BAEDEKER WISSEN. WASSER Quelle für Millionen ZEPPELIN Fliegende Schiffe OBST Frische vom Bodensee ARCHÄOLOGIE Forschung unter Wasser ODENSEE

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Autor: Mgr. Daniela Švábová

Transkript:

BAEDEKER WISSEN WASSER Quelle für Millionen ZEPPELIN Fliegende Schiffe OBST Frische vom Bodensee ARCHÄOLOGIE Forschung unter Wasser ODENSEE

6 INHALT Inhaltsangabe HINTERGRUND 10 Drei Länder und ein See 12 Fakten 13 Natur und Umwelt 18 Special: Ein Paradies für Vögel 20 Der Bodensee auf einen Blick 22 Bevölkerung Politik Wirtschaft 24 Infografik: Obst vom Bodensee 30 Willkommen im Alltag! 32 Geschichte 40 Kunst und Kultur 41 Kunstgeschichte 44 Special: Malende Mönche 52 Bildung und Literatur 54 Berühmte Persönlichkeiten 58 Special:»Sanfte Zauberfluth«ERLEBEN & GENIESSEN 66 Essen und Trinken 67 In der Dreiländerküche 70 Typische Gerichte 72 Special: Fisch 74 Special: Wein 76 Feiertage Feste Events 77 In Feierlaune 80 Special: Sommerfestivals 82 Special: Die fünfte Jahreszeit 84 Mit Kindern unterwegs 85 Attraktionen am See 88 Shopping 89 Käse, Kräuter, edle Kleidung 92 Übernachten 93 Matratzenlager und Himmelbett 96 Urlaub aktiv 97 Wasser, Land und Luft 100 Special: Am Bodenseestrand 102 Wassersport 103 Ein legendäres Revier TOUREN 108 Tourenübersicht 109 Unterwegs am Bodensee 110 Tour 1: Bodensee-Radweg 114 Tour 2: Künstler und Kirchen 116 Tour 3: Besuch in der Steinzeit

Inhaltsangabe INHALT 7 REISEZIELE VON A BIS Z 120 Arbon 123 Bodman-Ludwigshafen 126 Infografik: Trinkwasser 128 Bregenz 130 Infografik: Seebühne 138 Dornbirn 143 Friedrichshafen 148 Special:»Giganten am Himmel«150 Infografik: Fliegende Schiffe 154 Hegau 157 Höri 162 Special: Künstler auf der Höri 164 Immenstaad 166 Konstanz 174 3D: Münster Konstanz 183 Special: Die Pythia vom Bodensee 185 Kressbronn 189 Kreuzlingen 195 Langenargen 197 Lindau 205 Mainau 209 Meersburg 219 Radolfzell 223 Reichenau 230 Romanshorn 232 Rorschach 236 Singen 240 3D: Hohentwiel 242 St. Gallen 251 Steckborn 253 Stein am Rhein 258 Stockach 259 Überlingen 267 Uhldingen-Mühlhofen 271 Special: Wohnen auf Pfählen 272 Infografik: Archäologie am Bodensee 276 3D: Wallfahrtskirche Birnau PRAKTISCHE INFORMATIONEN 284 Anreise und Reiseplanung 286 Auskunft 287 Geld 288 Gesundheit 288 Literatur und Film 290 Notrufe 291 Post Telekommunikation 291 Preise und Vergünstigungen 292 Reisezeit 293 Schifffahrt 296 Verkehr 298 Register 302 Verzeichnis der Karten und grafischen Darstellungen 302 atmosfair 303 Bildnachweis 304 Impressum 308 Kurioser Bodensee PREISKATEGORIEN Restaurants (Preis für ein Hauptgericht) AAAA = über 30 AAA = bis 30 AA = bis 20 A = bis 10 Hotels (Preis für ein DZ) AAAA = über 200 AAA = bis 200 AA = bis 150 A = bis 100 Hinweis nummern sind mit einem Stern gekennzeichnet: *0800...

Natur und Umwelt HINTERGRUND 13 Natur und Umwelt Im Winter zeigt der See, welch wichtiger Lebensraum er ist. Zigtausende Wasservögel nutzen diese gigantische Speisekammer, die auch in der kalten Jahreszeit ein Überleben mög- Uferzonen, sind unter Schutz gestellt. ERDGESCHICHTE Der Bodenseeraum ist Teil des nördlichen Alpenvorlands, das vom Genfer See im Westen bis zum Wiener Becken im Osten reicht. Ganz im Westen ragen die Hegau-Vulkane auf, ihrer markanten Form wegen»des Herrgotts Kegelspiel«genannt. Im Süden erhebt sich das Alpstein-Massiv mit dem 2502 m hohen Säntis als prägnante Felsenburg. Die Entwicklungsgeschichte dieses Großraums ist aufs Engste mit jener der Alpen verbunden. Während der Tertiärzeit, die vor etwa 70 Mio. Jahren begann und vor rund 2 Mio. Jahren endete, entstanden die Alpen. Als sich die afrikanische Kontinentalplatte nach Norden bewegte und auf die europäische drückte, schob diese plattentektonische Bewegung die Gesteinsschichten zusammen und hob sie empor. Während sich auf diese Weise die Alpen auffalteten, entstand nördlich von ihnen ein tiefer Trog. Dieser wurde mit Flussablagerungen aufgefüllt, der sog. Molasse. Im Spättertiär kam es nördlich und nordwestlich des heutigen Bodensees zu heftigem Vulkanismus, an den die Vulkanberge des Hegaus erinnern. Während des letzten Eiszeitalters, das vor ca. 720 000 Jahren begann und erst vor rund 10 000 Jahren zu Ende ging, stießen mehrmals mächtige Gletscherströme von den Alpen kommend nach Norden vor und hobelten den Untergrund bis zu 400 m tief aus. Im süddeutschen Alpenvorland unterscheidet man vier Eiszeiten, die nach den Flüssen Günz, Mindel, Riß und Würm benannt sind. Das heutige Landschaftsbild des Bodenseeraums haben vor allem die beiden letzten Kaltzeiten, die Riß- und die Würmeiszeit, nachhaltig geprägt. In der Rißeiszeit lagerte der Rheingletscher enorme Mengen Schutt, Geröll, Sand und Lehm ab, die man als Moränen bezeichnet. Nach dem Abtauen des Eises blieben diese Moränen als Höhenzüge liegen. schwanken allerdings stark. Bodenseeraum Ein Trog entsteht Werk der Gletscher

14 HINTERGRUND Natur und Umwelt Nicht mehr ganz so weit nach Norden ist der würmeiszeitliche Rheingletscher vorgestoßen. Allerdings hat er bis zu einer Linie Pfullendorf Bad Schussenried Bad Waldsee die rißeiszeitliche Moränenlandschaft überformt. Der Vorläufer des heutigen Bodensees war übrigens wesentlich größer. Nach Norden erstreckte sich dieser sog.»rheintalsee«bis in die Gegend von Ravensburg, und im Süden nahm er wie ein Fjord das Tal des Alpenrheins bis in den Raum Chur ein. Mit einem Seitenarm hatte er Verbindung mit dem Walensee und dem Zürichsee. Der Ur-Bodensee war damit etwa doppelt so groß wie heute. Zuflüsse in den See füllten ihn mit Schutt, Kies, Sand und Lehm teilweise auf. Da vor allem der Rhein noch immer große Mengen Schutt aus den Alpen heranschwemmt, setzt sich die Verlandung des Bodensees fort. LANDSCHAFTLICHE GLIEDERUNG Bodensee Der 46 km lange, bis 14,8 km breite und bis 252 m tiefe Obersee reicht von Bregenz bis Konstanz. Zwischen Konstanz und Meersburg zweigt westlich der schmälere, fjordähnliche Überlinger See ab, der Wie tief ist der Bodensee? etwa 20 km lang, 2 bis 4 km breit und bis zu 147 m tief ist. Durch eine Die mit 254 m tiefste Stelle des bei Konstanz vom Rhein durchschnittene Landbrücke ist der reich Bodensees liegt zwischen Fischbach und Uttwil. Sein Spiegel gegliederte Untersee vom Hauptbecken getrennt. Der Untersee wird liegt bei mittlerem Wasserstand bei 395 m ü. d. M. und schwankt durch den Schiener Berg, die Halbinsel Höri und die schmale Land- um ca. 2 m. Der Pegel ist wegen des Klimawandels mittlerweile um ca. 1 m gesunken. zunge der Mettnau bei Radolfzell fingerförmig in den Gnadensee, den Zeller See und den eigentlichen Untersee gegliedert. Mit einem Volumen von fast 50 km³ ist er Mitteleuropas größter Trinkwasserspeicher ( Baedeker Wissen S. 126). WISSEN Inseln Hegau In allen drei Becken des Bodensees gibt es je eine Insel: Lindau (53 ha) am östlichen Ende des Obersees, die Blumeninsel Mainau (44 ha) am Eingang zum Überlinger See und die Gemüseinsel Reichenau inmitten des Untersees, mit 4,28 km2 die größte der Inseln. Mehrere weitere Inselchen verteilen sich über den See, darunter die Konstanzer Insel (2 ha), Insel Hoy bei Lindau und Insel»Im Werd«bei Stein am Rhein. Das westliche Hinterland des Bodensees ist der Hegau, dessen Landschaftsbild von tertiärzeitlichen Vulkankegeln geprägt ist. Die beiden bekanntesten sind der 688 m hohe Hohentwiel bei Singen und

Natur und Umwelt HINTERGRUND 15 Blick auf Lindau. Die Auffaltung der Alpen schuf auch den Bodensee. der weiter nördlich 644 m aufragende Hohenkrähen. Der Hegau vermittelt zwischen dem Bodenseeraum, dem Hochrheingebiet, dem Schwarzwald, der Baar und der Südwestalb. Im östlichen Hegau befindet sich Deutschlands stärkste Quelle, der Aachtopf. In jeder Sekunde dringen aus dieser Quelle durchschnittlich 8500 l (bei Hochwasser bis 24 000 l) Wasser aus dem stark verkarsteten Untergrund und Einzugsbereich der jungen Donau an die Oberfläche. Südöstlich vom Bodensee erheben sich die hohen Berge des Bregenzer Waldes, dessen nordwestlichste Bastion der 1064 m hohe Pfänder bei Bregenz ist. Hier befindet man sich bereits mitten in der stark gefalteten Vorbergzone der Alpen. Bregenzer Wald Zwischen den Bergen des Bregenzer Waldes im Osten und dem schweizerischen Alpsteinmassiv im Westen weitet sich das breite und relativ dicht besiedelte Tal des Alpenrheins, durch das einstmals der eiszeitliche Rheingletscher nach Norden vorstieß. Mit ungeheuren Mengen Sand und Schotter hat der Rhein inzwischen sein Tal aufgefüllt und ist im Begriff, ein mächtiges Delta in den südöstlichen Bodensee vorzuschieben. Rheintal Westlich des Alpenrheins erheben sich die landschaftlich mit dem Allgäu vergleichbaren Balkone des auch heute noch stark von der Weidewirtschaft geprägten Appenzeller Landes. Beherrscht wird diese Landschaft von der mächtigen Felsenburg des Alpsteinmassivs mit dem 2502 m hohen Säntis als dem höchsten und imposantesten Aussichtsberg des gesamten Bodenseeraumes. Appenzeller Land

16 HINTERGRUND Natur und Umwelt St. Galler Land, Thurgau Nordwestlich vom Rorschacherberg erstreckt sich das Alpenvorland der Nordostschweiz mit dem stark industrialisierten städtischen Verdichtungsraum St. Gallen Rorschach Arbon. Im klimatisch begünstigten Hinterland des Thurgauer Bodenseeufers wird noch viel Obstbau, vereinzelt sogar Weinbau betrieben, was der Gegend zu dem Beinamen»Mostindien«verholfen hat. Seerücken Seerhein Zwischen dem Tal der Thur und dem Untersee wölbt sich der als Wander- und Radlerrevier geschätzte Seerücken bis 612 m auf. Im Gegensatz zum nahen Bodenseeufer ist es hier oben oftmals recht kühl. Auch breiten sich hier noch einige größere Waldungen aus. Kurz vor dem schweizerischen Bilderbuchstädtchen Stein am Rhein fließt der Rhein wieder aus dem Bodensee und in einem geologisch noch recht jungen Tal in nordwestlicher Richtung. Bei Schaffhausen stürzt er quasi an der Nahtstelle von Schweizer und Schwäbischem Jura über eine recht widerständige Kalksteintreppe in die Tiefe (»Rheinfall«, Stein am Rhein), um daraufhin als Hochrhein am Südrand von Hotzenwald und Schwarzwald weiterzufließen. PFLANZEN UND TIERE Trotz der relativ dichten Besiedlung und der starken Nutzung der Landschaft gibt es noch zahlreiche Naturrefugien, in denen man eine ausgesprochen artenreiche Flora und Fauna sehen kann. Direkt am Seeufer gibt es Röhricht mit Schilfrohr, Seegras, Seggen bzw. Riedgräsern und Pfeifengras. Landeinwärts steht Feuchtigkeit liebender Bruchwald mit Weiden (auch Silberweiden), Pappeln (besonders Schwarz- und Silberpappeln), Birken, Erlen und sogar Kreuzdorn. In den ufernahen Riedbereichen, so z. B. im Wollmatinger Ried, findet man auch Lungenenzian und Knabenkraut. Das Eriskircher Ried ist bekannt für seine Irisblüte (Mitte Mai bis Mitte Juni). Im Gebirge gedeihen vor allem Buchen, Eichen, Erlen, Eschen, Fichten und Kiefern. Typische Gebirgsblütenpflanzen sind Anemone, Aurikel, Mehlprimel, Gelber und Blauer Enzian, Eisenhut, Alpenrose, Silberdistel und Türkenbund. Ferner findet man hier oben auch vielerlei Orchideen und Sonnentau. Vereinzelt kommen Felsnelken, Küchenschellen und Schwalbenwurz vor. Obst und Gemüse Die Bodenseeregion ist ein wahrer Obst- und Gemüsegarten ( Baedeker Wissen S. 24). In Hanglagen wird Wein angebaut. Landeinwärts breiten sich Erdbeerfelder sowie Apfel-, Birnen- und Kirschplantagen aus. Wichtige Sonderkulturen sind die Gemüsefelder auf der Insel Reichenau sowie die Hopfengärten im Raum Friedrichshafen Tettnang.

Natur und Umwelt HINTERGRUND 17 Im Bodensee sowie in Flüssen und Bächen sind etliche Fischarten heimisch ( Baedeker Wissen S. 72), die heute allerdings zumeist in Fischbrutanstalten herangezogen und dann in den Gewässern ausgesetzt werden. Am bekann testen und als Speisefisch sehr beliebt sind die Felchen. Auf Platz 2 der Hitliste stehen die Barsche, die am deutschen Seeufer»Kretzer«und auf der Schweizer Seite»Egli«heißen. In den Seen des Bodenseehinterlands, so beispielsweise im Mindelsee, hat man schon bis zu 2 m lange und bis zu 60 kg schwere Welse (Waller) gefangen. Begehrte Speisefische sind ferner Seeforelle, Lachsforelle, Bachforelle, Saibling (Röteli), Brasse, Barbe, Trüsche und Hecht. In der letzten Zeit verbreiten sich im See immer mehr fremde Arten, die mit den einheimischen Tieren einen Kampf ums Überleben führen. Fische In den Feuchtgebieten am Bodensee brüten vielerlei Wasser- und Watvögel ( Baedeker Wissen S. 18). Hier leben Brachvögel, Kolbenenten, Haubentaucher und Seeschwalben. Weißkopf- und Lachmöwen folgen den Ausflugsschiffen. Kormorane brüten mittlerweile am Bodensee sehr zum Missfallen der Fischer, die unliebsame Konkurrenz durch den Fischfresser wittern und auf Bestandsdezimierungen drängen. Auch Kiebitze und Schnepfen trifft man an. Im Schilf»schimpfen«die Rohrspatzen (Schilf- und Rohrsänger). Auf Frösche macht eine allmählich wieder wachsende Zahl von Weißstörchen Jagd. Spitzmäuse und andere Kleinsäuger werden oft von Weihe, Milan und Waldohreule erbeutet. Auf den Feldern und in den Wäldern des Bodensee-Hinterlandes sind alle»gängigen«säugetiere heimisch, darunter Reh, Hase, Kaninchen, Igel, Haselmaus, Waldmaus, außerdem der Siebenschläfer. In den schwerer zugänglichen Berggebieten lebt noch viel Rot- und Schwarzwild. Recht häufig sieht man Rehe. In abgelegenen Bereichen gibt es auch noch Auerwild, und mit etwas Glück kann der Wanderer in der Matten- und Felsregion der Voralpen auch Gämsen und Murmeltiere beobachten. Krächzende Dohlen haben es auf die Brotkrümel und sonstigen Essensreste der Bergwanderer abgesehen. Und hoch in den Lüften zieht ab und zu ein Steinadler seine Kreise. WISSEN Vögel Invasion der Dreikantmuscheln Globalisierung auch im Tierreich: Neue Tierarten, sog. Neozoen, machen sich im Bodensee breit. Der bislang erfolgreichste Eroberungszug gelang der Dreikantmuschel. Seit den 1960er- Jahren verbreitet sie sich massenhaft im Bodensee, vermutlich eingeschleppt von nicht ausreichend gesäuberten Freizeitbooten. ren: Sie weiden den Winter über die dichten Muschelbestände wieder ab. Die heimische Teichmuschel hingegen leidet unter der Konkurrenz, die ihr den Lebensraum streitig macht.