Famulaturbericht. Hard Facts

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1 Famulaturbericht Hard Facts Student: Nikolaus Gasche Dauer: (4 Wochen) Ort: Kumasi, Ghana Krankenhaus: Komfo Anokye Teaching Hospital, Innere Medizin Motivation Ich wollte schon lange im Ausland famulieren und habe mich im dritten Jahr dazu entschieden eine Famulatur über die AMSA zu organisieren. Meine Entscheidung fiel auf Ghana, da ich schon von vielen Freunden erfahren hatte, wie umwerfend eindrucksvoll das Land sein soll. Ghana ist politisch gesehen ein sehr stabiler Staat mit unglaublich freundlichen Menschen und wird deshalb oft auch Afrika für Anfänger genannt. Vor der Reise Ich habe mich über die AMSA für den Platz beworben und musste bis Ende 2014 / Anfang 2015 diverse Dokumente abschicken. Ein paar Monate vor meinem Abflug bekam ich dann die Bestätigung aus Ghana, dass ich für die Famulatur zugelassen wurde. Für die Einreise benötigt man ein Visum. Dieses kann man jedoch nur in der ghanesischen Botschaft in der Schweiz beantragen, da es in Österreich keine ghanesische Botschaft gibt. Glücklicherweise waren im Mai Vertreter aus der Schweiz in Wien und haben Visa ausgestellt. Die Kosten beliefen sich auf circa 100. Für die Einreise ist die Gelbfieberimpfung verpflichtend und ein Impfnachweis vorzuweisen. Zwei Monate vor Abflug ließ ich mich im Hygieneinstitut im ZWT zusätzlich Typhus und Meningokokken impfen. Ghana ist ein Malaria-Land und es besteht für Reisende ein hohes regionales Infektionsrisiko. Daher ist es wichtig, sowohl ein Mosquitonetz als auch diverse Anti-Mücken Sprays mitzunehmen. Weiters wird eine Malaria Prophylaxe empfohlen. Die meisten Auslandsstudenten nehmen Malarone einmal täglich, da diese Tabletten sehr gut verträglich sind. Die Medikation ist jedoch etwas teurer. Ich entschied mich aber für Lariam (1x / Woche). Die Einfuhr und Ausfuhr der Landeswährung (Cedi) ist verboten. Ich hatte US Dollar als Not- Währung dabei, konnte aber vor Ort mit meiner Maestro Karte bei den Bankomaten Geld abheben. Krankenhaus und Famulatur Ich absolvierte meine Famulatur im Komfo Anokye Teaching Hospital in Kumasi auf der Inneren Medizin. Ich kann jedem Studenten nur empfehlen in Kumasi zu famulieren, da man dort das komplette Afrikapaket bekommt. In der Hauptstadt Accra ist der Lebensstil schon wieder sehr westlich orientiert und man erfährt nicht diesen Kulturschock. Das Krankenhaus ist sehr groß und in mehrere Blöcke eingeteilt. Der Innere Block besteht aus fünf Stockwerken, zwei Stockwerke für jedes Geschlecht und eines für Tuberkulose Patienten. Jeweils 40 Patienten werden in einem riesigen Raum ohne wirkliche Trennwände untergebracht. Auf den Stationen wird auch kein Patient isoliert und keiner der Ärzte trägt einen Mundschutz. Aufgrund der Tatsache, dass die Fenster praktisch immer geöffnet sind, kann der Wind Keime im ganzen Raum

2 verteilen. Es gibt wenige Möglichkeiten zur Händedesinfektion. An den Wänden hängen zwar immer wieder die Halterungen für Desinfektionsmittel, allerdings oft ohne Flaschen. Oftmals teilt sich ein ganzes Stockwerk ein einziges Desinfektionsmittel. Am ersten Tag wurde ich einem Team zugeteilt, welches aus zwei Oberärzten, ein paar Assistenzärzten und Studenten bestand. Mein Team war zweimal die Woche mit Visiten und an zwei weiteren Tagen mit Reviews beschäftigt. Jeden Dienstag waren wir in der Notfallambulanz im Emergency Department und haben dort die Patienten betreut. Die Visiten sind genial und um einiges besser strukturiert als bei uns. Anfangs trägt der zuständige Arzt bzw. Student die komplette Patientengeschichte vor, welche im Nachhinein ausführlich diskutiert wird. Danach stellt der Oberarzt Fragen, die die Studenten und Assistenzärzte beantworten müssen. Des Weiteren arbeitet man für jeden Patienten eine Liste an Differentialdiagnosen aus, die wiederum diskutiert werden. Somit haben wir uns bei den Visiten meistens 30 Minuten pro Patient Zeit gelassen und konstruktiv eine Behandlung erörtert. Allerdings stellen sich die Therapien schwieriger dar als erwartet, da sich die Patienten die Medikationen oftmals nicht leisten können. Neben den endemischen Infektionskrankheiten spielen kardiovaskuläre Probleme eine große Rolle in Ghana. Viele Patienten haben sehr ausgeprägte Krankheiten, da sie erst spät das Krankenhaus aufsuchen. Gefühlsmäßig ist jeder zweite Patient auf der Station HIV positiv oder kämpft mit Tuberkulose. Die letzte Woche begleitete ich andere Austauschstudenten auf deren Abteilungen um auch Einblicke in die Gynäkologie, Chirurgie, Pädiatrie und Radiologie zu gewinnen. Unterkunft Ärzte und Studenten werden am Gelände vom Krankenhaus untergebracht. Es gibt vier Hostels für Studenten und mehrere Gebäude für Ärzte und deren Familien. Ich hatte das Glück, nicht mit den anderen Austauschstudenten zu wohnen, sondern in einem anderen Hostel zusammen mit einheimischen Studenten. Dies gab mir die Möglichkeit mich komplett in Ghana zu integrieren und mit den lokalen Medizinstudenten meine Freizeit zu verbringen. Die Toiletten und Duschen befanden sich im Freien und sind in keiner Weise mit unseren Sanitäranlagen zu vergleichen. Man konnte meistens morgens und abends kalt duschen, da Wasser nicht den ganzen Tag über verfügbar war. Die Toiletten teilte man sich oftmals mit einigen Spinnen oder Kakerlaken. Wasser zum Spülen gab es genauso oft wie zum Duschen. Es mag vielleicht etwas schockierend klingen, aber nach den ersten paar Tagen gewöhnt man sich daran. Freizeit Unter der Woche konnte man nach der Arbeit im Krankenhaus auf den Markt gehen oder sich beim Schneider auch Hosen und Hemden nähen lassen. Die Menschen sind generell sehr freundlich und man konnte auch untertags als Frau alleine auf den Straßen unterwegs sein. Oftmals wurden wir beim Vorbeigehen von den Lokalen Obruni (weißer Mann) genannt. Kinder liefen fröhlich lachend ständig auf uns Austauschstudenten zu, wollten unsere Hand halten und uns ein Stück begleiten. Am Krankenhausgelände selber gibt es einen Basketballplatz und ein Fitness Center. Die Wochenenden waren immer mit Trips durchgeplant, die entweder vom Exchange Officer oder vom Portier organisiert wurden. Kumasi befindet sich mehr oder weniger im Zentrum von Ghana, weshalb man recht gut überall hinkommt. Meistens haben wir Austauschstudenten einen Bus für das ganze Wochenende gemietet. Beliebte Reiseziele sind der Mole National Park, Busua (Surfen!) / Cape

3 Coast und die Volta Region. Mit diesen Wochenendtrips hat man die meisten Sehenswürdigkeiten des Landes abgedeckt. Nach meiner Famulatur machte ich noch zwei Wochen Urlaub, wovon ich aber mehrere Tage am Strand verbrachte. Kosten 660 Flug (Emirates über Dubai) 399 AMSA (inkl. 40 Kaution) 100 Visum ~ 100 pro Wochenendausflug ~ 2-3 Essen + Trinken pro Tag Nach der Reise Ghana war eine unglaublich tolle Erfahrung und ich kann nur jedem ans Herz legen, dieses Abenteuer auch zu erleben. Für mich war es das erste Mal in Afrika und ich bin mir sicher, dass es nicht mein letzter Aufenthalt auf diesem wunderschönen Kontinent war. Bei Fragen stehe ich gerne anderen Studenten zur Verfügung.

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