Das Ministerium für Staatssicherheit ALLTAG EINER BEHÖRDE ein Film von Christian Klemke und Jan N. Lorenzen
DIE PROTAGONISTEN KURT ZEISEWEIS Operativer Mitarbeiter. IM-Führungsoffizier in der Abt. XX der Bezirksverwaltung Berlin. Zuständig für die Bearbeitung des sogenannten politischen Untergrundes. GERHARD NIEBLING Zuletzt zuständig für die Koordinierung und Abwicklung des Häftlingsfreikaufes. Davor 25 Jahre als Vernehmer in der Untersuchungshaftanstalt Berlin-Hohenschönhausen tätig. KARLI COBURGER Leiter der Hauptabteilung VIII (Beobachtung, Festnahmen). Davor 10 Jahre als operativer Mitarbeiter für Beobachtungen und Festnahmen und 15 Jahre als Vernehmer tätig. GERHARD NEIBER Stellvertreter von Erich Mielke. Davor in verschiedenen Funktionen an den Bezirksverwaltungen Erfurt, Schwerin und Frankfurt/Oder. Tätig u.a. als IM-Führungsoffizier. WOLFGANG SCHWANITZ Stellvertreter von Erich Mielke und Chef des operativ-technischen Sektor des MfS. Davor Bezirkschef des MfS Berlin. Tätig u.a. als IM-Führungsoffizier. HORST MÄNNCHEN Zuletzt Leiter der Abt. III (Funkabwehr, Funkaufklärung). Davor 30 Jahre als Funker tätig. 1961 wegen Alkoholproblemen kurzzeitig aus dem MfS entlassen. WILLI OPITZ Zuletzt Rektor der Juristischen Hochschule des MfS in Potsdam- Eiche. Davor als Lehrkraft für verschiedene operative Bereiche der Stasi- Tätigkeit tätig (IM-Arbeit, Zersetzungstechniken usw.) WOLFGANG SCHMIDT 25 Jahre lang in der Zentralen Auswertungs- und Informationsgruppe tätig. GÜNTER MÖLLER Zuletzt Leiter der Abt. Kader und Schulung, davor in der Spionageabwehr tätig. WANJA ABRAMOWSKI Mitarbeiter der HVA in der Abteilung für Militärtechnik. Im April 1988 auf eigenen Wunsch aus dem MfS ausgeschieden. SIEGFRIED RATAIZICK Seit 1950 in allen Funktionen der Abt. XIV (Untersuchungshaft, Strafvollzug) tätig. Zuletzt als Leiter.
INHALT Nichts war in der DDR so geheim, wie die Arbeitsweise des Ministeriums für Staatssicherheit. Die Bedrohung, die vom MfS ausging, war unbestimmt und unkalkulierbar. Selbst Betroffene ahnten oft nicht, wie weit der Arm des MfS reichte. Für fast 100.000 hauptamtliche Mitarbeiter war das MfS jedoch täglicher Arbeitsplatz. Neun von ihnen, zuletzt Generäle oder hohe Offiziere, traten nun vor die Kamera und erzählen vom Innenleben des MfS-Apparates, vom Lebensgefühl seiner Mitarbeiter und von den Techniken der zur täglichen Routine gewordenen Geheimdienstarbeit. Wie verlief eine Verhaftung, wie ein Verhör, wie die Anwerbung eines Inoffiziellen Mitarbeiters, und was waren die Praktiken in der Untersuchungshaft? Sie erzählen von ihrer Befriedigung beim Erreichen eines Geständnisses, von ihrem Verhältnis zu Minister Mielke und von ihren Gefühlen gegenüber abtrünnigen Mitarbeitern. DAS MINSTERIUM FÜR STAATSSICHERHEIT ALLTAG EINER BEHÖRDE ist kein Film investigativer Spurensuche und sensationeller Enthüllungen, sondern ein Film über Menschenbild, Selbstverständnis und Rechtfertigungsstrategien der ehemaligen Tschekisten. Ein Film über die menschenverachtenden Techniken der Stasi erzählt von den Tätern selbst.
LEIPZIGER VOLKSZEITUNG vom 18.10.2002: Der unerträgliche Alltag der Staatssicherheit Sie haben Urenkel und aufgeräumte Wohnstuben, in denen die üblichen Zimmerpflanzen gute Pflege verraten. Sie haben eine kleine Rente und viel zu erzählen: Erinnerungen an ihre Arbeit in Erich Mielkes Auftrag. Sie haben sogar eine Bühne dafür: die 90-minütige Dokumentation DAS MINISTERIUM FÜR STAATSSICHERHEIT ALLTAG EINER BEHÖRDE von Christian Klemke und Jan N. Lorenzen. Darf ein Podium bekommen, wer eher auf die Anklagebank gehört? So einfach will es dieser Film nicht machen. Er kann weder Geheimnisse aufdecken, noch Schuld sprechen. Er zeigt neun Generäle und hochrangige Offiziere, die von dem berichten, was bis 1989 Klassen-Arbeit war. Gerhard Niebling ist dabei, Wolfgang Schwanitz, Horst Männchen oder Willi Opitz. Unerträglich sachlich erläutern sie die organisatorischen Abläufe der Erpressungen, Verhaftungen, Verhöre manch einer scheint es zu genießen und erliegt nostalgischer Schwärmerei für die lückenlose Überwachung der inneren Sicherheit. Ein Anfangsspott über die noch immer bieder-verschrobene Wortwahl der Tschekisten weicht wachsender Übelkeit angesichts der gefährlichen Intelligenz im Spießergewand. Verdienst dieses Filmes ist es, Machtmechanismen und Charaktere zu zeigen, die leider weder überholt noch einmalig sind. STELLUNGNAHME DER AUTOREN ZUM PROBLEM DER,TÄTERPERSPEKTIVE In einem Ausmaß, auf das wir anfangs nicht zu hoffen gewagt hatten, haben die befragten neun Mitarbeiter die Arbeitsmethoden der Staatssicherheit bis hin zu psychologischen Tricks bei Verhören und bei der Führung von Inoffiziellen Mitarbeitern offengelegt freilich ohne sich zu einer moralischen Schuld zu bekennen. Aus unserer Sicht bedarf der Film keines,gegengewichts durch Opferaussagen. Im Gegenteil: Bei unserer Konzentration auf die Innensicht des MfS wären wir gar nicht in der Lage, den berechtigten Emotionen der Opfer und ihren individuellen Schicksalen ausreichenden Stellenwert zu geben. Und das vordergründige Benutzen von Opferschicksalen als Gegengewicht nur im Sinne einer political correctness scheint uns unangemessen, sogar unmoralisch. Das bedeutete für uns aber nicht, die,täterperspektive einfach zu übernehmen. Im Gegenteil, es hieß, die Täterperspektive zu nutzen, um den Blick auf die Täter, ihre Handlungsmotive und Rechtfertigungsstrategien zu lenken. Die Aussagen der ehemaligen MfS-Mitarbeiter, so selbstentlarvend sie oft sind, bleiben nicht unkommentiert. Die Sprache des Films, das Bild, das Wort, die Montage, die Musik kontrastiert und konterkariert die Aussagen der Täter und macht ihre Ausflüchte und Beschönigungen für den Zuschauer offensichtlich. DAS MINISTERIUM FÜR STAATSSICHERHEIT ALLTAG EINER BEHÖRDE ist kein Film aus der Sicht der Täter, sondern ein Film über Täter.
Buch CHRISTIAN KLEMKE, JAN N. LORENZEN Kamera PETER BADEL Ton BERND SCHMIDT, JENS ZAHORSZKY Schnitt ANGELA WENDT Produzent WOLFGANG KATZKE Redaktion BEATE SCHÖNFELDT Produktion E-MOTION PICTURE in Koproduktion mit dem MDR und in Zusammenarbeit mit ARTE Hergestellt mit Mitteln der MFG FILMFÖRDERUNG und der MDM MITTELDEUTSCHEN MEDIENFÖRDERUNG im Verleih der EDITION SALZGEBER mit freundlicher Unterstützung durch die MDM MITTELDEUTSCHE MEDIENFÖRDERUNG und die STIFTUNG AUFARBEITUNG Das Ministerium für Staatssicherheit ALLTAG EINER BEHÖRDE
Nichts war in der DDR so geheim, wie die Struktur und Arbeitsweise des MfS. Fast 100.000 Hauptamtliche und etwa 150.000 Inoffizielle Mitarbeiter waren Tag und Nacht im Einsatz. Die Bedrohung, die vom MfS ausging, war unbestimmt und unkalkulierbar. Die Methoden waren leise und weitgehend unsichtbar. Ein Kontrolle gab es nicht. DAS MINSTERIUM FÜR STAATSSICHERHEIT ALLTAG EINER BEHÖRDE Das Ministerium für Staatssicherheit ALLTAG EINER BEHÖRDE ist ein Film über Techniken, Menschenbild, Selbstverständnis und Rechtfertigungsstrategien der Stasi erzählt von den Tätern selbst. im Verleih der Salzgeber & Co. Medien GmbH Friedrichstraße 122 10117 Berlin Telefon 030 / 285 290 90 Telefax 030 / 285 290 99 info@salzgeber.de www.salzgeber.de