung Leopold, Wien, Katalog zur gleichnamigen Ausstellung, Köln 1995. In der jüngst erschienenen Publikation des Leopold Museums, die eine modifizierte Fassung des Buches von 1995 ist, wurden mit Hinweis auf die Provenienzdatenbank den Werkbeschreibungen keine Provenienzangaben mehr beigegeben, Rudolf Leopold: Egon Schiele: Die Sammlung Leopold, Wien, München u. a. 2009. 2 Kunst in Österreich 1900-1930, Kunstmuseum Luzern 14. Juli 1974 bis 8. September 1974, Nr. 232. 2

Im Gegensatz zu den anderen Blättern gibt in diesem Fall die Rückseite des Blattes Aufschluss über die Herkunft der Zeichnung. 3 (Siehe die Gesamtansicht der Rückseite am Ende des Dokuments.) Neben dem Sammlerstempel Fogarassys, der sich auf der Rückseite links unten befindet, ist links oben ein kleiner (> 1 cm) violett-roter Stempel, viereckig mit abgeschrägten Kanten zu sehen. Mittig befinden sich die Buchstaben A und G. Der Stempel ist etwas verwischt, dennoch lässt er sich anhand einer Vergleichsabbildung als der Sammlerstempel von Guido Arnot bzw. der Galerie Arnot identifizieren. Gemäß dem Verzeichnis von Sammlerstempeln von Frits Lugt 4 ist der Stempel eigentlich schwarz. Die Farbe des Stempels auf der Rückseite ist daher ausgewaschen. Ob dies nun der Stempel der Galerie Arnot (Lugt) oder jener der Privatperson Guido Arnots (J KALLIR) ist, lässt sich nicht bestimmen. Abb. Frits Lugt, Nr. 124. Rechts unten auf dem Blatt ist ein Fragment eines Rundstempels angebracht, wovon lediglich das Wort Wien am linken äußeren Kreisrand zu entziffern ist, das zweite bzw. die folgenden Wörter sind nicht zu lesen, auch ist kein Wappen in der Mitte des Stempels zu sehen. Die doppelte Außenlinie sowie die Innenlinie und die runden Punkte die das Wort Wien auf beiden Seiten vom restlichen (hier nicht lesbaren) Text 3 Begutachtung am 1. Februar 2012. Abgesehen von den oben wiedergegebenen Merkmalen befinden sich am unteren Rand Angaben für die richtige Passepartoutgröße. Diese Angaben stammen wahrscheinlich nicht von derselben Hand. (Vgl. die Angaben an der gleichen Stelle der Blattrückseite bei Selbstbildnis als Akt, dem Entwurf zur Sema-Mappe, LM 1440.) Mit Bleistift steht etwas weiter unterhalb rechts K 8, vermutlich ein Hinweis auf einen ehemaligen Aufbewahrungsort. 4 Frits Lugt, Les Marques de Collections de Dessins & d Estampes, L. 124, http://www.marquesdecollections.fr., 27. November 2014. 3

abgrenzen, lassen vermuten, dass es sich hier um einen Stempel des Bundesdenkmalamtes Wien handelt, wie er in den 1920er Jahren in Verwendung war. Das Bundesdenkmal trug diesen Namen in der Zwischenkriegszeit von 1923 bis 1934, dann wurde es in Zentralstelle für Denkmalschutz umgewandelt. Als diese Behörde sich nach 1945 wieder Bundesdenkmalamt nannte, wurde ein anderer Stempel verwendet. Der Stempel auf der Rückseite müsste also aus der Zeit zwischen 1923 und 1934 stammen. Aber, vor 1939 war für Werke von Egon Schiele gar keine Ausfuhrgenehmigung notwendig. Möglicherweise meldete jemand die Ausfuhr an, um sicher zu gehen, dass alles seine Ordnung hat oder das Blatt wurde zusammen mit anderen genehmigungspflichtigen Werken ausgeführt und mitgenehmigt. Derselbe Stempel befindet sich auf der Rückseite des Blattes LM 2348 Erwin Dominik van Osen mit eineinandergelegten Fingerspitzen. 5 Dort ist deutlich Bundesdenkmalamt Wien zu entziffern. Ebenso ist auf diesem Blatt der Stempel von Guido Arnot zu sehen. Es schaut so aus, als wären die beiden Blätter zusammen beim Bundesdenkmalamt Wien gemeldet worden, möglicherweise von Guido Arnot selbst, der in den 1920er Jahren die Gallery Arnot in London betrieb und auch Schiele-Zeichnungen in London hatte. Guido Arnot Egon Schiele: Bildnis des Kunsthändlers Arnot, 1918, Öl auf Leinwand. Guido Arnot ist der Kunstgeschichte vor allem über das von Egon Schiele gemalte Bildnis des Kunsthändlers Guido Arnot, 1918, JK P 319, bekannt. Laut Gustav Nebehay und Jane Kallir war er der erste Kunsthändler, der auf Schieles Werk setzte und dem Künstler schon ab 1912 Bilder abkaufte. Guido Arnot besaß bzw. verkaufte 5 Siehe Dossier von Sonja Niederacher, 31. Dezember 2014. 4

nachweislich mehrere Ölbilder, wobei sich im Nachhinein der Handel mit und das private Eigentum an Werken oft nicht eindeutig voneinander unterscheiden lassen. Arnot organisierte mehrere Ausstellungen mit Egon Schiele. Doch ist nur ein Teil mit einem Katalog dokumentiert, bei einigen Ausstellungen finden sich lediglich vereinzelte Hinweise in der Korrespondenz. Möglicherweise veranstaltete Arnot in der Pariser Niederlassung der Galerie Arnot im Frühling 1914 eine Einzelausstellung zu Egon Schieles Papierarbeiten, und Nebehay stellt die Frage in den Raum, ob Pablo Picasso sich womöglich von den Zeichnungen, die er in der Rue Lafitte eventuell im Schaufenster sah, inspierieren ließ. 6 Zum Jahreswechsel 1914/15 zeigte Arnot eine Auswahl an Schieles Werken in der Wiener Galerie Arnot am Kärntnerring 15. 7 Schiele selbst entwarf das Ausstellungsplakat, das ihn als Hl. Sebastian, verrenkt und von Pfeilen durchbohrt, darstellt. Im Katalog zur Ausstellung wurden nur die Ölbilder namentlich angeführt. Aquarelle und Zeichnungen wurden zwar gezeigt, aber nicht im Katalog aufgelistet. Dennoch ist diese Ausstellung noch am besten dokumentiert. Zu einer weiteren Ausstellung im 6 Christian M. Nebehay: Egon Schiele: von der Skizze zum Bild. Die Skizzenbücher, Wien 1989, S. 270. 7 Kollektiv-Ausstellung Egon Schiele: Wien. Galerie Arnot. Wien I. Kärntnerring 15, 1. St., Selbstverlag Wien. Text von Otto Benesch. 5

August im September 1915 hat sich kein Katalog erhalten und eine für das Jahr 1916 geplante Ausstellung kam gar nicht zustande. Eine Ausstellung, die im Jahr 1918 stattgefunden haben soll, hinterließ ebenfalls keinen Katalog. Guido Arnot wurde 1878 in Wien geboren. 1909 gründete er die Galerie Arnot in Wien 1., Kärntnerring 13. Die Firma die, den Handel mit Original-Kunstgegenständen zum Betriebsgegenstand hatte, bestand bis 1928. 8 Laut Nebehay hatte Guido das Unternehmen zusammen mit seinem Bruder Hugo gegründet, doch lässt sich dies in den Gewerbe bzw. Handelsgerichtsakten nicht nachvollziehen. 9 Auch die Pariser Niederlassung in der Rue Lafitte, die Guido Arnot bis 1914 gehabt haben soll, wird in den hiesigen Akten nicht erwähnt. Die Firma des Bruders hieß: Hugo Arnot: Handel mit Bildern, Spiegeln und Bilderrahmen. 10 Dazu kommen noch zwei weitere Firmen, an denen Hugo Arnot, aber nicht Guido beteiligt war. 11 Es kann davon ausgegangen werden, dass allein Guido Arnot mit Egon Schiele zu tun hatte und nicht auch Hugo Arnot, da es auf Letzteren, abgesehen von den Unterlagen zum Unternehmen im Handelsgericht, nirgends einen Anhaltspunkt gibt. 12 Dies ist insofern von Bedeutung, als es für Hugo Arnot im Gegensatz zu seinem Bruder Hinweise auf eine Entziehungsund Emigrationsgeschichte gibt. 13 Guido Arnot war mit Constance Gertrude, geb. Adlerstein, verheiratet. Das Paar hatte zwei Kinder, Gerhard, geb. 1915 und Erich, geb. 1916. 14 Guido Arnot lebte nur bis 1919 in Wien, laut Meldeamt meldete er sich in die Schweiz ab. In Österreich war er nur noch gelegentlich zu kurzen Aufenthalten. 1934 nahm die ganze Familie die 8 WStLA, Rg A 12/100. 9 Christian M. Nebehay: Egon Schiele: von der Skizze zum Bild. Die Skizzenbücher, Wien 1989, S. 270. 10 WStlA, HG A 32/160; 11 Fa. Robert Arnot: Verschleiss von auf mechanischem oder chemischem Wege vervielfältigten Bildern, WStlA, HG A 10/161; Fa. Abeles & Comp.: Bilderhandel, Vergolderwarenfabrik, Bilderhandel, WStlA, HG A 11/239. 12 Egon Schiele korrespondierte allein mit Guido, während Hugo nie erwähnt wird. Egon Schiele Datenbank der Autographen. Diese Sichtweise findet sich auch in der historischen Darstellung der Nachfahren Hugo Arnots, http://arnotgallery.com/history/, 22. Dezember 2014. 13 Zu Hugo Arnot siehe Michael Wladika: Dossier zu Egon Schiele: Mädchen mit geneigtem Kopf (Gerti Schiele) LM 1449, 23. März 2015. 14 IKG, Geburtsmatriken, Gerhard Arnot: 5. Jänner 19915, Zl. 79/1915; Erich Arnot: 29. April 1916, Zl. 743/1916. 6

britische Staatsbürgerschaft an. 15 Er lebte aber bereits in den 1920er Jahren in London Eine Verfolgung durch die Nationalsozialisten kann für Guido Arnot somit ausgeschlossen werden. Es ließ sich nicht rekonstruieren, wie lange Arnot das Blatt besessen hatte und wer der auf ihn folgende Eigentümer war. Über den weiteren Weg des Blattes ist lediglich bekannt, dass Viktor Fogarassy es in seinem Eigentum hatte. Dies ist durch die Ausstellung 1974 in Luzern belegt. Weitere Hinweise, auch auf die Erwerbung des Blattes durch Rudolf Leopold, existieren nicht. Das heißt, dass zum jetzigen Zeitpunkt für Selbstbildnis mit Schurrbärtchen keine Informationen über die Zeit von 1933 bis 1945 verfügbar sind. 15 Meldeauskunft WStLA, 29.4.2014. 7

LM 1448 verso, Foto: Manfred Thumberger 8