Die Vogel-Kirsche (Prunus avium L.) Baum des Jahres 2010

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Die Vogel-Kirsche (Prunus avium L.) Baum des Jahres 2010 Wer kennt sie nicht, diese besonders im Frühjahr und Herbst attraktive und ökologisch äußerst wertvolle Baumart unserer Waldränder, die Vogel-Kirsche, Urform aller Süßkirschen. Verbreitung: Das natürliche Verbreitungsgebiet umfasst einen Großteil Europas, außer den südlichsten, nördlichsten und östlichsten Gebieten, darüber hinaus den Norden der Türkei, Kaukasien und den Nordiran. Artmerkmale: Höhe: 20 bis 25 m Stammdurchmesser: bis 1,2 m Alter: bis ca. 150 Jahre Blätter und Früchte: Die Blätter sind länglich-oval, zugespitzt, 6 bis 15 Zentimeter lang und 3,5 bis 7 Zentimeter breit. Der Rand ist unregelmäßig und grob gesägt. Die Blätter sind auf beiden Seiten grün, die Oberseite ist kahl, auf der Unterseite sind die Nerven in der Jugend behaart. Der Blattstiel ist 2 bis 5 Zentimeter lang. An seinem oberen Ende befinden sich 2 rötliche Drüsen. Die Herbstfärbung ist sehr attraktiv, sie kann leuchtend orange bis feuerrot sein. Nicht nur Menschen freuen sich über den schönen Anblick im Frühjahr, auch Bienen lieben die Blüte als frühe Nahrungsquelle. Die kleinen schwarz-roten Steinfrüchte werden von einer Vielzahl von Tieren und Vögeln als Nahrung benutzt. Auch der

Mensch kann die Kirschen des Baumes essen, allerdings besitzen die gezüchteten Formen mehr Fruchtfleisch. Heutzutage werden die Früchte nur noch von wenigen für Marmelade und Schnäpse verwendet. Das Laub der Vogelkirsche ist leicht zersetzbar und trägt damit zur Bodenverbesserung bei, was neben der Nahrung also noch ein weiterer Pluspunkt in Sachen Ökologie ist. Knospen: Die Blütenknospen eines Kirschbaumes befinden sich nur an Kurztrieben (besonders kurze Triebe). Damit findet eine für viele Obstbäume typische Arbeitsteilung in der Krone statt - die Kurztriebe sorgen für Blüten und Früchte, die Langtriebe für das weitere Zweigwachstum. Die älteren Kurztriebe nehmen ein sehr charakteristisches Aussehen durch die vielen Narben der Knospenschuppen an.

Blüte: Die Vogelkirsche blüht im Freistand bereits mit ca. 5-10 Jahren, meist jährlich im April/Mai. Zur Blütezeit erkennt man besonders gut die im Wald (oder am Waldrand) einzeln "versteckten" wilden Vogel-Kirschen, da sie dann weiß zwischen den anderen noch kahlen Bäumen hervorleuchten. Je 2 bis 4 (bis 6) Blüten sind in einer sitzenden Dolde angeordnet. Diese weist am Grund kleine, nicht laubblattartige Knospenschuppen auf. Der Durchmesser der Blüten beträgt 2,5 bis 3,5 Zentimeter. Rinde / Borke: Die Rinde des Kirschbaumes entwickelt eine charakteristische dunkelrote oder graubraune glänzende Oberfläche. Sie ringelt sich wie bei Birken waagerecht vom Stamm ab. Korkporen, auch Lentizellen genannt, reihen sich in Ringeln über die Rinde. Es bildet sich in der Regel keine Borke.

Wurzelsystem: Die Wurzeln entwickeln sich recht gleichmäßig in Tiefe und Breite (Typ Herzwurzler), alte Kirschbäume haben meist große Wurzelanläufe, die können bis zu 1,50 m am Stamm hochreichen. Häufig tritt Wurzelbrut auf, d.h. aus oberflächennahen Wurzeln entstehen neue Sprösslinge, nicht weit vom Mutterbaum entfernt. Standortansprüche: Die Vogelkirsche wird in der Forstwirtschaft zu den Edellaubhölzern gezählt. Edellaubhölzer sind Baumarten, die hohe Ansprüche an die Nährstoff-, Licht- und Wasserversorgung sowie an die Bodenbeschaffenheit stellen. Die Vogel-Kirsche ist als Wärme liebendes Halbschattengewächs außerdem an Waldrändern, in Hecken, auf Steinrücken, sowie in höheren Lagen auch in den Vorwaldgesellschaften von Rotbuchenwäldern zu finden. Die bevorzugten Böden sind frische (sickerfeuchte), mittel- bis tiefgründige, nährstoff- bis basenreiche Lehm- oder Mullböden.

Waldbauliche Eigenschaften: Waldbaulich betrachtet dient die Vogelkirsche als Halbschattenbaumart vor allem als wichtige und wertvolle Mischbaumart. Sie kann aber auch im Reinbestand wachsen. Für ein rasches Jugendwachstum benötigt sie viel Licht. Mit dem Einbringen in Buchenbestände wird die Wertleistung dieser Bestände erhöht. Aber auch aus ökologischer Sicht trägt die Vogelkirsche aufgrund ihrer gut abbaubaren Streu deutlich zur Bodenverbesserung bei. Als Pionierbaumart kann sie auch bestockungsfreie Flächen und ärmere Böden (meist durch Wurzelbrut) erschließen. Das Nutzungsalter wird etwa mit 60-90 Jahren bei einem Brust-Höhen-Durchmesser 40-60 cm erreicht. Holzeigenschaften: Die Edellaubbaumarten sind nicht nur durch ihre Standortansprüche gekennzeichnet, sondern auch durch ihre feine Holzmaserung. Das Holz der Vogelkirsche zählt zu den wertvollsten Edellaubhölzern und erzielt bei guter Qualität sehr hohe Preise auf den alljährlichen Versteigerungen (im Durchschnitt über 300,- /m³). Man kann einen dunkleren Kern (innen) von einem helleren Splint (außen) unterscheiden. Es hat einen rötlichen Farbton und dient als Möbelholz sowie für wertvolle Furniere. Das Holz ist hart, schwer spaltbar, glänzend, gut polierbar, aber sauber zu bearbeiten (besonders gut zum Schnitzen, Drechseln, Beizen und Polieren). Es schwindet nur gering, die Biegefestigkeit ist gut. Für den Außenbereich ist Vogelkirsche ungeeignet, da sie nicht witterungsbeständig und somit anfällig gegenüber Pilzbefall ist.

Aus dem Holz der Vogelkirsche werden vor allem Furniere, Möbel und Musikinstrumente gefertigt. Literatur: Weitere Informationen unter: http://www.baum-des-jahres.de/; http://www.wald.de/die-vogelkirsche-prunus-avium-l/