Das Geheimnis von Weihnachten
Menschen aus Fleisch und Blut Ein Lehrer möchte seinen Schulkindern das Wunder der Weihnacht näherbringen. Die Kinder sind um die Krippe mit all den großen Figuren versammelt. Eindrücklich beschreibt der Lehrer das wunderbare Bild des Friedens: Seht ihr, wie Maria und Josef das Kind umgeben, und merkt ihr, wie selbst Ochse und Esel zusammen mit den Schafen die Krippe umringen, einträchtig, ohne sich zu drängen oder stoßen? Was meint ihr, warum stehen die wohl so friedlich und ruhig nebeneinander? Nach langem Überlegen meint einer der Schüler: Weil sie aus Holz sind! Müssen wir eigentlich aus Holz sein, um friedlich zu bleiben, oder können auch lebendige, sensible Menschen einträchtig miteinander umgehen? Axel Kühner Elisabeh Im Lauf der vielen Jahre entwickelte sich in mir eine gewisse Scham. So lange man jung ist, hat man Hofnung. Vielleicht ändert sich noch etwas in meinem Leben. Ich könnte doch noch schwanger werden und ein Kind bekommen. Irgendwann hört man auf zu kämpfen und hat sich mit dem Makel abgefunden, der einem von der Gesellschat angehatet wird. Traurigkeit legt sich wie ein Schleier über alles und der Körper welkt dahin. Warum Gott unsere Bitten bis dahin nicht erhört hat, weiß ich nicht. Mein Mann und ich haben unser ganzes Leben Gott gewidmet und unter Tränen ihn gebeten, doch diesen Mangel der Kinderlosigkeit auszufüllen. Gott ist trotz allem der gute und treue Gott. Bei ihm gibt es kein unmöglich. Er hat uns viele schöne Momente im Leben geschenkt, aber!? Heute habe ich ein ganz anderes aber Gottes erfahren. Es ist so groß und wunderbar, dass ich ihn allezeit dafür loben will. Mein Mann kam nach Hause von seinem Priesterdienst im Tempel. Er sprach kein Wort mit mir. Er konnte nicht sprechen. Auf ein kleines Steintäfelchen schrieb er nur die Worte: Gott hat erhört. Wir bekommen ein Kind, einen Sohn. Es gibt bei Gott kein unmöglich! Vertrauen heißt an Got zu glauben miten in alem Warum. Nancy Parker Brummet 4
Der Wirt Viel Gesindel trieb sich in diesen Tagen in unserm kleinen Städtchen herum. Man musste auf der Hut sein und sich die Leute genau anschauen, die man sich ins Haus holte. Das Geschät lief gut, so wie lange nicht mehr. Die Gaststube war bis zum letzten Platz besetzt und alle Zimmer belegt. Wäre der Anlass dieses Massenandrangs nicht so provokativ gewesen, hätte ich mich wirklich gefreut. Da gab ein Mann im fernen Rom, ein Kaiser, einen Befehl und das ganze Volk eines Landes musste sich auf den Weg machen. Nur damit dieser Kaiser Augustus wusste, wieviel Steuern er eintreiben konnte. Meine Landsleute waren arm. Ein junges Pärchen klopte an meine Tür. Schmutzig von der langen Reise, sie hochschwanger, er armselig gekleidet, kaum Geld in der Tasche, um einen Esel zu versorgen. Ich wies sie ab. Mit solchen Leuten hast du nur Scherereien, dachte ich. In meinen Stall habe ich sie samt dem Esel geschickt. Da waren sie besser aufgehoben. Unsere Echheit in Sachen Liebe wird auch daran gemesen, wie wir mit den Menschen umgehen, die als Fremde unter uns leben. Peter Strauch Hanah Kinder waren mir versagt geblieben. Nach den kurzen Ehejahren lebte ich allein als Witwe. Meine Familie waren die Gläubigen, die in den Tempel kamen. Dort betete ich für sie und gab manchem Traurigen ein Wort der Ermutigung weiter. So war ich niemals allein und versah mit viel Freude diesen Dienst. Kinder lagen mir besonders am Herzen. Sie bedeuteten Leben und Zukunt. Doch als ich diese junge Familie traf und ich den kleinen Sohn auf dem Arm seiner Mutter sah, war das nicht nur menschliche Freude, die sich in mir regte. Gott selbst war mir durch dieses Kind begegnet und bezeugte meinem Herzen, dass dies der versprochene König Israels sei. Mein Mund konnte nicht schweigen, und ich lobte und pries den Herrn. Die erstaunten Augen der Eltern und einiger Vorbeigehender blickten mich verwundert an. Unsere Herzen waren schnell in der gemeinsamen Freude vereint. Gott selbst hatte sein Volk besucht. 9
Die Geburt Jesu n jener Zeit erließ Kaiser Augustus den Befehl an alle Bewohner seines Weltreichs, sich in Steuerlisten eintragen zu lassen. Es war das erste Mal, dass solch eine Erhebung durchgeführt wurde; damals war Quirinius Gouverneur von Syrien. So ging jeder in die Stadt, aus der er stammte, um sich dort eintragen zu lassen. Auch Josef machte sich auf den Weg. Er gehörte zum Haus und zur Nachkommenschat Davids und begab sich deshalb von seinem Wohnort Nazaret in Galiläa hinauf nach Betlehem in Judäa, der Stadt Davids, um sich dort zusammen mit Maria, seiner Verlobten, eintragen zu lassen. Maria war schwanger. Während sie nun in Betlehem waren, kam für Maria die Zeit der Ent- I bindung. Sie brachte ihr erstes Kind, einen Sohn, zur Welt, wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Futterkrippe; denn sie hatten keinen Platz in der Unterkunt bekommen. In der Umgebung von Betlehem waren Hirten, die mit ihrer Herde draußen auf dem Feld lebten. Als sie in jener Nacht bei ihren Tieren Wache hielten, stand auf einmal ein Engel des Herrn vor ihnen, und die Herrlichkeit des Herrn umgab sie mit ihrem Glanz. Sie erschraken sehr, aber der Engel sagte zu ihnen: Ihr braucht euch nicht zu fürchten! Ich bringe euch eine gute Nachricht, über die im ganzen Volk große Freude sein wird. Heute ist euch in der Stadt Davids ein Retter geboren worden; es ist der Messias, der Herr. An folgendem Zeichen werdet ihr das Kind erkennen: Es ist in Windeln gewickelt und liegt in einer Futterkrippe. Mit einem Mal waren bei dem Engel große Scharen des himmlischen Heeres; sie priesen Gott und riefen: Ehre und Herrlichkeit Gott in der Höhe, und Frieden auf der Erde für die Menschen, auf denen sein Wohlgefallen ruht. Darauhin kehrten die Engel in den Himmel zurück. Da sagten die Hirten zueinander: Kommt, wir gehen nach Betlehem! Wir wollen sehen, was dort geschehen ist und was der Herr uns verkünden ließ. Sie machten sich auf den Weg, so schnell sie konnten, und fanden Maria und Josef und bei ihnen das Kind, das in der Futterkrippe lag. Nachdem sie es gesehen hatten, erzählten sie überall, was ihnen über dieses Kind gesagt worden war. Und alle, mit denen die Hirten sprachen, staunten über das, was ihnen da berichtet wurde. Neue Genfer Übersetzung
Quirinius E iner meiner engsten Freunde meinte: Wenn ich Dir, Quirinius, einige Eigenschaten zusprechen müsste, würde kaisertreuer, siegreicher Kämpfer und zielstrebiger Stratege sicher zutrefen. Da mein Name Speer bedeutet, hatte er voll ins Schwarze getrofen. Seine Worte schmeichelten mir. Zum einen, weil es seine Bewunderung für mich ausdrückte, aber auch weil ich das Vertrauen des Kaisers in meine Person spürte. In dieser Verantwortung als Stadthalter in der Provinz Syrien zu leben, war schon kein leichtes Unterfangen. Erschwerend dazu kamen noch die ständigen Querelen mit den Juden und die weite Entfernung vom Machtzentrum Rom. Der Kaiser in Rom brauchte Geld, viel Geld. Für sich, seine Kriege und seine starke Armee. Das ganze jüdische Land hatte nur eine einzige Aufgabe, sie mussten Abgaben entrichten. Sicher waren die meisten arm, aber aus unserer Sicht der Besatzer, jammerten sie unentwegt, waren streitsüchtig, unberechenbar und fanatisch. Ihren Gott verteidigten sie und ließen sich lieber töten als ihm abzuschwören. Sie warteten auf einen Retter, auf einen Messias, wie sie ihn nannten. Da konnten sie lange warten. Wer könnte der römischen Weltmacht schon die Stirn bieten. Das schaten weder sie als Volk, geschweige denn ein einzelner Retter. Ab und zu gab es Gerüchte, er wäre geboren worden, aber dann verschwanden diese genauso schnell wieder, wie sie aukamen. Macht und Geld sind die Garanten für Erfolg, und danach lebe ich. Die Götter belohnen die Starken. Geld und Macht verderben den Charakter nicht; sie bringen ihn nur ans Licht. Detlev Fleischhammel 16 17