Integration einer Wärmepumpe in die solar unterstützte Nahwärmeversorgung in Neckarsulm

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Solar unterstützte Nahwärmeversorgung. SuN. Dipl.- .-Ing.. Michael Bodmann IGS. 5. Osnabrücker Solarmesse. Einleitung. Anlagen mit Kurzzeit-Sp.

Transkript:

thermische Energiespeicher, 27. bis 28.9.211, Regensburg Integration einer Wärmepumpe in die solar unterstützte Nahwärmeversorgung in Neckarsulm Janet Nußbicker-Lux, Roman Marx, Dan Bauer, Harald Drück Universität Stuttgart, Institut für Thermodynamik und Wärmetechnik (ITW) Forschungs- und Testzentrum für Solaranlagen (TZS) Pfaffenwaldring 6, 755 Stuttgart Tel.: 49-()711-685 63239, Fax: 49-()711-685 6353 E-Mail: nussbicker@itw.uni-stuttgart.de Internet: www.itw.uni-stuttgart.de 1. Einleitung Durch die Integration einer Wärmepumpe (WP) in solar unterstützte Nahwärmesysteme (SUN) mit saisonaler Wärmespeicherung soll die energetische Effizienz der Gesamtanlage gesteigert werden. Es ergeben sich mehrere synergetische Effekte: Im Vergleich zu herkömmlichen erdgekoppelten Wärmepumpen steht der WP in einem solar unterstützten Nahwärmesystem ein höheres Temperaturniveau als Wärmequelle zur Verfügung. Sie erreicht dadurch Jahresarbeitszahlen >4. Gleichzeitig kann der Langzeit-Wärmespeicher (LZWSP) durch die Kombination mit einer WP auf ein niedrigeres Temperaturniveau abgekühlt werden. Dadurch wird die effektiv nutzbare Speicherkapazität des LZWSP erhöht und (neu zu bauende) Wärmespeicher können kleiner und somit kostengünstiger gebaut werden. Durch die Integration einer WP wird das mittlere Temperaturniveau des LZWSP verringert. Damit verringern sich dessen Wärmeverluste und durch die niedrigeren Systemtemperaturen steigt der Kollektorwirkungsgrad. In diesem Beitrag werden die Integration einer Wärmepumpe in das Nahwärmesystem in Neckarsulm sowie Messdaten des Anlagenbetriebs vorgestellt. 2. Anlagenbeschreibung In Neckarsulm entsteht seit 1996 ein Stadtteil, dessen Gesamtwärmebedarf (Trinkwarmwasser und Raumheizung) zu 5% solar gedeckt werden soll. Die Wärmeversorgung der Gebäude erfolgt mit Solarwärme, durch einen Gaskessel und mit einer Wärmepumpe, siehe Abb. 1. Die Solarwärme (567 m² Kollektorfläche) kann ent- 1

thermische Energiespeicher, 27. bis 28.9.211, Regensburg weder direkt ins Nahwärmenetz eingespeist werden oder aus dem Erdsonden-Wärmespeicher (ESWSP, Volumen 6336 m³) ausgespeichert werden. Im Sommer wird die überschüssige Solarwärme in den ESWSP zur saisonalen Wärmespeicherung eingespeichert. Im Jahr 28 wurde eine Kompressions-Wärmepumpe mit einer thermischen Leistung von 512 kw installiert, um den ESWSP auf tiefere Temperaturen entladen zu können. Ohne Wärmepumpe ist eine Entladung nur bis zur Netzrücklauftemperatur (~45 C) möglich. Die WP ist zwischen den beiden Pufferspeichern (PS1 & PS2), dem ESWSP und dem Nahwärmenetz (Netzvorlauf: NVL, Netzrücklauf: NRL), das als 3-Leiter-Netz ausgeführt ist, in das System integriert. Bei den Umbaumaßnahmen wurden der Solarvorlauf (SVL) und der NRL zu einer Leitung zusammengefasst, statt wie bis dahin Solarrücklauf (SRL) und NRL. Die Wärmepumpe kann die vom Kondensator (K) gelieferte Wärme entweder ins Netz oder in den Pufferspeicher PS1 oben bzw. unten einspeisen. Die Regelung der Wärmepumpe erfolgt in Abhängigkeit von der Außentemperatur amb : Bei amb <1 C bzw. >1 C beträgt die Kondensator-Vorlauftemperatur 58 C bzw. 68 C. In [1] ist eine detaillierte Beschreibung der Anlage vor der Integration der Wärmepumpe gegeben. PS: Pufferspeicher SRL: Solarrücklauf SVL: Solarvorlauf SRL1 NRL: Netzrücklauf NVL: Netzvorlauf WP: Wärmepumpe V: Verdampfer K: Kondensator ESWSP: Erdsonden-Wärmespeicher SVL1 NRL1 NVL1 ESWSP kalt ESWSP warm SRL2 SVL2 NRL2 NVL2 Rücklaufbeimischung PS2 PS1 Belad. PS1 unten Pufferspeicherbeladung WP V K Kessel Abb. 1: Anlagenschema des solar unterstützten Nahwärmesystems in Neckarsulm 2

thermische Energiespeicher, 27. bis 28.9.211, Regensburg 3. Messergebnisse Die wesentlichen Messergebnisse des solar unterstützten Nahwärmesystems sind in Tabelle 1 angegeben. Die Wärmelieferung der Kollektoren war mit 1977 MWh im Jahr 21 aufgrund von Optimierungsmaßnahmen und niedrigeren Rücklauftemperaturen deutlich höher als in den Vorjahren, obwohl die solare Einstrahlung geringer war. Die Wärmelieferung des Gaskessels war im Jahr 21 mit 1163 MWh geringer als in den Vorjahren. Der defekte Gaskessel wurde durch einen neuen, leistungsgleichen 2 MW Gaskessel ersetzt und während der Baumaßnahmen haben die Solaranlagen und die Wärmepumpe über einen längeren Zeitraum allein die Wärme für das Netz geliefert. Anhand des Speichernutzungsgrades von 16% ist zu erkennen, dass im Jahr 21 mehr Wärme aus dem ESWSP entnommen als eingespeichert wurde. Tabelle 1: Messergebnisse des solar unterstützten Nahwärmesystems in Neckarsulm Absolutwerte 27 28 29 21 Einstrahlung in Kollektorebene kwh/m² 1254 1243 1277 1185 Kollektorfläche (31.12.) m² 5523 567 567 567 Wärmelieferung der Kollektoren MWh 1854 1689 1431 1977 je m² Kollektorfläche kwh/m² 336 298 252 349 Regenerative Nutzwärme 2 MWh 124 133 1215 1833 je m² Kollektorfläche kwh/m² 218 235 214 323 Wärmelieferung durch Gaskessel MWh 1485 1565 1438 1 1163 Elektrische Energie der WP MWh - - 325 647 Gesamtwärmeverbrauch MWh 2689 2921 2955 3643 Relativwerte Regenerative Nutzwärme 2-45% 46% 41% 5% Wärmelieferung durch Gaskessel - 55% 54% 48% 32% Elektrische Energie der WP - - - 11% 18% Angaben zur Effizienz Speichernutzungsgrad - 48% 55% 9% 16% Jahresarbeitszahl Wärmepumpe - - - 3,3 4,2 Regenerativer Deckungsanteil 2-45% 46% 41% 5% Primärenergieeinsparung 3-45% 46% 25% 26% 1 temporärer Ausfall des Gaskessels und Wärmeversorgung durch benachbartes Nahwärmesystem 2 ausschließlich solar, da Temperatur des ESWSP immer über der Umgebungstemperatur lag 3 gegenüber vollständiger Wärmebereitstellung mit Gaskessel; Primärenergiefaktoren Gas: 1,1; Strom: 3, (27).. 2,7 (28).. 2,6 (29 & 21), nach EnEV 27 [4], EnEV 29 [5], in Neckarsulm wird der Strom von einem BHKW (in einer benachbarten Heizzentrale) erzeugt, sodass sich günstigere Primärenergiefaktoren -als hier angegeben- ergeben 3

thermische Energiespeicher, 27. bis 28.9.211, Regensburg Durch die relativ hohen Wärmequellentemperaturen für die Wärmepumpe konnte eine Jahresarbeitszahl (JAZ) von 4,2 im Jahr 21 erreicht werden. Die gegenüber dem Vorjahr deutlich gestiegene JAZ der Wärmepumpe ist auf verschiedene Maßnahmen zurückzuführen: zum einen war die Regelung sowohl der Wärmepumpe als auch weiterer Komponenten, insbesondere der Solaranlagen, noch nicht entsprechend der Vorgaben des Planers umgesetzt [2]. Zum anderen wurden die Volumenströme der Wärmepumpe auf der Verdampfer- und der Kondensatorseite erhöht, um eine zu hohe Kondensatoraustrittstemperatur im Sommer zu vermeiden und eine höhere Temperatur am Verdampferaustritt zu erhalten [3]. Eine zu hohe Kondensatoraustrittstemperatur hat zur Folge, dass die Wärmepumpe aufgrund der hohen Temperaturen und Drücke in Hochdruckstörung geht. Außerdem hat die Entladeregelung des ESWSP nicht funktioniert und es traten auch im Betriebsstillstand geringe Volumenströme im Speicherkreis (ESWSP) auf, wodurch die Wärmepumpe etwas geringere Temperaturen auf der Verdampferseite erhalten hat. Die Effizienz der Anlage kann noch weiter gesteigert werden, da verschiedene Optimierungsmaßnahmen noch nicht umgesetzt wurden. Die Volumenströme wurden noch nicht in allen Solarübergabestationen eingeregelt und es treten im Betriebsstillstand immer noch geringe Volumenströme im Speicherkreislauf (ESWSP) auf. Außerdem war durch den Ausfall der M-BUS-Verbindung die sekundärseitige Pumpe einer Solar-Übergabestation vermutlich von Frühjahr bis Herbst 21 permanent in Betrieb, obwohl das Einschaltkriterium (Frostschutz) nicht mehr gegeben war. Dies führte zu einem unnötigen Anstieg des Wärmeverbrauchs, der überwiegend durch die Wärmepumpe gedeckt wurde und einen erhöhten Stromverbrauch zur Folge hatte. In Abb. 2 bzw. 3 sind Temperaturen, Volumenströme, Leistungen und COP-Werte zur Charakterisierung des Anlagenbetriebs beispielhaft für den 13.2.211 bzw. den 27.6.211 dargestellt. In Abhängigkeit von der Außentemperatur stellt die Wärmepumpe die Wärme am Kondensator bei 58 C bzw. 68 C zu Verfügung. In Abb. 2 ist an den Kondensatortemperaturen zu erkennen, dass die außentemperaturabhängige Umschaltung etwa um 15 Uhr und 17 Uhr erfolgt. Die Umschaltung ist vorgesehen, da bei geringem Wärmebedarf im Netz die Wärmepumpe ohne Kessel be- 4

thermische Energiespeicher, 27. bis 28.9.211, Regensburg trieben werden soll, siehe auch Abb. 3. Bei hohem Wärmebedarf dient die Wärmepumpe zur ersten Anhebung des Temperaturniveaus und anschließend erfolgt durch den Kessel die Temperaturerhöhung bis auf die Netzvorlauftemperatur. Wie anhand der Volumenströme aus Abb. 2 ebenfalls hervorgeht, kann die Wärmepumpe mit und ohne Entladung des ESWSP betrieben werden. Als Wärmequelle kann somit auch die Solarwärme genutzt werden, wie es am 13.2. zwischen 11 Uhr und 18 Uhr der Fall ist. Zwischen 11 Uhr und 14 Uhr dienen sowohl der ESWSP als auch die Solaranlagen als Wärmequellen, während zwischen 14 Uhr und 18 Uhr überwiegend die Solarwärme als Wärmequelle dient. Diese kann auch genutzt werden, wenn die Solaranlagen zwar nicht in Betrieb sind, aber die Solarwärme in den Pufferspeichern zwischengespeichert wurde (z. B. zwischen 17 Uhr und 18 Uhr). Es ist zudem möglich, die Restwärme des NRL als Wärmequelle zu nutzen (z. B. zwischen 5 Uhr und 6 Uhr). Am 27.6., siehe Abb. 3, war die Wärmepumpe nur zeitweise in Betrieb, da die im Netz benötigte Wärme hauptsächlich durch die Solaranlagen bereitgestellt wurde. Am 13.2., Abb. 2, ist an der zyklisch schwankenden Netzvorlauftemperatur zu erkennen, dass der Kessel taktet, während am 27.6., Abb. 3, der Kessel nicht in Betrieb war und die Wärme ausschließlich solar und durch die Wärmepumpe bereit gestellt wurde. Wie oben erwähnt, ist in Neckarsulm ein 3-Leiter-Nahwärme- und Solarnetz realisiert, bei dem der Solarvorlauf und der Netzrücklauf zu einer Leitung zusammengefasst sind. Die Solarvorlauf-/Netzrücklauftemperatur betrug am 13.2. etwa 4 C, Abb. 2, während sie am 27.6. etwa 5-55 C während der Nachtstunden und bis zu 77 C während des Solaranlagenbetriebs betrug, Abb. 3. Ein Teil der solaren Wärme wird direkt im Nahwärmenetz verwendet, während die überschüssige Wärme in den Erdsonden-Wärmespeicher eingespeichert wird. Die Vorlauftemperatur (VL) zur Beladung des ESWSP ist hauptsächlich durch die Solarvorlauftemperatur geprägt, wobei der ESWSP auch noch während der Nachtstunden aus dem PS heraus mit solarer Wärme beladen wird, Abb. 3. Am 13.2. wurde der ESWSP entladen, wobei die Vorlauftemperaturen etwa 28 C und die Rücklauftemperaturen ~2 C betrugen, Abb. 2. Es wurden relativ niedrige Vorlauftemperaturen erreicht, da der ESWSP während der Entladesaison bereits weitgehend entladen wurde. 5

COP Leistung in kw Temperatur in C Volumenstrom in m³/h 11. Internationales Anwenderforum Oberflächennahe Geothermie Erdgekoppelte Wärmepumpen und unterirdische thermische Energiespeicher, 27. bis 28.9.211, Regensburg Im unteren Teil von Abb. 2 und 3 sind die Leistungen und der resultierende COP dargestellt. Der COP liegt in der Größenordnung um 4. Deutlich ist in Abb. 2 zu erkennen, dass die durch den Solarertrag erhöhten Wärmequellentemperaturen die thermische Leistung der Wärmepumpe erhöhen. Dagegen hat das Umschalten auf die höhere Kondensatortemperatur zwischen 15 Uhr und 17 Uhr einen erhöhten Aufwand an elektrischer Energie sowie eine geringfügige Verringerung des COP zur Folge. Die Schwankungen der Temperaturniveaus und die daraus resultierenden Leistungen sind auch beim COP zu erkennen. Auffällig sind die durch die Wärmepumpenregelung bedingten Spitzen des COP beim An- und Abschalten der Wärmepumpe. Beim Abschalten werden zuerst die Kompressoren und anschließend die Umwälzpumpen ausgeschaltet bzw. beim Anschalten umgekehrt. Dadurch kann mit einem sehr geringen Aufwand (nur elektrische Leistung der Umwälzpumpe) die restliche Wärmekapazität des Kondensators genutzt werden. 8 75 7 65 6 55 5 45 4 35 3 25 2 15 1 5 T_Wärmevorlauf T_ESWSP_VL T_ESWSP_RL V_Kondensator T_Solarvorlauf_Netzrücklauf V_Verdampfer V_Solar T_Kondensator RL T_Kondensator VL T_Verdampfer VL T_Verdampfer RL T_amb V_ESWSP 12: 2: 4: 6: 8: 1: 12: 14: 16: 18: 2: 22: 1 8 6 COP Leistung Kondensator elektr. Gesamtleistung 4 2 : 2: 4: 6: 8: 1: 12: 14: 16: 18: 2: 22: Abb. 2: Temperaturen, Volumenströme, COP und Leistungen in Neckarsulm am 13.2.211 16 15 14 13 12 11 1 9 8 7 6 5 4 3 2 1 6 5 4 3 2 1 6

COP Leistung in kw Temperatur in C Volumenstrom in m³/h 11. Internationales Anwenderforum Oberflächennahe Geothermie Erdgekoppelte Wärmepumpen und unterirdische thermische Energiespeicher, 27. bis 28.9.211, Regensburg 8 75 7 65 6 55 5 45 4 35 3 25 2 15 1 5 T_Wärmevorlauf T_Verdampfer RL T_ESWSP_RL T_Solarvorlauf_Netzrücklauf V_Kondensator V_Verdampfer T_ESWSP_VL T_Kondensator RL V_Solar V_ESWSP T_Verdampfer VL T_Kondensator VL T_amb 12: 1 2: 4: 6: 8: 1: 12: 14: 16: 18: 2: 22: 8 6 COP Leistung Kondensator 4 2 elektr. Gesamtleistung : 2: 4: 6: 8: 1: 12: 14: 16: 18: 2: 22: Abb. 3: Temperaturen, Volumenströme, COP und Leistungen in Neckarsulm am 27.6.211 16 15 14 13 12 11 1 9 8 7 6 5 4 3 2 1 6 5 4 3 2 1 In Abb. 4 und 5 sind die vertikalen Temperaturverläufe in der Mitte des ersten und zweiten Ausbaus des ESWSP für ausgewählte Jahre jeweils am Monatsletzten am Ende der Entladesaison des ESWSP (März) und am Ende der Beladesaison des ESWSP (September) dargestellt. Die Temperaturverläufe repräsentieren die Minima und Maxima im jährlichen Verlauf. Im Jahr 27 wurde die Anlage noch ohne Wärmepumpe betrieben und es wurden Maximaltemperaturen von über 6 C erreicht. Durch den Betrieb mit Wärmepumpe wurde das Temperaturniveau des Erdsonden-Wärmespeichers in den folgenden Jahren deutlich abgesenkt, sodass im Jahr 21 der Speicher im Mittel bei 1 K tieferen Temperaturen betrieben wurde als in den Jahren zuvor. Der Erdsonden-Wärmespeicher wurde in der Speichermitte im Verlauf der Entladesaison 21/11 auf etwa 3 C ausgekühlt und erreichte damit etwa 5 K niedrigere Temperaturen als im Vorjahr. 7

Tiefe in m Tiefe in m 11. Internationales Anwenderforum Oberflächennahe Geothermie Erdgekoppelte Wärmepumpen und unterirdische thermische Energiespeicher, 27. bis 28.9.211, Regensburg -5-1 -15-2 -25-3 -35-4 Temperatur in C 1 2 3 4 5 6 7 Mrz 7 Mrz 9 Mrz 1 Mrz 11 Sep 7 Sep 9 Sep 1 Abb. 4: Temperaturen an der Messlanze in der Mitte des 1. Ausbaus des ESWSP 4. Zusammenfassung 1 Temperatur in C 1 2 3 4 5 6 7 Mrz 7-1 Mrz 9-2 Mrz 1 Mrz 11-3 Sep 7-4 Sep 9 Sep 1-5 Abb. 5: Temperaturen an der Messlanze in der Mitte des 2. Ausbaus des ESWSP Durch die Integration einer Wärmepumpe in das Nahwärmesystem Neckarsulm im Jahr 28 konnten die Temperaturen im Erdsonden-Wärmespeicher gesenkt und damit der Solaranlagenbetrieb verbessert und die Wärmeverluste des ESWSP verringert werden. Im Jahr 21 wurde erstmals ein regenerativer Deckungsanteil von 5% erreicht. Hierbei betrug die Jahresarbeitszahl der Wärmepumpe 4,2. 5. Literatur [1] M. Benner, M. Bodmann, D. Mangold, J. Nußbicker, S. Raab, T. Schmidt, H. Seiwald: Solar unterstützte Nahwärmeversorgung mit und ohne Langzeit-Wärmespeicher (Nov. 1998 bis Jan. 23), Abschlussbericht zum Forschungsvorhaben 32966S [2] M. Guigas: Regelbeschreibung zum Projekt E6329 (Wärmepumpe Amorbach) vom 15.1.21 [3] M. Guigas: Protokoll zur Besprechung am 13.1.21, Projekt E6329 (Wärmepumpe Amorbach) [4] EnEV 27: Verordnung über energiesparenden Wärmeschutz und energiesparende Anlagentechnik bei Gebäuden (Energieeinsparverordnung EnEV), Bundesgesetzblatt Jahrgang 27 Teil I Nr. 34, Bonn am 26. Juli 27 [5] EnEV 29: Verordnung zur Änderung der Energieeinsparverordnung, Bundesgesetzblatt Jahrgang 29 Teil I Nr. 23, Bonn am 3. April 29 Das diesem Bericht zugrunde liegende Vorhaben wird mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) gefördert. Die Autoren danken für die Unterstützung. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung liegt bei den Autoren. 8