Warberger Heimatblatt

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Warberger Heimatblatt Geschichten aus Warberg und Umgebung Idee von Hermann Koerber 1.6. 2008 Nr. 38 Alte Dachziegeln mit Inschriften aus der Ziegelei Warberg Ich habe in Warberg 7 Dachziegeln mit Inschriften oder Handabdrücken aus der alten Warberger Ziegelei ausfindig gemacht. Diese 7 Dachziegel sind alle noch mit der Hand gefertigt und sind Linke Dachziegeln, denn sie haben eine Wölbung nach Links. Die heutigen Dachziegel haben meist eine Wölbung nach rechts. Im Mittelalter und auch noch später waren die Häuser mit Stroh bedeckt. Doch wenn es zu einem Brand kam, fielen gleich mehrere Häuser dem Feuer zum Opfer. 1624 wurde in Warberg das erste Mal eine Ziegelei erwähnt, die Amtsziegelhütte. In der Warberger Ziegelei wurden Dachziegel und Barnsteine hergestellt. Alle Dachziegel wurden noch mit der Hand gemacht. Die richtige Erde zu finden, war gar nicht so einfach. Dachziegeln werden nämlich nicht aus reinem Ton hergestellt, sondern aus einer Mischung von Ton, Sand und anderen Erdbestandteilen. Reiner Ton springt beim Brennen, während eine zu sandige Mischung einfach zerbröselt. Die Auswahl der richtigen Erde ist Erfahrungssache. Zuerst muss die Erde gründlich gestampft werden. Sobald der Lehm die richtige, weiche Form hatte, wurde er in Modeln gepresst, die etwas größer waren als die Dachziegel, da Lehm beim Trocknen schrumpft. Die Oberseite des Ziegels wird mit einem flachen, feuchten Holz geglättet, überschüssiger Ton schneidet man mit einem Drahtbügel ab. Die Dachziegeln wurden zum Trocknen für ein bis 2 Wochen an der Sonne gestellt. In der Warberger Ziegelei hatte man lange Trockenscheuren, wo die Dachziegel getrocknet wurden. Für das Brennen brauchte man enorm viel und gutes Brennholz. 1

Dachziegeln können, auf unterschiedliche Art, auf dem Dach befestigt werden. Manche Dachziegel haben auf der Rückseite kleine Nasen. Die alten Warberger Dachziegeln haben auf der Rückseite einen verhältnismäßigen großen 4eckigen Klotz. Beim Dachdecken werden die Dachziegel mit diesem Klotz, parallel zur Dachtraufe verlaufenden Dachlatten, eingehängt. Ziegelei Warberg (aus Aufzeichnungen von Smalian) Der Herzog August d. jüng., hatte den Anstoß zum Bau der Warberger Ziegelhütte gegeben. Er schreibt nämlich seinen Ambtmann zu Warberg: Uns ist vorkommen, dass in unserer Herrschaft daselbst, Gelegenheit sich ereignen soll, eine Ziegelhütte einzurichten. So wird dir hiermit gnädigst anbefohlen, dass du vorerst einen des Dinges kundigen auf den Augenschein führest. Datum in unserer Vestung Wolfenbüttel, den 31. Oktober 1660. Der Warberger Amtmann Nicolaus Röhrich, holte sich den Meister Isaak Bossen aus Königslutter und den alten Meister Günther Hector, und besichtigten den Ort, wo schon 1624 eine Ziegelei gewesen war, die aber durch Kriegwesen zerstört wurde. Die alten Meister fanden auch noch fließendes Wasser, und fanden die Stelle für geeignet. All das berichtete Röhrich seinem Herzog und legte auch gleich einen Kostenvoranschlag bei. Für die Ziegelei und einen Brennofen, für 9000 Steine je Brand, 228 Thl. Der Herzog schickte binnen einer Woche, am 26. Juni 1662, ein ernsteres Schreiben. Nun bittet Röhrich um eine Audienz, denn er vermutet, das einer seiner Leute, seine Meldung unterschlagen hat. Wir wissen nicht ob noch 1662 die ersten Ziegel fertig gestellt wurden. Nachdem Röhrich am 25.4.1664 gestorben ist, bemühte sich 1665 ein neuer Amtmann Jeremias Lindner um Brennholz. Im gleichen Jahr bestellte der Herzog 1000 Ziegel für Wolfenbüttel. Zwischen Trinitatis 1667 und Trin.1668 wurden in Warberg gebrannt: 52200 Ziegel, 23200 Barnsteine, 100 Stufsteine. Die Einnahme daraus betrug 513 Thl. Demnach betrug der Reingewinn doch noch 230 Thl. 18 Leute hatten beim Ein und Ausbringen der Steine geholfen. Unter Forstmeister und Amtmann Daniel Köhler ergaben sich die ersten Reparaturen, man beabsichtigte die Ziegelei zu verpachten. 1747 wird der Erdvorrat bei der Hütte auf 4 Jahre geschätzt. Aber in dem roten Holze (heute Rosigkeit) befindet sich eine gute Ziegelerde. 1751 werden die Gebäude als schlecht bezeichnet. 1752 werden neue Gebäude erstellt, nämlich 2 Trockenhäuser und ein Wohnhaus. Auch die Mundlöcher des Brennofens werden in Ordnung gebracht. Das kostete zusammen 1643 Thl. 1867: Amtmann Bodenstein. Der letzte Ziegelmeister in Warberg war Carl Gatzemeier. Er stammte vom Eichsfeld. Er ist der Großvater der Ehefrau des Landwirts Fritz Kasten Nr. ass. 61. Seine Tochter wohnte zuletzt, ehe sie 1950 verstarb, im Hause Nr. ass. 68, das ihr Schwiegersohn, der genannte Fritz Kasten später erwarb. Karl Keune erzählt: Carl Gatzemeier verstarb 1937. Tante Gatzemeier wohnte noch unten, wo jetzt die Eiche steht, war das Trockenhaus. Der letzte Ziegelknecht war Anton Vogel. Während ich Kind war, 2

wurde der Ton aus Hagemeisters Kuhle (jetzt Rosigkeit) geholt. Zuletzt wurde hinter Kißleberfeld, in Hoburgs Kuhle Ton gestochen. Robert Kasten ergänzt: Der Koller (Knetmaschine) wurde wie ein Göpel angetrieben. Es wurden Dränröhren und Dachpfannen hergestellt. Der Ton wurde in Handbetrieb durchgequetscht. Dann gab es noch Formkasten, so groß wie ein Schuhputzkasten. Der Ofen war nicht ringförmig, sondern ein Kastenofen. Von Hagemeisters Kuhle führten keine Eisenbahngleise zur Ziegelei. Der letzte Ziegeleiarbeiter Georg Hamscher wohnte im Gemeindehaus. Seitdem der mittlere Sohn, des Domänenpächters Albert Duchstein 1921, Hans Albrecht, einen tödlichen Einsturz Unglück, in den baufälligen Gemäuern der alten Ziegelhütte zum Opfer fiel, ist die Abtragung beschleunigt worden. Zum Gedächtnis an den tragischen Unglücksfall wurde eine Eiche auf der Unglücksstelle gepflanzt, die zu schonen der Siedler Rybinsky versprechen und im Übernahmevertrag aufnehmen musste. 1936 baute Sylvester Rybinsky auf dem Gelände der Ziegelei ein Wohnhaus und betrieb dort eine Hühnerfarm. Hans Albrecht Duchstein ist auf dem Warberger Friedhof beigesetzt worden. Hans Albrecht Duchstein (1913-1921) war erst 8 Jahre alt. Die Eiche Familiengrab Duchstein 3

Kinderhand und Kinderhand mit Jahreszahl 1833 Zwei Dachziegeln vom Hof Behme, An der Burg 1. Diese Ziegeln stammen vom 1. Haus Hof Behme, das um diese Zeit gebaut wurde. Eine Dachziegel vom Hof Brümann Hof Brümann 1833 Die Buchstaben C u. B stammen wohl von einem Ziegeleiarbeiter. Dank dieser Dachziegel kann man sagen, dass die Scheune vom Hof Brümann, erst 1833 gebaut wurde. Die anderen Gebäude sind schon 1820 gebaut. 4

Ein alter Dachziegel vom Hof Laue Gedenke an den 16ten Juli 1832 Christoph Lauhe aus Warberg Bei einem Brand im Unterdorf, an der Weichwasserstelle, ist der Hof Laue am 18. Juni 1832 niedergebrannt. Zur Erinnerung an diesem Tag wurde in der Warberger Ziegelei ein Dachziegel beschriftet. Eine Dachpfanne, 176 Jahre alt, wurde im Hause Laue Nr. ass.33 aufbewahrt. Nach mündlicher Überlieferung hieß es, dass sie an den Totalverlust des Gehöftes im Unterdorf erinnern sollte. Da der Brand aber den 18. Juni 1832 wütete, kann dieses Datum auf dem Dachstein wohl eher an das freudige Ereignis der Grundsteinlegung erinnern sollen. Vielleicht hat es 4 Wochen gebraucht, bis die obrigkeitlichen Genehmigungen zur Umsiedlung auf den Haspelkamp durchgefochten waren. Als der Stammhof gilt das Grundstück Warberg Nr. ass.33, am Haspelkamp gelegen. Das stimmt insofern, als dieser Hof, solange er steht, (1832) d.h. über 7 Generationen in Laueschen Händen war- abgesehen vom Interimswirt Ernst Sander (1920 bis 1960 etwa). Ich suche noch alte Warberger Dachziegeln mit Inschriften-, oder auch Informationen über Dachziegel. 5