Erfahrungsbericht Zwei Monate PJ in der Chirurgie im Royal North Shore Hospital in Sydney

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1 Erfahrungsbericht Zwei Monate PJ in der Chirurgie im Royal North Shore Hospital in Sydney Vorbereitung (Planung, Organisation und Bewerbung bei der Gasteinrichtung) Ich habe mich ca. ein Jahr vor Beginn des gewünschten PJ Tertials an der Northern Medical School der Universität von Sydney beworben. Auf der Internetseite findet man eine detaillierte Auflistung aller benötigten Unterlagen sowie eine bereits einige Tage vor Bewerbungsstart veröffentlichte Tabelle mit den verfügbaren Abteilungen und Zeiten. Es empfiehlt sich, sich direkt zu Beginn der Eröffnung des Bewerbungsverfahrens zu bewerben, da die Plätze nach der Reihenfolge des Bewerbungseingangs vergeben werden. In der Regel beginnt die Platzvergabe im Juni für das gesamte darauffolgende Jahr das bedeutet, dass die Vorlauffrist für Januar dementsprechend kürzer ist als die für Dezember. Die Bewerbung wird zentral an den Koordinator gerichtet, der bei Fragen jederzeit behilflich ist. Das gesamte Verfahren ist in drei Stufen gegliedert, was dafür sorgt, dass man sich erst nach der definitiven Platzzusage um ein Visum, Unterkunft und die Flüge kümmern muss. Der genaue Ablauf ist unter beschrieben. Nach Erhalt meiner Zusage musste ich 1000 Dollar Studiengebühren bezahlen, meinen Impfausweis einreichen, ein australisches Führungszeugnis beantragen und mein deutsches Führungszeugnis beglaubigt übersetzen lassen und nach Australien senden. Weder das Krankenhaus noch die Universität von Sydney verlangen ein Visum. Es ist jedoch zwingend für die Einreise erforderlich und wenn man bei der Online Befragung wahrheitsgemäß beantwortet, dass man als Medizinstudent ein Krankenhaus betritt, wird man automatisch zu einer von der Botschaft angeordneten Untersuchung aufgefordert. Diese ist nur in Frankfurt von einem autorisierten Arzt durchführbar und kostet um die 200 Euro. Es werden ein HIV Test sowie ein Röntgen Thorax durchgeführt, um eine Tuberkulose auszuschließen. Die Ergebnisse werden direkt an die Botschaft übermittelt, sodass innerhalb von zwei Tagen die Erteilung des Visums erfolgt. Das Royal North Shore Hospital ist auf der Liste des LPA NRW aufgeführt, dementsprechend benötigte ich nur die PJ Bescheinigung durch die Abteilung in der ich gearbeitet habe, sowie eine Bescheinigung der Universität von Sydney, dass ich die gleichen Rechten und Pflichten wie die australischen Medizinstudenten zu erfüllen habe. Die Dokumente und weitere Informationen sind unter zu finden. Unterkunft Auf der Homepage der Northern Medical School der Universität von Sydney sind einige Adressen von Privatpersonen aufgeführt, die Zimmer an Medizinstudenten untervermieten. Bei mir hat die erste Anfrage direkt zum Erfolg geführt und ich konnte die kompletten zwei Monate bei einer Vermieterin verbringen. Ich war damit sehr zufrieden und auch die Erfahrungen der anderen Studenten, die bei anderen Vermietern gewohnt haben, waren positiv. Es lohnt sich auch preislich eines der

2 Zimmer von dieser Seite zu wählen, da das Wohnen und Leben in Sydney sehr teuer ist und die Preise auf der Liste des Krankenhauses noch im erschwinglicheren Bereich liegen. Ablauf und Wert des Auslandsaufenthaltes Schon im Vorfeld erhält man vom Koordinator s mit Details zum Ablauf des PJs und wo und wann man sich am ersten Tag einzufinden hat. Bei mir hat das alles reibungslos geklappt und nach der Führung durch das Haus habe ich mich auch schnell orientieren können. Das Royal North Shore Hospital (RNSH) ist ein erst vor kurzem renoviertes Krankenhaus und gehört zu den modernsten seiner Art in Australien. Der Aufbau des australischen Gesundheitssystems unterscheidet sich in vielen Punkten vom deutschen System und dementsprechend war auch der Alltag im Krankenhaus etwas anders als ich es aus Deutschland gewohnt war. Die Stationen werden von den Registrars (in etwa deutsche Assistenzärzte), Interns und Residents (Ärzte in den ersten beiden Ausbildungsjahren nach Ende des Studiums) geführt. Die Fachärzte und Oberärzte heißen in Australien Consultants und führen gemeinschaftlich eine Abteilung. Das RNSH ist ein Public Hospital, das bedeutet, dass dort nur gesetzlich Versicherte behandelt werden. Die Betreuung erfolgt für diese Patienten fast ausschließlich durch die Registrars, die sich mit den Consultants absprechen. Privatpatienten werden von den Consultants im benachbarten North Shore Private Hospital betreut. Den ersten Teil meines Tertials habe ich in der Gefäßchirurgie verbracht. Das Team war relativ klein und so war ich schon am ersten Tag voll in den Arbeitsablauf integriert. Mein Tag begann um 7 Uhr mit der Visite, sodass wir um 8 Uhr mit den Operationen starten konnten. Ich durfte bei fast allen Operationen assistieren und mir wurde dabei viel erklärt. Anschließend fand häufig noch eine Sprechstunde für Patienten statt. Im Vergleich zu Deutschland habe ich die Stimmung im Team sowohl im OP als auch auf den Stationen als deutlich entspannter wahrgenommen und es war stets Zeit für ausführliche Erläuterungen der Operationen und Behandlungen. Besonders profitiert habe ich auch vom Austausch mit den australischen Studenten, die mich zu ihren Lehrveranstaltungen eingeladen haben und mir so ihr akademisches System näherbringen konnten. Bei den Teachings wird sehr viel Wert auf die Fragen der Studenten gelegt und man hat zusätzlich zweimal in der Woche die Möglichkeit, das Vorstellen von Patienten zu üben und direkt danach ein ausführliches Feedback zu bekommen. Während des zweiten Teil meines Aufenthalts war ich in der Handchirurgie. Dort habe ich ähnliche Erfahrungen wie in der Gefäßchirurgie gemacht und konnte andere Krankheitsbilder kennenlernen. Auch dort wurde ich herzlich aufgenommen und sehr gut betreut. Alltag und Freizeit Für mich ist Sydney eine der schönsten Städte der Welt. Es gibt nichts, was man dort nicht erleben kann und ich konnte während meines Aufenthalts einen wunderbaren Eindruck davon bekommen. Ich habe Ausflüge in die Blue Mountains und ins Kangaroo Valley unternommen, viele Stadtspaziergänge gemacht, sämtliche Strände in Sydney und der Umgebung besucht (u.a. Bondi, Manly, Palm Beach und den

3 atemberaubend weißen Hymes Beach), den Studententarif der Oper ausgenutzt und mich jeden Tag aufs Neue über den Anblick der Harbour Bridge gefreut. Bevor ich mein Tertial begonnen habe, konnte ich noch drei Wochen an der Ostküste reisen und mir einen Eindruck von der Vielfalt des Landes machen. Australien hat unglaublich viel zu bieten, die Landschaft ist sehr abwechslungsreich und die Natur verändert sich sehr schnell. Ich habe Ausflüge in den Regenwald gemacht, bin an den Whitsunday Islands gesegelt, habe Schildkröten beim Schlüpfen beobachtet und habe am Great Barrier Reef Haie und Rochen gesehen. Besonders schön waren auch die Begegnungen mit den Australiern selbst, die bekannterweise sehr gelassen sind und immer offen für Ausflüge waren und mir ihr Land gezeigt haben. Die Zeit war leider viel zu kurz, aber die Eindrücke, die ich sammeln konnte waren so schön, dass ich schon die nächste Reise nach Australien plane. Fazit Ich kann nur jedem zu einem Auslandsaufenthalt raten und natürlich ganz besonders zu einer Reise nach Australien. Meine Erwartungen an mein Praktikum haben sich nicht nur erfüllt, sondern sind sogar übertroffen worden. Ich konnte einen umfassenden Eindruck von der Lebensweise und Kultur bekommen, habe das australische Gesundheitssystem und die Arbeit in einem anderen Land kennengelernt und viele Freundschaften mit Menschen aus vielen Teilen der Welt geschlossen, die hoffentlich bestehen bleiben werden. Ich kann auch keine negativen Punkte finden, die ich rückblickend anders machen würde. Neben dem Lernzuwachs, den ich im medizinischen Bereich erlangen konnte und den kulturellen Eindrücken aus meiner Freizeit, ist schlussendlich auch meine Persönlichkeit gewachsen. Die Erfahrung, selbstständig einen Auslandsaufenthalt zu planen und für die Konsequenzen verantwortlich zu sein, hat meine Selbstständigkeit noch weiter gefördert und ich fühle mich nun für die Berufswelt gewappnet.

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