Qualitätsentwicklung und-sicherung in der häuslichen Pflege Veranstaltung des DV am 24.Juni 2013 Ist Qualitätssicherung in der häuslichen Pflege möglich?
70% häusliche Pflege Warum dieses Thema? Davon 2/3 nur durch Angehörige (und zusätzliche zivile Helfer) 2 24.6.2013
Warum diese Frage? Es ist doch alles bestens! Die Pflegequalität in ambulanten Pflegediensten verbessert sich stetig. Statistiken zu den Transparenzberichten und den Pflegenoten der MDK Prüfungen
Was wird vom MDK geprüft? Inhalt der Prüfung wird vom verrichtungsbezogenen Pflegebegriff bestimmt Grundpflege, häusliche Krankenpflege, hauswirtschaftliche Versorgung Kriterien für die Bewertung von ambulanten Pflegediensten (werden Leistungen durchgeführt, Risiken erfasst, wird informiert) Pflegerische Leistungen ( Körperpflege, Essen und trinken, Ausscheidungen, Mobilität, Druckgeschwür und Bruchrisiko, Biographie nur bei Dementen Ärztlich verordnete pflegerische Leistungen (z.b. Wundbehandlung, Blutzuckermessung) Organisation (z.b. Notfallanweisungen, Regelung der Verantwortungsbereiche, des Datenschutzes, Einwilligung bei freiheitsentziehenden Maßnahmen) Kundenbefragung (nach Kundeninformation, Mitarbeiterwechsel, Erreichbarkeit, wirtschaftliche Aspekte) Zufallsstichprobe von 10% zum Pflegezustand (Ergebnisqualität) Heimaufsicht prüft bei Wohngruppen formal Selbstbestimmung
Festlegung von Standards Expertenstandard des Deutschen Netzwerks Für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP) Dekubitusprophylaxe ( Entlassungsmanagement) Schmerzmanagement Sturzprophylaxe Harninkontinenz Chronische Wunden Ernährungsmanagement. Mobilität in Vorbereitung Sicher nur ein Ausschnitt der Pflege
Zweifel? Sieht eigentlich gut aus, oder (?) Es geht immer nur aufwärts, in 30 Monaten 0,9 Punkte! Ist das nicht zu schön um wahr zu sein? Was sagt eine gute Beurteilung, wenn die Durchschnittsnote1 ist?
Probleme? Kritik an der Aussagekraft der Noten Dokumentationsqualität Ursache für sinnlose Dokumentationsaufwände Die Dienste haben sich auf die Prüfungen eingestellt Was ist gute Pflege? Pflege ist mehr als die Verrichtungen nach 14 SGB XI. Auch Betreuung, Sicherung, Erhaltung von Selbständigkeit, soziale Kontakt, Beziehungen, Wertschätzung Geprüft wird der Pflegedienst, nicht die Qualität der Pflege Geprüft wird nicht, ob es dem Pflegebedürftigen gut geht SGB XI setzt Pflegleistungen der Angehörigen oder ziviler Helfer voraus. Im Unterschied zur stationären Pflege Die sind aber nicht im Blick der Qualitätsbemühungen. Zusammenarbeit mit informeller Pflege spielt bei Benotung keine Rolle
Qualitätssicherung der informellen Pflege Beratung ( 7a SGB XI auch für Pflegegeldbezieher) Frage: Reichweite der Beratung? Pflegekurse ( 45 SGB XI) Frage: Vermittlung von Handlungskompetenz? Pflegepflichteinsätze, 2 bzw. 4 x im Jahr ( 37 Abs.3 SGB XI Frage: mehr als ein Werbeblock? Beratung im Rahmen der Einsätze der Dienste Nur für 1/3 der ambulanten Pflege Frage: Ist dafür Zeit? Betreungsrecht, aber ohne klare Verantwortung für den Schutz verletzbarer Menschen
Was ist Qualität in der Pflege Am Ende geht es um die Verbesserung der Lebensqualität dem Pflegebedürftigen soll es besser gehen als ohne Pflege Was gehört dazu: Mehr Selbständigkeit, Mehr Selbstbestimmung Hilfe zur Selbsthilfe Notwendige Hilfe bei dem, was nicht mehr ohne Hilfe geht Qualität der Grundpflege und der Medizinischen Pflege Positive Beziehung zwischen Pflegendem und Gepflegtem Soweit wie möglich Teilnahme am Leben Soziale Kontakte Etwas tun können Wertschätzung Professionsverständnis, dass auch die Beiträge anderer anerkennt, Vorsicht vor der professionellen Reduktion des wirklichen Lebens
Interne Qualitätssicherung Träger Modelle haben (z. Teil) einen weiteren Blick, z. B. QGP Handbuch in Brandenburg, DRK Qualitätshandbuch Sehr modern ISO 9001, PDCA Zyklus, Balanced Score Card, EFQM ( International Organization for Standardization ) ( plan do check act ) ( European Foundation for Quality Management ) sehr umfassend, sehr detailliert Aber auch komplex, prozessbezogen, bürokratischer Aufwand topped MDK
Beispiel: Selbstbewertung nach EFQM
Frage: wirklich erweiterter Fokus? Die öffentlich rechtlichen Vorgaben lassen das nicht wirklich zu Enger Pflegebedürftigkeitsbegriff Problem unzureichender Vergütung der ambulanten Pflege Wird aufgedeckt durch die Verhandlungen über Stundensätze Kassen haben demgegenüber Beispiele von Gewinnen trotz Mängel im Auge Höhere Vergütungen müssen bei den Fachkräften ankommen Besser Bezahlung Voraussetzung Branchentarifvertrag Mehr Zeit
Was tun bei der informellen Pflege Spannungsverhältnis zwischen Schutz und Freiheit Es gibt hilflose Menschen mit einem hohen Schutzbedarf Schärfung des Betreuungsrechts mit Anleihen beim Jugendhilferecht? Verpflichtende Beratungsbesuche durch ein kommunale Betreuungsbehörde statt bisheriger Pflegepflichteinsätze? Andererseits Wohlbefinden ist subjektiv und hängt mit persönlichem Umfeld zusammen Recht auf Selbstbestimmung umfasst auch das Recht auf Defizite Schutz der Privatsphäre vor staatlichen Eingriffen Spricht für Fokus auf freiwilliger Beratung Soziale Aufmerksamkeit, Qualitätssicherung und Schutz bilden eine Einheit
Soziale Aufmerksamkeit, Qualitätssicherung und Schutz Gemeinsames Merkmal: Es gibt nicht den einen Knopf 10 aufeinander aufbauende Elemente Individuelle Vertragsrechte Professionsverständnis Information + Beratung Assessment + Case Management Schutz + Qualitätssicherung Qualitätsverantwortung der Träger externe Qualitätssicherung Persönliche Unterstützer Betreuungsrecht Soziale Aufmerksamkeit Ordnungsrecht
Fazit Qualitätssicherung der häuslichen Pflege ist möglich Voraussetzungen Ablösung vom Verrichtungsbezogenen Pflegebedürftigkeitsbegriff Professionelle Standards bei der Grundpflege Medizinischen Pflege Und auch der hauswirtschaftlichen Versorgung Unterschiedliche Rollen, unterschiedliche Qualifikationen, Einbeziehung von Familie und Zivilgesellschaft Ein funktionierendes soziales Umfeld Gute Zusammenarbeit zwischen professionell und informell Pflegenden