Erasmusbericht Praktisches Jahr in Molde, Norwegen. Vorbereitung:

Ähnliche Dokumente
PJ Evaluation. Herbst 2014 Frühjahr 2015

PJ-Evaluation, Zwischenauswertung September Februar 2017, Chirurgie Sana Kliniken Lübeck (Krankenhaus Süd)

Auswertung zum Tertial Innere Medizin Sana Kliniken Lübeck (Krankenhaus Süd)

PJ Evaluation Städt. Krankenhaus Köln-Merheim - Innere Medizin - Herbst Frühjahr 2017

PJ Evaluation Städt. Krankenhaus Köln-Merheim - Neurologie - Herbst Frühjahr 2017

Erfahrungsbericht Sri Lanka/Galle2015

PJ Evaluation Uniklinik Köln (UKK) - Neurologie - Herbst Frühjahr 2017

PJ Evaluation Uniklinik Köln (UKK) - Neurochirurgie - Herbst Frühjahr 2017

Angaben zum Studium/Praktikum Studienfächer Vorhaben (z. B. Studium, Praktikum, Sprach- o. Fachkurs) Zielland/ Stadt Gastinstitution Aufenthaltszeitra

PJ Evaluation Städt. Krankenhaus Solingen - Chirurgie - Herbst Frühjahr 2017

FLORIDA. Juli Organisation und Anreise

Auswertung zum Tertial Neurologie Segeberger Kliniken

Auswertung zum Tertial Innere Medizin DRK-Krankenhaus Mölln-Ratzeburg

PJ Evaluation Uniklinik Köln (UKK) - Psychosomatik - Herbst Frühjahr 2017

Erfahrungsbericht ERASMUS JAÉN WS 15/16

Auswertung zum Tertial Chirurgie Sana Kliniken Lübeck (Krankenhaus Süd)

PJ-Evaluation, Zwischenauswertung September Februar 2017, Radiologie UKSH. Auswertung zum Tertial Radiologie UKSH

Jasmin Rentschler / 21 Jahre. Industriekauffrau, 2. Ausbildungsjahr MEVA Schalungs-Systeme GmbH. August 2015, Repro Engineering in Hampshire

Erfahrungsbericht Erasmussemester TU Wien

ERASMUS PLACEMENT (SMP) Erfahrungsbericht

PJ Evaluation Ev. Krankenhaus Kalk - Chirurgie - Herbst Frühjahr 2017

Auswertung zum Tertial Chirurgie Asklepios Klinik Bad Oldesloe

Erasmus-Semester an der University of Ljubljana (Slowenien)

Erfahrungsbericht. Famulatur in der Notaufnahme des staatlichen Krankenhauses in Larnaka (Zypern) bis

Erfahrungsbericht PJ-Tertial Innere Medizin

PJ Evaluation. Herbst 2014 Frühjahr 2015

Freiformulierte Erfahrungsbericht

PJ Evaluation Praxis Zauzig/Weber - Allgemeinmedizin - Herbst Frühjahr 2017

PJ Evaluation. Herbst 2015 Frühjahr 2016

PJ Evaluation Uniklinik Köln (UKK) - Orthopädie - Herbst Frühjahr 2017

PJ Evaluation. Herbst 2014 Frühjahr 2015

Erfahrungsbericht. Famulatur in der Kinderabteilung des staatlichen Krankenhauses in Larnaka (Zypern) 28. August 2017 bis 26.

Erfahrungsbericht Auslandssemester Oslo, WS 2016/17

Erfahrungsbericht Auslandsemester Grenoble WS 2017/2018

Auswertung zum Tertial Psychiatrie UKSH

Auswertung zum Tertial Innere Medizin Schön Klinik Neustadt

PJ Evaluation. Herbst 2014 Frühjahr 2015

Auswertung zum Tertial Chirurgie Berufsgenossenschaftliches Unfallkrankenhaus Boberg

ERASMUS+ 2014/15: Studierendenmobilität Studium (SMS) Persönlicher Erfahrungsbericht

Auswertung zum Tertial Anästhesiologie UKSH

Erasmus Erfahrungsbericht Universität Montpellier WS 16/17. Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf

PJ Evaluation. Bei kleinen N Zahlen werden die Evaluationsergebnisse gesammelt und ab N=2 gebündelt veröffentlicht.

PJ Evaluation Uniklinik Köln (UKK) - Kinder- und Jugend-Psychiatrie - Herbst Frühjahr 2017

PJ Evaluation Uniklinik Köln (UKK) - Rechtsmedizin (klinische) - Herbst Frühjahr 2017

Erfahrungsbericht. Silvia Schneider

PJ-Evaluation, Zwischenauswertung September Februar 2017, Innere Medizin Sana Kliniken Lübeck (Krankenhaus Süd)

Famulatur Evaluation. Allgemeine Fragen. F.Klammer St. Franziskus-Hospital Ahlen

Hochschulbericht zum Studienaufenthalt im Rahmen von ERASMUS+

PJ Evaluation. Herbst 2015 Frühjahr 2016

Erfahrungsbericht Auslandssemester in Finnland, Kajaani

PJ Evaluation. Herbst 2015 Frühjahr 2016

PJ Evaluation Klinikum Leverkusen - Innere Medizin - Herbst Frühjahr 2017

Eindrücke. Schloss Charlottenburg. Campus Virchow Klinikum- Mittelalle

Erfahrungsbericht Auslandsstudium

Auswertung zum Tertial Chirurgie Berufsgenossenschaftliches Unfallkrankenhaus Boberg

PJ Evaluation Städt. Krankenhaus Köln-Holweide - Chirurgie - Herbst Frühjahr 2017

Bewertung des Praktischen Jahres im Studiengang Humanmedizin für die Tertialzeit Herbst 2015/16 im Lehrkrankenhaus Katholisches Klinikum Mainz (KKM)

Erfahrungsbericht. Outdoor-Life-Activities in Alta, Herbst 2013 (Norwegen)

Vorbereitung (Planung, Organisation und Bewerbung bei der Gasthochschule)

AUSTRALIEN 2016 TRAUMA SERVICE ROYAL ADLEIADE HOSPITAL MICHAEL EICHINGER ( )

Erfahrungsbericht Cape Town 2017

Kurzbericht über die Tätigkeit als Praktikantin am Bezirkskrankenhaus Günzburg

Bewertung des Praktischen Jahres im Studiengang Humanmedizin für die Tertialzeit Herbst 2015/16 im Lehrkrankenhaus Klinikum Mutterhaus der

Erfahrungsbericht. Auslandsfamulatur am Ramathibodi Hospital der Mahidol University in Bangkok, Thailand

PJ Evaluation St. Franziskus-Hospital (Ehrenfeld) - Innere Medizin - Herbst Frühjahr 2017

Erfahrungsbericht London WiSe 2012 / 13

Bewertung des Praktischen Jahres im Studiengang Humanmedizin für die Tertialzeit Frühjahr 2015 im Lehrkrankenhaus Klinikum der Stadt Ludwigshafen

GMAC Bank Wales FAKULTÄT FÜR BETRIEBSWIRTSCHAFT. Praxissemester 4. Semester SS 2016

PJ Evaluation. Herbst 2015 Frühjahr 2016

ERASMUS-Studienbericht

AUSLANDSSEMESTER AN DER DUBLIN BUSINESS SCHOOL

Auswertung zum Tertial Orthopädie Berufsgenossenschaftliches Unfallkrankenhaus Boberg

Bewertung des Praktischen Jahres im Studiengang Humanmedizin für die Tertialzeit Herbst 2015/16 im Lehrkrankenhaus Krankenhaus St.

PJ Evaluation. Herbst 2014 Frühjahr 2015

PJ Evaluation. Herbst 2015 Frühjahr 2016

Bewertung des Praktischen Jahres im Studiengang Humanmedizin für die Tertialzeit Herbst 2015/16 im Lehrkrankenhaus Bundeswehrzentralkrankenhaus

PJ Evaluation. Bei kleinen N Zahlen werden die Evaluationsergebnisse gesammelt und ab N=2 gebündelt veröffentlicht.

PJ Evaluation. Herbst 2014 Frühjahr 2015

IN THE MIDDLE OF NOWHERE

Erfahrungsbericht UdS-Mobil: 2 Monate China

Auswertung zum Tertial Neurologie Segeberger Kliniken

Erfahrungsbericht Zwei Monate PJ in der Chirurgie im Royal North Shore Hospital in Sydney

Abschlussbericht zu meinem Erasmus Aufenthalt am LKH Feldkirch Juli 2016 April 2017 im Rahmen des PJ (Vorarlberg, Österreich)

Erfahrungsbericht Newcastle Northumbria University

Mehr als ein Arbeitsplatz

ERASMUS+ - Erfahrungsbericht

PJ Pädiatrie vom am Majo General Hospital in Castlebar, Irland

Erfahrungsbericht über mein Auslandssemester an der University of West Florida in Pensacola

Das Praktische Jahr. Informationen für Medizinstudenten

KLINIK FÜR PSYCHOSOMATIK UND PSYCHOTHERAPEUTISCHE MEDIZIN

Erfahrungsbericht des selbst organisierten Auslandsaufenthalts im Rahmen des 6. Studienjahres

PJ Evaluation. Herbst 2015 Frühjahr 2016

Entdecken Sie den Norden von Fjordnorwegen

Auswertung zum Tertial Innere Medizin Schön Klinik Neustadt

PJ Evaluation. Bei kleinen N Zahlen werden die Evaluationsergebnisse gesammelt und ab N=2 gebündelt veröffentlicht.

PJ Evaluation. Herbst 2015 Frühjahr 2016

Erfahrungsbericht Einzelansicht

ERASMUS Erfahrungsbericht

PJ in der Neurologie Informationen und Curriculum

Transkript:

Erasmusbericht Praktisches Jahr in Molde, Norwegen Moldepanorama Vorbereitung: Da ich während des Studiums keine Auslandserfahrungen sammeln konnte, stand für mich schon lange fest, dass ich einen Teil des PJs im Ausland absolvieren wollte. Aufgrund persönlicher Beziehungen zu Norwegen entschied ich mich dafür, mich dort zusammen mit meinem norwegischen Freund um einen PJ- Platz für ein Tertial zu bewerben. Wichtig dabei ist, dass man für die Anerkennung des Tertials in Deutschland einen Stempel einer norwegischen Universität auf der Bescheinigung braucht. Dafür ist in der Regel eine Immatrikulation an der jeweiligen Universität nötig. Zunächst hatte ich einen PJ- Platz am Krankenhaus in Skien, das ein Lehrkrankenhaus der Universität Oslo ist; eine Immatrikulation oder ein Uni- Stempel der Uni Oslo war jedoch auf Nachfrage nur für Studenten von Partneruniversitäten möglich, dadurch fiel diese Möglichkeit flach. Nach langem Suchen und einigen Telefonaten wurde uns von der NTNU Trondheim (Erasmus- Beauftragte Jannicke Eriksen) zugesichert, dass wir den benötigten Stempel bekämen, wenn wir uns selber einen Platz in einem Lehrkrankenhaus besorgten. NTNU ist eine Partneruniversität der TU München. Über die Internetseite der Helse Møre og Romsdal fand ich die Kontaktdaten des Chefs der Inneren am Krankenhaus in Molde (Lehrkrankenhaus der NTNU). Nach kurzem, sehr netten Mailkontakt auf

norwegisch hatte ich meinen PJ- Platz sicher. Ich bekam alle nötigen Unterlagen bezüglich Datenschutz, PC- Zugang und Impfungen zugesandt, die ich unterschrieben zurückschicken sollte. Einige Wochen vor Tertialbeginn kamen dann auch Infos bezüglich Immatrikulation von der NTNU und ich konnte mich problemlos online immatrikulieren. Zusammenfassend: Am Besten an Partneruniversität in Norwegen anfragen, ob ein PJ- Tertial möglich wäre ( praksis/hospitering auf norwegisch) und dann selber einen Platz in einem kleineren Lehrkrankenhaus suchen. Mit der Universität vorher abklären, ob ihr den benötigten Stempel bekommt! Eine Bewerbung auf norwegisch bei der jeweiligen Klinik erhöht auf jeden Fall die Chancen auf eine positive Antwort. Unterkunft: Der Wohnungsmarkt in Norwegen ist leider teuer und es ist schwer eine Wohnung für nur 4 Monate zu finden. An einigen Kliniken gibt es Wohnungen für Studenten und Angestellte, so auch in Molde, jedoch stand uns als externen Studenten keine Wohnung zur Verfügung. Nach langer Suche fanden schließlich wir über finn.no (das norwegische Kleinanzeigenportal für alles) eine möblierte Wohnung in Molde für 7200 NOK, die für uns als Paar gut geeignet war. Sprache: Da mein Freund Norweger ist, habe ich schon 2,5 Jahre vor PJ- Beginn begonnen durch ihn norwegisch zu lernen. Außerdem habe ich 3 Semester einen Norwegischkurs an der Münchner Volkshochschule absolviert und viel norwegisches TV und Serien angesehen und norwegische Bücher gelesen. Dadurch hatte ich schon ein recht hohes Sprachniveau bevor ich das Tertial in Molde begonnen habe und hatte eigentlich von Anfang an keine Probleme im klinischen Alltag auf norwegisch zu kommunizieren. Ich empfehle auf jeden Fall, vorher gut norwegisch zu lernen und vor allem das Sprechen und Verstehen zu üben, da dies im klinischen Alltag das Wichtigste ist. Zum Praktikum:

Ich habe das Tertial Innere Medizin in Norwegen absolviert. Die Abteilung für Innere Medizin war auf zwei Stationen verteilt und bestand aus den Sektionen Gastroenterologie, Kardiologie, Lunge, Endokrinologie, Infektion und Hämatologie. Diese verschiedenen Sektionen waren jeweils sehr klein und nicht mit einer großen spezialisierten Abteilung in einem deutschen Krankenhaus zu vergleichen. Ich fand es für ein PJ- Tertial jedoch sehr geeignet, da man zwar durch die verschiedenen Sektionen rotiert, aber doch auf den gleichen zwei Stationen bleibt und so schnell mit allen und allem bekannt ist. Sjukehus Molde mit Moldepanorama im Hintergrund Ich wurde mit einem Schlüsseln und einer Chipkarte für den PC- Zugang ausgestattet. Die meisten norwegischen Krankenhäuser benutzen ein sogenanntes elektronisches Patientenjournal. Darin finden sich ähnlich wie auch in den meisten deutschen Kliniken z.b. die Laborwerte, Radiologiebefunde und Briefe der Patienten. Außerdem werden in diesem Programm sehr ausführliche Aufnahme- und Visiteneinträge über die Patienten geschrieben, etwas was ich so in Deutschland noch nicht gesehen hatte. Über jeden Patient der über die Notaufnahme oder elektiv aufgenommen wurde, wurde ein sogenanntes innkomst- journal angelegt, in dem nach vorgegebenem Muster die Beschwerden, körperlichen Untersuchungsbefunde, weitere Diagnostik und Therapieplanung beschrieben wurden. Weiter wurde jeden Tag ein teilweise langer Visiteneintrag über den Patienten geschrieben, in dem Behandlungsfortschritt, diagnostische Überlegungen und weitere Therapie dargelegt wurden. Das hatte den großen Vorteil, dass man sich auch als Neuer auf einer Station die vorausgegangene Behandlung und differentialdiagnostischen Überlegungen über einen Patienten sehr gut nachvollziehen konnte. Für mich war es vor allem am Anfang sehr hilfreich,

alle Überlegungen zu einem Patientenfall nochmal ausführlich dort nachlesen zu können, da ich am Anfang z.b. bei Kurvenvisite auf norwegisch noch nicht alles verstand. Dieses System kostet natürlich Zeit, da diese Einträge ja jeden Tag verfasst werden müssen. Allerdings nimmt man sich als Arzt dadurch auch die Zeit, die Diagnosen und Behandlung eines Patienten richtig zu reflektieren. Außerdem wird durch dieses System die Übergabe an einen anderen Arzt enorm vereinfacht, da Diagnostik oder Behandlung nicht von einer eventuell unvollständigen mündlichen Übergabe abhängen. Der Arbeitstag auf der Inneren begann für alle Ärzte der Abteilung mit der Morgenbesprechung um 8:00 Uhr. Hier wurden die Neuaufnahmen die in den letzten 24h über die Nothilfe aufgenommen wurden, kurz durchgegangen und vorgestellt. Danach hielt jeden Tag einer der Ärzte eine kurze Fortbildung über ein relevantes Thema. Außerdem wurden aktuelle Probleme in der Abteilung oder Änderungsvorschläge besprochen. Interessant dabei war, dass die Hierarchie sehr flach war und jeder seine Meinung sagen konnte und auch gehört wurde und dann gemeinsam etwas entschieden wurde. Jeden Dienstag um 8:00 fand eine interdisziplinäre Fortbildung für alle Ärzte des Klinikums im Auditorium statt. Danach ging man auf seine jeweilige Station und begann sich über die Patienten auf Station im Journal einzulesen. Um 9:00 traf man sich mit den Schwestern und den restlichen auf der Station eingeteilten Ärzten zur Kurvenvisite. Hier wurden die Kurven mit Vitalwerten der Patienten durchgegangen, weitere Therapien und Diagnostik besprochen. Besonders positiv auffallend für mich war die hohe Kompetenz der Krankenpfleger/innen, die sich bei der Kurvenvisite viel mehr einbrachten als ich das teilweise aus Deutschland gewohnt war. Nach der Kurvenvisite wurden die Patienten der Station auf die verschiedenen Ärzte verteilt. Normalerweise standen ein oder zwei Oberärzte, zwei Assistenzärzte und ein Turnusarzt zu Verfügung.

Da die verschiedenen Sektionen nie mehr als 12 Patienten hatten, hatte ein Arzt sich selten um mehr als 4 Patienten zu kümmern. Man ging bei den zugeteilten Patienten ausführlich Visite (teilweise alleine, teilweise zusammen mit einem Oberarzt), leitete die besprochene Diagnostik und Therapie ein und schrieb einen Eintrag in das elektronische Journal. Danach kümmerte man sich um Entlassbriefe und alles was sonst im Laufe des Tages bei den dir zugeteilten Patienten anfiel. Nach einigen Wochen fühlte ich mich auch fit genug, um alleine Visite zu gehen und Einträge und Briefe zu schreiben. Blutentnahmen und venöse Zugänge werden durch das Personal des Labors übernommen, so dass ich wenn dann nur für arterielle Blutentnahmen verantwortlich war. Die Arbeitszeiten werden grundsätzlich eingehalten, was bei der im Vergleich zu Deutschland geringeren Arbeitsbelastung natürlich auch viel leichter möglich ist. Arbeitsende war 15:30 bzw 16:00, wobei ich auch oft schon früher gehen konnte. Aussicht aus dem Arztzimmer während dem Briefeschreiben. Ich konnte durch alle Abteilungen durchrotieren und durch die den guten Personalschlüssel hatten auch alle immer genug Zeit um mir etwas beizubringen. Außerdem konnte ich frei überall hingehen, was mich interessierte, z.b. Biopsien oder Koloskopien bei unseren Patienten. Ich konnte auch jederzeit in die Notaufnahme gehen, wenn auf Station wenig zu tun war und dort vor allem elektive Patienten aufnehmen oder zusammen mit einem anderen Arzt Notfallpatienten betreuen. Zusammenfassend ist ein PJ- Tertial in Norwegen von flacher Hierarchie, viel Selbstverantwortung und sehr lehrreicher Arbeit verbunden. Generell geht es in einem norwegischen Krankenhaus etwas gemütlicher zu, als man es vielleicht aus Deutschland gewohnt ist. Die Stationen sind kleiner, es sind

weniger Patienten pro Arzt zu betreuen und Kaffee trinken hat einen hohen Stellenwert ;) Das Arztleben auf Station kam mir auf jeden Fall entspannter vor, in der Notaufnahme herrscht jedoch auch in Norwegen Stress. Freizeit: Freizeit steht in Norwegen sowohl bei PJlern als auch allen anderen Mitarbeitern des Krankenhauses natürlich ganz oben auf der Liste. Molde liegt wohl in einer der schönsten Gegenden Norwegens, mit unglaublicher Natur und Landschaft. Skifahren, Langlaufen, Skitouren, Joggen, Wandern, Bergsteigen, Klettern, Segeln, Radeln, Angeln und vieles mehr ist direkt von der Stadt aus oder nach einer kurzen Autofahrt machbar. Als Buch kann ich Turboka Molde og Område aufs Wärmste empfehlen. Es enthält detaillierte Tourbeschreibungen mit Bildern, Dauer und Schwierigkeit der Wanderung. Nach 4 Monaten und vielen, vielen, vielen Touren hatten wir nicht einmal die Hälfte des Buches durch und jede Wanderung war ein absoluter Volltreffer. Auch Ausflüge nach Ålesund, Geirangerfjord, Atlanterhavsveien und Trollstigen sind zu empfehlen. Ich empfehle ein Auto mit nach Norwegen zu nehmen, man kommt allerdings auch mit dem öffentlichen Bus gut zurecht.

Es gibt einige Restaurants, Shopping Center, Fitnessstudios, Schwimmbad etc., so dass einem auch bei schlechtem Wetter nicht langweilig wird. Die Ärzte des Klinikums treffen sich regelmässig zum sogenannten Torsdagspils, dem Donnerstagsbier, und unternehmen auch sonst viel zusammen (zb wöchentliches Training der Ärzte- Fußballmannschaft). Wir wurden sehr oft eingeladen und konnten uns problemlos integrieren. Ich war von März bis Ende Juni in Norwegen und es war toll, zu erleben, wie die Tage immer länger wurden. Im Juni wurde es letztendlich gar nicht mehr richtig dunkel und es war schon komisch, nachts aufzuwachen und immer einen hellen Himmel zu sehen. Man kann durch die langen Tage viel länger die tolle Natur genießen und durch die Wälder laufen ohne an Stirnlampen oder ähnliches denken zu müssen. Fazit: Mir hat die Zeit in Norwegen sehr gut gefallen. Ich habe mich sehr schnell eingelebt und Anschluss gefunden, wobei mein norwegischer Freund dabei wohl auch sehr hilfreich war. Durch ihn war ich schon einige Male in Norwegen gewesen und mit den verschiedenen norwegischen Verhaltensweisen und Eigenarten vertraut. Natürlich gab es vor allem am Anfang auch Tage, an denen ich an den Dialekten einiger Patienten oder Kollegen sprachlich verzweifelt bin oder mich auch mal als Fremde gefühlt habe. Generell sind die Norweger jedoch sehr aufgeschlossen und nehmen einen unglaublich freundlich auf (hierbei ist jedoch auf jeden Fall die Beherrschung der Sprache von Vorteil!!).

Die Arbeitsweise im norwegischen Krankenhaus fand ich im Vergleich zu Deutschalnd wirklich toll. Es wurde viel auf die Patienten eingegangen und viel interdisziplinär im Team mit Krankenschwestern, Physiotherapeuten usw gearbeitet. Die Hierarchien sind extrem flach, was es einem das selbstständige Arbeiten als Pjler enorm erleichtert. Es gab natürlich auch Bereiche, in denen ich das deutsche System ganz klar vorne sehe, z.b. Wartezeiten für Patienten (elektive Eingriffe etc.). Generell ist der Patient in Norwegen sehr passiv und wird viel weniger in die Behandlungsentscheidungen eingebunden als in Deutschland. Die Umgebung von Molde ist ein absoluter Traum, dadurch fällt es einem ungemein leicht neben der Arbeit aktiv zu sein. Nach meinen Aufenthalt in Norwegen will ich nun sogar versuchen, mich in Norwegen als Turnusarzt zu bewerben!