Erfahrungsbericht Bachelor-Studium USA



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Transkript:

Erfahrungsbericht Bachelor- Studiengang USA Erfahrungsbericht Bachelor-Studium USA Name/Alter: Philipp, 19 Universität/Stadt: Yale, New Haven, CT Studienfach: Economics Mathematics Zeitraum: August 2012 bis Mai 2016 Mai 2013 Bewerbungsprozess: Warum hast Du Dich dazu entschlossen in den USA zu studieren? Besonders fasziniert hat mich das Campusleben an amerikanischen Universitäten. Im Gegensatz zu deutschen Universitäten lebt man in den USA normalerweise auf dem Campus und somit spielen sich nicht nur akademische, sondern auch alle sozialen, kulturellen, religiösen, künstlerischen und sportlichen Aktivitäten dort ab. Somit entwickelt man automatisch eine starke persönliche Identifizierung mit der eigenen Universität. Zusätzlich existiert in den USA das Konzept der liberal arts. Dies bedeutet, dass man nicht auf einen speziellen Beruf vorbereitet wird, sondern Kurse aus den verschiedensten akademischen Bereichen belegen kann (meist sogar muss). Deshalb kann man die ersten Jahre des Studiums nutzen, um herauszufinden, was einen wirklich interessiert und muss sich erst nach zwei Jahren auf ein bestimmtes Fach festlegen. Aufgrund der hohen Studiengebühren war mir allerdings klar, dass sich ein solches Studium für mich nur rentiert, wenn ich an einer der besten Universitäten in den USA angenommen würde, da nur diese erheblich besser als die meisten deutschen Universitäten sind. Deshalb bewarb ich mich nur an Elite-Universitäten wie Yale, Princeton, Stanford, Harvard und dem MIT und hoffte darauf, Glück zu haben. Wie und wie lange hast Du Dich im Vorfeld des Auslandsaufenthaltes informiert und vorbereitet? Ich hatte mich bereits in der 11. Klasse des G8 Gymnasiums über Studienmöglichkeiten in den USA erkundigt, jedoch meinten meine Eltern, dass sie mir ein solches College-Studium nie bezahlen würden. Nach dem Abitur machte ich dann ein gap year, in dem ich mich dazu entschloss, zwei Monate im Sommer ein Sommerprogramm an der Stanford University zu machen. Erst dann gelang es mir, meine Eltern zu überreden, dass sie mir Geld für mein Studium leihen, unter der Voraussetzung, dass ich an einer der besten und bekanntesten Universitäten angenommen würde. In Deutschland hatte ich dann noch drei Monate, in denen ich alle meine Bewerbungen schreiben und Tests machen musste. 1

Das akademische Niveau ist natürlich sehr hoch, da bei einer Annahmerate von 6% nur die besten Schüler jeder High School angenommen werden. Ich persönlich habe mich also sehr spontan beworben. Generell ist es jedoch zu empfehlen, sich mindestens zwei Jahre vor dem geplanten Studienbeginn zu informieren. Will man zum Beispiel direkt nach dem Abitur anfangen, muss man die Bewerbungen schon zu Beginn des letzten Schuljahres fertig haben. Zuvor braucht man noch Zeit, um sich zu entscheiden wo man sich bewerben will und um sich auf die Tests vorzubereiten. Je früher man sich konkrete Gedanken macht, desto besser. Warum hast Du Dich genau für diese Universität entschieden? Um ehrlich zu sein: Ich wurde nur in Yale angenommen. Die anderen sieben Universitäten, bei denen ich mich beworben hatte, lehnten mich leider ab. Allerdings hatte ich auch die Möglichkeit, mein Studium in Mathematik an der ETH Zürich zu beginnen. Aufgrund des Campuslebens, der liberal arts und Yales gutem Ruf entschied ich mich aber für das Studium in den USA. Besonders fasziniert an Yale hat mich die Aktivität der Studenten außerhalb des Unterrichts. Fast jeder Student ist in zahlreichen sogenannten extracurricular activities involviert und es gibt mehr als 300 aktive Studentenorganisationen am Campus. Wie und wie lange hast Du Dich auf die benötigten Tests (z.b. TOEFL, SAT/ACT etc.) vorbereitet? Für den SAT, den TOEFL und die SATIIs gibt es Vorbereitungsbücher mit offiziellen Übungstests (practice exams). Es ist außerordentlich wichtig, möglichst viele dieser Tests unter Testbedingungen zu schreiben, da man so nicht nur den abgefragten Stoff lernt, sondern sich auch an das Testformat gewöhnt. Für den SAT hatte ich nach meiner Rückkehr aus den USA nur noch knappe zwei Wochen. Allerdings habe ich in diesen zwei Wochen dann auch konsequent mindestens acht Stunden pro Tag dafür gelernt. 2

Aufgrund des Campuslebens, der liberal arts und Yales gutem Ruf entschied ich mich für ein Studium in den USA. Besonders fasziniert an Yale hat mich die Aktivität der Studenten außerhalb des Unterichts. Normalerweise sollte man für den SAT jedoch deutlich mehr Zeit einplanen, besonders wenn man sich bereits im letzten Schuljahr bewirbt und nebenbei noch für die Schule arbeiten muss. Insbesondere sollte man früh damit anfangen, sich einen großen Wortschatz im Englischen anzueignen. Für die SATIIs habe ich mich ca. zwei Wochen vorbereitet. Generell benötigen die SATIIs nicht so viel Vorbereitungszeit wie der SAT. Es gibt Vorbereitungsbücher mit je ca. 200-300 Seiten Stoff und wenn man diesen Stoff gut lernt, sollten die SATIIs keine all zu große Hürde darstellen. Der TOEFL ist dem Englischteil des SATs sehr ähnlich, nur bedeutend einfacher, da er für nicht-muttersprachler gemacht ist. Wenn man den TOEFL also nach dem SAT macht, sollte man nicht zu viel Vorbereitungszeit benötigen. Ein paar practice tests sollten dann ausreichen. Was hast Du beim Bewerbungsprozess als größte Hürde empfunden? Ich fand es sehr schwer, viele Aufsätze über mich selbst zu schreiben. Eine natürliche, gute Selbstdarstellung in solchen Essays ist ein schwieriger Drahtseilakt zwischen zu großer Bescheidenheit und zu starker Selbstbeweihräucherung. Zusätzlich ist es schwer, den eigenen Lehrern zu vermitteln, was genau sie in Empfehlungsschreiben etc. erwähnen sollten und wie sie das Online- Bewerbungssystem benutzen können. Hier sollte man sich so früh wie möglich mit den gewünschten Lehrern in Verbindung setzen, um alles rechtzeitig fertig zu stellen. Welches Beratungsangebot des Amerika Hauses hast Du in Anspruch genommen und hat es Dir bei der Bewerbung geholfen? Ich habe mich vom Amerika Haus bei der Auswahl der Institutionen, bei denen ich mich bewarb, und beim zeitlichen Ablauf und Inhalt der Bewerbungen beraten lassen. 3

Das Harvard-Yale Game, ein Abendessen mit Karl Theodor zu Guttenberg und das Macklemore Konzert gestern war auch nicht schlecht. Auf mich als deutscher Schüler wirkte das gesamte Universitätssystem und der Bewerbungsprozess in Amerika zunächst sehr kompliziert, fast mysteriös. Mir war überhaupt nicht klar, welche Universitäten meinem akademischen Niveau entsprächen, und bei welchen Universitäten ich akzeptable Chancen auf eine Annahme hätte. Das Amerika Haus half mir dabei, mein Niveau einschätzen zu können und versorgte mich mit den Ressourcen, die nötig sind um sich zu entscheiden, an welchen der ca. 4000 amerikanischen Universitäten man sich letztendlich bewerben will. Als es sich dann herausstellte, dass ich mich nur bei den Top-Institutionen bewerben konnte, um die Unterstützung meiner Eltern zu haben, war mir dann auch sofort klar, dass meine Chancen realistisch gesehen nur minimal sind. Umso glücklicher war ich, dass es letztendlich bei einer meiner acht Bewerbungen geklappt hat. Als ich an meinen Bewerbungen arbeitete, half mir das Amerika Haus beim Brainstorming über den Inhalt meiner Essays und dem Rest der Bewerbungen. Besonders die persönlichen Essays sind sehr wichtig und müssen so geschrieben sein, dass man sich von der großen Menge an Bewerbern abhebt. Da das bei einem riesigen, hoch qualifizierten Bewerberfeld, in dem die meisten spezifisch auf College-Bewerbungen vorbereitet worden sind, gar nicht so einfach ist, ist es für Bewerber aus Deutschland auf jeden Fall wichtig sich von jemandem Erfahrenen intensiv beraten zu lassen. Das Amerika Haus ist da der perfekte Ansprechpartner. Zusätzlich stand mir das Amerika Haus während des gesamten Entscheidungs- und Bewerbungsprozesses (ca. 1.5 Jahre) stets für Fragen via E-mail zur Verfügung. Stets eine(n) solch erfahrenen Ansprechpartner(in) zu haben, hat sich als sehr wertvoll erwiesen, wann immer ich von dem ganzen amerikanischen System verwirrt war - und ich war oft verwirrt! Gegen eine kleine Anzahlung bekommt man beim Amerika Haus eine individuelle Beratung, die den gesamten Weg bis zum Studium in den USA viel verständlicher und unkomplizierter gestaltet. Ich kann es nur empfehlen! 4

Jeder hier ist stolz auf seine Universität und sehr viele Studenten tragen Pullis und T- Shirts mit YALE in großen Buchstaben. Studium Was kannst Du zum Kursniveau und den Dozenten an Deiner Uni sagen? In Yale ist es möglich, Kurse verschiedener Schwierigkeit zu belegen. Somit kann man in Fächern, in denen man nicht viel Erfahrung hat, einfach einsteigen und sich dann auf anspruchsvollere Levels hocharbeiten. Das akademische Niveau ist natürlich trotzdem sehr hoch, da bei einer Annahmerate von ca. 6% nur die besten Schüler jeder High School angenommen werden. Man verbringt also sehr viel Zeit mit Lernen in der Bibliothek, besonders wenn man sich anspruchsvolle Kurse heraussucht. Aufgrund des geringen Verhältnisses von Studenten zu Professoren (5:1), sind die meisten Kurse in Yale sehr klein, so dass man gut in persönlichen Kontakt mit Professoren kommen kann. Alle Professoren müssen zusätzlich ein paar Stunden pro Woche office hours halten, in denen ihnen Studenten persönlich Fragen zum Kurs oder sonstigen Themen stellen können. Viele Professoren antworten sogar noch in der Nacht vor einem Test auf lastminute Fragen. Wie hast du deine Unterkunft gefunden? In Yale sind alle freshmen und sophomores dazu verpflichtet, in Universitätsgebäuden auf dem Campus zu leben. Nach einer Unterkunft musste ich also gar nicht suchen. Dieses Jahr habe ich in einer Suite mit vier Kommilitonen gewohnt. Das heißt, dass wir gemeinsam einen Gemeinschaftsraum und zwei Doppelzimmer zur Verfügung hatten. Nächstes Jahr werde ich in ein Einzelzimmer in einer Suite von sechs Leuten ziehen. 5

Ich bin meinen Eltern unglaublich dankbar, dass sie mir meinen Traum vom Studium in den USA ermöglicht haben. Was kannst Du zum Campusleben in den USA sagen? Wie schon erwähnt, spielt sich das gesamte Studentenleben mit all seinen Facetten auf dem Campus ab. Man wohnt auf dem Campus, man isst in dining halls auf dem Campus, man geht auf dem Campus zum Unterricht, man lernt in Libraries auf dem Campus, man geht auf Parties auf dem Campus und verbringt auch den Rest seiner Freizeit auf dem Campus. Jeder hier ist stolz auf seine Universität und sehr viele Studenten tragen Pullis und T-Shirts mit YALE in großen Buchstaben zu allen möglichen Anlässen. Die Yale Sportteams, die Bulldogs, werden bei ihren Wettkämpfen an den Wochenenden immer von einer Menge Studenten angefeuert, und jedes zweite Jahr fahren fast alle Studenten nach Boston, um die Bulldogs im traditionellen American Football Spiel gegen Harvard zu unterstützen. All dies trägt dazu bei, dass sich eine starke Atmosphäre von Zusammenhalt auf dem Campus entwickelt. Wie viel Geld benötigst Du für Dein Studium und Deinen Lebensunterhalt und wie finanzierst Du es Dir? Studiengebühren, Wohnung, Essen, Unterrichtsmaterialen und sonstige Ausgaben belaufen sich auf ca. $60,000 pro Jahr. Allerdings bietet Yale financial aid an, was bedeutet, dass die Universität jedem Studenten, dessen Eltern so viel Geld nicht haben, soviel bezahlt, wie er braucht, um sich das Studium leisten zu können. Außerdem ist Yale eine der wenigen Universitäten, die need-blind für internationale Bewerber sind. Das bedeutet, dass die Bewerbung für financial aid die Chance einer Annahme nicht schmälert. Ich persönlich bekomme kein financial aid. Meine Eltern haben sich jedoch einverstanden erklärt, dass sie die Hälfte meiner Studiengebühren übernehmen und ich ihnen die andere Hälfte nach dem Studium zurückzahle. Ich bin meinen Eltern unglaublich dankbar, dass sie mir so meinen Traum vom Studium in den USA ermöglicht haben, schließlich ist es in Deutschland ja nicht üblich, so viel Geld in Bildung zu investieren. Es war letztendlich natürlich trotzdem keine einfache Entscheidung, nach Yale zu kommen. Schließlich werde ich nach meinem Abschluss $100,000 Schulden bei meinen Eltern haben. 6

GO BULLDOGS!!! Kultur und Freizeit Andere Länder andere Sitten was ist Dir in den USA aufgefallen? Es sind die kleinen Dinge, die einem zunächst nicht auffallen, welche die USA von Deutschland unterscheiden. Es dauert zum Beispiel einige Zeit, bis man sich daran gewöhnt, dass Amerikaner, die im Vorbeigehen danach fragen, wie es einem geht, eigentlich gar nicht auf eine Antwort warten. Genauso seltsam ist es, wenn man an der Supermarktkasse vom fremden Kassierer gefragt wird, wie man sich denn heute so fühlt, und keine Ahnung hat, wie man denn antworten sollte. (Richtige Antwort: Fine, thank you, selbst wenn es einem miserabel geht...) Zusätzlich gibt es einige gesetzliche Einschränkungen, die dem Deutschen skurril vorkommen mögen. So kann man zum Beispiel in große Schwierigkeiten kommen, wenn man sein Feierabendbierchen in einem öffentlichen Park trinkt. Generell würden die meisten amerikanischen Studenten sowieso gar nicht verstehen, warum man ein Bier trinken sollte, wenn man sich gar nicht vollkommen betrinken will. Zu einigen Missverständnissen kann auch der unglaubliche Patriotismus vieler Amerikaner führen: Als Deutscher ist es wohl einfach schwer, jemanden zu verstehen, der gerne für Amerika in den Krieg ziehen würde... Wie gesagt, es sind nur relativ kleine Unterschiede zwischen Deutschland und den USA, doch wenn man in den Ferien nach Hause fliegt, freut man sich immer wieder darüber, ins gute, alte Deutschland zurückzukehren. Was hast Du bisher alles in Deiner Freizeit unternommen? In meiner Schulzeit war ich Kunstturner, deshalb versuche ich derzeit, Kunstturnen als Sportart in Yale einzuführen. Dafür müssen wir eine Trainingsstätte finden, Geld von Sponsoren auftreiben, Werbung für unseren Club machen, einen Trainer anstellen und alle bürokratischen Hürden überwinden. Außerdem habe mit ein paar Freunden einen Fotografie-Club gegründet und ich bin Fotograf für die Yale Daily News, der Tageszeitung am Yale Campus. Nächstes Jahr werde ich die Präsidentschaft der German Community at Yale übernehmen. 7

Gegen eine Gebühr bekommt man beim Amerika Haus eine Beratung, die den gesamten Weg bis zum Studium in den USA viel verständlicher und unkomplizierter gestaltet. Im Rest meiner Freizeit versuche ich mich fürs Turnen fit zu halten, indem ich fast jeden Tag eine Stunde in den Kraftraum oder Radfahren gehe. Sonst gibt es auch immer etwas Interessantes, was am Campus passiert. Fast jeden Tag besucht irgendeine berühmte Persönlichkeit Yale, um einen Vortrag zu halten. Theoretisch (wenn man dafür immer Zeit hätte) könnte man auch jeden Mittwoch, Donnerstag, Freitag und Samstag auf irgendeine Party gehen. Persönliche Einschätzung Was waren (bisher) die absoluten Highlights Deines Auslandsaufenthaltes und was hat Dir überhaupt nicht gefallen? Amerikanische Colleges versuchen eine möglichst facettenreiche Gruppe an Studenten anzunehmen. Das bedeutet, dass man sich an einem solchen College in einem Umfeld wiederfindet, in dem Studenten aus aller Welt kommen, die verschiedenen Kulturen angehören, verschiedene Religionen praktizieren, verschieden sexuell orientiert sind, und an verschiedenen akademischen Bereichen und Freizeitaktivitäten interessiert sind. Jeden Tag mit solch unterschiedlichen Leuten in einem intellektuell stimulierenden Umfeld wie Yale umzugehen ist eine unglaublich wertvolle Erfahrung. Wenn ich mir überlege, wie viele grundlegend verschiedene, tolle Kommilitonen ich in meinem ersten Jahr getroffen habe, ist dies definitiv das Highlight meines Studiums. Das Harvard-Yale Game, ein Abendessen mit Karl Theodor zu Guttenberg und das Macklemore Konzert gestern waren auch nicht schlecht. 8

Es sind die kleinen Dinge, die einem zuerst nicht auffallen, welche Deutschland unterscheiden. Welches Fazit kannst Du ziehen, bzw. welche Tipps hast Du für andere Interessierte? Ein Studium an einem amerikanischen College ist eine tolle Erfahrung, und ich würde es jedem empfehlen. Allerdings sollte man sehr gut planen, bevor man sich letztendlich dafür entscheidet in die USA zu gehen, besonders bezüglich der Kosten eines Studiums. Haben wir noch was vergessen? Möchtest du sonst noch etwas loswerden? Wer Fragen hat, kann sich gerne unter germansatyale(at)googlemail.com melden! GO BULLDOGS! 9