1. Fachgespräch Innenraum und Gesundheit. Raumluftqualität in österreichischen Schulen

Ähnliche Dokumente
Ist es stickig, werd ich zickig

Forschungsprojekt laufend

Komfortlüftungsinfo Nr. 4 Gesetzliche Vorgaben und Regelwerke Inhalt

DIE LÜFTUNGSAMPEL. Beschreibung, technisches Merkblatt. bico Schaltschrankbau GmbH, Armaturen, Regeltechnik

Komfortlüftung. Auswirkungen auf Gesundheit, Wohlbefinden und die Bausubstanz

Lüftung Bewohnergesundheit in energieeffizienten, neuen Wohngebäuden: detaillierte Ergebnisse

Komfortlüftungsinfo Nr. 4 Gesetzliche Vorgaben und Regelwerke. Inhalt. 1. Was muss ich anwenden? 2. Gesetzliche Grenzwerte. 3. Normen und Regelwerke

Hinweispflicht bzw. Haftungsausschluss für schlechte Raumluftqualität und Schimmelschäden

Vergleich Passivhäuser konventionelle Häuser. Erste Ergebnisse aus einem FFG-Forschungsprojekt Energie 2020

Dezentrale Lüftungsgeräte Lösung oder Problemfall?

Raumluftqualität in Klassenräumen

Schimmelpilze in Innenräumen Ein kurzer Überblick

Bundesverband für Schimmelsanierung. Bauteiltrocknung

Raumluftqualität in Schulen. 4. Energetisches Symposium Integrale Sanierung von Schulen. Technische Schulen Steinfurt

LÜFTUNGSBINGO Von Anna Bolshakova

Nutzung der Natürlichen Lüftung zum Schutz der Umwelt

Neue Qualitätsstandards für Raumluft

Energieeffizient und gesund Bauen ein Widerspruch? Aufenthaltszeit in Innenräumen

PRÜFKAMMER-UNTERSUCHUNGEN VON MATERIALPROBEN AUF FORMALDEHYD

Innenraumhygiene in Schulen

Gesundheit im Passivhaus. Erfahrungen aus einer laufenden Studie

HYGIENE bei RLT ANLAGEN. VDI Richtlinie ftung Energieeffizienz und Gesundheit in Gebäuden. Komfortlüftung. Wie schaut eine RLT-Anlage. aus?

Lüftung 3.0. Effekte erhöhter CO 2 -Konzentrationen. Vergleich der Innenraumluftqualität mechanisch und konventionell belüfteter Gebäude

Feuer, Nebel und Rauch in Innenräumen

Die 10 gefährlichsten Wohngifte: Wovon sollen wir uns fürchten?

Hygienepläne für Schulen Trier, den

Innenraumluft-Info Gesetzliche Vorgaben und Empfehlungen

Kurzfassung. Luftqualität in Schulklassenräumen im Anschluss an energetische Sanierungen

BEWERTUNG DER INNENRAUMLUFT

Raumlufthygiene in Schulen

Raumluftqualität: Herausforderungen und Wege zu Lösungen

Inhalte Evaluierung Klassenzimmerlüftung in Österreich

Idee / Herleitung / Randbedingungen

Raumlufthygiene in unterschiedlichen Gebäudekonzepten

4. Symposium Gefahrstoffe am Arbeitsplatz

Gesundes Raumklima durch intelligente Fenster. Kontrollierte natürliche Lamellenfenster-Lüftungen

Impulsreferat: Bedeutung der Qualitätssicherung und Evaluierung in Modellprojekten für die Übertragbarkeit

Anlage zur Akkreditierungsurkunde D-PL nach DIN EN ISO/IEC 17025:2005

Kongress Zukunftsraum Schule 4. November 2009

RICHTLINIE ZUR BEWERTUNG DER INNENRAUMLUFT

PRÜFKAMMER-UNTERSUCHUNGEN VON MATERIALPROBEN AUF FORMALDEHYD

Vergleich der Luftqualität zwischen Passivhausgebäuden und Bestandsgebäuden 2013

Nebel, Feuer & Rauch in Innenräumen Innenraumschadstoffe durch Verbrennungsprozesse

Luftschadstoffe in Wohnräumen Auftreten, Erkennen, Vorsorge

Erhebung der Raumluftqualität energieeffizienter Häuser und deren Auswirkungen auf die Gesundheit der Bewohner

AGI, Anhang, Interpretation der Luftqualität

Vernebelung von Wirkstoffen als Schimmel-Sanierung

lich! Wohnen mit reinem Gewissen.

Innenraumluft-Info Innenluftqualität und Gesundheit

Minergie / kontrollierte Wohnraumlu ftung im Kontext der LSV

Polychlorierte Biphenyle (PCBs) Erläuterung und Bewertung der Ergebnisse des Biomonitorings. Ihr Biomonitoringbefund. Brühl,

und Bauvorschriften neue Probleme auf, die früher nicht beachtet wurden bzw. schlichtweg nicht vorhanden

Frische Luft für ein gesünderes und aktiveres Leben.

Raumluftqualität Ein besseres Arbeitsumfeld schaffen

Luftionen. Innenraumluft-Info. Inhalt. 1. Begriff Definition. 2. Einflüsse auf die Ionenkonzentration. 3. Gesundheitliche Auswirkungen

Raumklima in Schulen und Unterrichtsräumen Thematik Radon

Schulhygiene aktuell Frische Luft bevor unsere Leistungsfähigkeit verpufft!

Schulhygiene aktuell Frische Luft bevor unsere Leistungsfähigkeit verpufft!

Interzonale Luftströmungen als Ursache für Rauch und Schadstoffe

1. Konzentration von verschiedenen Schadstoffen in der Innenraumluft. 2. Sporenkonzentration in der Raumluft

Messtechnische Untersuchungen der Raumluftqualität in Schulen

Wieviel Lüftung braucht der Mensch?

Natürlich. Verantwortlich. Handeln. Mit Türen von JELD-WEN.

Die Amtssachverständige im landwirtschaftlichen Genehmigungsverfahren (Stallklima und Emissionen)

Anlage zur Akkreditierungsurkunde D-PL nach DIN EN ISO/IEC 17025:2005

Empfundene Luftqualität sowie die geeigneten Messmethoden

Beurteilung der Innenraumluftbelastung in den Räumen der Staatlichen Regelschule Rossleben

Auftraggeber: GMN Neuss, Technisches Gebäudemanagement, Meererhof 1, Neuss

Wissenschaftliche Beratung - Umweltgutachten

Frische Luft für ein GESÜNDERES und AKTIVERES Leben.

VORGANGSWEISE BEI INNENRAUMMESSUNGEN

Demoprojekt Dicke Luft im Klassenzimmer

Raumklima. Unter anderem ist das Raumklima bestimmt durch: Baustoffe und Materialien Schadstoffgehalt Gerüche Elektrostatik Luftionisation

Innenraumhygiene in Schulen

Schulempfehlungen Raumluft

Be- & Entlüftung von Aufzugsschächten / Maschinenräumen

Arbeiten in Schulräumen - Hinweise für ein "gesundes" Raumklima

für Raumluftqualität und Gesundheit

VDI-Gesellschaft Bauen und Gebäudetechnik. Gute Luftqualität in Schulen. ISH Frankfurt Martin Lambertz VDI-Expertenforum

Erster Arbeitskreis KEiM Lüften in Schulen

Forschungsprojekt LIWOTEV Luftqualität in Wohnbauten mit tiefem Energieverbrauch

GUTACHTEN T-STRIPE. für T-STRIPE GmbH Rautenweg Wien

Schimmel und Lüftung(sanlagen) in Gebäuden

Sie werden Ihren Teppichboden lieben! Gesünder Wohnen mit duraair.

Erhebungs- und Messprogramm: Kohlenstoffdioxid und Raumklima

Einführung. Auswirkung von Raumlufttechnischen Anlagen auf die Radonbelastung in Innenräumen

Gesunde Luft für Oberösterreichs Kinder und Jugend

Swiss testing and certification

Angabe und Beurteilung der Ergebnisse von Einzelmessungen

Luftdichtheit von Gebäuden - Langzeitverhalten

Seminarreihe: Baubiologie naturgemäßes Bauen und Wohnen Architekt Dipl.-Ing. Wolfgang MÜCK

CO 2 ALS LEITPARAMETER FÜR EINE GUTE LUFTQUALITÄT IN SCHULEN, AUCH IM HINBLICK AUF RADON

Komfortlüftungsinfo Nr. 3 Innenluftqualität und Gesundheit

Einflussfaktoren der NutzerInnenzufriedenheit aus Sicht des FM Ein internationaler, systematischer Literaturüberblick. Sabrina Busko, M.A.

Fühlen Sie sich rundum wohl!

Der Mensch im Mittelpunkt!

Zertifizierung. HabitVital Richtwerte. KRITERIEN der Bewertung der Raumluft. Aldehyde und Ketone, VOC.

Raumklimaverbesserung Vision oder Realität?

Fachverband Gebäude-Klima e.v. Lüftung im Vergleich Zentral oder dezentral

Anlage zur Akkreditierungsurkunde D-PL nach DIN EN ISO/IEC 17025:2005

Transkript:

1. Fachgespräch Innenraum und Gesundheit Raumluftqualität in österreichischen Schulen DI Peter Tappler, DI Felix Twrdik, DI Bernhard Damberger Österreichisches Institut für Baubiologie und ökologie 1. Einleitung Die Raumluftqualität in Schulen rückt immer mehr in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. Zu den Hauptverursachern von Raumluftbelastungen in Schulgebäuden zählen Emissionen aus Baumaterialien, Einrichtungs- bzw. Ausstattungsgegenständen und aus Reinigungs- und Pflegemitteln. Nicht zu unterschätzen sind auch die von anwesenden Personen freigesetzten Stoffwechselprodukte (Kohlendioxid, Wasserdampf und Körpergerüche sogenannte Bioeffluents). Auch Ausgasen von Verbindungen aus Materialien beim Werkunterricht, Freisetzen von Gasen und Dämpfen beim Chemieunterricht und von Kochdünsten aus Lehrküchen sind möglich. Durch bauliche Mängel können Feuchtigkeitsschäden entstehen, die ebenso wie unhygienische Zustände vor allem in Sanitärbereichen, unzureichende Reinigungsmaßnahmen etc., zu mikrobiellen Raumluftbelastungen führen können. Die Palette der tatsächlich oder möglicherweise auftretenden Stoffe ist mannigfaltig. Zu den Verbindungen, die die Diskussion um gesundheitliche Beeinträchtigungen auch in Schulgebäuden in den letzten Jahren bestimmten und in Einzelfällen zu umfangreichen Sanierungsanstrengungen führten, zählen Formaldehyd, Radon, Asbest, polychlorierte Biphenyle (PCB) und Pentachlorphenol (PCP). In einzelnen Fällen wird von Eltern und Lehrern eine überdurchschnittliche Häufung von Krebserkrankungen mit Schadstoffemissionen aus Baumaterialien, Möbeln und Inventar in Schulen in Zusammenhang gebracht. Als Ursachen angegebenen Symptome und Beschwerden werden mangelhafte raumklimatische Bedingungen, wie z. B. Pavillonbauten ohne ausreichenden Sonnenschutz bzw. unzureichende Wärmedämmung, Schadstoffemissionen aus Bauprodukten oder Möbel sowie kurz zuvor abgeschlossene Renovierungs- bzw. Modernisierungsmaßnahmen genannt. In einzelnen Fällen bewirkten Maßnahmen, die die Beseitigung eines Schadstoffes zum Ziel hatten, neue Schadstoffemissionen und in Folge neue Beschwerden. Über die möglichen gesundheitlichen Auswirkungen wurden über Jahre hinweg leidenschaftliche Debatten geführt. Nicht immer ist es dabei zu rational nachvollziehbaren Bewertungen und Maßnahmen gekommen (nach UBA 2000). 2. Die spezielle Situation Schulklasse Folgende schulspezifische Faktoren bewirken, dass zum Teil unzureichende raumlufthygienische Verhältnisse vorliegen können: Hohe Personendichte Dichte Fenster und Türen mit geringem Eintritt von Außenluft Lüftungsmöglichkeit nur in den Pausen, hier aus Sicherheitsgründen oft vollständiges Öffnen der Fenster nicht möglich Unkenntnis effektiver Lüftungsmöglichkeiten Raumluftqualität in österreichischen Schulen 1

Verwendung von gesundheitlich bedenklichen Materialien der Innenausstattung in der Vergangenheit Renovierungsarbeiten bei laufendem Schulbetrieb 3. Pilotstudie in ausgewählten oberösterreichischen Schulen Ziel einer im Jahre 2001 durchgeführten Pilotstudie war es, einen Überblick über die Konzentration an bestimmten akut wirkenden Schadstoffen sowie über die Belüftungssituation in österreichischen Schulen zu gewinnen (Brandl et al. 2001). Im speziellen sollten die Konzentrationen an Formaldehyd und flüchtigen organischen Verbindungen (VOC) sowie an Kohlendioxid (CO 2 ) untersucht werden. Die Schulauswahlkriterien waren: Beschränkung auf einen politischen Bezirk, 4 Volksschulen, 4 Hauptschulen, 2 AHS, 3 Neubauten, 3 Altbauten, 4 Altbauten nach Sanierung, je 1 stark und 1 schwach belegter Klassenraum. Die CO 2 -Konzentration wurde in den Klassenräumen während mehrerer Unterrichtseinheiten kontinuierlich aufgezeichnet. Die Art und Häufigkeit der Lüftung wurde nicht vorgegeben, es wurde den Lehrern mitgeteilt, dass die Lüftung der üblichen Situation entsprechen sollte. Die Bewertung der Messwerte in Hinblick auf bestehende toxikologisch begründete Grenz- oder Richtwerte sollte zeigen, ob im Bereich Schulen Handlungsbedarf in Hinblick auf einer Verbesserung der Belüftungssituation bzw. Senkung allfälliger Schadstoffkonzentrationen besteht. Für CO 2 lag der Median der Durchschnittskonzentrationen des Beurteilungszeitraumes (Unterrichtsbeginn bis Unterrichtsende) bei 1370 ppm, der Median der Maximalwerte bei 2090 ppm. Die absolute Maximalkonzentration an CO 2 lag in einem Klassenraum nach etwa 100 Minuten geschlossenen Fenstern bei einer Belegung von 22 bis 23 Schülern bei 6680 ppm. Da Handlungsbedarf bestand, wurden Möglichkeiten aufgezeigt, die Situation zu verbessern und es wurde angeregt, weitere Studien durchzuführen. 4. Die oberösterreichische Schulstudie 4.1. Allgemeines und Vorgangsweise Im Juni 2003 wurde eine breit angelegte Studie zur Schadstoffsituation in oberösterreichischen Schulen und Kinderbetreuungseinrichtungen beendet (Amt der OÖ. Landesregierung 2003). Von den 926 Pflicht- und Berufsschulen sowie landwirtschaftlichen Fachschulen in Oberösterreich beteiligten sich 803 durch die Rücksendung des Fragebogens am Projekt. Für die weitere Auswertung wurden 793 Schulen herangezogen. Nach Erfassung sämtlicher Erhebungsergebnissen in der Datenbank und deren Sichtung, Verknüpfung und Bewertung wurden an Schulen, bei denen die Daten Verdachtsmomente auf erhöhte Belastungsfaktoren ergaben, Erhebungen vor Ort (Schimmelbefall) und messtechnische Bestimmungen (Radonkonzentration, Gebäudedichtheit, Innenraumluftschadstoffe, Akustik) durchgeführt. Ein Schwerpunkt der Messungen lag auf dem radioaktiven Edelgas Radon. In zahlreichen Schulen wurden weiters klassische Luftschadstoffe wie flüchtige organische Verbindungen (VOC), Formaldehyd, PCP, Schimmel und PCB untersucht. Das Messprogramm umfasste darüber hinaus auch noch die Erfassung der akustischen Situation und der Dichtigkeit der Gebäude. Der Kohlenstoffdioxid-Situation in Unterrichtsräumen wurde im Rahmen dieses Projekts besondere Beachtung geschenkt. Wie internationale Studien belegen, mindern erhöhte CO 2 -Konzentrationen in Innenräumen die Konzentrationsfähigkeit Raumluftqualität in österreichischen Schulen 2

und die Leistungsfähigkeit. Es wurden in zwei ausgewählten Schulen detaillierte Messungen von Kohlendioxid und des Luftwechsels unter verschiedensten Randbedingungen durchgeführt. Auf Basis der Untersuchungen in diesem Projekt wurde ein Modell entwickelt, dass die Planung einer CO 2 -optimierten Nutzung von Unterrichtsräumen bei vorgegebenen Rahmenbedingungen (Raumgröße, Schüleranzahl, etc.) ermöglicht. Es wurde in der Folge ein Rechenblatt (Microsoft Excel-Datei) als Grundlage für Lüftungsanweisungen in bestehenden Schulen bzw. für die Planung von zukünftigen Schulräumen entwickelt (Amt der OÖ. Landesregierung 2005). 4.2. Ergebnisse Die Verknüpfung, Zusammenschau und Bewertung der so erhobenen Daten ergaben, dass in 5 % bis 10 % der teilnehmenden Schulen gesundheitliche Risiken hinsichtlich einem oder mehreren der Faktoren Schimmelbefall, chemische Innenraumschadstoffe und Radon bestanden. Auf Basis sämtlicher Erhebungen mittels Fragebogen, Messtechnik und fachkundiger Ortsaugenscheinnahme wurden Maßnahmen zur Behebung offensichtlich gewordener Mängel empfohlen. Darüber hinaus wurden aus den Erfahrungen der Studien Empfehlungen für Vorsorgemaßnahmen bei zukünftigen Schul-Neubauten zur Sicherung der Innenraumluftqualität, Akustik und bauphysikalischen Qualität gegeben. 5. Die Lüftungsampel Unter der fachlichen Begleitung des Österreichischen Institutes für Baubiologie und -ökologie wurde von der Fa. BICO ein neuartiges Anzeigegerät für die Notwendigkeit des Lüftens die Lüftungsampel entwickelt (Lüftungsampel 2005). Die Idee für das vor allem in Schulen und Büros eingesetzte Gerät entstand auf Grund der in der Oberösterreichischen Schulstudie angetroffenen Situation. Die Lüftungsampel hat eine gut sichtbare Anzeige der aktuellen Konzentration an CO 2 in ppm (parts per million) als Zahlenwert und informiert zusätzlich über Signallämpchen selbsterklärend über die Notwendigkeit des Lüftens, ähnlich einer Verkehrsampel. Grünes Licht bedeutet "Gute Luft", Gelb zeigt an, dass eine verstärkte Lüftung wünschenswert wäre und rotes Licht signalisiert die sofortige Notwendigkeit einer verstärkten Frischluftzufuhr (z.b. Fenster öffnen). Als Fühler wird ein hochwertiger wartungsarmer Infrarot-Gassensor eingesetzt, der spezifisch auf CO 2 und damit auf die Verschlechterung der Raumluft durch Menschen reagiert. Die CO 2 -Messwerte können über einen längeren Zeitraum gespeichert und einfach ausgelesen werden. 6. Leitfaden des deutschen Umweltbundesamtes für Schulen Vom deutschen Umweltbundesamt/ Berlin wurde eine Broschüre veröffentlicht, die sich mit der Innenraumluft in Schulgebäuden auseinandersetzt, Empfehlungen ausspricht und Vorgangsweisen festlegt (UBA 2000). Dieser Leitfaden für die Innenraumlufthygiene in Schulgebäuden wurde von der Innenraumlufthygiene- Kommission des Umweltbundesamtes erarbeitet. Raumluftqualität in österreichischen Schulen 3

Im Allgemeinen Teil werden die Ziele des Leitfadens und die Zielgruppen angesprochen. Es wird eine Übersicht über den Schulbestand sowie über die hauptsächlichen Luftbelastungs- und Sanierungsprobleme gegeben, und es erfolgt eine Abgrenzung gegenüber Randbereichen, die nicht weiter angesprochen werden sollen. Zuletzt werden einzelne Begriffe erläutert und Hinweise auf weiterführende Literatur zum Thema Innenraumlufthygiene gegeben. 7. Österreichische Richtwerte für CO 2 als Lüftungsparameter In einer vom Umweltministerium und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Anfang Jänner 2006 herausgegebenen Richtlinie zur Bewertung der Innenraumluft (BMLFUW 2006) werden Innenräume nach der CO 2 -Konzentration, angelehnt an die ÖNORM EN 13779 (2005), in unterschiedliche Güteklassen eingeteilt. Weiters wurden Richtwerte für CO 2 als Lüftungsparameter festgelegt. Aufgrund der Tatsache, dass keine definierten Grenzen für das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit beeinträchtigende Konzentrationen vorliegen, sondern steigende Konzentrationen ab etwa 700 ppm zu einer kontinuierlichen Verschlechterungen der Raumluftqualität führen, werden Obergrenzen für die maximale CO 2 -Konzentration festgelegt, deren Werte je nach Art der Lüftung bzw. je nach Betrachtungszeitraum unterschiedlich angesetzt sind. Tabelle 1: Beschreibung der Raumluftqualität Klassifizierung der Raumluftqualität in Anlehnung an ÖNORM EN 13779 nach BMLFUW (2006) Beurteilungswert als CO 2-Konzentration über der Außenluft (dco 2) Entspricht Klassifizierung nach ÖNORM EN 13779 Spezielle Raumluftqualität < 400 ppm RAL 1 Hohe Raumluftqualität 401-600 ppm RAL 2 Mittlere Raumluftqualität 601-1 000 ppm RAL 3 Niedrige Raumluftqualität Sehr niedrige Raumluftqualität 1 001-1 500 ppm > 1 500 ppm dco 2 = Differenz Innenraumluftkonzentration minus Außenluftkonzentration RAL 4 Tabelle 2: Zielvorgaben und Mindestanforderungen an dauernd benutzte Innenräume in Hinblick auf CO 2 (BMLFUW 2006) Raumluftqualität dco 2 Natürlich belüftete Innenräume Mechanisch belüftete Innenräume Speziell < 400 ppm Zielbereich: Beurteilungswerte Zielbereich: Beurteilungswerte < 400 ppm Hoch 401-600 ppm < 600 ppm Mindestvorgabe: 1-MWg < 600 ppm Mittel 601-1 000 ppm Mindestvorgabe: 1-MWg < 1 000 ppm Niedrig 1 001-1 500 ppm Mindestvorgabe: Sehr niedrig > 1 500 ppm Alle Beurteilungswerte < 1 500 ppm Konzentrationsangaben als Beurteilungswerte (dco 2) 1-MWg: maximaler gleitender Stundenmittelwert Mindestvorgabe: Alle Beurteilungswerte < 1 000 ppm Raumluftqualität in österreichischen Schulen 4

8. Schlussfolgerungen Unter Berücksichtigung der bisher erhobenen Tatsachen ist die Luftqualität in österreichischen Schulräumen vielfach als unzureichend einzuschätzen. Diese Einschätzung wird auch von internationalen Studien unterstützt. Als Konsequenz der österreichischen Richtwerte für CO 2 als Lüftungsparameter ist zu erwarten, dass der Belüftung von Zonen geringen Luftwechsels wie Schulklassen größerer Wert beigemessen wird. Mit Fensterlüftung allein können in diesen Bereichen die Vorgaben der Richtlinie nicht erfüllt werden. Im Schulneubau und bei Sanierung von bestehenden Objekten muss erhöhtes Augenmerk auf die Einhaltung hygienischer Mindestvorgaben gelegt werden. Diese können in der Regel nur mit raumlufttechnischen Anlagen sichergestellt werden, wobei die korrekte Planung, Wartung und Hygienekontrolle immer wieder einen (jedoch behebbaren) Schwachpunkt darstellt. Die Ursachen der gesundheitlichen Risiken sind zum Teil bekannt, es sollte jedoch durch weitere umfangreichere Untersuchungen, in denen auch das Spektrum der untersuchten Noxen erweitert wird, eine tiefer gehende Beurteilung der Situation erfolgen. 9. Literatur Amt der OÖ. Landesregierung (2003): Innenraumsituation in Oberösterreichischen Pflichtschulen, Berufsschulen und Landwirtschaftlichen Fachschulen, Erhebungs- und Messprogramm: Kohlenstoffdioxid und Raumklima. Eigenverlag (die Langfassungen der Forschungsberichte können unter u- ut.post@ooe.gv.at oder telefonisch 0732/7720-14543 angefordert werden). Amt der OÖ. Landesregierung (2005): Rechenblatt zur Berechnung der CO 2 -Konzentrationen in Schulräumen aktualisierte Fassung. Eigenverlag BMLFUW (2006): Richtlinie zur Bewertung der Innenraumluft Richtlinienteil CO 2 als Lüftungsparameter, erarbeitet vom Arbeitskreis Innenraumluft am Bundesministerium für Landund Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Blau-Weiße Reihe (Loseblattsammlung), erhältlich ab April 2006 Brandl A, Tappler P, Twrdik F, Damberger B (2001): Untersuchungen raumlufthygienischer Parameter in oberösterreichischen Schulen. In: AGÖF Tagungsband des 6. Fachkongresses 2001 Umwelt, Gebäude und Gesundheit, Nürnberg: 355-366 Lüftungsampel (2005): Vorstellung der Lüftungsampel, Internet vom 02.03.2006: http://www.lueftungsampel.at ÖNORM EN 13779 (2005): Lüftung von Nichtwohngebäuden Allgemeine Grundlagen und Anforderungen an Lüftungs- und Klimaanlagen UBA (2003): Leitfaden für die Innenraumlufthygiene in Schulgebäuden. Erarbeitet von der Innenraumlufthygiene-Kommission des Umweltbundesamtes, Berlin. Internet vom 03.05.2004: http://www.umweltbundesamt.org/fpdf-l/1824.pdf DI. Peter Tappler Allgemein beeideter und gerichtlich zertifizierter Sachverständiger Arbeitskreis Innenraumluft am BMLFUW INNENRAUM Mess- & Beratungsservice/ Österreichisches Institut für Baubiologie und -ökologie Stutterheimstraße 16-18/2 A-1150 Wien Tel: +43-(0)1-9838080, +43-(0)664-3008093 Fax: +43-(0)1-9838080-15 Email: p.tappler@innenraumanalytik.at www.innenraumanalytik.at Raumluftqualität in österreichischen Schulen 5