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Transkript:

Aggressive Foto: Steffen Hauser

Neophyten NATUR Einwanderer An Goldrute, Essigbaum und Co. scheiden sich die Geister. Sowohl bezüglich ihrer ökologischen Bedeutung als auch im Vokabular. «Neuankömmlinge» sind sie für alle, die diese Pflanzen als Bereicherung der hiesigen Flora empfinden. Botaniker und Ökologen melden hingegen bei einigen Arten Bedenken an und sprechen politisch korrekt von invasiven Neophyten, wenn sie sich sehr stark zu Lasten anderer Pflanzenarten ausbreiten. Nicht selten ist jedoch mit beinahe rassistischem Unterton die Rede von aggressiven Eindringlingen wenn nicht gar von unerwünschten Fremden, die es zu bekämpfen und zu vertilgen gelte. Der weit überwiegende Anteil neu nachgewiesener Pflanzen aus fremden Erdteilen gliedert sich jedoch unspektakulär in unserer Pflanzenwelt ein, sodass eine pauschal negative Bewertung dieser Neophyten nicht zulässig ist. Invasive Neophyten stellen keine Ansprüche an ihren Lebensraum und kennen bei uns keine Feinde. Deshalb verdrängen die Einwanderer die einheimische Pflanzenwelt und überwuchern in überwältigendem Tempo ganze Landstriche. Text: Esther Krummenacher Blut-Weiderich: Bei uns eine einheimische Pflanze, in Amerika ein invasiver Neophyt. Foto: Stefan Bauer 12 000 neue Pflanzen eingeführt Als Neophyten (griechisch neo = neu, phytos = Pflanze) gelten alle Pflanzen, die beabsichtigt oder zufällig von einer Region der Erde in eine andere, weit entfernte gebracht werden. Dieser Pflanzentransfer begann im 15. Jahrhundert mit der Entdeckung Amerikas. Dank intensiven Kontakten zwischen Europa und der Neuen Welt nahm der Austausch im 17. und 18. Jahrhundert immer grössere Ausmasse an. Der rege Güteraustausch auch von land- und forstwirtschaftlichen Produkten bescherte uns seither hochwillkommene und bewusst eingeführte Arten wie Kartoffeln aus Südamerika, Mais aus Mittelamerika oder Douglasien aus Nordamerika. Nicht alles ist jedoch so willkommen: In weltumspannenden Frachtgütertransporten und im Feriengepäck reisten in den letzten Jahrzehnten auch viele Pflanzenarten als blinde Passagiere mit. Insgesamt erreichten Europa im Laufe der letzten 500 Jahre auf dem einen oder anderen Weg rund 12 000 neue Pflanzenarten. Die allermeisten von ihnen sind den hiesigen Klima- beziehungsweise Bodenverhältnissen nicht angepasst und verkümmern. Nur 400 Arten also etwa 3 Prozent konnten sich dauernd und mehrheitlich derart problemlos in die europäischen Lebensgemeinschaften integrieren, dass sie kaum mehr als fremd empfunden werden. Nicht wenige Neophyten stehen bei uns gar auf den Roten Listen der gefährdeten Arten oder sind geschützt. Schön, aber gnadenlos wuchernd Jedoch längst nicht alle der eingeführten Pflanzen sind so problemlos. Einige gebietsfremde (allochthone) Pflanzenarten dringen am neuen Standort in einheimische (indigene, autochthone) Pflanzengemeinschaften ein und stören oder zerstören sie. Für diese Pflanzen hat sich der Begriff invasive Neophyten (invasive alien species oder IAS plants) eingebürgert. Das IAS-Phänomen tritt weltweit auf und die Schäden sind drastisch. So kosten Neopyhten zum Beispiel die USA jährlich die astronomische Summe von 138 Milliarden Dollar. Pikanterweise ist eines der dort gefürchteten Unkräuter der in unseren Riedwiesen heimische Blut-Weiderich. Im ganzen Tropenbereich ist die Wasserhyazinthe (Eichhornia crassipes) eine der gefürchtetsten Pflanzen. Ursprünglich stammt sie aus Südamerika, gelangte um etwa 1850 ihrer schönen Blüten wegen in den Botanischen Garten Java, von dort aus in die Gewässer- Natürlich 5-2005 7

Japanischer Knöterich: Überwuchert ganze Landstriche und ist kaum zu töten. Umgang mit Neophyten Auf jeden Fall ist Vorbeugen besser als einmal etablierte Bestände bekämpfen zu müssen. Im Garten gilt deshalb: Verzichten Sie auf problematische Neophyten der Schwarzen (siehe Seiten 14 und 15) und der Watch-Liste zu Gunsten einheimischer, standortgerechter Arten. Beseitigen Sie kleine Bestände rechtzeitig. Massnahmen wie Jäten, Schneiden, Ausgraben müssen meist wiederholt und eventuell über mehrere Jahre angewendet und die Wirkung bis zum Erlöschen der Bestände kontrolliert werden. Deponieren oder kompostieren Sie Pflanzenmaterial keinesfalls wild, sondern sammeln Sie alles sorgfältig und vernichten es (Kehrichtabfuhr). Im Freiland kann man unter Beizug von Fachpersonen wie Naturschutzvereine, lokale Naturschutzkommissionen, kantonale Fachstellen: Neopyhtenherde bekämpfen solange sie noch klein sind. Etablierte grössere Bestände reduzieren und weitere Ausdehnung verhindern. systeme der Tropen Asiens, 1880 nach Afrika und 4 Jahre später in die USA. Heute verstopfen ihre schwimmenden Pflanzenteppiche in den Tropen riesige Sumpf- und Wassergebiete, sie blockieren Schifffahrtswege und Kraftwerksturbinen, überwuchern Reisfelder, behindern die Fischerei sowie die Malariabekämpfung. Nicht umsonst erlassen besonders Inseln und isolierte Landmassen rigorose Einfuhr- und Quarantänebestimmungen für Pflanzen und Tiere (neu auftretende Tiere = Neozooen). Angriff mit Brille und Schutzkleidung Im grenzenlosen Europa gibt es derartige, mindestens teilweise funktionierende Verbreitungssperren nicht mehr. Vorsichtsmassnahmen wären dennoch angebracht, da auch in Europa verschiedene Regionen Foto: Agentur Blickwinkel/J. Flohe massive Neophytenprobleme haben. In Osteuropa und Skandinavien zum Beispiel überwucherte der aus dem Kaukasus stammende Riesenbärenklau (Heracleum mantegazzianum) ganze Talschaften. Sie mussten gar zu Sperrzonen erklärt werden. Tourismus oder landwirtschaftliche Nutzung ist nicht mehr möglich, da bei blossem Hautkontakt mit der Pflanze ihr Gift in Verbindung mit dem Sonnenlicht schwere Verbrennungen und langwierige allergische Hautreaktionen auslöst. «Tragen Sie lange Schutzkleider und eine Brille, damit weder Haut noch Augen in Kontakt mit dem Saft kommen, der sehr schmerzhafte und nachhaltige Verätzungen hervorrufen kann.» Diese Anweisung betrifft nicht einen Notfalleinsatz in einer Chemiefabrik, sondern Vorsichtsmassnahmen bei der Bekämpfung von Riesenbärenklau. Es ist von Vorteil, sich diese Weisungen gut einzuprägen, denn seit rund 50 Jahren kommt der Riesenbärenklau auch in der Schweiz vor. Ausgewildert aus Gärten, vereinigt er Eigenschaften, welche den schlechten Ruf der Neopyhten zementieren: er ist invasiv und verursacht gesundheitliche Schäden. Aufgepasst: Aggressive Allergieauslöser Von obigen Schreckensszenarien ist die Schweiz noch weitgehend verschont geblieben. Solange sich die Auswirkungen der Neophyten eher schleichend im Bereich der natürlichen Lebensräume bemerkbar machten, waren sie nur für Ökologen und Botaniker ein Thema. Mit ihren Bedenken gegen rund 20 problematische Pflanzenarten wurden sie mehrheitlich belächelt und in den Dunstkreis grüner Hysteriker, wenn nicht gar Umweltrassisten gestellt. Seit 3 Jahren horcht jedoch auch die breitere Öffentlichkeit beim Stichwort Neophyten auf. Ermöglicht hat das der Einmarsch des eigentlich in Nordamerika heimischen Traubenkrauts (Ambrosia artemisiifolia). Diese Art hat direkte gesundheitliche Auswirkungen auf grössere Bevölkerungskreise. Aus der kanadischen Provinz Quebec ist bekannt, dass Ambrosiapollen bei rund 10 Prozent der Bevölkerung heftige Allergien (Asthma, Atemnot) auslösen. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde Ambrosia nach Europa eingeschleppt und die Samen mit land- Sommerflieder: Hat sich gut eingelebt und bietet Schmetterlingen einen reich gedeckten Tisch, Raupen sucht man darauf aber vergeblich. Foto: Hans Reinhard/Okapia 8 Natürlich 5-2005

Neophyten NATUR Götterbaum: Ist ein charakteristischer Stadtbaum, der eigentlich in China und Korea heimisch ist. wirtschaftlichen Fahrzeugen, durch verunreinigtes Saatgut und in Vogelfutter weiterverbreitet. Seit etwa 20 Jahren häufen sich Allergiemeldungen in Frankreich, Österreich und Norditalien. 2001 wurden in mehreren Sonnenblumenfeldern der Region Genf tausende von Ambrosiapflanzen festgestellt. Wie viele Personen ausgehend von diesen Herden in den Kontakt mit Ambrosiapollen kommen, kann nur geschätzt werden. Eine Pflanze produziert mehrere Millionen Pollen, der Westwind verfrachtet sie problemlos über 200 Kilometer und 5 Pollenkörner pro Kubikmeter Luft genügen für eine allergische Reaktion. Unklar ist, wie empfindliche Personen diesem Phänomen begegnen können, wenn die Pflanzenbestände weiter zunehmen. Foto: Agentur Blickwinkel/H. Schmiodbauer Nur etwa 20 Problemarten Noch handelt es sich bei uns um eine überschaubare Anzahl Arten, die Probleme bereiten. Unter den heute etwa 400 wild wachsenden Neophyten sind es nur rund 20. Analog den Roten Listen, in welchen die seltenen und geschützten Pflanzen aufgeführt sind, werden sie in den so genannten Schwarzen Listen erfasst (siehe auch Kasten auf Seiten 14/15). Für den Umgang mit Schwarze-Liste-Arten fordern Spezialisten, die Bestände dieser Arten sollen reduziert und ihre Ausbreitung verhindert werden, da sie sich massenhaft vermehren, grossflächig in bestehende Lebensräume eindringen oder standorttypische, zum Teil seltene Pflanzenbestände in Bachauen oder Magerwiesen (siehe auch Natürlich 4-2005 «Trockenwiesen») innert weniger Jahre verdrängen. Dadurch können sie auch für Insekten zu einem Problem werden, weil mit jeder Pflanzenart, die verschwindet, auch unzählige Tierarten wie Schmetterlinge oder Bienen ihre Futterpflanzen oder Pollenund Nektarlieferanten verlieren. Achtung vor Verallgemeinerung Als Gegenbeispiel könnte man nun den Sommerflieder (Buddleja davidii) als Schmetterlingsbaum par excellence anführen. Beweist er nicht gerade den ökologischen Wert der Neophyten? Nein, denn da diese Pflanzenarten aus Sicht der Evolution erst sehr kurze Zeit bei uns wachsen, sind sie nicht oder noch sehr wenig in das hiesige Lebensraumgefüge eingepasst. Sie stehen weitgehend ausserhalb der über Jahrhunderte eingespielten Nahrungsketten. Ihre Blüten werden nur selten oder höchstens von Allerweltsarten besucht, die Samen und Blätter werden nicht gefressen. So auch bei der Buddleja. Die Blüten locken zwar die erwachsenen Falter an, Schmetterlingsraupen oder -eier wird man darauf aber vergeblich suchen. Aufgrund der unerwünschten Eigenschaften von Riesenbärenklau oder Ambrosia alle Arten, die nicht seit eh und je zwischen Boden- und Genfersee heimisch waren, à priori als unerwünschte Fremdlinge in einen Topf zu werfen, ist jedoch unzulässig. Viele zugewanderte Arten haben eine Standortnische gefunden, sind in den ökologischen Kreislauf integriert und geniessen gar den Titel altbewährter Heilkräuter. So stammen Kamille und Malve, die in fast jeder Hausapotheke zu finden sind, ursprünglich aus dem Mittelmeerraum. Eine Bewertung der Neophyten muss daher sehr differenziert erfolgen und nur bei einigen wenigen Arten (Schwarze Liste) sind gezielte Massnahmen zu ihrer Eindämmung angezeigt. Sie sind ökologisch gegenüber einheimischen Stauden, Sträuchern und Bäumen immer die schlechtere Variante, obwohl sie uns Menschen in die Augen stechen durch ihre spektakulären Blüten, die riesigen Blätter oder das schnelle Wachstum. 14 weitere Neophyten stehen auf der Beobachtungsliste, weil sie das Potenzial haben Schäden zu verursachen oder Schäden aus benachbarten Ländern bereits bekannt sind. Als Schäden gelten dabei wiederum nicht nur die oben erwähnte Minderung der Artenvielfalt zum Beispiel in Schutzgebieten, sondern auch ökonomisch besser quantifizierbare Einbussen in der Land- und Forstwirtschaft oder gesundheitliche Folgen (Beispiele: Topinambur, Kirschlorbeer). Kennt weder Feind noch Freund Noch ist nicht geklärt, welche Faktoren den Ausschlag geben, ob eine neue Art sich unspektakulär ins bestehende Pflanzengefüge eingliedert oder ob sie verdrängende Massenvorkommen bildet und weshalb sich eine fremde Art jahrzehntelang ruhig verhält, bevor sie sich plötzlich explosionsartig ausbreitet. Da Neuankömmlinge in der über Jahrtausende gewachsenen Vegetation weder Freunde noch Feinde kennen, können sie sich ungehindert und aggressiv ohne Rücksichtnahme ausbreiten. Es gibt weder für sie angepasste Krankheitserreger wie zum Beispiel Pilze noch Konkurrenten um Licht und Platz, die in der ursprünglichen Heimat die betreffenden Pflanzenarten in Schach halten. Natürlich 5-2005 9

Kanadische und Spätblühende Goldrute: Ursprünglich im 17. Jahrhundert als Zierpflanze in Europa eingeführt, fühlt sie sich hier sehr wohl und dominiert einen Standort sehr schnell. Fotos: Esther Krummenacher Während der ersten Vegetationsperiode bilden Goldruten einen oberirdisch kaum sichtbaren Keimling und unterirdisch bereits bis 100 Wurzelausläufer. Ein Jahr später können es bei ungestörtem Wachstum über 700 sein, die den Boden als dichtes Netz durchziehen ausgehend von einer einzigen Pflanze. An den Standort stellen Neophyten meist keine speziellen Bedingungen, sondern nutzen offene, vegetationslose Stellen in sämtlichen Lebensraumtypen. Baustellen, Schuttplätze, Industriebrachen, Bahnareale oder Hafenanlagen sind ihre bevorzugten Standorte. Von hier aus haben viele Arten ihren Siegeszug gestartet, indem sie Bahndämme, Strassenund Uferböschungen als Verbindungselemente für eine schnelle Weiterverbreitung der Samen im Fahrtwind von Zug und Auto nutzten. Japanische Knötericharten und Drüsiges Springkraut nutzen eher Bäche und Flüsse, um ihre Samen, Spross- und Wurzelteile in ganzen Gewässersystemen zu verbreiten. Haben sie einmal Fuss gefasst, destabilisieren sie die einheimische böschungssichernde Ufervegetation und können in der entstandenen Lücke Fuss fassen. Das geht soweit, dass vielerorts Flüsse und Bäche kilometerweit ausschliesslich von Neophyten statt der erhofften Auenvegetation gesäumt sind. 10 Natürlich 5-2005 Von der Kanadischen Goldrute (Solidago canadensis) ernähren sich in Nordamerika, ihrer ursprünglichen Heimat, etwa 290 Frassinsektenarten in Europa hingegen ist es keine einzige. In den Ursprungsländern Ostasiens verhindern starke Konkurrenzpflanzen, dass sich Reinbestände von Japanischem Knöterich (Reynoutria japonica) bilden. Bei uns hingegen kann keine Stauden- oder Baumart mit seinem täglichen Höhenwachstum von bis 30 Zentimetern mithalten und die Art überwächst spielend Aufforstungen ebenso wie Riedwiesen. Anders die Auswirkungen der Falschen Akazie oder Robinie (Robinia pseudoacacia), die aus Nordamerika stammt. Imker pflanzen sie gerne als Bienenweide, den Gartenbauern ist sie ein beliebter Zierbaum und Bodenaufbereiter, da anspruchslos, schnell wachsend und selbstdüngend. Weil ihr Holz fast unverwüstlich ist, sind die Erfahrungen damit zum Beispiel für Weidepfähle oder witterungsexponierte Bauteile positiv. Der Grund für seine Dauerhaftigkeit: in unseren Breiten fehlen die angepassten Holzpilze, die Robinienholz angreifen könnten. Eigentlich durchaus positiv, nur: Robinien produzieren extrem starke Wurzelbrut und reichern zudem Stickstoff im Boden an, das heisst sie düngen ihn. Natürliche Waldgesellschaften oder Magerwiesen sind gegen sie somit konkurrenzlos. Unzählige Wurzelsprösslinge Die bei uns häufigsten Problemarten Goldruten, Drüsiges Springkraut (Impatiens glandulifera) und Japanische Knötericharten verbreiten sich auch erfolgreich mit Sprösslingen oder Wurzelbrut. Ihre Spross- und Wurzelteile haben ein Potenzial zur Bewurzelung, von dem nur träumen kann, wer schon mühsam versucht hat Geranien-Stecklinge zu ziehen. Dadurch ist das Verschleppungsrisiko gross. Goldrute: Vom Park in die Natur Viele der heute ökologisch problematischen Arten wie Goldruten (Solidago canadensis und Solidago serotina), Essigbaum (Rhus typhina), Tobinambur (Helianthus tuberosus), Japanische Knöteriche oder Riesenbärenklau wurden ursprünglich als Garten- und Zierpflanzen eingeführt. Da sie mit dem hiesigen Klima keine Probleme haben, schafften sie problemlos den Sprung über den Gartenzaun und wilderten aus in Offenland und Wälder. Vor allem in Naturschutzgebieten ist diese Entwicklung, hauptsächlich bezüglich der optisch sehr ansprechenden Goldruten in extensiv genutzten Riedgebieten schon lange erkannt. Nur die zwei Goldrutenarten Echte Goldrute (Solidago virga-aurea) und Alpen-Goldrute (Solidago alpestris) sind bei uns heimisch. Die über 100 anderen Goldrutenarten stammen mehr-

Kirschloorbeer: Steht in vielen Gärten und Parkanlagen und unter Beobachtung der Botaniker. Neophyten NATUR heitlich aus Nordamerika. Dort besiedeln die ursprünglichen Präriepflanzen heute Brach- und Ruderalflächen, Strassenränder, Bahndämme und Ähnliches. Erstmals gelangten diese Goldrutenarten Anfang des 17. Jahrhunderts in botanische Gärten nach Europa. Die leuchtend gelben Blütenstände gefielen anscheinend sehr, denn bald waren Späte und Kanadische Goldrute auch in Parkanlagen und Privatgärten zu bewundern. Von diesen Standorten aus starteten die Neuankömmlinge ihren Eroberungszug in die umgebenden Naturflächen. Neophyten überwachsen Sturmlücken In vielen Auenwäldern, Bachböschungen und Riedgebieten überwuchert das Drüsige Springkraut zusammen mit Japanischem Knöterich und der Goldrute bestehende Pflanzenbestände. Unter dem gelben Goldrutenmeer mit den pinkfarbenen und weissen Tupfern des Springkrauts ist der Schatten dann bald so dicht, dass keine andere Pflanze mehr keimen Drüsiges Springkraut: Bildet wahre Monokulturen. kann. Sie verbreiteten sich vielfach über Gewässer. Das deshalb, weil früher Hausabfälle aber auch gezupftes Unkraut an Bachböschungen deponiert wurde. Heute sind wir im Umgang mit Gewässern stärker sensibilisiert, Grüngut wird meist kompostiert oder geordnet deponiert. Vermehrt finden sich jedoch Grüngutdeponien im Wald. Diese bergen die Gefahr neuer Neophyten-Herde, die sich längs der Waldwege und in Windwurfflächen rasch ausbreiten. Betroffen Foto: Agentur Blickwinkel/H. Schmidbauer sind im Wald auch Schlag- und Verjüngungsflächen, die sich innert 2 bis 3 Jahren in eigentliche Knöterichdickichte verwandeln können. Gehölze, die in einer Naturverjüngung spontan aufkommen sollten, ertrinken darin genauso wie aufwändige Anpflanzungen, denn die schnellwüchsigen, gross- und dichtblättrigen Exoten sind eine übermächtige Konkurrenz um Licht und Platz. In den letzten Jahren wächst in Hecken und Wäldern auch vermehrt der Kirschlorbeer (Prunus laurocerasus). Heute ist die Art noch auf der Watch- Liste zu finden. Wie sich diese ersten Vorkommen weiterentwickeln, ist noch nicht absehbar. Welche weiteren Überraschungen das ständig wachsende Angebot an Zierpflanzen birgt, ist generell nicht abzuschätzen. Fremdenhass im Schutzgebiet? Eine der heiklen Fragen rund um neu eingewanderte Problempflanzen lautet stets: «Welchen Schaden richten sie an?» In Naturschutzgebieten wird der Schaden daran gemessen, wie selten die von Neophyten verdrängten Pflanzengesellschaften und Arten sind. Zu berücksichtigen ist dabei wiederum, dass mit jeder Pflanzenart, die verschwindet, auch eine grosse Zahl von Tieren wie Insekten ihre Lebensgrundlage verlieren. Im Gegensatz dazu profitieren von den Goldruten Honigbienen, Schwebefliegen und andere Zweiflügler. Die Zahl der verdrängten, seltenen Pflanzen- und Tierarten beträgt jedoch ein Vielfaches. In Franken und Rappen lässt sich dieser ökologische Schaden schlecht beziffern. Besser sind die Einbussen in der Landwirtschaft oder im Tourismus abschätzbar. Grundsätzlich gilt es immer Aufwand, Effizienz und ökologische Folgen möglicher Gegenstrategien abzuwägen und gegen jede Problemart möglichst gezielte Massnahmen anzuwenden. Foto: Thomas Vogel Eindämmen, aber wie? Grundsätzlich dürfen die ergriffenen Massnahmen selbst nicht unnötigen Schaden anrichten. Bereits vorhandene Bestände einzudämmen ist angesichts der Konkurrenzstärke vieler Neophyten schneller gesagt als getan, erfolgt aber Natürlich 5-2005 11

Falsche Akazie: Verändert rasch und nachhaltig die Vegetation zu ihren Gunsten. Neophyten NATUR am besten so früh wie möglich, wenn die Bestände noch klein sind. Dann kann auch eine aufwändigere Massnahme mit vertretbarem Aufwand noch durchgeführt werden. Bei 10 Riesenbärenklaustöcken zum Beispiel lassen sich, mit der nötigen Vorsicht, noch die Jungpflanzen ausstechen oder die Vegetationspunkte mit dem Spaten durchtrennen. In bereits grossräumig überwucherten Flächen ist hingegen guter Rat teuer. Beim Drüsigen Springkraut, einer einjährigen Art, gilt es hauptsächlich die Samenproduktion zu verhindern: die Pflanze muss vorher gemäht oder besser ausgerissen werden. Optimaler Schnittzeitpunkt ist bei Blütebeginn noch vor der Fruchtbildung. Bei früherem Schnitt können neue Pflanzen nachkeimen oder junge Exemplare bleiben stehen und wachsen aus. (Massnahmen gegen einige häufige Arten siehe Tabelle Seiten 14/15.) An Japanknöterichen scheitern bisher alle Vernichtungsversuche, die mit vernünftigem Aufwand und ohne Gifteinsatz auskommen. Schnitt und Ausgraben tragen nur zur Weiterverbreitung bei, da der kleinste Wurzelteil wieder austreiben kann. Selbst Herbizide wirken nur bei hartnäckiger, zum Teil jahrelanger Wiederholung. Das zeigen deutlich wissenschaftliche Versuche mit Totalherbiziden: Bei mehrfach besprühten Stöcken teilten sich Rhizome, die nicht stark genug geschädigt wurden, und bildeten umso mehr oberirdische Sprossen. Eigentlich bewundernswert zäh, diese fremden Zuwanderer. Beharrlichkeit bringt Erfolg Bei der Goldrutenbekämpfung in Schutzgebieten besteht langjährige Erfahrung. Zweimaliger Schnitt über mehrere Jahre (Ende Mai und Mitte August) schwächt die Goldrute. Problematisch an diesem Schnittregime ist, dass sämtliche anderen noch vorhandenen Pflanzen ebenfalls mitgeschnitten werden. Bewährt, aber sehr aufwändig ist das sorgfältige Rupfen bei regenfeuchtem Boden knapp vor der Blüte. Dann lassen sich die Stängel samt Rhizomteilen von über einem halben Meter ausreissen. In einem Riedgebiet galt es vor 5 Jahren erstmals ein ganzes Goldrutenmeer in lange vernachlässigten Flächen vom Rand her zu jäten. Viele Helfer haben dort anfangs wohl am Erfolg gezweifelt. Beim Buch zum Thema Das im Jahr 2003 erschienene Buch «Biologische Invasionen: Neophyten und Neozoen in Mitteleuropa» stellt erstmals und umfassend das Phänomen der biologischen Invasionen für Mitteleuropa, mit Schwerpunkt Deutschland, dar. Zahlreiche Beispiele zeigen sowohl die Ursachen und Folgen der Ausbreitung fremder Arten auf wie auch die damit verbundenen Risiken und Chancen. Das Buch richtet sich vor allem an Leser mit ausgeprägtem Interesse an den Themen Biologie, Ökologie, Naturschutz und Landschaftsplanung sowie Gartenbau, Agrarund Forstwissenschaft. Nach einer Einführung in die biologischen Invasionen weltweit und dem Einfluss des Menschen auf dieses Phänomen bietet das Buch eine umfassende Übersicht über Neophyten in Foto: Esther Krummenacher Folgeeinsatz ein Jahr später war jedoch bereits eine gewisse Goldrutenabnahme sichtbar, und das Jäten fiel schon leichter. Im dritten Jahr dann das erste Erfolgserlebnis: Wo früher im Goldrutenschatten ein einziges kümmerliches Exemplar der Gefleckten Orchis stand, blühten fast 80 Exemplare von vier verschiedenen Orchideenarten. Diese Erfahrung dokumentiert, dass wenn überhaupt bei invasiven Neophyten nur wiederholte Einsätze und sorgfältige Nachkontrollen Erfolge zeigen. Angesichts knapper Geldmittel und ständig wachsender Neophytenflächen wagt nämlich momentan niemand Prognosen zu längerfristigen Bestandesentwicklungen und deren ökologischen Auswirkungen. Mindestens ist das Phänomen erkannt, Strategien zur Eindämmung werden entwickelt und teilweise bereits umgesetzt. Vorbeugen ist und bleibt jedoch der beste Weg. Mit dem konsequenten Verzicht auf problematische Arten im eigenen Garten leistet jeder einen Beitrag. Schwarze Liste siehe Seiten 14/15 Literatur / Internet / Auskunftsstellen Auskünfte zu Problemarten erteilen die meisten kantonalen Naturschutzfachstellen. Einen guten Überblick über Arten und mögliche Massnahmen bieten z. B. die Merkblätter der Fachstelle Naturschutz Kanton Zürich, die in Zusammenarbeit mit dem Zürcher Vogelschutz erarbeitet wurden: Fachstelle Naturschutz, Neumühlequai 10, 8090 Zürich, naturschutz@vd.zh.ch Baur et al.: «Biodiversität in der Schweiz», Haupt Verlag, 2004. ISBN 3-258-06800-3 www.naturschutz.zh.ch www.zvs.ch/dossier/dossier_fs.htm?/dossier/ problempflanzen www.cps-skew.ch/deutsch/neoph_zusamm.pdf www.cps-skew.ch/deutsch/infoblaetter_ invasive.htm www.cps-skew.ch/deutsch/schwarze_liste.htm (schwarze Liste) www.crsf.ch/deu/download/download.htm mitteleuropäischen Lebensräumen. Es liefert den aktuellen Kenntnisstand zur Herkunft und Einführung der jeweiligen Arten, zu ihrem aktuellen Vorkommen, ihren Erfolgsmerkmalen, den von ihnen verursachten Problemen und zu den Möglichkeiten einer Gegensteuerung. Ingo Kowarik: «Biologische Invasionen: Neophyten und Neozoen Mitteleuropas», Fr. 112.. Verlag Eugen Ulmer, 2003 ISBN 3-8001-3924-3 Natürlich 5-2005 13

NATUR Neophyten Finger weg von diesen Pflanzen Schwarze Liste gemäss SKEW Schweizerische Kommission für die Erhaltung von Wildpflanzen, Domaine de Changins, CP 254, 1260 Nyon 1 Wissenschaftliche Deutsche Namen Namen Gegenmassnahmen Gefahren* Ailanthus altissima Götterbaum Sämlinge jäten, V Ailanthus glandulosa wiederholt schneiden Ailanthus cacodendron Ailanthus perequina Ambrosia artemisiifolia Aufrechte Ambrosie vor Blüte jäten G, U Ambrosia elatior Aufrechtes Traubenkraut (Allergiegefahr, Wermutblättrige Ambrosie Handschuhe, evtl Maske) Artemisia verlotiorum Verlot'scher Beifuss V, U Artemisia setengensis Ostasiatischer Beifuss Buddleja davidii Sommerflieder Blütenstände vor Samenbildung V Buddleja variabilis Schmetterlingsstrauch schneiden, Jungpflanzen jäten Elodea nuttalli Nuttalls Wasserpest Aquarien nie in V Schmalblättrige Wasserpest offene Gewässer entleeren Heracléum Riesenbärenklau Schutzbekleidung, Brille! G, V mantegazziánum Mantegazzis Bärenklau Sprosspunkt mit Spaten möglichst tief abstechen, Jungpflanzen ausstechen Impatiens glandulifera Drüsiges Springkraut vor der Blüte jäten, V Impatiens roylei wenn gemäht wird, auf Nachblüten kontrollieren Lonicera japonica Japanisches Geissblatt Sämlinge jäten V Ludwigia grandiflora Grossblütiges Heusenkraut Sämlinge jäten V Lysichiton americanus Amerikanischer Stinktierkohl ausreissen V Scheinkalla Riesenaronstab 14 Natürlich 5-2005

Neophyten NATUR Erklärungen zu den Tabellen: * Gefahren: D = Destabilisiert Böden, fördert Erosion G = Gesundheitsschädigend U = Unkraut kultivierter Flächen V = Verdrängt einheimische Arten Wissenschaftliche Deutsche Namen Namen Gegenmassnahmen Gefahren* Polygonum polystachyum Himalaya-Knöterich keine Verschleppung V Vieljähriger Knöterich durch Pflanzenteile Prunus serotina Herbstkirsche Sämlinge jäten V Padus serotina Reynoutria japonica Japanischer Fachperson zuziehen, V, D Fallopia japonica Staudenknöterich keinesfalls ausgraben Polygonum cuspidatum (Verschleppungsgefahr!), evtl. mähen Reynoutria sachalinensis Sachalin-Knöterich V, D + R. X bohemica + Bastardknöterich Rhus typhina Essigbaum wiederholt schneiden, G, V Rhus hinta Wurzeln ausgraben Robinia pseudoacacia Falsche Akazie fällen regt Wurzelbrut an. Daher vorgängig V Scheinakazie im 1. und evtl. 2. Jahr saftführenden Stamm- Robinie bereich zu 90 Prozent durchtrennen, vor der Blüte ringeln, geschwächten Baum im 3. Jahr zu 100 Prozent ringeln, dann fällen Rubus armeniacus Armenische Brombeere aushacken V Rubus procerus Gartenbrombeere Himalaya-Brombeere Senecio inaequidens Schmalblättriges Greiskraut ausreissen V, U Senecio reclinatus Südafrikanisches Greiskraut Senecio harveianus Solidago canadensis s.l. Kanadische Goldrute grössere Flächen 2x mähen vor der Blüte bzw. im September kleine Herde vom Rand her jäten vor der Blüte. G, U Solidago gigantea Spätblühende Goldrute V Solidago serotina Natürlich 5-2005 15