Integration von Gebäudeautomation und Sicherheitstechnik Miteinander sprechen Frankfurt, im Mai 2016 Besserer Komfort, gesteigerte Sicherheit und höhere Energieeffizienz: Das sind Mehrwerte eines modernen Gebäudes, bei dem alle Gewerke und Prozesse Hand in Hand arbeiten. Um jedoch optimale Ergebnisse zu erzielen, müssen die einzelnen Gewerke disziplinübergreifend zusammenarbeiten von der Planung bis hin zum Gebäudemanagement. So lassen sich selbst gewerblich genutzte Gebäude, die oft ungemütlich wirken, zu hochwertigen Lebensräumen machen. Attraktive Gebäude und Räume also, bei denen die Menschen im Mittelpunkt stehen: in denen sie leben, lernen, arbeiten und sich entfalten können und in denen sie sich sicher und geborgen fühlen. Gebäude sind nicht nur noch vor Industrie und Verkehr die weltweit größten Energiekonsumenten. Sie haben vielfach auch infrastrukturrelevante Funktionen oder beherbergen eine große Anzahl an Menschen. Um optimale Ergebnisse zu erreichen, ist eine isolierte Betrachtung der einzelnen Gewerke nicht mehr zielführend. Die Zukunft verlangt die Integration aller Bestandteile der digitalen Welt in Gebäude und Infrastrukturen. Konkret: Der Gebäudewelt, bestehend aus Elektrotechnik, Licht, Haus- und Gebäudeautomation und der Sicherheitswelt, bestehend aus Sicherheitstechnik und IT-Sicherheit, kommen zwar eigenständige Aufgaben zu. Es soll aber ein kohärentes Zusammenspiel erreicht werden. Hierbei bringt aktuell jeder Akteur eigene Stärken und Schwächen mit ein. Das Ziel des Zusammenspiels der einzelnen Gewerke aus Gebäude- und Sicherheitswelt ist die gemeinsame Ausrüstung eines Gebäudes, die höchste Ansprüche in Bezug auf Sicherheit, Energieeffizienz und Komfort erfüllt. Dabei geht es auch darum, geistiges Eigentum sowie virtuelle und physische Güter der Gebäudenutzer zu schützen. Mitarbeiter sollen nicht nur in einem guten Raumklima Siemens AG Communications and Government Affairs Wittelsbacherplatz 2 80333 München Deutschland Seite 1/7
arbeiten können, sie müssen sich auch sicher fühlen. Und das Gebäude soll intelligent sein. Um diese Ziele zu erreichen, müssen alle Beteiligten Großkonzerne und kleine und mittelständische Unternehmen gleichermaßen während der Planung, der Installation und des Gebäudebetriebs durchgehend zusammenarbeiten. Dabei kommt es wesentlich auf die kommunikative Teamarbeit an sowie die Fähigkeit über den eigenen Tellerrand zu blicken. Stärken und Schwächen Auf Seiten der Gebäudewelt, also der Heizungs-, Lüftungs- und Klimatechnik (HLK) sowie Beleuchtung und Beschattung, findet seit langem eine Integration statt. Das gelingt nicht zuletzt aufgrund der einheitlichen Kommunikationsstandards sehr gut. Die HLK-Technik wird dabei mittlerweile als Einheit betrachtet. Hier ist die treibende Kraft die Gebäudeautomation, die dafür sorgt, dass Gebäude bedarfsgerecht und energieeffizient betrieben werden können. Im Bereich der Elektrogewerke Beleuchtung und Beschattung ist die Gebäudeautomation ein noch jüngeres Thema, das dennoch gut funktioniert. Auch hier sind gemeinsame Kommunikationsstandards, beispielsweise BacNet oder KNX, die Basis des Zusammenspiels. Auf übergeordneter Ebene agieren die einzelnen Gewerke der Gebäudewelt im Bereich des Smart Buildings. Das Smart Building kann dabei nur durch ein intelligentes und kommunikatives Zusammenspiel gelingen. Dies wiederum schafft die Grundlage, um mit weiteren Akteuren wie dem Smart Grid, also dem zukünftigen intelligenten Stromnetz, zu kommunizieren. Das smarte Gebäude koordiniert für seine Energieversorgung verschiedene Energiequellen aus dem Smart Grid, kann Energie erzeugen, speichern und sogar abgeben. So wird aus dem Gebäude als Konsumenten und Produzenten der sogenannte Prosument oder Englisch: Prosumer. Die Gebäudeautomation bietet hierbei eine Plattform der effizienten Zusammenarbeit, die erfolgreich genutzt wird. Darüber hinaus interagieren diese Gewerke bereits sehr harmonisch im Smart Building. Die Herausforderung liegt vor allem im Zusammenspiel mit den Gewerken der Sicherheitswelt. Insbesondere deren Anforderungen und Regelwerke, wie EN-, DIN- oder ISO-Normen, stellen Hürden dar. Auf Seiten der Sicherheitstechnik stehen unter anderem die Videotechnik, die Zutrittskontrolle, die Einbruch- und Brandmeldetechnik, die Alarmierung und die Seite 2/7
Löschtechnik. In diesem Bereich der physikalischen Sicherheit wird mit einer großen Vielfalt an Schnittstellen und Kommunikationsprotokollen agiert. Es gibt aber auch Bestreben, diese zu vereinheitlichen. Im Zusammenhang mit der Gebäudetechnik liegen die Stärken der Sicherheitstechnik vor allem darin, dass sie alles dafür tut, den Schutz des Gebäudes und seiner physischen und virtuellen Güter sicherzustellen. Die zahlreichen Schnittstellen und Protokolle erschweren jedoch die Kommunikation. Durch eine Vielzahl unterschiedlicher Normen und Regeln, die akkurat eingehalten werden müssen, wird die Flexibilität im Bereich der Sicherheit stark eingeschränkt. Wie im Bereich der Gebäudetechnik ist es eine weitere Herausforderung, stets höchste technische Standards einzuhalten. Sonderrolle der IT-Security Gebäude und deren Gewerke werden im Smart Building oder Building 4.0 vernetzt und digitalisiert. Auch Verkehrsmittel und -ströme werden automatisiert. Roboter kommunizieren bei der Industrie 4.0 mit dem Lager. Und nicht zuletzt digitalisiert jeder Einzelne sein eigenes Leben: im Internet der Dinge, mit Unterhaltungselektronik oder Smartphones. Dabei läuft die Kommunikation stets über das Internet. Mit diesen unbegrenzten Datenflüssen entstehen aber auch immer neue potenzielle Sicherheitslücken durch Cyberkriminalität: Datendiebstahl, Sabotage oder digitale Wirtschaftsspionage. Würde es ein externer Angreifer schaffen, sich in das Netzwerk einer Klimaanlage einzuhacken, dann könnte dieser über die Vernetzung der Klimaanlage theoretisch auch auf andere Gewerke zugreifen. Dabei könnten Daten gestohlen oder gar der Betrieb ganzer Gebäude gestört werden. Die IT-Security hat daher sicherzustellen, dass nur verlässliche Technologien eingesetzt werden, die aktuellen Sicherheitsstandards und IT-Normen entsprechen. Durch die IT-Security müssen sowohl Gewerke der Gebäudewelt als auch die Sicherheitswelt vor unberechtigten Zugriffen geschützt werden. Es dürfen nur Akteure passieren, die alle entsprechenden Zertifikate und Verschlüsselungen in der Kommunikation nachweisen können. Eine wichtige Rolle spielt hierbei das seit Juli 2015 gültige Gesetz zur Erhöhung der Sicherheit informationstechnischer Systeme (IT-Sicherheitsgesetz) oder auch die ISO 27001-Zertifizierung auf Basis des sogenannten IT-Grundschutzes. Seite 3/7
Der IT-Security kommt also eine bedeutende Rolle in der Interaktion mit allen anderen Beteiligten zu. Sie muss insbesondere bei kritischen Infrastrukturen wie Kraftwerke, Flughäfen und Chemieunternehmen gewährleisten können, dass keine unberechtigten Akteure Zutritt erhalten. Ein sinnvolles Zusammenspiel Vor dem Hintergrund der jeweiligen Stärken und Potenziale lässt sich ein gelungenes Zusammenspiel von Sicherheitstechnik bzw. IT-Security und Gebäudetechnik durch fünf Kernaspekte erreichen: Kommunikation: Während aller Projektphasen muss durchgehend miteinander kommuniziert werden. Engagement: Alle Beteiligten bringen ihr Potenzial und ihre Erfahrungen ein und finden so im Dialog Lösungen. Dabei hat das Engagement von kleinen oder mittleren Beteiligten das gleiche Gewicht wie das von Großunternehmen. Offenheit: Alle Beteiligten müssen sich jeweils auf die Bedürfnisse der anderen einlassen. Gemeinsames Verständnis: Ein integratives Zusammenspiel kann nur gelingen, wenn alle Akteure wissen, wie das Gebäude funktioniert, es betrieben werden soll, wer es nutzen wird, welche Technik automatisiert und welche Gewerke miteinander kommunizieren sollen. Das ist vor allem wichtig, um ein tatsächlich smartes Gebäude zu schaffen, bei dem Prozesse bedarfsgerecht, sicher, energieeffizient und ineinander übergreifend stattfinden. Beginnend bei der Planungs- und Ausschreibungsphase muss dies auch bei der Installation und später beim Betrieb mit entsprechenden Serviceleistungen oder auch der Migration von Technik reibungslos funktionieren. Sonderrolle der IT-/Cyber-Security zulassen: Bei aller Gleichberechtigung der Beteiligten muss dennoch die Sonderrolle der IT-Security respektiert werden. Je nach Gebäude haben Sicherheitsaspekte ein starkes Gewicht bei der Festlegung der Spielregeln. Das gilt besonders für kritische Infrastrukturen. Damit sich ein sinnvolles Zusammenspiel ergibt, werden die Regeln gemeinsam festgelegt. Jeder Akteur bringt seine Erfahrungen und Stärken in diesen Prozess des Regelfindens ein. Dabei wird kein Beteiligter übergangen. In der Praxis gibt es hierfür bereits gute Beispiele, bei denen das Zusammenspiel gelingt. Gebäudemanagementplattformen wie Desigo CC von Siemens integrieren Seite 4/7
beispielsweise die HLK-Technik, die Beleuchtung, die Beschattung, die Videoüberwachung und den Brandschutz und machen sie bedienbar. Diese Plattformen lernen immer mehr Sprachen aus der Gebäudetechnik und der Sicherheit. So wird die schrittweise Integration weiterer Gewerke ermöglicht. Fazit Um die Anforderungen der Zukunft an das Zusammenspiel der einzelnen Gewerke bewältigen zu können, verspricht eine isolierte Betrachtung keinen Erfolg. Die Lösung ist eine vollständige Integration aller Bestandteile der digitalen Welt in Gebäude und Infrastrukturen. Im Vordergrund müssen dabei die gleichberechtigte Kooperation sowie der permanente Austausch von Erfahrung und Wissen stehen, die nicht mit der Fertigstellung des Gebäudes enden dürfen. Autor: Uwe Bartmann, CEO der Siemens-Division Building Technologies Deutschland, Frankfurt/Main Seite 5/7
Bildvorschläge: (Quelle für alle: Siemens) Im Zusammenhang mit der Gebäudetechnik liegen die Stärken der Sicherheitstechnik vor allem darin, dass sie alles dafür tut, den Schutz des Gebäudes und seiner physischen und virtuellen Güter sicherzustellen. Die IT-Security muss insbesondere bei kritischen Infrastrukturen wie beispielsweise Flughäfen gewährleisten können, dass keine unberechtigten Akteure Zutritt erhalten. Seite 6/7
Besserer Komfort, gesteigerte Sicherheit und höhere Energieeffizienz: Das sind Mehrwerte eines modernen Gebäudes, bei dem alle Gewerke und Prozesse Hand in Hand arbeiten. Gebäude haben vielfach auch infrastrukturrelevante Funktionen oder beherbergen eine große Anzahl an Menschen. Um optimale Ergebnisse zu erreichen, ist eine isolierte Betrachtung der einzelnen Gewerke nicht mehr zielführend. Seite 7/7