Günter Giselher Krenner Gedichte Herbert Friedl Fotos Leben zwischen den Hügeln

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Günter Giselher Krenner Gedichte Herbert Friedl Fotos Leben zwischen den Hügeln akaziaverlag 1

Leben Zwischen den hügeln Günter giselher krenner Gedichte Herbert friedl Fotos Akazia Verlag Gutau 2016 www.akaziaverlag.at ISBN 978-3-9503964-5-4 Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (Druck, Fotokopie, Mikrofilm oder in einem anderen Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Gedruckt auf PEFC-zertifiziertem Papier Gesamtherstellung: Druckerei Haider, Schönau im Mühlkreis Bindung: Papyrus, Wien akaziaverlag 2 3

UND WIEDER das Suchen nach den Wörtern, die schon lange nicht mehr zufliegen unverhofft wie die Tauben. Immer öfter versteckt sich ein einziges tagelang schweigend hinter dem Kopf. Manchmal bleibt das eine für immer im toten Winkel verloren. 4 5

GEDICHTE sind vielleicht wie die runden Steine auf dem Grund des Wassers. Im Vorbeigehen siehst du sie nicht. Nur wenn du stehen bleibst und wartest, bis das Wasser ruhig geworden ist und klar. SCHON FRÜH am grauen Morgen hängen dir die Gedanken, die du noch nicht gedacht hast, heute, über das Gesicht. Noch bevor du weißt, wohin du gehen wirst, hat der Tag, der unbemerkt begonnen hat, dich eingeholt. Früher hast du noch daran gedacht, ihm wegzulaufen. 6 7

NEBEN DEM GARTEN liegt das Kopftuch auf der Bank. Seit Tagen schon trägt der Zaun den grünen Flaum. AUF DER WIESE neben dem Haus haben die Gedanken Maulwurfshügel gehäuft. So wie alles in diesem Jahr zu früh ist, schreien auch die Kinder draußen am späten Abend um Wochen zu bald. Auf dem dumpfen Hirngrün leuchtet das Braun der frischen Erde. Beim Mähen wird jeder Haufen dem Vergessen zum Sensenfeind. In der Regenpause führt das Leben den Kopf zum Dengelstein. 8 9

SO SANFT die Hügel auch erscheinen mögen aus der Ferne, weiter oben streut ihnen die Stille graue Steine in die Wiese. Zwischen den Wäldern hängen schmale Felder. Viel schenkt der dünne Acker dem Bauern nicht. AM HORIZONT steht stumm der Abendrest. In den dunklen Ecken stockt das Schlangenblut und lässt getäuscht den Tag zurück. Der helle Streifen hält nicht stand. Es gibt nichts, was er hinüberretten könnte in die Nacht. 10 11

TAGELANG hat der Regen den Bach großgezogen und ihm langsam die Ufer genommen. Wer hier lebt, liebt den Bach und hat Angst vor dem Fluss. An der Hauswand spricht ein Schild die Jahrhundertsprache der Flut. Schon in der Nacht haben sich wieder hinter dem Fenster die Hände gefaltet. 12 13

DIESES HAUS hat das Rad der Zeit überlebt. Regen und Sonne pflanzten dem Stroh auf dem Dach eine dünne Wiese. Zwischen den Steinen verwittert langsam das wehrlose Tor. Im Dreiseithof zieht die Magd den Tag aus dem Brunnen und wäscht die Nacht aus ihrem Gesicht. HÜTE DEINE WELT, die dir geblieben ist, wie ein Hund, auch wenn die Herde klein geworden ist. Den Schäfer brauchst du nicht zu wecken. Für die Vergeblichkeit ist es zu spät. Die letzten Tage wirst du selbst bewachen müssen. Und deine Nächte werden lang und schlaflos sein. 14 15

DIESER SOMMER reiht die heißen Tage wie Kletten aneinander. Vergeblich hat im schmalen Schatten ein Wintertraum sein Glück versucht. Nur noch die Katzen schreckt der Donner. Der kurze Regen hängt dem Morgen die neue Schwüle in die Luft. DER REGEN hat dem Sommer in einer Nacht die Hitze von der Stirn gewischt. Noch schwärmen Mücken unentwegt zur Wassertonne. Doch die Zeit, in der es gelb von den Dächern in die Rinnen fließt, ist vorbei. 16 17

HIER HEROBEN lehrt uns die Gegend in jedem Jahr das Geduldigsein. Schon früh im Herbst gewöhnt sie uns an den Morgenfrost. Bald im Frühling sitzen unten in der Stadt den Fluss entlang die Leute wieder auf den Bänken. Wenn sie die Köpfe heben und an den Knöpfen ihrer Mäntel drehen, liegt bei uns in den Ackerfurchen noch der Schnee. 18 19

JETZT FÄLLT VERHALTEN durch den Nebel die Sonne schräg ins feuchte Gras. Die Erinnerungen müssen Abschied nehmen, sie haben in den Nächten keine Heimat mehr. Seit Wochen warten auf den Bäumen die Blätter auf den Sturm. Still ist es geworden um das Haus. DIE GLÄSERNE LUFT um den Tag der Nachtgleiche, wenn der Himmel den dumpfblauen First zu Mittag errichtet und die Bäume auf der Wiese lange Schatten werfen. Die stille Zeit des Hinübergehens ist gekommen. Am anderen Ufer wartet im Schatten des Gedankengestrüpps die neue Vergangenheit. Auf dem Feld dahinter beginnt das Leben, den Sommer aufzutrocknen. 20 21

DAS MOOS auf dem Dach zählt dem Haus unentwegt die Zeit. DER WIND treibt Wolkenschatten über den vergessenen Wiesenfleck. In der Ferne schneiden die Berge ihre Gipfel in das dunkle Blau. Wer täglich einund ausgeht, beachtet das Vergehen nicht, obwohl der Regen leiser ist als noch vor einem Jahr. Erst wenn ein Leben aus dem Haus getragen wird, kehrt der Gedanke an das Dach zurück. Den Fluss hinunter sind die Ufer gelb geworden. Jetzt weiß jeder hier bei uns, der Sommer ist zu Ende. 22 23

MIT DEM LAUB weht der Wind das Vertrautsein vor die Tür. Der Ahorn ist verstummt. Er hat sein Blut verloren. Mit den Wünschen an der Hand geht das Sonnenjahr leise um das Haus, wo es bald darauf der Nebel in die Arme nimmt. 24 25