Christnacht Eingangsspiel: Astor Piazolla. Begrüssung:

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Transkript:

Christnacht 2016 Eingangsspiel: Astor Piazolla Begrüssung: Ihr kommt von eurem Familienfest zu Hause, habt einander beschenkt und die Wärme und das Essen genossen. Jetzt feiern wir miteinander diese besondere Nacht. Es ist die Nacht der Träume und Sehnsüchte. Nicht alle Nächte sind gleich. Diese Nacht verbindet sich mit den Nächten dieser Welt, den Nächten des Krieges, aber auch den Nächten der Entscheidung, mit den Nächten der Dunkelheit, aber auch mit den Nächten des Lichts. All unsere Nächte umfasst die Weihnacht. Gibt es in deinem Leben eine Nacht, die dein Leben verändert hat? Eine Nacht der Entscheidung? Die Weihnachtsgeschichte erzählt uns, dass jenseits unserer Nächte, das Licht bereits in die Welt gekommen ist. Dieses Licht versöhnt Gott und Mensch, Mann und Frau, Flüchtlinge und Einheimische, Mensch und Tier, Himmel und Erde. Frieden wird auf Erden regieren, das erhoffte Paradies ist eine Wirklichkeit, weil wir es so wollen, weil wir unser Leben danach ausrichten und weil unser Mut und unser Vertrauen stärker sind als unsere Angst.. Lied: Mein Licht geht auf und leuchtet (Kerzen werden entzündet) Meistens wird Gott ganz leise Mensch (Andrea Schwarz) die Engel singen nicht, die Hirten bleiben bei ihren Herden, die Könige bleiben auf ihrem Thron Meistens wird Gott ganz leise Mensch von der Öffentlichkeit unbemerkt, von den Menschen nicht zur Kenntnis genommen, in einer Zweizimmerwohnung, in einem Asylantenheim, im Hochhaus von Tokio, im Slum von Manila, in der Geborgenheit der Familie, in der Stunde der Einsamkeit, im Erahnen des Wunders Meistens wird Gott ganz leise Mensch, wenn Menschen zu Menschen werden. Lied: Es ist ein Ros entsprungen Die Weihnachtsgeschichte erzählt uns davon, dass an einem unscheinbaren Ort der Welt das ersehnte Paradies bereits Wirklichkeit geworden ist. Dieses Wunder ist nicht mehr aus der Welt zu

schaffen. Im Stall von Bethlehem sind alle versöhnt, das Jenseits mit dem Diesseits, die Sichtbare und die Unsichtbare Welt. Hirten wie König David, König Saul oder Moses, machen sich auf den Weg, weil ihre Sehnsucht nach Gerechtigkeit sie leitet. Auch Weise, Könige von den Enden der Erde, folgen ihrem Stern der Sehnsucht, um das Kind zu sehen, das die Menschheitsfamilie als zusammengehörig erkennt. Wozu wird dieser Mythos erzählt? Warum der Glaube, dass der Weg zum Paradies offen steht und wir das Paradies erreichen können? Was soll dieser Traum? Sigmund Freud, der Psychoanalytiker, sprach vom erwarteten Paradies als einer Illusion. Und wir wissen, wie viele Menschen bereits aus diesem Traum einen Alptraum gemacht haben. Denken wir an den Alptraum vom Gottesstaat. Das Paradies lässt sich nicht erzwingen, es wird sonst zur Hölle. Und doch berühren uns die Bilder der Weihnachtsgeschichte tief in unserem Inneren und lassen uns verstehen, dass hier Sichtbares und Unsichtbares erzählt wird. Sie sind Teil einer uralten Weisheit und sprechen von der mystischen Beziehung von Gott und Mensch. Von den Bildern geht eine spirituelle Kraft aus. Wir sind hier, weil wir die Sehnsucht in uns tragen nach einer versöhnten Welt. Unser ersehntes Paradies ist ein anderes als das Paradies, was wir verloren haben. Es ist ein Paradies, das durch Illusionen und Enttäuschungen hindurch gestorben ist. Es ist das Paradies einer neuen Geburt. Lied: Aus Zeller Wiehnacht: Was isch das für e Nacht! Ein junger Mensch kommt zu einem Rabbiner und sagt: Ich möchte gerne dein Schüler werden. Da antwortete der Rabbiner: Gut, das kannst du, aber ich habe eine Bedingung. Du musst mir eine Frage beantworten. Liebst Du Gott? Da wurde der Schüler traurig und nachdenklich. Dann sagt er: Das kann ich eigentlich nicht behaupten. Der Rabbiner sagte freundlich: Gut, wenn du Gott nicht liebst, hast du wenigstens Sehnsucht danach ihn zu lieben? Der Schüler überlegte und erklärte dann: Manchmal spüre ich die Sehnsucht danach, ihn zu lieben, aber meistens habe ich so viel zu tun, dass diese Sehnsucht im Alltag untergeht. Da zögerte der Rabbiner und sagte dann: Wenn du die Sehnsucht, Gott zu lieben, nicht so deutlich verspürst, hast du dann Sehnsucht danach, Sehnsucht zu haben, Gott zu lieben? Da hellte sich das Gesicht des Schülers auf, und er sagte: Genau, das habe ich. Ich sehne mich danach, diese Sehnsucht zu haben, Gott zu lieben. Der Rabbiner entgegnete: Das genügt, du bist auf dem Weg.

Musik Die Weihnachtsgeschichte: Es begab sich aber in jenen Tagen, dass vom Kaiser Augustus ein Befehl erging, dass der ganze Erdkreis sich einschätzen lassen sollte. Diese Schatzung war die erste und geschah, als Quirinius Statthalter in Syrien war. Und es machten sich alle auf, um sich einschätzen zu lassen, ein jeder in seine Stadt: Aber auch Joseph ging von Galiläa aus der Stadt Nazareth hinauf nach Judäa in die Stadt Davids, welche Bethlehem heisst, weil er aus dem Hause und Geschlecht Davids war, um sich mit Maria, seiner Verlobten, die schwanger war, einschätzen zu lassen. Es begab sich aber, während sie dort waren, da vollendeten sich die Tage, dass sie gebären sollte. Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil sie in der Herberge keinen Platz fanden. Kurzes Zwischenspiel Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde, die hielten Nachtwache über ihrer Herde. Da trat der Engel des Herrn zu ihnen, und der Lichtglanz Gottes umleuchtete sie, und sie fürchteten sich sehr. Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Denn siehe, ich verkündige euch grosse Freude, die allem Volke widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher der Christus ist, der Gesalbte Gottes in der Stadt Davids. Und das sei euch das Zeichen: Ihr werdet ein Kind finden, in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegend. Und auf einmal war bei dem Engel die Menge des himmlischen Heeres, die lobten Gott und sprachen: Ehre sei Gott in den Höhen und Friede auf Erden unter den Menschen, an denen Gott Wohlgefallen hat. Kurzes Zwischenspiel Und es begab sich, als die Engel von ihnen gen Himmel gefahren waren, da sprachen die Hirten zueinander. Lasset uns doch nach Bethlehem hingehen und diese Sache sehen, die geschehen ist und die Gott uns kundgetan hat. Und sie gingen eilends und fanden Maria und Josef, und das Kind in der Krippe liegend. Als sie es aber gesehen hatten, machten sie das Wort kund, das ihnen über dieses Kind gesagt worden war. Und alle, die es hörten, verwunderten sich über das, was ihnen von den Hirten gesagt wurde. Maria aber behielt alle diese Worte und erwog sie in ihrem Herzen. Und die Hirten kehrten zurück und priesen und lobten Gott für alles, was sie gehört und gesehen hatten, wie es ihnen gesagt worden war. Lied: Macht hoch die Tür Der alte Gärtner und die Tulpe von Ulrich Peters

In einem Lagerschuppen lebte einmal eine zufriedene und bequeme Tulpenzwiebel. Vielleicht wäre sie dort alt geworden, wenn sie der Gärtner nicht eines Tages ergriffen hätte, um sie einzupflanzen Es ist an der Zeit, sagte er zu ihr, Heute ist die Stunde für dich gekommen, das Leben kennen zu lernen. Deine rätselhaften Worte machen mir Angst, entgegnete die Tulpenzwiebel. Es ist so ungewiss, was aus mir werden wird. Stimmt es denn, dass man in die tiefe, dunkle Erde muss und ganz schmutzig wird? Im Lagerschuppen war alles sauber und ich war bei meinen Freunden geborgen. Du wirst dich auf die Suche machen müssen, sonst vertrocknest du zu einer dürren Zwiebel. Das Leben würde nie in dir aufbrechen, wenn du so bleiben willst, wie du jetzt bist. Du wirst es nur finden, wenn du bereit bist zu wachsen. Aber wenn du mich eingräbst, sterbe ich, wehrte sich die Tulpenzwiebel. Was heisst schon sterben entgegnete der Gärtner. Aus dem Dunkel der Erde wächst dein neues Leben. Du stirbst nicht, du wirst verwandelt. Je mehr du deine alte Gestalt aufgibst, desto mehr kann eine neue geboren werden. Werde die, die du wirklich bist! In dir steckt noch viel mehr, als du jetzt zu sehen vermagst. Glaube nicht, dass das, was du noch nicht erkennen kannst, deshalb nicht vorhanden ist. Alles Sichtbare wächst aus dem Verborgenen. Aber ist das Licht der Sonne nicht genug, um meine Lebenskraft zu wecken? Warum muss ich das Dunkel und die Schwere der Erde ertragen?, fragte die Tulpenzwiebel. Der Gärtner antwortete: Nicht nur das Licht der Sonne, sondern auch das Dunkel und die Erde helfen uns zum Wachsen und Reifen Nachdem er das gesagt hatte, grub er ein Loch und pflanzte die Tulpenzwiebel ein. Es umgab sie undurchdringliche Finsternis. Lied: O du fröhliche Die langsame, beschwerliche Zeit des Wachsens begann. Jetzt ist es bald zu Ende mit mir, jammerte die kleine Tulpenzwiebel. Und sie schien Recht zu haben. Denn ihre Gestalt veränderte sich mehr und mehr. Sie war nicht mehr glatt, sondern begann runzelig und schrumpelig zu werden. Gleichzeitig bemerkte sie, wie sich tief in ihr etwas regte. Dieses Gefühl versetzte sie für viele Wochen in Unruhe. Nach langen, traurig düsteren Tagen durchfuhr sie ein heftiger Schmerz, als ob eine Lanze sie durchbohrte. Diese Wunde eröffnete ihr einen neuen Lebensraum. Der Panzer ihres bisherigen Lebens war durchbrochen. An die Stelle abgrundtiefer Finsternis trat wenig später taghelles, wärmendes Licht. Ihr erster Trieb hatte die Zwiebelschale und den Erdboden durchdrungen. Das also meinte der Gärtner, dachte sie. Wachstum betrifft das ganze Wesen! Jetzt entfaltet sich mein eigentliches Wesen! Sanft streichelten die Sonnenstrahlen den hellgrünen Trieb. Mit der Zeit bildete sich am Schaft des Triebes eine Verdickung. Die Blüte reifte und reifte.

Noch lebst du nur für dich selber und verwendest deine ganze Kraft auf die Entfaltung deines Wesen, erklärte der Gärtner. Aber bald wirst du ganz offen sein für Schmetterlinge, für den Wind, den Regen, Du wirst Farbe und Freude in die Welt tragen. Es bereitet sich schon vor, flüsterte die Knospe. Wann wird der Tag kommen, an dem ich meine Knospe öffnen muss? Du musst so weit in den Himmel hineinwachsen, wie du in die Tiefe der Erde verwurzelt bist. Dann ist deine Stunde gekommen. Du wirst es spüren. Mit der Zeit wurde das Knopsengehäuse zu klein für die Blüte. Die erwachende Tulpe versuchte ihre Blütensegel zu weiten. Das war nicht leicht. Jeder Riss in der Schale schmerzte ein wenig. Doch sie öffnete sich dem Licht und der Wärme bis in ihre letzte Fasern. Ein unbekanntes Glücksgefühl durchzitterte sie, und sie empfand sich zum ersten Mal als ganz frei. Sie fühlte sich so leicht wie das Licht und so schwer wie die Erde und erfuhr, dass Himmel und Erde als eine grosse Wirklichkeit zusammengehören. Musik Alles beginnt mit der Sehnsucht (Äppli) Alles beginnt mit der Sehnsucht immer ist im Herzen Raum für mehr, Für Schöneres, Grösseres. Das ist des Menschen Grösse und Not: Sehnsucht nach Stille, nach Freundschaft und Liebe. Und wo Sehnsucht sich erfüllt dort bricht sie noch stärker auf. Fing nicht auch die Menschwerdung, Gott, mit dieser Sehnsucht nach dem Menschen an? So lass nun unsere Sehnsucht damit anfangen, dich zu suchen, und lass sie damit enden, dass Du uns findest. Lied: Stille Nacht Niemand sucht aus - Gioconda Belli Man sucht sich das Land seiner Geburt nicht aus, und liebt doch das Land, wo man geboren wurde. Man sucht sich die Zeit nicht aus, in der man die Welt betritt, aber muss Spuren in seiner Zeit hinterlassen. Seiner Verantwortung kann sich niemand entziehen. Niemand kann seine Augen verschliessen, nicht seine Ohren, stumm werden und sich die Hände abschneiden. Es ist die Pflicht, vor allem zu lieben, ein Leben zu leben, ein Ziel zu erreichen. Wir suchen den Zeitpunkt nicht aus, aus dem wir die Welt betreten, aber gestalten können wir diese Welt, worin das Samenkorn wächst, das wir in uns tragen.