Arbeitsanleitung für die Bemessung des Bodenaustausches bei nicht dauerhaft tragfähigem, frostempfindlichen Planum in Thüringen (ABemBo)

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Transkript:

REISTAAT HÜRINGEN Landesamt für Straßenbau Prüfstelle für Qualitätssicherung Arbeitsanleitung für die Bemessung des Bodenaustausches bei nicht dauerhaft tragfähigem, frostempfindlichen Planum in Thüringen (ABemBo) Ausgabe 2004 1

1. Allgemeines 1.1 Teil ZTVE Der in den ZTVE StB für frostempfindliche Erdstoffe genannte Wert für die Planumstragfähigkeit von E V2 45 N/mm² ist erforderlich, um während der Bauausführung ein ausreichend tragfähiges Widerlager für den Einbau und die Verdichtung der darüberliegenden ungebundenen Schichten des Oberbaues zu gewährleisten. Die in Thüringen überwiegend anstehenden gemischt- und feinkörnigen Böden erreichen i.d.r. selbst bei Einhaltung des zulässigen Luftporengehaltes und des optimalen Wassergehaltes nicht die in den ZTVE-StB 94 geforderte Tragfähigkeit von E V2 45 N/mm² (siehe Anlage 2). Diese Böden können allerdings im ausgetrockneten Zustand sehr hohe Verformungsmoduln aufweisen, die in der Praxis häufig zu Fehleinschätzungen der Verdichtung führen, weil übersehen wird, dass bei Erreichung dieser Werte auf dem trockenen Ast der Proctorkurve keine ausreichende Verdichtung bei normaler Verdichtungsarbeit erreicht werden kann. Zusätzlich weist der Erdstoff meist noch einen zu großen Luftporengehalt auf, so dass bei späterem Wasserzutritt Tragfähigkeitsverluste auftreten und mit entsprechenden Sackungen zu rechnen ist. Aus Bodenerkundungen und Prüfungen ist der anstehende Erdstoff und dessen vorliegende Konsistenz zu beschreiben, wobei im Einflußbereich der Witterung eine halbfeste oder feste Konsistenz nur selten gegeben ist, da die bindigen Böden meist höhere natürliche Wassergehalte haben. Der Verformungsmodul ist keine bodenphysikalische Konstante. Er hängt bei gemischtund feinkörnigen Böden direkt vom natürlichen Wassergehalt und dadurch von dessen witterungsbedingten bzw. jahreszeitlichen Schwankungen ab. Er kann daher an gleicher Prüfstelle in erheblichen Grenzen schwanken. Unterschiede in der Größenordnung von 100 % sind über einen längeren Zeitraum bei bindigen Böden nicht ungewöhnlich. Als Prüfkriterium ist dieser Wert deshalb erst unmittelbar vor dem Aufbringen der nächstfolgenden Schicht geeignet. Auf eine ausreichende Steifigkeit bzw. genügend kleine Verformbarkeit der Unterlage zwecks Erreichung der nach ZTVE-StB geforderten Verdichtungsgrade für die nachfolgenden Schichten ist zusätzlich zu achten. Der erreichbare Verformungsmodul auf der Frostschutzschicht ist abhängig von deren Eigensteifigkeit, ihrer Dicke sowie der Tragfähigkeit auf dem Planum. 1.2 Teil RStO In Anbetracht der Tatsache, dass es sich bei einer Straße um ein Flächenbauwerk handelt, welches vollflächig aufliegt, muß das Planum als stützende Fläche auch eine bestimmte Tragfähigkeit für die Dimensionierung des Straßenoberbaus bzw. als Unterlage für den standardisierten Straßenoberbau in Deutschland dauerhaft garantieren. 2

Der Bemessungsansatz der RStO geht dabei von einem dauerhaft vorliegenden und nicht nach unten schwankenden Tragfähigkeitsmodul E V2 des Planums von 45 N/mm² aus. Dieser Anforderungswert deckt sich zahlenmäßig zufälligerweise mit dem Anforderungswert der ZTVE. Mit dieser dauerhaft zu gewährleistenden Tragfähigkeit ist sichergestellt, dass die zulässigen Werte hinsichtlich Spannungen und Dehnungen i.z. von Bemessungen des Straßenoberbaus nicht überschritten werden. 2. Bemessung des Planums auf Tragfähigkeit 2.1 Sicherung der Tragfähigkeit während der Bauausführung (ZTVE-StB) Der Einfluss des Wassergehaltes feinkörniger Böden auf den E V2 Modul kann nach FLOSS (ZTVE-Kommentar, Tab. S. 232) bzw. WECHSLER (16.EAT 1976 Niederschrift Anlage 13) näherungsweise bestimmt werden (s.a. Anlage 1, Tab. 1) Die Bemessung des Bodenaustausches ist nach geeigneten Verfahren z.b. Dimensionierung nach Beitrag Dr. KÖHLER u.a., Baugrundtagung DGGT Stuttgart 1998 - vorzunehmen (s.a Anlage 3). Die Abhängigkeit des Verformungsmoduls E V2 bei zunehmenden Verdichtungsgrad kann für die als Austauschstoff infrage kommenden unterschiedlichen Kornhaufwerke dem Nomogramm (Anlage 4) entnommen werden (s.a Voß BASt Heft 6, 1968 bzw. Vogel, Straße und Autobahn 9/94). 2. 2 Sicherung der bemessungsrelevanten dauerhaften Tragfähigkeit (RStO) Die Untergrundtragfähigkeit ändert sich im Laufe des Jahres, vor allem in Abhängigkeit vom Wassergehalt des Untergrundes, wobei bei den hier zu behandelnden bindigen Böden ein wesentlich stärkerer Einfluß vorhanden ist, als bei nichtbindigen Böden. Dabei ist zu beachten, dass bei bindigen Böden bei vollständiger Wassersättigung ein Aufweichen bei Wasserzugabe nicht möglich ist, wenn nicht gleichzeitig deren Dichte verringert wird. Solange der Boden nicht wassergesättigt ist, wird er durch kapillar bewirkten Porenwasserunterdruck stabilisiert. Mit zunehmender Wassersättigung bei Wasserzutritt entfallen die stützenden Kapillarkräfte bei gleichzeitiger Wassergehaltserhöhung und abnehmender Konsistenzzahl/Tragfähigkeit. Da in der Tauperiode im Frühjahr der Wassergehalt der Erdstoffe unter der Straße am größten ist, sinkt die Tragfähigkeit des Planums in dieser Zeit auf ihren geringsten Wert ab. Dieser Wert wird als Frühjahrstragfähigkeit bezeichnet. Eine direkte Messung der Frühjahrstragfähigkeit ist sehr problematisch, da es nur in den seltensten Fällen gelingen wird, diesen absolut kleinsten Wert der Tragfähigkeit zum maßgebenden Zeitpunkt zu ermitteln. Die Straßenbauforschung Ost- und Mitteldeutschlands stellt dafür den Berechnungsmodul E H zur Verfügung. Dieser Berechnungsmodul stellt dabei den wahrscheinlich geringsten Wert des Verformungsmoduls E Untergrund im Jahreszyklus dar und wurde durch jahrelange und systematische Messungen vor allem an Straßen bestimmt. Er wird näherungsweise in Abhängigkeit von den jeweiligen Bodenarten und den hydrologischen Fällen nach Anlage 1, Tab. 2 bestimmt. Die hydrologischen Verhältnisse beschreiben dabei alle Erscheinungsformen des Wassers im Bereich der Straße. Sie berücksichtigen den Einfluß des Wassers in seiner Gesamtheit auf den Untergrund/Unterbau, wobei zur Beurteilung folgende Einflußfaktoren einzubeziehen sind: - Lage des Straßenkörpers im Gelände (Damm, Einschnitt, Anschnitt) 3

- Jahresniederschläge und Höhe über NHN - Zulaufmöglichkeiten des Oberflächenwassers und Abflußbedingungen des dem Straßenkörper zugeführten Wassers - Grundwasserlage und Auftreten von Schichtenwasser und Kapillarwasser - Art und Zustand von Entwässerungsanlagen - Vorflutverhältnisse - Entwässerungsfähigkeit der anstehenden Lockergesteine. Da eine quantitative Erfassung dieser Einflußfaktoren nicht möglich ist, werden als Kompromißlösung die vielfältigen hydrologischen Verhältnisse in drei hydrologische Fälle eingeteilt. Dabei wird angenommen, dass durch den gleichen hydrologischen Fall vergleichbare hydrologische Verhältnisse mit ähnlichen Auswirkungen auf die Tragfähigkeit des bindigen Planums vorliegen. Die hydrologischen Fälle können nach den Hinweisen in Anlage 5 und 6 festgelegt werden. Die Auswahl der Berechnungsmoduln E H mittels der Erdstoffgruppe und dem hydrologischen Fall zeigt, dass mit zunehmender Bindigkeit der Böden und mit intensiverer Durchfeuchtung die Moduln abnehmen. Da die Eigenschaften der anstehenden Böden in der Regel nicht unmittelbar beeinflußt werden können, ist eine angestrebte Erhöhung des Berechnungsmoduls E H nur über die Verbesserung der hydrologischen Verhältnisse möglich. Die Bemessung des Bodenaustausches ist analog Pkt. 2.1 vorzunehmen, wobei die ermittelte Dicke als Mindestdicke (Frühjahrsbedingungen) anzusehen ist. Da Bemessungen nach Pkt. 2.1 bzw. Witterungseinflüsse auf das abgedeckte Planum größere Dicken des Bodenaustausches für den Bauzustand erfordern können, als sie für den Zustand der Frühjahrstragfähigkeit erforderlich sind, werden Probefelder in der Örtlichkeit empfohlen. Erforderlichenfalls ist die nach Pkt. 2.2 ermittelte Dicke zu vergrößern bzw. die Steifigkeit der Unterlage durch z.b. Einwalzen von Grobkorn zu erhöhen. 3. Beispiel für die Bemessung des Bodenaustausches Die Baugrunderkundungen ergaben eine leichtplastischen Ton (TL) mit einem Konsistenzindex (Zustandszahl) I C = 0,8 als anstehenden Boden. Für die Ausroll- und Fließgrenze konnten folgende Werte festgestellt werden: w P = 0,150 und w L = 0,300. 3.1 Sicherung der Tragfähigkeit in der Phase der Baudurchführung nach ZTVE Mit den o.g. Vorgaben ergeben sich nach Anlage 1, Tabelle 1 in Abhängigkeit vom Wassergehalt hier ausgedrückt durch I C die Tragfähigkeitswerte E V2-WECHSLER = 15 N/mm² bzw. E V2-Floss = 15 N/mm². Aus Anlage 2 ist mit den angegebenen Zustandgrenzen ableitbar, dass selbst beim Vorhandensein des opt. Wassergehaltes nur Tragfähigkeitswerte von ca. 30 MN/m² erwartet werden dürfen. Mit einer angenommenen Eigensteifigkeit des Bodenaustauschmaterials von E ä = 150 N/mm² in Anlehnung an ungleichförmige Kiese nach Nomogramm gemäß Anlage 4 ergibt sich in Abhängigkeit vom Steifemodul E V2 = 15 N/mm² des Erdplanums nach Dr. KÖHLER u.a. (s.a. Nomogramm, Anlage 3) eine Bodenaustauschdicke ZTVE von 45 cm. Eine Überprüfung der ermittelten Austauschdicke mittels Probefeldern während der Baudurchführung ist zu empfehlen. 4

3.2 Sicherung der dauerhaften Tragfähigkeit von E V2 45 N/mm² nach den RStO-01 Mit den Planungsvorgaben und Baugrunderkundungsergebnissen (Lockergesteinsbereich III b nach Tabelle 1, Anlage 6) - für die Wasserverhältnisse mit einem Grundwasserstand < 1,5 m unter Befestigungsoberkante und Entfall einer Tiefenentwässerung ergibt sich nach Tabelle 2, Anlage 6 der Summand a 1 zu 0,40, - für den Einfluß der Ableitung des anfallenden Oberflächenwassers über eine dichte Deckschicht ergibt sich nach Tabelle 3, Anlage 6 der Summand a 2 zu 0,20, - die Summe A = a 1 + a 2 = 0,60 und mithin - der Berechnungsmodul der Gründung nach Nomogramm Anlage 6 mit E Hvorh. = 15,0 N/mm². Mit einer angenommenen Eigensteifigkeit des Bodenaustauschmaterials von E ä = 150 N/mm² in Anlehnung an ungleichförmige Kiese nach Nomogramm gemäß Anlage 4 ergibt sich in Abhängigkeit vom Berechnungsmodul E Hvorh. = 15,0 N/mm² des Untergrundes nach Dr. KÖHLER u.a. (s.a. Nomogramm, Anlage 3) eine 3.3 Gewählte Bodenaustauschdicke Bodenaustauschdicke RStO von 45 cm. Im betrachteten Beispiel wird auf der Basis der Bemessungen nach RStO und ZTVE eine Bodenaustauschdicke von 45 cm gewählt. Dieser Wert stellt den Mindestwert des erforderlichen Bodenaustausches dar. Da durch direkte Witterungseinflüsse auf das abgedeckte Planum für die Baudurchführung auch eine größere Dicke erforderlich werden kann, werden örtliche Probefelder während der Baudurchführung empfohlen. Erforderlichenfalls ist die nach Bemessung RStO ermittelte Austauschdicke zu verstärken oder die Untergrundsteifigkeit ist durch z.b. Einwalzen von Grobkorn zu erhöhen. Damit ist gewährleistet, dass die für die Baudurchführung erforderliche Tragfähigkeit sowie die bemessungstechnisch dauerhaft erforderliche Mindesttragfähigkeit auf dem Planum gegeben sind. 5

Anlagen: Anlage 1 : Tragfähigkeitswerte E V2 ; E H Anlage 2 : Tragfähigkeitswerte E V2 für w opt Anlage 3 : Bodenaustauschdicken in Abhängigkeit von Verformungs- bzw. Berechnungsmodul (E V2, E H ) im Erdplanum nach Köhler/Herold Anlage 4 : Nomogramm zur Abhängigkeit des Verformungsmoduls E V2 bei zunehmendem Verdichtungsgrad für unterschiedliche Kornhaufwerke Anlage 5 : Bestimmung der hydrologischen Fälle nach Kennzeichen und Merkmalen Anlage 6 : Algorithmus zur Bestimmung der hydrologischen Fälle Literatur: Göbel, Lieberenz, Richter : Der Eisenbahnunterbau Eisenbahnfachverlag, 1996 Fuchs/Klengel: Schriftenreihe der BAST: Baugrund und Bodenmechanik Verlag für Bauwesen, 1977 Erfahrungen über Erdarbeiten im Straßenbau Richtlinie 836 der DB: Erdbauwerke planen, bauen und instandhalten 1999 ZTVE-StB 96 RStO-01 Arbeitsunterlagen des VEB Entwurfs- und Ingenieurbüros des Straßenwesen, BT Erfurt Dr. KÖHLER u.a.: Dimensionierung von Oberbauten von Verkehrsflächen und die Einschätzung der Tragkraft des Erdplanums Baugrundtagung DGGT Stuttgart 1998 6

Anlage 1: Tragfähigkeitswerte E V2, E H Tabelle 1: E V2 - Wert und Wassergehalt (ausgedrückt durch Konsistenzzahl) Konsistenz Ic 0,5 0,75 Ic 0,75 1,0 Ic 1,0...1,3 Ist E v2 Bau nach WECHSLER [N/mm²] 3...10 10...25 25 40 Ic > 0,8 Ic > 0,9 Ic > 1,0 Ic > 1,25 Ist E v2 Bau nach FLOSS [N/mm²] > 15 > 20 > 30 > 45 Tabelle 2: Berechnungsmodul E H bei unterschiedlichen hydrologischen Fällen 1) (nach RiL 836, DB) Bodenklassifikation nach DIN 18196 GU, GT SU, ST GU*,GT*,SU*,ST* Kornan teil d < 0,1 mm bzw. w L 10 bis 20 % 10 bis 20% 20 bis 30 % E H [MN/m²] Fall 1 E H [MN/m²] Fall 1/2 E H [MN/m²] Fall 2 E H [MN/m²] Fall 2/3 E H [MN/m²] Fall 3 60 45 30 25 20 50 35 25 22,5 20 40 30 20 17,5 15 > 30 % 30 20 15 10 10 UL, TL w L < 25 20 15 10 10 0,35 UM,TM w L = 25 20 15 12,5 10 0,35 bis 0,50 TA, UA w L > 0,50 20 17,5 15 12,5 10 1) hydrologische Fälle nach Anlagen 5 und 6 7

8 E v2 f (I p, w L ) für W opt. in MN/m²

Anlage 3: Bodenaustauschdicke in Abhängigkeit vom Modul E V2 (E H im Erdplanum nach Dr. KÖHLER u.a. E s,unte n = 5 M N/m ² 55,00 Solltragfähigkeit auf Oberkante Austausch E v2 [MN/m²] 45,00 35,00 25,00 15,00 Es,80 Es,100 Es,150 Es,200 Es,250 Es,300 5,00 0,10 0,20 0,30 0,40 0,50 0,60 0,70 0,80 0,90 1,00 Bodenaustauschdicke [m] Abb. 4: Bodenaustauschdicke für Steifemodul im Erdplanum E V2 = 5 MN/m² E s,unten = 10 MN/m² 100,00 Solltragfähigkeit auf Oberkante Austausch Ev2 [MN/m²] 90,00 80,00 70,00 60,00 50,00 40,00 30,00 20,00 Es,80 Es,100 Es,150 Es,200 Es,250 Es,300 10,00 0,10 0,20 0,30 0,40 0,50 0,60 0,70 0,80 0,90 1,00 Bodenaustauschdicke [m] Abb. 5: Bodenaustauschdicke für Steifemodul im Erdplanum E v2 = 10 MN/m² 9

E s,unten = 15 MN/m² Solltragfähigkeit auf Oberkante Austausch E v2 [MN/m²] 125,00 115,00 105,00 95,00 85,00 75,00 65,00 55,00 45,00 35,00 25,00 Es,80 Es,100 Es,150 Es,200 Es,250 Es,300 15,00 0,10 0,20 0,30 0,40 0,50 0,60 0,70 0,80 0,90 1,00 Bodenaustauschdicke [m] Abb. 6: Bodenaustauschdicke für Steifemodul im Erdplanum E v2 = 15 MN/m² E s,unten = 20 MN/m² 150,00 Solltragfähigkeit auf Oberkante Austausch E v2 [MN/m²] 140,00 130,00 120,00 110,00 100,00 90,00 80,00 70,00 60,00 50,00 40,00 30,00 20,00 0,10 0,20 0,30 0,40 0,50 0,60 0,70 0,80 0,90 1,00 Bodenaustauschdicke [m] Es,80 Es,100 Es,150 Es,200 Es,250 Es,300 Abb. 7: Bodenaustauschdicke für Steifemodul im Erdplanum E v2 = 20 MN/m² 10

E s, unte n = 25 MN/m ² 165,00 Solltragfähigkeit auf Oberkante Austausch E v2 [MN/m²] 155,00 145,00 135,00 125,00 115,00 105,00 95,00 85,00 75,00 65,00 55,00 45,00 Es,80 Es,100 Es,150 Es,200 Es,250 Es,300 35,00 25,00 0,10 0,20 0,30 0,40 0,50 0,60 0,70 0,80 0,90 1,00 Bodenaustauschdicke [m ] Abb. 8: Bodenaustauschdicke für Steifemodul im Erdplanum E v2 = 25 MN/m² E s,unten = 30 MN/m² Solltragfähigkeit auf Oberkante Austausch E v2 [mn/m²] 190,00 180,00 170,00 160,00 150,00 140,00 130,00 120,00 110,00 100,00 90,00 80,00 70,00 60,00 50,00 40,00 30,00 0,10 0,20 0,30 0,40 0,50 0,60 0,70 0,80 0,90 1,00 Bodenaustauschdicke [m] Es,80 Es,100 Es,150 Es,200 Es,250 Es,300 Abb. 9: Bodenaustauschdicke für Steifemodul im Erdplanum E v2 = 30 MN/m² 11

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Anlage 5 Bestimmung der hydrologischen Fälle nach Kennzeichen und Merkmalen Tabelle 1 : Hydrologische Fälle (Kennzeichen) Hydrologischer Fall 1) Kennzeichen 1 -Keine zusätzliche Durchfeuchtung bis 1,5 m unter Befestigungsoberkante - Wassergehalt auch in feuchter Jahreszeit unter dem optimalen Wassergehalt (w n < w opt ). - Gute Straßenentwässerung und Vorflut 2 - Zeitweilig zusätzliche Durchfeuchtung bis 1,5 m durch Kapillar-, Kluft- oder Grundwasser möglich - Wassergehalt kann in feuchter Jahreszeit über dem Optimalen ansteigen (w n > w opt ) - Straßenentwässerung und Vorflut ist gewährleistet 3 - Ständige Durchfeuchtung bis 1,5 m unter Befestigungsoberkante durch hohen Grundwasserstand, Wasserzutritt in Ein- und Anschnitten, schlechter Oberflächenwasserabfluß - Wassergehalt ständig über dem Optimalen (w n > w opt ) - Straßenentwässerung und Vorflut ist nicht immer gewährleistet 1) Zwischenstufen können von einem Sachverständigen festgelegt werden. Tabelle 2: Hydrologische Fälle (Merkmale) Merkmal Wasseranzeigende Planzen vorhanden (z.b. Rohr, Schilf, Pfeifengras) Frost- und Tragfähigkeitsschäden bei funktionierender Entwässerung Konsistenzzahl I C > 1,0 0,75 < I C 1,0 I 0,75 Hydrologischer Fall 1 2 3 x x x x x mittlere Niederschlagsmengen im Jahr > 800 mm bei schlechten Oberflächenabfluß Lage der Gradiente 1,5 m über Gelände x x 13

Anlage 6: Algorithmus zur Bestimmung der hydrologischen Fälle Der Berechnungsmodul E H (Frühjahrstragfähigkeit) kann nach folgendem Algorithmus ermittelt werden: - Einordnen der anstehenden Lockergesteine in Bereiche nach Tabelle 1. Tabelle 1: Lockergesteinsbereiche für die Ermittlung des Faktors A Lockergesteinsbereich Kurzzeichen Anteil < 0,1 mm bzw. w L a GU, GT I ----------------------- b ------------------------------------------------------- SU, ST 10 20 % GU, GT, GU*, GT*, SU, ST, SU*, ST*, II GU, GT, SU, ST mit I 1) om 0,01... 0,05 < 30 % III a GU, GT, GU*, GT*, SU, ST, SU*, ST* > 30 % III b UL, TL, TM UM, OU w L < 0,5 IV TA, UA, OT w L > 0,5 1) Index der organischen Beimengungen - Ermitteln des Wertes a 1 aus Tabelle 2. Er berücksichtigt den Einfluß von Grund-, Kluft- und Schichtwässern. Tabelle 2: Ermittlung von a 1 Lockergesteinsbereich Grundwasser 1,5 m u. BOK a 0,80 I ----- --------------------- b 0,80 Grundwasser < 1,5 m unter BOK ohne Tiefenentwässerung* ) 0,33 --------------------------------------------- 0,40 Grundwasser < 1,5 m unter BOK mit Tiefenentwässerung* ) 0,50 --------------------------------------------- 0,50 II 0,80 0,38 0,50 III a 0,77 0,33 0,50 III b 0,80 0,40 0,60 *) 0,40 IV 0,85 0,50 0,50 *) Tiefenentwässerung nur, wenn I P < 0,22 oder w L < 0,40 oder Anteil < 0,002 mm < 20 % 14

Ist mit Grund,- Kluft- oder Schichtenwasser für den geplanten Endzustand in einer Tiefe größer - gleich 1,5 m unter Befestigungsoberkante zu rechnen, gilt in Abhängigkeit vom anstehenden Lockergestein Spalte 2 der Tabelle. Dabei ist der maximale Grundwasserstand zu berücksichtigen, der im Verlauf von ca. 6 bis 8 Jahren auftreten kann. Ist im Bereich < 1,5 m unter geplanter Befestigungsoberkante mit Grund,- Kluft- oder Schichtenwasser zu rechnen, gilt Spalte 3 bzw. 4. Hier wird unterschieden, ob eine Tiefenentwässerung angeordnet wird, ober nicht. Berücksichtigt wurden hier die angegebenen Grenzen der Wirksamkeit einer Tiefenentwässerung. - Ermitteln des Wertes a 2 aus Tabelle 3. Er berücksichtigt die Ableitung des anfallenden Oberflächenwassers. Tabelle 3: Ermittlung von a 2 Einfluß der Ableitung des anfallenden Oberflächenwassers Lockergesteinsbereich Oberflächenentwässerung ohne Oberflächenentwässerung a I ----- b Deckschicht dicht 0,20 -------------------- 0,20 Deckschicht durchlässig 0,10 ------------------ 0,10 Deckschicht dicht 0,10 --------------------------------- 0,10 Deckschicht durchlässig 0 --------------------------------- 0 II 0,20 0,10 0,10 0 III a 0,23 0,11 0,10 0 III b 0,20 0,10 0,10 0 IV 0,15 0,08 0 0 Bei getroffenen Maßnahmen zur Ableitung des Oberflächenwassers gilt in Abhängigkeit vom anstehenden Lockergestein und der vorgesehenen Deckenbefestigung (dichte oder durchlässige Deckschicht) Spalte 2 oder 3. Ist keine ordnungsgemäße Ableitung des Oberflächenwassers gewährleistet, wird a 2 der Spalte 4 oder 5 entnommen. - Bestimmen des Wertes A. Er ergibt sich aus A = a 1 + a 2 - Ermittlung von E H,vorh. aus Bild 1 Entsprechend der Lockergesteinsart wird in Abhängigkeit des Wertes A der Wert E H des Untergrundes/Unterbaus bestimmt. 15

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