Erfahrungsbericht Cape Town 2017

Transkript

1 Erfahrungsbericht Cape Town 2017 Ich habe mein Auslandssemester von August bis Dezember 2017 an der University of Cape Town(UCT) in Kapstadt, Südafrika, verbracht. Regulär studiere ich Wirtschaftswissenschaften im Master an der Universität Bielefeld. Das Auslandssemester habe ich freiwillig gemacht, da die Uni Bielefeld ein Auslandssemester nicht obligatorisch vorgibt. Während des Bachelors war ich für drei Monate bereits einmal in Vancouver gewesen und ab dem Zeitpunkt stand für mich fest, dass ich definitiv ein Auslandssemester machen möchte, um meine internationalen Erfahrungen und Englisch Kenntnisse noch zu vertiefen. Als es dann konkreter wurde, habe ich überlegt wo ich gerne hingehen würde. Für mich stand von vorneherein fest, dass ich in ein Land gehen möchte, in dem die Nationalsprache Englisch ist. Ebenso war relativ schnell klar, dass ich Europa gerne verlassen möchte, um kulturell etwas ganz Neues zu erleben. Da die USA und auch Länder wie Australien oder Neuseeland super teuer sind, habe ich mich dann an Südafrika gehalten und mich über die Universitäten dort informiert. Neben der Tatsache, dass Kapstadt eine der schönsten Städte dieser Welt ist, gehört die UCT zu den besten 5% aller Unis weltweit, weshalb ich mich relativ schnell dazu entschlossen hatte, mich dort zu bewerben.

2 Die Bewerbung hatte ich Ende März 2017 abgeschickt, also 2 Monate vor Bewerbungsende. Neben einer Online Bewerbung habe ich die notwendigen Dokumente auch per Post zu schicken müssen. Nach 1,5 Monaten war meine Post immer noch nicht in Kapstadt angekommen. Ich war im dauerhaften -Verkehr mit dem internationalen Office von der UCT und hatte schon fast den Glauben an mein Auslandssemester verloren, da die Post in Südafrika oft verloren geht. 5 Tage vor Fristende, ist meine Post dann doch noch angekommen und einen Tag später hatte ich auch schon meine Zusage bekommen. Dann musste ich relativ schnell handeln, um noch zügig meine Unterlagen für das Visum zusammen zu bekommen. Wir hatten inzwischen schon Ende Mai und das Visum braucht bis zu 6 Wochen und Anfang August musste ich ja schon fliegen. Für das Visum benötigt man leider sehr viele Unterlagen und man muss es persönlich in Berlin oder München beantragen. Ultraschall der Lunge, ärztliche Bescheinigungen, Nachweis genügender finanzieller Mittel, Zusage der Uni in Südafrika, Nachweis einer südafrikanischen Krankenversicherung für den Zeitraum des Studiums etc. Wenn man sich strukturiert und an alle Dokumente denkt, ist es letztendlich dann aber doch ein sehr entspannter Prozess gewesen und ich hatte das Visum letztendlich sogar schon 2 Wochen nach meinem Besuch bei der Botschaft in Berlin in meinem Briefkasten. Die Wohnung habe ich über die UCT bekommen. Es war super entspannt, man musste sich um nichts weiter kümmern und ich hatte durch meine internationalen Mitbewohner direkt Freunde gefunden, die auch neu in Kapstadt und unternehmungsfreudig waren. Allerdings wäre es deutlich günstiger gewesen sich über gumtree oder die Facebook Seite Huis Huis selber um eine WG oder ähnliches zu kümmern. Zusätzlich kommt man so auch schneller in Kontakt mit Einheimischen. Ich denke beides hat seine Vor- und Nachteil. Ich mich würde mich im Nachhinein wahrscheinlich dennoch eher selber um eine Wohnung kümmern, einfach um etwas Geld zu sparen. Ich habe in Observatory gelebt, nahe der Uni. Es ist nicht der sicherste Ort in Kapstadt aber super artie mit tollen Cafés und vielen Studenten. Ansonsten empfehlen sich Rondebosch, Claremont und Newlands, wenn man nahe zum Campus und schön wohnen möchte. Allerdings ist auch Gardens in der Stadt geeignet, da der kostenlose Uni Bus auch dorthin drei Mal die Stunde fährt und man somit gleichzeitig den Vorteil hat in der Stadt zu wohnen und somit auch näher zu den Stränden und dem Lions Head zu sein.

3 Das Studium hat mir unglaublich viel Spaß gemacht. Ich habe Kurse in Corporate Financial Management, E-Marketing und Event Management absolviert. Die erste Woche haben wir eine Einführungswoche mit allen internationalen Studenten bekommen. Sie haben uns gezeigt wie wir die Kurse wählen können, wir haben eine Bus Tour durch Kapstadt und Umgebung bekommen und erste Tipps erhalten, auch bezüglich Sicherheit in Kapstadt. Das Studium ist ganz anders aufgebaut als bei uns. Direkt in der ersten Woche werden die ersten Gruppen Projekte, Assignments und Tests angekündigt. Ich hatte jede Woche Assignements abzugeben und habe über das ganze Semester verteilt Tests geschrieben. Ich persönlich mochte das Konzept aber super gerne, da man immer mit allen zusammen in der Bibliothek gelernt hat und am Ball geblieben ist, sodass einem die final exams am Ende des Semesters deutlich leichter gefallen sind. Das Niveau war allerdings extrem hoch. Noten von 75% waren schon hervorragend, da meist kaum bessere Noten als 65% vergeben wurden. Der Campus von der UCT ist wohl der schönste, den ich je gesehen habe und wurde schon mehrfach zum schönsten Campus der Welt gewählt. Somit war es einfach ein Privileg dort studieren zu dürfen. Ich habe studieren tatsächlich noch nie so genossen, wie an der UCT. Finance hatte ich jeden Tag 45 Minuten und die anderen beiden Kurse jeweils zwei Mal die Woche 90 Minuten. Dazu kamen dann noch Tutorials einmal die Woche. Neben den Kursen konnten wir drei kostenlose Societies oder Sportclubs wählen. Ich habe Shawco besucht, die Wine Society und den Mountain und Ski Club. Mit Shawco bin ich einen Nachmittag in der Woche in eine Schule in eines der Townships gefahren und wir haben dort mit den Kindern Englisch und Mathe geübt. Es war super spannend und interessant auch diese Seite von Kapstadt kennenzulernen, da man leider sagen muss, dass 80% der Bevölkerung in Kapstadt in den

4 Townships wohnt. Die Wine Socity hat sich tatsächlich jeden Freitagabend zum Wine Tasting getroffen. Ich habe es letztendlich glaube ich nur drei Mal zu den Treffen geschafft, da ich oft freitagabends Finance Tests hatte, aber es war immer sehr witzig und man hat tatsächlich eine Menge über den südafrikanischen Wein gelernt. Mit dem Mountain und Ski Club war ich einige Male wandern. Die größte Sorge hatte ich anfangs vor den Sicherheitsbedingungen in Kapstadt. Allerdings muss ich wirklich sagen, dass einem nichts passiert, solange man sich an einige Regeln hält. Sobald es dunkel wird, immer einen Uber rufen, um nach Hause zu kommen, selbst in der Gruppe nicht rumlaufen. Und generell möglichst vermeiden mit Handy oder Portemonnaie in der Hand herumzulaufen. Mir ist nicht einmal etwas passiert und nie etwas gestohlen worden. Wenn man wachsam und sich seiner Umgebung bewusst ist, passiert einem nicht mehr oder weniger als in anderen Großstädten auch. In meiner Freizeit habe ich jegliche Outdoor Aktivitäten genossen, die Kapstadt zu bieten hat. Ich war auf zahlreichen Wanderungen, den Lions Head habe ich tatsächlich ganze 18-mal bestiegen, ich habe die wunderschönen Strände genossen, in der freien Woche im September haben wir uns die Garden Route angeguckt und vieles vieles mehr. Kapstadt wird nie langweilig. Ich muss ganz ehrlich gestehen, dass ich mich in die Stadt verliebt habe und nicht abwarten kann, wieder dorthin zurück zu kehren. Ich habe zahlreiche südafrikanische Freunde gefunden, aber auch eine Menge Freunde überall auf der Welt verteilt. Ich freue mich schon, alle einmal besuchen zu fliegen. Ich kann ein Auslandssemester an der UCT nur empfehlen. Man muss definitiv extrem viel lernen und der Druck ist wirklich sehr hoch, aber die

5 Lernatmosphäre ist dafür umso angenehmer und schöner und die wunderschöne Natur um Kapstadt herum, macht jede verbrachte Stunde in der Bibliothek wieder wett. Mein Englisch hat sich mehr als verbessert, ich habe unglaublich interessante Menschen kennengelernt und Kapstadt hat mich gelehrt, auch die kleinen Dinge im Leben zu schätzen, positiver zu sein und immer mit einem Lächeln in den Tag zu starten - einfach, weil wir ein Dach über dem Kopf haben, nicht hungern müssen und sogar das Privileg haben studieren zu dürfen.