An ihren Höfen sollt ihr sie erkennen

Ähnliche Dokumente
Statistische Angaben 2015

Jahresprogramm und Rechnungslegung der öffentlichen Bauvorhaben gemäß LG 6/98 (*)

Kindergartendirektion "Ladinia" - Außenstelle Pikolein - Gadertal. Kindergarten 2 Direktion - Brixen

U10 Endtabellen Hinrunde

Kreis: BOZEN LK A Kategorie: U-10

TECHNISCHES AUFLAGENHEFT Ausschreibung für die Bereitstellung von KFZ-Kraftstoff über FUEL CARD

Regierungsbezirk Oberbayern Traunstein Reit im Winkl

Statistische Angaben 2018

Ergebnisliste: S ü d t i r o l B r o n z e Landes-Jugendfeuerwehrleistungsbewerb Sterzing Juni 2016

GEMEINDEIMMOBILIENSTEUER ( ICI ) 2011 Beobachtungsstelle für Preise und Tarife Autonome Provinz Bozen Südtirol Istat Code

Veranstaltungen GreenEvent und going GreenEvent 2018

Öffentliche Zuwendungen - lt. Gesetz 4. August 2017, Nr. 124, Artikel Empfänger - Katholischer Verband der Werkätigen - Pfarrplatz

TABELLEN VSS/RAIFFEISEN JUGEND-FUSSBALLMEISTERSCHAFT

Abschussdaten REHWILD

SUDTIROL DIETRICH HOLLHUBER

Neufassung der Satzung über die Unterschutzstellung der Zechensiedlung Teutoburgia in Herne - Stadtbezirk Sodingen Anlage 4 Fotodokumentation

"U-10" - JUGEND AUSSCHEIDUNGSSPIELE. Es qualifizieren sich insgesamt 24 Mannschaften:

PROVISORISCHES VERZEICHNIS DER STELLEN FÜR BEFRISTETE ARBEITSVERTRÄGE SCHULJAHR 2017/2018

Modellierungsbeispiele

Obstbau. Bedeutung und Geschichte des Obstbaus in Südtirol

LANDESSCHÄTZUNGSKOMMISSION EINGESETZT GEMÄß ART. 11 DES L.G. VOM , NR. 10

Abschussdaten HAARWILD SCHALENWILD

Appendix: Fragen und Antworten (%) für die Provinz Bozen

Die Spielkalender 2014/15

Rundschreiben Nr. 13 vom

Abschlussveranstaltungen der Musikschulen des Institutes für Musikerziehung in deutscher und ladinischer Sprache.

Reisetipps A Z Meran und Burggrafenamt Land und Leute Unterland Bozen und Umgebung Vinschgau Wipptal Eisacktal Pustertal Dolomiten Anhang Atlas

Regierungsbezirk Oberbayern Rosenheim Raubling

In Kürze. Südtirols erklärte Einkommen im Jahr 2017 Teil 1: Ein Blick auf das Territorium

Um den Frauenplan und die Frauentorstraße

SPORT. Die Spielkalender 2013/ Division, Gruppe A Oberliga Landesliga 1., 2. und 3. Amateurliga

Der Bildungsgrad. Kartentext N 137. Kartentexte

Regierungsbezirk Oberbayern Bad Tölz-Wolfratshausen Königsdorf

Rundschreiben Nr. 10 vom

Numerische Katastermappen

ROADBOOK. Tourenerlebnis im Eisacktal

Südtiroler Burgeninstitut Dr. Alexander Baron Hohenbühel

Laufkalender 2008 Macki Nacki

Südtirol. POLYGLOTT on tour. Manuela Blisse und Uwe Lehmann. Eugen E. Hüsler. Die Autoren

KINDERÄRZTE FREIER WAHL. ST. ULRICH ST. CHRISTSINA WOLKENSTEIN - einschließlich die ladinischen Fraktionen : Runggaditsch - Überwasser - Pufels

Die Bevölkerung ist auf 20 Gesundheitssprengel und 4 Sanitätsbetriebe aufgeteilt.

Pässewoche mit Jan Ullrich und den Guides der Ötzi Bike Academy

Voraussichtliches Programm für die Storck Rennrad- Opening- Woche von Samstag 09. April bis Sonntag 17. April 2011

Harpfe. Zeitschrift für Landeskunde. Puschtra Häuser Andres C. Pizzinini Das Leid an der Grenze Egon Kühebacher Junge Alm Peter Unterthurner

Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg, Datenbank Bauforschung/Restaurierung Fachwerkhaus

PLATTHOF TANAS MÖGLICHKEITEN ZUR NEUNUTZUNG EINES HISTORISCHEN ENSEMBLES

Rundschreiben Nr. 36 vom

Historische Dorf-, Hof- und Wohnformen

Rundschreiben Nr. 44 vom

SÜDTIROL / MERAN Samstag, Montag, (Änderungen des Ablaufes bzw. wetterbedingter Ausfall einzelner Programmpunkte vorbehalten)

Ostern 2018 in Südtirol: Veranstaltungstipps

Haus Walde, Österreich

Südtirols erklärte Einkommen im Jahr 2016 Teil 1: Ein Blick auf das Territorium

Steinbach-Hallenberg, Dachlandschaften

Regierungsbezirk Oberbayern Mühldorf a.inn Unterreit

VON STERZING NACH MERAN!!! NEU 2016!!! KASTANIEN- UND WEINWEGWANDERUNG ZU FÜSSEN DER DOLOMITEN (08 Tage / 07 Nächte, individuelle Einzelreise)

7. Berglauf zur Haniger Schweige

Bauaufnahme. Freilichtmuseum Stübing. FH Joanneum Graz Studiengang Bauplanung und Bauwirtschaft Jahrgang Aufnahme am und

Unser Wanderprogramm für Wanderungen und Bergtouren

FREIE STELLEN IM SCHULJAHR 2015/2016 INTEGRATIONSPERSONAL DES LANDES DEUTSCHE BILDUNGS- UND ERZIEHUNGSEINRICHTUNGEN. Seite 1 von 9

REGIERUNGSPRÄSIDIUM TÜBINGEN

Südtiroler Sonnenwoche im ****+Terentner Hof - 7 Tage

Der Jakobsweg. Quelle:

Dauer Strecke. Kondition Technik Erlebnis Landschaft

Holzbau leistet Großes. Unternehmermagazin für Holzbau und Ausbau November. Zimmerer-Teams. mikado-web-award Seite des Siegers

4.5-Zimmer-Einfamilienhaus, Kefikerstrasse 2, 8546 Menzengrüt

Förderungen für die energetische Optimierung von Heizanlagen durch einen hydraulischen Abgleich

VON SÜDTIROL ZUM GARDASEE RADREISE FÜR GENIESSER ENTLANG DER FLÜSSE RIENZ, EISACK UND ETSCH

südtirol alto adige DOLOMITES AIRPORT SHUTTLE

VON südtirol ZUM GaRdasee Radreise für Geniesser entlang der flüsse Rienz, Eisack und Etsch individuelle Einzelreise ca km 8 Tage / 7 Nächte

Referenzliste Hotel, Privat- Und Industriebauten

Rundschreiben Nr. 3 Vom

RUNDREISE SÜDTIROL EINFACH SO MIT CHARME AUF RADWEGEN QUER DURCH DAS GENUSSLAND SÜDTIROL

Regierungsbezirk Oberbayern Ebersberg Zorneding

FUNActive Tours GmbH.

Konrad Fissneider DROGENPRÄVENTION VORTRAG

Ideenwettbewerb Bauern(h)auszeichnung PLANEN Kennzahl:

Begründung zur Örtlichen Bauvorschrift für den Bereich der Außenbereichssatzung Seehauser Straße Gemeinde Grasberg - Entwurf (Stand:

Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg, Datenbank Bauforschung/Restaurierung Wohnhaus

BEISPIELE STÄDTEBAU. Auf architektonischer Ebene geht es um: - Dächer, Materialität, Erker, Balkone, Loggien

KINDERÄRZTE FREIER WAHL. ST. ULRICH ST. CHRISTSINA WOLKENSTEIN - einschließlich die ladinischen Fraktionen : Runggaditsch - Überwasser - Pufels

Modernes Wohnen in einem historischen Bauernhaus. Hochwertige 5-Zimmer-Familienwohnung

17. JAHRESVERSAMMLUNG. BÜRGER- und SCHULHAUS von STABEN/NATURNS. Verein Freunde der Eisenbahn

Kunst am Bau Lehrerinformation

Kinderbett selber bauen Anleitung von HORNBACH

Regierungsbezirk Niederbayern Deggendorf Lalling

Rundschreiben Nr. 15 Vom

Gestaltung Platz und Bushäuschen

Wohn- und Geschäftshaus

"U-10" - JUGEND AUSSCHEIDUNGSSPIELE. Es qualifizieren sich insgesamt 24 Mannschaften: Spielzeit 2 x 15 Minuten. Auslosung Viertelfinale: Gruppe B

Theorieprüfungen. Bronze. Silber. Gold

Die Geschichte der Rittnerbahn

Regierungsbezirk Mittelfranken Ansbach Neuendettelsau

Transkript:

Harpfe 2/10 Beiträge Andres C. Pizzinini An ihren Höfen sollt ihr sie erkennen Auch wenn wir gelegentlich vom Tiroler Hof sprechen, erfreut sich das Land im Gebirge einer kleinräumigen Vielheit der Baustile sowie der Konstruktionsformen. Im Folgenden werden die wichtigsten Typologien des Südtiroler Hofes präsentiert. Die berücksichtigten Merkmale sind die Form des Gebäudes, das Material und das Dach sowie die konstruktive Technik allerdings nur in ihrer allgemeinsten Bestimmung. Nicht berücksichtigt werden die Inneneinrichtung, die Disposition der Hofgebäude untereinander sowie die Ornamentik. Weder eine Genealogie noch der Zusammenhang mit wirtschaftlichen oder geomorphologischen Faktoren werden hierbei ins Auge gefasst. Für die vielen Seitentäler gilt dieselbe Typologie wie fürs nächstliegendegrößere Tal, sodass sie nicht eigens behandelt werden. Eine diesbezügliche Untersuchung würde gewiss weitere Differenzierungen mit sich bringen, kann aber im Rahmen dieser knappen Unterteilung nicht vorgenommen werden. Als wichtigste Quelle gilt die umfassende Bestandsaufnahme von Martin Rudolph Greiffenberg zusammen mit der ADO in den 40er Jahren des letzten Jahrhunderts. Daran anschließend wurden bauliche Neuerungen nach dem Zweiten Weltkrieg nicht berücksichtigt. Trotz der kleinräumigen Vielfalt können wir vorweg feststellen, dass die verbreitetsten Merkmale des alpenländischen Hofes der gemauerte Unterstock mit hölzernem, verschaltem Überbau mit Bundwerk und Söller sind. Das Dach ist in den meisten Fällen ein flaches Satteldach. Allgemein kann auch gesagt werden, dass in höheren Lagen vorwiegend ein schmuckloser Holzbau vorherrscht unter Anwendung der konstruktiven Technik des Blockbaus. Sarntal Der untere Teil des Wohnhauses ist gemauert, das Obergeschoss besteht aus Holz und ist auf der Giebelseite auskragend, wo sich ein Söller befindet. Das Gebäude ist durch ein Satteldach mit Schindeln gedeckt. Das Futterhaus weist an drei Seiten an beiden Traufseiten sowie an der Talgiebelseite einen Söller mit Trockengestänge auf. Es hat ein sehr steiles Krüppelwalmdach. Zumeist ist es mit Stroh, in neuerer Zeit auch mit Schindeln gedeckt. Dieses charakteristische Steilach ist einmalig im Alpenraum. Im hinteren Sarntal ab Aberstückl und Reinswald finden wir wie beim Wohnhaus wieder das flache Satteldach. Am Ritten finden wir häufig nicht nur beim Futter-, sondern auch beim Wohnhaus ein großes Walmdach. Im Übrigen gehören die Gebäude dieses Gebietes zur Sarner Typologie. 1 Strohgedecktes Steildach mit eingestecktem Walm. Rueb-Hof bei Sarnthein 7 Abb. 1

Abb. 2 Abb. 3 Abb. 4 Tschögglberg Hochplateau von Jenesien bis Hafling Das Wohnhaus ist im Untergeschoss gemauert, im Obergeschoss senkrecht verschalt und mit einem Bundwerk verziert, wobei der Holzteil nicht auskragend ist. Zuweilen ist das gesamte Gebäude gemauert. Das Dach ist das verbreitete flache Satteldach mit Schindeln. Der verschalte Giebel ist zuweilen nach unten bis zur Mauer durch einen Holzblockbau fortgesetzt. Das Futterhaus gehört einheitlich zur selben Typologie wie das Sarntal mit steilem Stroh-Walmdach. Etschtal vom Burggrafenamtbis Salurn Das Wohnhaus ist bis zum Giebel gemauert, dieser ist manchmal senkrecht verschalt und mit einem Bundwerk versehen, manchmal weist er lediglich ein offenes Bundwerk auf. Das Dach ist zweiseitig gewalmt, zumeist durch einen Krüppelwalm, gelegentlich findet sich ein Vollwalm. Es ist meist mit Hohlziegeln gedeckt, gelegentlich auch mit Holzschindeln. Das Futterhaus gehört ab dem mittleren Etschtal bei Lana in Richtung Süden zur selben Typologie wie im Sarntal: steiles, gewalmtes Strohdach, wobei auch hier der Walm gelegentlich eingesteckt ist. Nördlich von Lana finden wir sowohl beim Wohn- als auch beim Futterhaus indes das verbreitete flache Satteldach. Die Bozner Umgebung schließt sich der Etschtaler Typologie an, lediglich in Zwölfmagrein und St. Justina fehlt beim Futterhaus das charakteristische mit Stroh gedeckte Steildach. In Eppan, Girlan und Kaltern, dem so genannten Überetsch, finden wir das charakteristische Geschlossene Gehöft mit einer umfassenden Mauer und Durchgangstor.Das Wohnhaus ist fast zur Gänze gemauert. Der Giebel ist bei Wohn- und Futterhaus zumeist ein offener Bundwerkgiebel, gelegentlich auch ein Zinnengiebel, besonders in der Eppaner Gegend. Die Schmuckformen entspringen hier kaum der Bearbeitung des Holzes, sondern treten in Form des kunstvoll gearbeiteten Mauerwerkes hervor. Doppelbogenfenster, gewölbte Lauben, die mit ihren Arkaden kleine Loggien bilden sowie elegante Straßendurchstiche lassen den italienischen Einfluss erkennen. Auch die Labe des Hauses ist gemauert, entweder als Kreuz- oder Tonnengewölbe. 8 2 Ansitzartiger Weinhof, angelegt als geschlossenes Gehöft mit Torund Mauer im Überetscher Stil. Englmair-Hof in Girlan 3 Weitgehend gemauertes Vinschger Gasthaus.Charakteristischer, verzierter Spannriegel unter dem Dach. Adlerwirtshaus in Naturns 4 Hof in Gröden. Urhof Ruatscha in Wolkenstein

In dieser Gegend befinden sich auffallend viele Ansitze. Erker und Türme zieren das Mauerwerk, auch gemalter Fassadenschmuck ist häufig. Der Eingang zum Gebäude ist oft ein großer Rundbogen oder eine rechteckige, profilierte Türmit kunstvollem Gesims. Das Dach ist flach, gewalmt und springt an der Vorderseite schräg hervor.indieser Form wird es häufig als Etschtaler Walmdach bezeichnet. Manchmal hat es auch die Form eines Vollwalmes. Unterhalb von Eppan in Richtung Salurn sind die Häuser durch ein spartanischeres Äußeres gekennzeichnet. Das Dach von Feuer- und Futterhaus trägt zumeist keinen Walm mehr, sondern ist ein flaches Satteldach. Darunter befindet sich wie im übrigen Tal ein offener Bundwerkgiebel. Regglberg Das Wohnhaus ist bis zum Giebel gemauert, teilweise sogar zur Gänze. Der Giebel ist senkrecht verschalt und mit einem Bundwerk versehen, der bündig die Mauer fortsetzt. Ein flaches Satteldach mit Schindeln deckt das Gebäude. Das Futterhaus ist im Unterstock zumeist gemauert und darüber in Blockbauweise ausgeführt. Wie beim Wohnhaus findet sich auch hier ein flaches Satteldach mit Schindeln. Bei Deutschnofen und Karneid tritt vereinzelt auch das Steildach derselben Typologie wie im Sarntal auf. An der Giebelseite findet sich zuweilen ein eingebautes Trockengestänge. Insgesamt sind die Gebäude in ihrem Äußeren ziemlich schmucklos. fällt einegemauerte Freitreppe zum Eingang auf.im Übrigen ist das Vinschger Haus in Baukörper und Material gleich der Typologie des Burggrafenamtes und Eisacktales. Im oberen Vinschgau hin zur Schweiz Taufers findet sich neben dem Paarhof auch der Einhof. Wohn- und Futterhaus sind durch ein zumeist flaches, gelegentlich auch steiles Satteldach mit Schindeln oder Brettern gedeckt. Grödental Die schmucklose Bautypologie dieses Tales ist schwierig zu fassen, da sie kaum einheitlich ist. So finden wir abwechslungsweise sowohl den Paarhof wie auch den Einhof. Das Wohnhaus ist zuweilen ganz gemauert, manchmal hingegen nur im Untergeschoss. Im letzteren Fall ist das Obergeschoss senkrecht mit Brettern verschalt. Weder ein Bundwerk noch andere Ornamentik zieren das Holz. Der obere Stock schließt sich bündig dem unteren, schmucklos gemauerten an und ist nur in seltenen Fällen auskragend. Das Dach ist sowohl beim Feuer- als auch beim Futterhaus ein flaches Satteldach aus Schindeln, das in seltenen Fällen gewalmt ist. Vinschgau Das Vinschger Wohnhaus ist durchgehend gemauert und wird rätoromanisches Haus genannt. Zuweilen trägt es auch einen verschalten, auffallend reich verzierten Giebel. Typisch sind ein mehrseitiger Eckerker sowie der Spannriegel unter dem Dach. Weiters Abb. 5 5 Pustertaler Paarhof mit steilem Dach mit Schopf. Hof Obergatterer bei Tesselberg 9

Das Futterhaus ist im Untergeschoss gemauert, das Obergeschoss ist in rustikaler Blockbauweise angefertigt. Die Talgiebelseite und die Traufseiten sind von einem auskragenden Söller mit Trockengestänge, dem palancin, umringt. Auffallend ist, dass dieses eingebaute Gerüst an der Giebelseite stets bis zum Dachfirst reicht. Pustertal Im westlichen Pustertal sind die Höfe von behäbiger und gleichzeitig stattlicher Erscheinung. Das Wohnhaus ist im unteren Teil gemauert. Darüber findet sich ein breiter, senkrecht verschalter Söller unter dem Giebel, der gleichfalls verschalt und auskragend ist. Auch das Futterhaus ist im Unterstock gemauert, darüber verschalt, auskragend und mit Bundwerk versehen. An der Giebelseite findet sich gewöhnlich ein Trockenstangenwerk. Sowohl Wohn- als auch Futterhaus sind mit einem flachen Satteldach aus Schindel gedeckt. In der Gegend um Bruneck grenzen Wohn- und Futterhaus auf rechtwinkelige Weise aneinander. Speziell in dieser Gegend weisen Wohn- und Futterhaus ein steiles Walmdach auf. Oft ist das Dach mit Stroh gedeckt, z.b. in Taufers oberhalb von Pfalzen und Terenten.Es finden sich allerdings auch mehrere Ausnahmen mit steilen Satteldächern ohne Walm. Je weiter man Richtung Ostpustertal fährt, desto größer istder Söller des Wohnhauses, der sich zuweilen über drei Seiten des Gebäudes erstreckt. Das Dach ist weiterhin ein steiles Schindel- oder Fleckendach mit charakteristischer Abwalmung an der Giebelseite, dem so genannten Schopf. Von Welsberg bis Sillian tritt charakteristisch der Einbau mit Satteldach auf. Vereinzelt tritt dieser Bau allerdings auch im unteren Pustertal auf. Im östlichen Pustertal ist wie im Wipptal die Längsachse des Einhofes parallel zur Talachse, wobei sich der Wohnteil hangseitig, der Stall bergseitig befindet. Abb. 6 Gadertal Der Gadertaler Hof gehört zur selben Typologie wie der Pustertaler.Das Dach kann bei Wohn- und Futterhaus ein Sattel- oder Walmdach sein. Das Bundwerk an den Seiten fehlt hier allerdings. Auffallend ist die große Ähnlichkeit zwischen Wohn- und Futterhaus sowie der nach drei Seiten (Talseite und Traufseiten) auskragende, hölzerne Oberbau. Dieses Merkmal verleiht den Höfen die typische Pilzform. Wipptal Charakteristikum dieses Tales ist der Einbau. Die Längsachse ist dabei stets parallel zur Talachse. Der Söller tritt zumeist nur auf einer Seite des Wohnteils auf. Im Unterschied zum Einhof im östlichen Pustertal ist der Wipptaler Einhof vorwiegend gemauert und weist keinen umlaufenden Söller auf. Das Dach ist ein flaches Satteldach. 10 6 Breit angelegter Einhof im östlichen Pustertal. Prags

Abb. 7 Abb. 8 Eisacktal Im oberen Eisacktal von Sterzing bis Brixen finden wir den Wipptaler Einhof. Unterhalb von Mauls bis Brixen weisen die Gebäude dabei eine auffallend schmale Giebelseite auf. Noch in der Brixner Gegend ist das Wohn- und Futterhaus oftzusammengebaut. Es handelt sich allerdings nicht mehr um den Einhof, da eine innere Verbindung zwischen Wohnraum, Stall und Stadel fehlt. Auf Grund der Zweckbestimmung für den Weinbau findet man auch hier die Typologie des Geschlossenen Gehöfts mit umfassender Mauer und Tor, gleich wie im Etschtal. Das Dach des Wohnhauses ist allerdings nicht ein Walmdach, sondern das flache Satteldach mit Schindeln. Der Bau ist bis zum Giebel gemauert und weist zuweilen Bauelemente des Überetscher Stiles auf: große bogenartige Durchgänge und Doppelbogenfenster. Der Giebel ist manchmal gemauert, zumeist allerdings senkrecht mit Holz verschalt und mit Bundwerk versehen. Das Futterhaus gehört von Brixen abwärtseinheitlich zur selben Typologie wie im Sarntal: steiles, beidseitig gewalmtes Strohdach. Spezifisches Merkmal sind die gemauerten Pfeiler über dem Stall, die senkrechte Bretterverschalungen einfassen. 7 Parallel zum Talgelegener Einhof im Wipptal 8 Einfacher, klar gegliederter Hof mit dem weit verbreiteten Satteldach mit Legschindeln. Salmseiner- Hof in St. Konstantin am Schlern Vereinzelte Elemente des Überetscher Stils finden sich südlich von Brixen auf beiden Seiten des Talrückens und umfassen das Gebiet um Barbian und Villanders wie auch das um Völs und Kastelruth. Die Wohnhäuser in der Nähe dieses Dorfzentrums sind oft durchgehend gemauert und haben das Aussehen eines Ansitzes samt Erker und Fassadenmalerei. In der weiteren Umgebung von Kastelruth weist das Futterhaus zuweilen einen schräg nach vorne springenden Giebel auf, wobei das daran befestigte Trockenstangenwerk sich bis zum Dachfirst fortsetzt, gleich wie in Gröden. Zum Autor Mag. Andres C. Pizzinini, Studium der Kunst in Urbino (Italien), Dissertant an der Philosophischen Fakultät in Innsbruck Literatur Bauernhöfe in Südtirol, Hg. Helmut Stampfer, Bozen 1991 2008, Band I VII. Martin Rudoph-Greiffenberg, Die Neugestaltung von Haus und Hof in Südtirol, Hg. Südtiroler Bauernbund, Bozen 1960. Tirol, Land und Natur, Volk und Geschichte, Geistiges Leben, Hg. Hauptausschuss des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins, Band 1, München 1933, angezogene Stellen S.224 231. Kunibert Zimmeter, Unser Tirol, Innsbruck 1909. Atlas für Südtirol, Red. Aistlaitner Josef, Bozen 1997. Die Viles des Gadertales, Bozen 1984. 11