Experimente mit Antimaterie

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Transkript:

Experimente mit Antimaterie Elementarteilchen heute Antimaterie in der Natur Antimaterie (Positronen) in der Medizin (PET) Beschleunigung von Elementarteilchen Reaktionen zwischen Elementarteilchen und ihr Nachweis Antiprotonen Erzeugung von Antiprotonen Experimente mit Positronen und Antiprotonen Effiziente Erzeugung von kurzlebigen Elementarteilchen (W ±, Z 0, J/ψ, t-quark, Glueballs,...) Antiwasserstoff Antiprotonen in Deutschland (GSI/Darmstadt)

174300 *) Da die Quarks nicht als freie Teilchen vorkommen, sind ihre Massen nur im Zusammenhang mit Modellvorstellungen angebbar. Zusätzlich Boten-Teilchen: Photonen (γ), Intermediäre Bosonen (W ±, Z 0 ), Gluonen (g), Gravitonen

Dirac-Gleichung Dirac-Gleichung = Relativistisches Analogon zur Schrödinger-Gleichung α = β = 0 σ σ 0, z.b. α 1 = 1 0 0 0 0 1 0 0 0 0-1 0 0 0 0-1 0 0 0 1 0 0 1 0 0 1 0 0 1 0 0 0 Lösungen der Dirac-Gleichung:

Positronen-Emissions-Tomographie (PET) Herstellung von kurzlebigen β + -Strahlen, z.b. 15 O Beschleuniger : 14 N (d, n) 15 O t 1/2 ( 15 O) = 2.03 min Im Körper : β + (e + ) + e (Körper) γ (0.5 MeV) + γ (0.5 MeV) Wenig radioaktive Belastung des Körpers Gemessen von Detektoren Rekonstruktion des Zerfallortes des 15 O Diagnose bei Krebs-, Herz- und Hirnerkrankungen

Nuklid-Karte

Positronen-Emissions-Tomographie (PET) und Hirnaktivität Neuronale Aktivitäten bei der Warhnehmung, kann die PET mit Hilfe radioaktiver Substanzen messen, die entweder die Zunahme von Stoffwechselaktivitäten im Blut zeigen oder die den verstärkten Blutfluss in den gerade aktiven Gehirnregionen anzeigen.

Die Positronen-Emissions-Tomographie (PET) ist ein nuklearmedizinisches Schnittbildverfahren, mit dem Stoffwechselvorgänge im Körper untersucht werden können. Nach Injektion einer geringen Menge radioaktiv markierter Substanz wird die aus dem Körper austretende Strahlung mit Detektoren gemessen. Substanzen, die in den Stoffwechsel eingeschleust werden, können u. a. Zucker, Eiweißbausteine oder auch Wasser sein. Solche markierten Substanzen werden im Körper weitgehend normal umgesetzt, deshalb ist mit der PET eine Darstellung der natürlichen Zellfunktion möglich. PET kann in der onkologischen, neurologischen und kardiologischen Diagnostik eingesetzt werden. Die Schnittbilder des Hirns eines Schlaganfall-Patienten zeigen die Durchblutung vor (Bild links) und nach (Bild rechts) einer Therapie.

Beschleunigung von Elementarteilchen Linearbeschleuniger SLAC: 2 miles accelerator : e +, e bis 40 GeV Synchrotronbeschleuniger Fermilab/Chicago CERN/Genf : p, p bis 1000 GeV : p bis 7000 GeV Experimente mit festem Target Hohe Reaktionsraten Kleine Schwerpunktsenergien Experimente im Kollisions-Mode Kleine Reaktionsraten Große Schwerpunktsenergien

Reaktionen zwischen Elementarteilchen und ihr Nachweis Umwandlung von Energie in Masse (E = mc 2 ) Beispiele (Kollisions-Experimente): e + Kin. En.: 1.55 GeV Masse: 0.0005 GeV Kin. En.: 1.55 GeV Masse: 0.0005 GeV + e J/ψ Kin. En.: 0 GeV Masse: 3.1 GeV µ + µ p Kin. En.: 500 GeV Masse: 1 GeV Kin. En.: + p 500 GeV Masse: t-quark 1 GeV Kin. En.: 100 GeV Masse: 173 GeV Kin. En.: 100 GeV Masse: 173 GeV + t-quark + X Beispiel (Fixed Target Experiment): p Kin. En.: 15 GeV Masse: 1 GeV Kin. En.: + p 0 GeV Masse: 4π + + 4π, γγ,... (Annihilation) 1 GeV

Reaktionen zwischen Elementarteilchen und ihr Nachweis Detektoren Emulsions-Schichten im Magnetfeld Blasenkammern Elektronische Detektoren (Geiger-Müller Nachfahren,...)

Erzeugung von Antiprotonen Antiproton beam at the Berkeley Bevatron. The antiprotons were produced in a Cu-target (T). The momentum of the produced negative charged particles π, p) was 1.19 GeV/c determined by two dipole magnets (M1, M2). The velocities of the particles were measured via TOF- (S1, S2, S3, S4)- and Cerenkov-counters (C1, C2, C3).

November-Revolution: Entdeckung des J/ψ (Nov. 1974) Vorher: Heisenberg: Ende der Teilchenphysik Nachher: Entdeckung der schweren Quarks Vielzahl neuer Erkenntnisse (Standard-Modell, CP-Verletzung,...) Gleichzeitige Entdeckung in Brookhaven/Long Island und SLAC/Stanford Brookhaven (S. Ting et al.) : p + Be µ + µ + X J-Teilchen SLAC (B. Richter et al.) : e + e ψ ψ-teilchen J/ψ a) b)

Asymmetrie zwischen Materie/Antimaterie im Universum Experiment (Sichtbares Universum): n b - n b n b ; n b /n γ 10 10 Materie und Antimaterie (nach Big Bang) haben annihiliert, aber: Ein wenig Materie ist übrig geblieben (Asymmetrie!) Voraussetzungen für Entstehung von Asymmetrie (Sakharov) Verletzung der Baryonen-Zahl Erhaltung C- und CP- Verletzung Abweichung vom thermischen Gleichgewicht Neuere Messungen (K 0 /K 0, B 0 /B 0 -System) CP-Verletzung existiert, aber bei weitem zu klein um beobachtete Asymmetrie zu erklären Neuestes Resultat (BaBar/SLAC/Stanford): BaBar-Daten: B 0 K + π (us + ud) (910) B 0 K π + Zahlen sollten gleich sein bei CP-Erhaltung (us + ud) (696) CP - Asymmetrie!!

Anti-Wasserstoff H-Atom: H-Atom: e e + p p Erstmals bei CERN gefunden Elektromagnetische Falle Zukunft: Test der CPT-Symmetrie

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Der AD am CERN

ATHENA Apparatur

Antiprotonen in Deutschland: Hadronenprojekt bei der GSI/Darmstadt

Antiprotonen in Deutschland Ausbau des GSI (Gesellschaft für Schwerionenforschung) - Beschleunigers in Darmstadt Werdegang des Projektes Push durch eine kleine Gruppe Überzeugung der Kollegen Letter of Intent (50 Wiss.) Vorlage eines Proposals (600 Seiten) Begutachtung durch den Wissenschaftsrat (Internat. Gremium) Finanzierungszusage durch das bmb+f (25% auswärtige Beteiligung) Ausarbeitung eines Detektorkonzepts (>300 Wiss. aus der ganzen Welt): PANDA-Projekt Hardware Arbeiten/Simulationen Technisches Proposal (Jan. 2005) Begutachtung (Peer Review) Baubeginn: 2006 Fertigstellung: 2011/12

Zusammenfassung Antimaterie ist nicht so exotisch wie man oft denkt Antimaterie lässt sich in mikroskopischen Dosen heute routinemäßig erzeugen Antimaterie ist von großem Nutzen in Studien von Teilchenreaktionen und der dabei erwarteten neuen Phänomene