Ein Fall für Alex Rider, Fear Street und Nixenjagd



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Wahrheit oder Pflicht?, Rosalie schaute mich mit ihren verführerischen, blauen Augen an. Sie trug hautenge Jeans, ein graues Tanktop, das ihre Oberweite betonte. Dazu trug sie eine pinkfarbene Lederjacke, deren Knöpfe geöffnet waren, um die Blicke auf ihren Ausschnitt zu lenken. Obwohl wir unter Mädchen waren, machte es ihr Spaß, den Jungenschwarm zu spielen. Ihre blonden Locken hatte sie zu einem Knäuel nach hinten gesteckt, ihre geschminkten Augen immer noch auf mich gerichtet, fragend. Ich nehme Wahrheit. Rosalie schaute in die Runde und murmelte: Was könnte man sie fragen...? Wir waren zu acht in Mias Zimmer versammelt. Wir feierten ihren 15. Geburtstag mit dem beliebten Spiel Wahrheit oder Pflicht. Wenn ein paar Jungen dabei gewesen wären, hätte es sicherlich mehr Spaß gemacht, aber Mias Eltern bestanden darauf, dass keine Jungen in ihrer Abwesenheit in ihr großes Haus eingeladen wurden. Hättest du gerne, dass ein Junge hier wäre? Was war das für eine Frage? Ich zögerte. Ja. Rosalie schaute Mia triumphierend an. Alle wollen einen Jungen, Mia. Komm, wir rufen jetzt Chris an. Anna, die neben ihr saß, spielte mit ihrer Kreuz-Kette. Bei dem Namen Chris leuchteten ihre schmalen, grünen Augen hinter der Brille kurz auf. Ihr rotes, langes Haar fiel ihr auf die Schultern. Sie trug einen gemusterten, grünen Pullover, der gut zu ihrer dunklen Jeans passte. Ihre Turnschuhe hatte sie, wie alle anderen auch, vor der Haustür abgestellt. Ich weiß nicht, meine Eltern hatten es doch verboten... Deine Eltern sind aber nicht da, Mia!, unterbrach Vanessa. Ihre grauen Katzenaugen schauten Mia herausfordernd an. Sie lächelte als Mia sich geschlagen gab und schüttelte ihr blondes Haar, damit ihr grünes Sommerkleid gut zur Geltung kam. Komm, Mia, wir holen das Telefon. Wenn die anderen so scharf darauf sind, einen Jungen anzugaffen, das war Romi. Ich fand, sie war die Netteste von allen. Sie trug einen kurzen Jeansrock und ein T-Shirt mit V-Ausschnitt. Ihre hellbraunen Haare hatte sie zu einem Pferdeschwanz gebunden. 2011 Schroedel, Braunschweig Seite 1 von 8

Sie und die schüchterne Mia verließen das Zimmer und verschwanden im dunklen Flur. Ich sah in die nun nur noch sechsköpfige Runde. Tina war die einzige, die mich anschaute. Sie ging in meine Parallelklasse. Sie und Sophie waren die einzigen, die ich nicht so gut kannte. Tina hatte kurze, blonde Haare und trug einen Hosenanzug, darunter ein weißes T-Shirt. Mal was anderes als diese Brust betonenden Ausschnitte. Sophie saß neben ihr. Sie hatte kurzes, gewelltes, blondes Haar. Ihre Lippen waren perfekt mit Lipgloss betont. Sie war eine von denen, die nie etwas sagen, aber trotzdem interessant wirken. Ich sah an mir hinunter. War ich interessant? Ich trug heute mein Lieblings-T-Shirt. Es war weiß, mit einer riesigen, roten Erdbeere bedruckt. Dazu hatte ich mir Hotpants ausgesucht. Bequem und lässig. Rosalie und Vanessa saßen auf Mias Bett. Die beiden tuschelten miteinander und manchmal ertönte ein leises Kichern. Tina und Sophie saßen gegenüber auf dem Teppichboden und guckten zu den beiden hinüber. Anna studierte Mias Schreibtisch. Sie war so lange ich denken konnte schon die Klassenbeste. Mit ihrer Brille wirkte sie wie ein Super-Ass. Nach etwa 10 Minuten begann ich ungeduldig zu werden. Wo blieben Romi und Mia bloß? Hey, Leute, wisst ihr, wo Romi und Mia bleiben? Alle Blicke waren auf mich gerichtet. Ich merkte, wie mir die Röte ins Gesicht schoss. Machte ich mir Sorgen? Warum? Was sollte in Mias Elternhaus passiert sein? So ein Unsinn, ich bin doch keine Gluckenmutter, die nach fünf Minuten unruhig wird, wenn das Kind noch nicht auftaucht. Mist, ich war unruhig. Du hast Recht., sagte Anna. Ach, die kommen bestimmt gleich wieder. Rosalie seufzte. Macht euch nicht ins Hemd., sagte Vanessa. Ich setzte mich wieder auf meinen Platz. Wer dreht eigentlich jetzt die Flasche?, fragte ich nach einiger Zeit. Die Flasche zeigte auf einen leeren Platz, an dem eben noch Tina gesessen hatte. Alles verstummte. Wo ist Tina denn?, fragte Rosalie. Sie ist eben zur Toilette., antwortete Sophie. Das war das erste mal heute, dass sie etwas sagte. 2011 Schroedel, Braunschweig Seite 2 von 8

Plötzlich klingelte es an der Haustür. Alle schauten sich fragend an. Wer sollte denn jetzt klingeln? Und wo sind Romi und Mia, verdammt noch mal!, hörte ich mich sagen, piepsiger als es eigentlich klingen sollte. Ich weiß es nicht..., Anna flüsterte nur noch. Es klingelte abermals. Wo ist Mia? Sie soll die Tür aufmachen... Oder soll jemand von uns...? Vanessa, die sonst immer so forsch war, schaute Rosalie fragend an. Mia ist nicht da. Kati, kommst du mit und gehst mir zur Tür? Man sah die Angst in Rosalies Augen als sie ihren flehenden Blick auf mich richtete. Klar. Ich riss mich zusammen, stand auf und wackelte dann doch mit extrem weichen Knien zur Tür. Ich drehte mich um: Rosalie, kommst du? Auch Rosalie stand auf und folgte mir in den Flur. Er war stockdunkel. Ich tastete nach dem Lichtschalter. Rosalie musste das auch vorgehabt haben, denn auf einmal ging das Licht an. Ich zuckte zusammen. Erste. Rosalie lachte. Langsam gingen wir den Flur entlang. Endlich erreichten wir die Wendeltreppe, die ins Erdgeschoss führte. Romi? Mia?, krächzte ich. Ich räusperte mich, meine Stimme hörte sich an, als hätte ich sie länger nicht benutzt und die Angst in meiner Stimme war nicht zu überhören. Es klingelte noch einmal. Los, wir müssen uns beeilen. Rosalie und ich rannten los und erreichten gleichzeitig die prunkvolle Haustür. Ich öffnete sie mit einem Schwung. Vor der Tür stand niemand. Hallo? Hallo? Ist da jemand? Ich schaute mich um, aber ich entdeckte niemanden. Zögernd wage ich mich ein paar Schritte nach draußen. HALLO? 2011 Schroedel, Braunschweig Seite 3 von 8

Etwas raschelte hinter mir. Sofort drehte ich mich um. Die Tür stand immer noch weit offen. Ich bekam Angst. Schnell ging ich wieder ins Haus. Erst jetzt wurde mir bewusst, dass Rosalie weg war. Einen Moment lang war ich starr vor Angst. ROOOOOSAAAAALIIIIEEEEE! Die können doch nicht alle einfach so verschwinden! Romi, Tina, Rosalie. Was ging hier vor? Bestimmt war das nur ein dummer Streich, irgendwas um die Party spannender zu gestalten, beruhigte ich mich. Ich glaubte selbst nicht dran. Unsicher ging ich wieder hinauf. Ich war schon fast an Mias Zimmertür angelangt, da klingelte es wieder an der Haustür. Ich raste die Treppe hinunter. Ich stieß die Tür auf. Draußen stand Chris. Ich blieb wie angewurzelt stehen. Chris war da draußen. Warum? Duuu...?, stammelte ich. Ja, ihr habt mich doch eingeladen oder nicht? Er war ein bisschen verwirrt. Äh, ja, natürlich, komm rein. Völlig durcheinander machte ich ihm Platz, sodass er eintreten konnte. Ich schloss die Tür hinter ihm und konzentrierte mich darauf, ruhig zu atmen. Die anderen sind oben. Ein paar wenigstens. Ich führte ihn die Treppe hinauf zu Mias Zimmer. Wo ist eigentlich Mia? Ich meine, es ist doch ihr Geburtstag oder nicht?, er lächelte mich an. Sein braunes Haar war vom Wind zerzaust. Süß. Kati, wo ist Mia? Äh, die ist nicht da... Etwas Besseres fiel mir jetzt nicht ein. Kati? He, Kati? Wo ist deine Phantasie? Glaubst du sonst nicht immer, du seist so tough? Ich versuchte, mir Mut zu machen. Es klappte nicht. Chris schwieg. Wir gingen in Mias Zimmer. Anna, Vanessa und Sophie schauten uns an. Das ist Chris. Romi und Mia haben ihn eingeladen. Eben. Am Telefon. Alle Augen wanderten zu Chris. Er kratzte sich hinter seinem linken Ohr und versuchte ein schiefes, lässiges Lächeln: Hey! Wir spielen Wahrheit oder Pflicht, erklärte ich. Ich setzte mich neben Anna auf den Fußboden. Anna schaute mich durchdringend an. Chris ließ sich neben Vanessa nieder und genoss den Blick in den Ausschnitt ihres Sommerkleides. Also doch: typisch 2011 Schroedel, Braunschweig Seite 4 von 8

Junge. Kati, wo ist Rosalie?, flüsterte Anna. Ich weiß nicht, sie ist plötzlich verschwunden, flüsterte ich zurück. Und wo sind Tina, Mia und Romi? Ich zuckte die Achseln. Wir müssen sie suchen, beschloss Anna. Ich nickte nur. Mir war mulmig. Ich dachte an die süße Romi, die schüchterne Mia, die sportliche Tina. Alle so nett. Hoffentlich war ihnen nichts zugestoßen. Ich mochte gar nicht daran denken. Mir wurde immer mulmiger. Erst muss Chris hier raus. Er kann doch helfen. Er würde es nicht glauben. Vielleicht würde er uns für verrückt halten, aber wir könnten es versuchen... Nein. Auf gar keinen Fall. Dann müssen wir ihn irgendwie abwimmeln. Anna grinste. Ihr fiel etwas ein: Chris, wir möchten jetzt gleich einen Horrorfilm anschauen und kleine Kinder dürfen doch noch nicht solche Filme gucken, versteht du, was ich meine? Wir möchten, dass du jetzt schön nach Hause gehst... Mit so einem Spruch hatte ich nicht gerechnet und Chris vermutlich auch nicht. Er schaute Anna verunsichert an. Soll das jetzt dein Ernst sein?, fragte er spöttisch, Ihr ladet mich ein und nach 15 Minuten soll ich wieder gehen? Chris sah Anna wütend an. Anna schaute mich hilflos an. Ich sollte etwas sagen. Genau, Chris!, sagte ich einfach. Vanessa schaute mich wütend an. Wir hatten ihren Flirt unterbrochen. Ich sagte ihr mit meinen Blicken, sie solle jetzt einfach die Klappe halten. Sie verstand und sagte dann: Ich bring dich noch zur Tür, okay? Vanessa hakte sich bei Chris ein, zog ihn zur Tür. Ich komme mit. Anna dachte offenbar daran, dass hier alle verschwanden. Super! Jetzt saß ich alleine mit Sophie, die ich kaum kannte, in Mias Zimmer. Was blieb mir anderes übrig? Wir hatten uns gar nichts zu sagen. Anna und Vanessa kehrten nicht zurück. Wir sollten jetzt Mia, Romi, Tina, Rosalie, Anna und Vanessa suchen. Ich kam mir bei Sophie vor 2011 Schroedel, Braunschweig Seite 5 von 8

wie eine Mutter, die ihrer vierjährigen Tochter erklärt, wie man Rad fährt. Sophie schwieg. Suchst du mit? drängte ich. Warum müssen wir Rosalie suchen? Komische Frage. Sie ist unten verschwunden. Ich hörte Schritte, sie kamen immer näher. Mein Atem ging stoßweise. Die Tür öffnete sich ruckartig. Anna und Vanessa! Ich atmete aus. Los, seid ihr bereit? Die große Suche startet! Auf die Plätze, fertig, los! Das ist kein Wettkampf. Wir suchen vier verschwundene Mädchen. Mit ernstem Blick starrte ich Vanessa an. Sie nahm die Sache wohl nicht ernst. Was soll ich denn sagen? Wäre dir Auf in den Kampf, Mädels! lieber?, giftete Vanessa. Mädels, beruhigt euch. Kati hat Recht. Das ist kein Spiel. Wir müssen uns aufteilen. Sophie, du gehst mit mir. Vanessa? Du gehst mit Kati!, übernahm die besonnene Anna jetzt das Kommando. Einverstanden. Also los! Anna und Sophie gingen hinunter ins Erdgeschoss. Vanessa und ich übernahmen das Obergeschoss. Ich ging langsam den schmalen Flur entlang, Vanessa folgte dicht hinter mir. Ich spürte ihren Atem in meinem Nacken. Rosalie? Mia? Tina? Romi? Kati? Vanessa tippte auf meine Schulter. Meinst du, dass ihnen etwas zugestoßen ist? Ich habe keinen Schimmer. Dann war es wieder still. Wir hörten draußen den Wind heulen. Ich bekam eine Gänsehaut. Vor uns waren zwei Türen. Öffne du, ich trau mich nicht., flüsterte Vanessa. Langsam fuhr meine Hand zum Türgriff, vorsichtig, immer zum Rückzug bereit, zog ich die Tür auf. 2011 Schroedel, Braunschweig Seite 6 von 8

Ich spähte hinein. Weiße Kacheln. Ein Badezimmer offensichtlich. Meine Augen gewöhnten sich an die Dunkelheit. Ein schriller Schrei betäubte für einige Sekunden meine Ohren. Mein eigener Schrei. Jetzt schrie auch Vanessa. Die Fußbodenfliesen waren voller Blut. Sekunden später hörte ich einen dumpfen Schlag hinter mir. Blitzschnell drehte ich mich um und sah Vanessa fallen. Erschrocken starrte ich sie an. Was war jetzt passiert? Dann begriff ich, dass Vanessa kein Blut sehen konnte. Ich griff ihr unter die Arme, zog sie zur Wand und lehnte sie dagegen. Nach ein paar Minuten kam sie wieder zu sich. Tut mir leid... ich bin ein bisschen instabil. Sie lächelte schwach. Komm, wir suchen weiter, hier scheint ja niemand zu sein. Ich warf einen kurzen Blick auf die Blutflecken und es lief mir eiskalt den Rücken hinunter. Ja, bloß weg hier!, sagte Vanessa. Ich schloss die Tür hinter mir und öffnete die nächste. Diesmal mit einem Ruck. Das Zimmer war kühl. Auch weiß. An den Wänden hingen riesige Bilder. An einer stand ein riesiger, weiß lackierter Kleiderschrank. In der Mitte stand ein wuchtiges Bett. Das Schlafzimmer von Mias Eltern. Ich rief die Namen unserer Freundinnen. Wieder nichts. Wir gingen zurück. Nach einigen Minuten erschienen Anna und Sophie. Sie hatten auch nichts gefunden. Wir erzählten von dem Blut. Wie kann das hier passieren?, fragte Anna. Vielleicht läuft hier noch jemand herum... Vanessa schüttelte sich vor Angst. Und tötet sie alle., murmelte ich. Ein Serienkiller?, fragte Sophie, wir haben doch niemandem etwas getan! Anna guckte streng: Vielleicht sind sie in Gefahr. Wir suchen weiter! Aber niemand von uns wollte wirklich dieses Zimmer verlassen. Trotzdem zogen wir in zwei Teams los. Vanessa und ich nahmen uns die restlichen Zimmer des Obergeschosses vor. Vorbei an den zwei Türen, wir öffneten eine dritte Tür. Entsetzen lähmte uns. Vor uns lag Tina. Sie war tot. Ihre Arme und Beine mussten geblutet haben. Sie war geknebelt. Ich schaute Vanessa an. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Schnell liefen wir weiter, überschlugen uns förmlich. Wir öffneten jede Tür des langen Flures, nahmen keine Rücksicht auf Geräusche, wollten einfach nur nicht wieder zu spät kommen. Wir gingen zurück zu Mias Zimmer. Und dort sahen wir sie. Anna lag mitten im Raum und Sophie beugte 2011 Schroedel, Braunschweig Seite 7 von 8

sich mit dem Messer über sie. Sophie! Du bist das? verblüfft starrte ich sie an. Ja, ich. Ich kam her, weil ich dazu gehören wollte. Endlich mal. Aber ihr wolltet ja alle nur Jungen, Jungen, Jungen. Ich gehörte wieder nicht dazu. Dafür räche ich mich. Aber... Weiter kam Vanessa nicht. Sophie setzte ihr das Messer an den Hals und zwang mich, mich hinzusetzen. Sie grinste böse. Was war mit Romi und Mia los? Vanessa wurde ohnmächtig. Sophie kam zu mir. Sie setzte wieder ihr Messer an. Meinst wohl, ich lasse dich entkommen? Ihre Stimme war kalt. Warum sprach sie auf einmal? Warum hatte sie vorher nicht gesprochen? Mein Herz raste. Reden. Was habe ich dir getan? Och, liebe Kati. Sei mir nicht böse. Wieder dieses Grinsen. Ein Schmerz durchfuhr mich. Ich biss die Lippen zusammen. Ich riss mich los, rannte, rannte. Unten klickte die Haustür. Romi und Mia, beide mit DVDs, Chips und Getränken in der Hand starrten mich an. Die Polizei! Sofort! Sophie ist durchgeknallt, sie will uns umbringen! Oh Gott, Vanessa! Mia rief die Polizei an, sie kam sofort. Vanessa war schwer verletzt, überlebte aber. Rosalie fanden wir im unteren Badezimmer. Tot. 2011 Schroedel, Braunschweig Seite 8 von 8