6. Studienjahr: 1. Fächergruppe: Emergency Medicine Mona Vale und Hornsby Hospital, Sydney, Australien

Transkript

1 6. Studienjahr: 1. Fächergruppe: Emergency Medicine Mona Vale und Hornsby Hospital, Sydney, Australien Vorbereitungen: Wer sich eine Auslandsfamulatur oder ein Praktikum in Australien selbst organisieren möchte, muss sich auf ein langwieriges und kostspieliges Aufnahmeverfahren gefasst machen. Im Internet findet man auf der Homepage der jeweiligen medizinischen Universität eine genaue Beschreibung des Bewerbungsprozesses. Bei manchen genügt es den ausgefüllten und unterschriebenen Bewerbungsbogen zusammen mit dem Lebenslauf an den jeweiligen elective coordinator zu schicken, andere Unis wollen einen Haftpflichtversicherungsnachweis (den man bei der ÖH erhält), einen Letter of Good Standing vom Studienrektor, einen Nachweis der Englischkenntnisse oder andere unzählige Dokumente die man oftmals ebenfalls auf der Homepage findet oder zugeschickt bekommt. Einige Unis verlangen, dass man eine sogenannte application fee bezahlt, diese beträgt in der Regel Dollar, damit die Bewerbung überhaupt erst bearbeitet wird. Da die Plätze äußerst begehrt sind und oft australische Studenten bevorzugt werden, sollte man sich mindestens ein Jahr im Voraus bewerben. Wir schickten insgesamt an 18 Universitäten Anfragen aus, von 3 erhielten wir nach Wochen eine positive Antwort und nur eine einzige sicherte uns schließlich die gewünschten Plätze zu. Wir erhielten beide einen Platz in Emergency Medicine in zwei unterschiedlichen Lehrkrankenhäusern in Vororten von Sydney. Problematisch war sicherlich, dass wir zu zweit waren und beide zur gleichen Zeit im gleichen Department ein Praktikum machen wollten.

2 Nach der Zusage beginnt dann aber erst die eigentliche Organisationsarbeit: - Elective Fee: Generell ist es in Australien üblich, eine Gebühr für das Praktikum zu bezahlten. Diese hängt von der jeweiligen Universität und der Dauer des Praktikums ab. Für die 6 Wochen in Sydney zahlten wir $. - Impfnachweis: Die Unis legen größten Wert darauf, dass ausländische Studenten einen kompletten Impfschutz gegen Diphterie, Pertussis, Tetanus, Masern, Mumps, Röteln, Varicellen und einen neg. Tuberkulin Test nachweisen können. Fehlt irgendetwas, wird der Student nicht zum Praktikum zugelassen. - Strafregisterauszug: Unsere Universität in Sydney verlangte einen österreichischen Strafregisterauszug in englischer Sprache. Diesen bekommt man in Graz bei der Landespolizeidirektion Paulustorgasse und kostet ca. 29 Euro. - National Police Check: Zusätzlich wollten sie noch einen australischen Strafregisterauszug. Diesen kann man über das Internet beantragen. Dafür benötigt man allerdings eine beglaubigte, englische Übersetzung der Geburtsurkunde und des Meldezettels sowie eine Kopie des Passes. Danach kann man über ein Online Portal den Antrag stellen, der Police Check wird dann direkt an die Uni geschickt. Dieser kostet wieder 42 $. - Flug: Den Flug buchten wir ein halbes Jahr im Voraus, nachdem alle Dokumente bei der Uni eingegangen waren und wir unsere Praktikumsbestätigung erhielten. Wir sind mit British Airways über Wien-London nach Sydney geflogen. Der Flug hat ca Euro gekostet. - Wohnung: Die Northern Clinical School bietet auf ihrer Homepage unterschiedliche Möglichkeiten zur Unterbringung an. Man kann in den jeweiligen Schwestern- oder Studentenheimen nahe den Krankenhäusern wohnen oder es gibt Adressen von Privatpersonen, die ein Zimmer vermieten. Da wir zu zweit unterwegs waren und zusammen wohnen wollten, allerdings in unterschiedlichen Krankenhäusern arbeiteten, war es schwierig einen geeigneten Platz zu bekommen. Fündig wurden wir bei der früheren elective Koordinatorin Sonia, die ein Zimmer mit Bad in ihrer Wohnung in Manly vermietete. Die Anfahrt zu den Krankenhäusern war zwar etwas weiter, 40 min. mit dem Bus nach Mona Vale und 1h 30 min nach Hornsby, dafür war das Zimmer sauber, wir bekamen regelmäßig frische Bettwäsche und Handtücher, konnten unsere Wäsche waschen und es wurde sogar manchmal für uns gekocht. Die Kosten betrugen 500 $ für uns beide pro Woche, was für australische

3 Verhältnisse günstig ist. Die Lage war perfekt, innerhalb von nur 5 Gehminuten erreicht man die Strände von Manly, wo man surfen und tauchen kann, sowie die mit vielen Geschäften umgebene Fußgängerzone. Nach Sydney gelangt man mit der Fähre, die man ebenfalls in ein paar Minuten erreicht und deren Fahrzeit eine halbe Stunde beträgt. Praktikum: Eine Woche vor Praktikumsbeginn erhielten wir eine , dass wir uns um Uhr beim jeweiligen Departmentleiter unseres Krankenhauses melden sollten. Am selben Tag trafen wir auch unsere elective- Koordinatorin, die uns unsere Unterlagen und unseren Ausweis aushändigte. Eine Schicht im Krankenhaus dauerte 8 Stunden, entweder von bis oder von bis Meist wurde man einem erfahrenen Resident zugeteilt und sollte ihn den Tag über begleiten oder ein Consultant schickte einen zu einem Patienten, bei dem man die Anamnese und die Untersuchung übernehmen sollte, um dann mit ihm die Differentialdiagnosen und das weitere Vorgehen zu besprechen. Blutabnehmen und Leitung legen gehörte zu den Standarttätigkeiten, daneben durfte man aber auch nähen, gipsen und Harnkatheter legen. Es handelte sich bei beiden Krankenhäusern um sehr kleine Häuser, das Emergency Department umfasste jeweils 2 Resus-Betten, 10 Erwachsenen Betten und 4 Kinder-Betten. Da es keine getrennten Notaufnahmen für chirurgische, internistische oder Kindernotfälle gab, hatte man die Möglichkeit viele unterschiedliche Beschwerdebilder zu sehen. Die Patienten wurden zunächst von einer Triageschwester in unterschiedliche Dringlichkeitskategorien eingeteilt, bevor sie dann entweder in ein Ambulanzzimmer oder zu einem Bett gebracht wurden. Bei den ambulanten Patienten handelte es sich meist um kleinere Beschwerden die schnell behandelt werden konnten, wie kleine Wunden, die genäht werden mussten, Insekten-, Spinnen- oder Zeckenbisse, fieberhafte Infekte oder Verstauchungen. Bei den Kindernotfällen gab es am häufigsten Atemwegsinfektionen wie eine RSV-Bronchitis, Knochenbrüche, Blinddarmentzündungen, aber auch

4 verschiedene Infektionskrankheiten wie Hand- Foot-Mouth oder einen Fall von Steven-Johnsons. Auch bei den Erwachsenen fiel das Spektrum sehr breit aus, angefangen über typische Herzbeschwerden, Pneumonien, COPD-Patienten, Bauschmerzen aller Art bis hin zu Extrauteringraviditäten, schweren Hyperglykämien und einem Patienten mit einer Phlegmasia coerulea dolens. Dreimal in der Woche gab es am Nachmittag teaching sessions für die Interns, an denen man teilnehmen konnte. Es wurden verschiedene Gipstechniken gezeigt, Notfälle durchbesprochen und es fanden praktische Übungen wie Reanimationstraining statt. Freizeit: Am Wochenende strömen alle Einwohner von Sydney nach Manly oder zum Bondi Beach um den Tag am Strand oder beim Surfen zu verbringen. In der Umgebung gibt es zahlreiche Scenic Walkways, wunderschön ist zum Beispiel ein Ausflug nach North Head, der mit einem spektakulären Blick nach Sydney und über die Küste belohnt wird. Zahlreiche Nationalparks in der Nähe laden zum wandern ein und man bekommt die Gelegenheit die berühmte australische Faune live zuerleben. In Sydney selbst gibt es zahlreiche Museen, Cafes, und Einkaufsmöglichkeiten und natürlich ist der Besuch des Opernhauses ein Muss. Ein Highlight ist der Harbour Bridge Climb, bei dem man den schönsten Ausblick über die Stadt erhält. Um möglichst viel zu sehen, kauft man sich in Sydney am besten einen MyMulti Pass, für alle Zonen kostet er 63 $. Damit kann man kann sämtliche

5 Fähren, Züge und Busse benutzen und die äußerste Zone reicht sogar bis zum Blue Mountains National Park. Reise: Wir sind bereits eine Woche vor Praktikumsbeginn angereist und haben einen Weiterflug von Sydney nach Cairns genommen, um ein paar Tage am Great Barrier Reef zu tauchen. Nach den 6 Wochen in Sydney haben wir ein Auto gemietet um in Richtung Melbourne zu fahren. Zunächst fuhren wir die Küste entlang, dann über Canberra und die Snowy Mountains nach Victoria um bei Lake Entrance wieder an die Küste zu kommen. Weiter ging es auf der Great Ocean Road und über den Grampians National Park zurück nach Melbourne, einer Stadt, die im Vergleich zu Sydney nicht unterschiedlicher sein könnte. Zum Abschluss ging es dann noch mit einem Flug nach Alice Springs, wo wir mit The Rocks Tour drei Tage im Outback im Schlafsack verbrachten. Alles in allem ist Australien ein wunderschönes Land, dass sämtliche Organisationsstrapazen wert war und dass uns sicher wiedersehen wird.