ARCHÄOLOGIE. Bericht des Bodendenkmalpflegers für den östlichen Landkreis. im Landkreis Nürnberger Land. Werner Sörgel. Nr. 20

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Transkript:

ARCHÄOLOGIE im Landkreis Nürnberger Land Werner Sörgel Bericht des Bodendenkmalpflegers für den östlichen Landkreis Nr. 20 2012

Vorwort Unser Landkreis Nürnberger Land ist eine archäologisch höchst spannende Region und überrascht immer wieder durch verblüffende Neuentdeckungen. So auch im Berichtsjahr 2012 als nahe der Ortschaft Großviehberg, Stadt Hersbruck, ein neuer Bronzehortfund entdeckt wurde, der uns in die Frühphase der Urnenfelderzeit führt. Unversehens ist wieder eine bislang fundleere Albhochfläche ins Licht der Geschichte gerückt. Es wird eine Aufgabe in den nächsten Jahren sein, die beackerten Flächen systematisch zu prospektieren, um vielleicht ein klareres Bild über die vorgeschichtliche Besiedlung der Umgebung des Fundortes zu gewinnen. Für die Erforschung der frühesten Geschichte unseres Landkreises ist der Neufund ein weiterer bedeutender Baustein. Die Faszination und Bedeutung der Fundgattung Hort- und Depotfunde aus der Urnenfelderzeit war in der Ausstellung Mythos Bullenheimer Berg im Knauf- Museum Iphofen eindrucksvoll präsentiert. Der Zufall wollte es, dass im selben Jahr dem Bodendenkmalpfleger eine neue Fundstelle aus Schrotsdorf, Gemeinde Offenhausen, gemeldet wurde, die ebenfalls in die Urnenfelderzeit (1200 800 v. Chr.) datiert. Beim Ausheben eines Gartenteiches sind dem Besitzer, Herrn Thorbeck, Tonscherben aufgefallen, die er zur Begutachtung dem Verf. vorlegte. Neben spätmittelalterlicher Keramik, die im alten Ortskern von Schrotdorf zu erwarten war, konnte überraschend ein Teil in die Vorgeschichte datiert werden. Dankenswerterweise hat Herr Thorbeck das Erdreich akribisch nach weiteren Fundstücken durchsucht, sodass ein umfangreiches Spektrum urnenfelderzeitlicher Siedlungskeramik zur Bearbeitung zur Verfügung steht. Nach dem Zeichnen aller ansprechbaren und aussagekräftiger Fundstücke durch den Verf., gelingt nun ein Einblick in die Sachkultur der 3000 Jahre alten Siedlung im Bereich des alten Ortskerns von Schrotsdorf. Durch die Vorlage von urnenfelderzeitlichen Siedlungsfunden aus Alfeld, die vor Jahren vom Verf. entdeckt und geborgen wurden, kann das Thema Urnenfelderzeit im 20. Bericht des Bodendenkmalpflegers für den östlichen Landkreis noch vertieft werden. Beide Fundplätze verdeutlichen eindrucksvoll wie effektiv Denkmalpflege in alten Ortskernen sein kann, öffnet sich doch ein Fenster zur Vergangenheit und frühesten Geschichte eines Ortes und seinen Bewohnern. Hartmannshof 10. Dezember 2013 Werner Sörgel Kreisheimatpfleger für Archäologie 1

Inhaltsverzeichnis Seite Vorwort 1 Inhaltsverzeichnis 2 Zeittabelle 3 Ein neuer Bronzefund von Großviehberg Stadt Hersbruck 4-17 Die urnenfelferzeitliche Siedlung von Alfeld, Schneidersberg 18-32 Urnenfelderzeitliche Siedlungsfunde aus Schrotsdorf, Gemeinde Offenhausen 33-66 Die relative Chronologie der Urnenfelderzeit 67-68 Ansprechpartner bei Fundmeldungen 69 Impressum: Text: Werner Sörgel Layout: Harald Ringer Druck: Landkreis Nürnberger Land 2014 2

Zeittabelle der Vor- und Frühgeschichte Epochen Unterteilungen Stufen Ungefähre Zeitspannen für Mitteleuropa Steinzeit Altsteinzeit Paläolithikum bis 10.000 v. Chr. Mittelsteinzeit Mesolithikum 10.000 5.600 v. Chr Jungsteinzeit Neolithikum 5.600 2.300 v. Chr Bronzezeit Frühe Bronzezeit Bz A 2.300 1.200 v. Chr Mittlere Bronzezeit Späte Bronzezeit Bz C/D Bz D Urnenfelderzeit Ältere Urnenfelderzeit Ha A 1.200 800 v. Chr Jüngere Urnenfelderzeit Ha B Eisenzeit Hallstattzeit Ältere Hallstattzeit Ha C 800 450 v. Chr frühe Eisenzeit Jüngere Hallstattzeit Ha D Latènezeit Frühlatènezeit Lt A/B 450 15 v. Chr Mittellatènezeit Lt C Spätlatènezeit Lt C Römische Kaiserzeit und Völkerwanderungszeit Mittelalter Ältere römische Kaiserzeit 15 v. Chr 450 n. Chr Jüngere römische Kaiserzeit Völkerwanderungszeit Frühmittelalter Merowinger, Karolinger 450 900 Hochmittelalter Ottonen, Salier, Staufer 900 1.250 Spätmittelalter 1.250 1.500 Neuzeit -1500 3

Ein neuer Bronzehortfund von Großviehberg, Stadt Hersbruck Im Juli 2012 hat mir Udo Übelacker aus Weigendorf einen Hortfund übergeben, den er am Tag vorher in einem Waldstück bei Großviehberg gefunden hat. Seiner Schilderung zufolge, hat er gemeinsam mit einem Arbeitskollegen mit einer Metallsonde nach einem Schlüsselbund gesucht, den dieser beim Pilze suchen verloren hatte. Dabei ist er auf die im Waldboden deponierten Bronzegegenstände gestoßen. Er hat sofort mit dem Grundstücksbesitzer Kontakt aufgenommen, diesen den Fund gezeigt und in Kenntnis gesetzt, dass es sich um einen vorgeschichtlichen Fund handelt, der unverzüglich dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege gemeldet werden muss. Der Fundbericht ging zunächst an Martin Nadler M.A., BLfD Nürnberg und an Dr. Ralf Obst, BLfD Z-Stab nach Bamberg, der ihn an Dr. Bollacher ans Landesamt in Thierhaupten weiterleitete. Bedauerlicherweise hat der Finder die Fundstücke herausgenommen, sodass keine archäologische Untersuchung mit entsprechender Dokumentation vorliegt. Ein Grund war offenbar die Sorge, dass jemand die Funde herausnimmt, da die Stelle unmittelbar an einem gut frequentierten Wanderweg liegt und die Schürfung im Waldboden gut sichtbar war. Im Nachhinein ist diese Überlegung nicht von der Hand zu weisen, denn es dauerte bis zum 8. November 2012 bis es gelang Herrn Nadler und einen Grabungstechniker den Fundort zu zeigen. Dabei konnten auch die Fundstücke zur Bearbeitung mit ins Landesamt gegeben werden. Bei der Besichtigung der Fundstelle, an der auch Kollege Dr. Bernd Mühldorfer teilnahm, zeigten winzige Bronzepartikel, die offensichtlich von Ausblühungen an Bronzegusskuchen absprangen, dass es sich um den originalen Fundplatz handelt. Ein wichtiger Hinweis, der bei vielen Sondenfunden oft zweifelhaft erscheint. Eine archäologische Nachuntersuchung besagter Stelle war dringend geboten, da zumindest Details zur Deponierungsart zu erwarten waren. Außerdem konnte durch die vom Finder geschilderte oberflächennahe Lage der Fundgegenstände eine frühe Störung nicht ausgeschlossen werden. Obwohl der November noch schneefrei war, sollte erst im Frühjahr 2013 die Fundstelle durch das Landesamt untersucht werden. Als im September, nach über einem Jahr, noch immer nichts geschah, habe ich in Eigenverantwortung zusammen mit Udo Übelacker wenigstens das nahe Umfeld sondiert. Das Ergebnis erbrachte tatsächlich zwei weitere Bronzegusskuchen, die in einem Abstand von 10 m bzw. 7 m vom Fundort entfernt, im humosen Bereich unter der Laubschicht lagen. Die Zugehörigkeit zum Hortfund ist augenscheinlich. Dass die heutige Waldfläche früher beackert wurde, zeigt die Terrassierung im Gelände. Trotzdem scheint ein Verziehen durch Beackerung nicht vorzuliegen, da die beiden Gusskuchen nicht in Pflugrichtung zueinander lagen. Möglicherweise ist die Störung auf das bis in die 60er Jahre des vorigen Jahrhunderts praktizierte Streurechen zurückzuführen, in dem das Laub zum Einstreuen im Stall aus den Wäldern geholt wurde. In wieweit dabei schon Bronzen gefunden wurden, lässt sich heute nicht mehr nachprüfen. Nach Schilderung des Finders lagen die Bronzen unter der Humusschicht nur etwa 20 cm tief. Obenauf lagen die Bronzegusskuchen, darunter die Sicheln und Sichelbruchstücke. Zuunterst waren das Beil mit lippenständischen Lappen und die Nadel mit plattenförmigem Kopf und durch Rippengruppe profiliertem Hals deponiert. Sollte sich der Deponierungsvorgang tatsächlich so abgespielt haben, ist zu vermuten, dass von der Störung nur die Gusskuchen berührt wurden. 4

Der vorliegende Hortfund besteht aus 13 Sichelbruchstücken, 1 mittelständischen Lappenbeil, 10 Gusskuchen und einer verbogenen Nadel mit Scheibenkopf und durch Rippengruppen profiliertem Hals. Das Gewicht beträgt 3,8 kg. Dazu kommen die 2 Gusskuchen mit einem Gewicht von 830 Gramm. Der neue Großviehberger Hortfund ist den Brucherzhorten beiseite zu stellen, die meist aus abgenützten, beschädigten, zerbrochenen Bronzegegenständen und Gusskuchen bestehen. Eine Deutung geht dahin, dass es sich bei diesen Hortfunden um Rohmaterial von Bronzewerkstätten handelt, die in einem Land ohne Rohstoffquellen sicher einen hohen materiellen Wert hatten und bei drohender Gefahr von den Besitzern versteckt wurden. Eine andere Deutung geht dahin, in den Horten geopferte Gegenstände zu sehen, die man auf Grund religiöser Vorstellungen in der Erde niedergelegt hat. Ein Hinweis darauf könnten das beigegebene unversehrte Beil und die neuwertig anmutende Bronzenadel, die offensichtlich durch Verbiegen unbrauchbar gemacht wurde, sein. Es scheint auch kein Zufall zu sein, dass diese beiden Gegenstände durch Lagen aus Sichelbruchstücken und Gusskuchen sorgfältig abgedeckt wurden. Ähnliche Beobachtungen wurden bei dem 1994 entdeckten Mögeldorfer Hortfund 1 gemacht. Aus unseren Landkreis sind bislang der spätbronzezeitliche Hortfund von Henfenfeld 2 und der Hortfund von Heldmannsberg, Flur Hasenloch 3 bekannt. Die Fundstücke von Großviehberg datieren in die von H. Henning genannte Frühstufe 4 (Bz D).Dazu zählen Knopf- und Griffzungensicheln, schwere Beile mit mittelständischen Lappen und Nadeln mit rundem Plattenkopf und durch Rippengruppen profiliertem Hals. Großviehberg Stadt Hersbruck Bronzesichel Foto: W. Sörgel 1 Beitr. zur Archäologie Mittelfranken (3. Sonderheft) M.Nadler, Der Hortfund von Mögeldorf, Faustus Verlag, Büchenbach 1998 2 F.R.Herrmann, Der spätbronzezeitliche Hortfund von Henfenfeld in Mittelfranken. Materialhefte zur bayer. Bodendenkmalpflege 11/12, 1970/71 S. 5-96 3 Werner Sörgel, Versunkene Kulturen, Dr.Faustus-Verlag 4 Hilke Henning, Die Grab-und Hortfunde der Urnenfelderkultur aus Ober-und Mittelfranken, Materialhefte zur Bayerischen Vorgeschichte Heft 23 5

Großviehberg Stadt Hersbruck Bronze-Hortfund Foto: W. Sörgel 6

Großviehberg Stadt Hersbruck Bronzenadel, Lappenbeil Foto: W. Sörgel 7

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Die urnenfelderzeitliche Siedlung von Alfeld Schneidersberg Beim Anlegen einer Erschließungsstraße für ein neues Baugebiet, wurde vom Verf. an zwei Stellen urnenfelderzeitliche Keramik gefunden. Das Baugebiet liegt rechts der Ortsverbindungsstraße nach Lieritzhofen. Bei Fundstelle 1 handelt es sich um eine ca. 3,00 m x 2,00 m lange Abfallgrube, die zum größten Teil durch die Planierraupe abgeschoben war. So fanden sich die meisten Scherben beim Durchsuchen des seitlich gelagerten Aushubs. Neben zahlreicher Keramik wurde noch eine Bronzepfeilspitze gefunden (Taf.7, 11). Besonders interessant sind Fragmente von zwei Miniaturgefäßen (Alfeld 1, Taf.3, 1, 2). Gefäß 1 ist unten geöffnet und könnte auch als Trichter verwendet worden sein. Etwa 30 m Hang aufwärts liegt der zweite Fundplatz. Auch hier war im Bereich der abgeschobenen Trasse offenbar eine weitere Grube abgeschoben, wie der begrenzte Bereich in dem die zerbrochenen Gefäßteile aufgelesen wurden, zeigt. Der Vergleich der Keramik beider Fundstellen lässt erkennen, dass wir es mit Funden aus der gleichen Siedlung zu tun haben. Altfunde aus der Urnenfelderzeit, die Leonhard Übelacker, Bachetsfeld vor Jahrzehnten beim Anlegen des alten Sportplatzes gefunden hat, zeigen, dass sich die Siedlung auf der gegenüberliegenden Straßenseite fortgesetzt hat. Gefäßtypen Siedlung Alfeld 1 Gewölbte Schalen Hohe gewölbte Schalen Taf. 3, 7 Weite gewölbte Schalen Taf.6, 7 Schalen stark S-förmig Geschwungenes Profil, kleine Standfläche Rand häufig reich facettiert, Innenfläche Taf. 2, 1 4, Taf. 3, 5, Taf.4, 1 Taf. 7, 7 Mit Riefengierlanden und Horizontal- Riefenbändern verziert (Henning) Schüsseln Taf. 1, 2 Taf. 3, 5 Taf. 4, 1, 6 Taf. 6, 5 Enghalsgefäße Taf.4, 9 Taf. 6, 3 Grobkeramische Töpfe Taf.7, 1, 2, 10 Verzierungen Attinger Abrollzier Taf. 3. 3. 4 Taf. 7, 3, 4, 5, 6, 8, 9 Fingernageleindrücke Taf. 7, 10 Riefen innen Taf. 5, 6 Gierlanden Taf.7, 7 Fingertupfenleisten Taf.7, 1, 2 18

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Gefäßtypen Siedlung Alfeld 2 Gewölbte Schalen Hohe gewölbte Schalen Taf.2,1, Taf.4,1 Schüsseln Taf.1,4, Taf. 4,1 Enghalsgefäße Taf.1,3,7, Taf.2,3,Taf. 5,10 Grobkeramische Töpfe Taf. 2,2, Taf.4,3 Verzierungen Attinger Abrollzier Taf.1,7, Taf. 3,4, Taf5,8,9,10 Fingernageleindrücke zweireihig Taf. 2,2, Taf. 3,3 27

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Urnenfelderzeitliche Siedlungsfunde aus Schrotsdorf, Gemeinde Offenhausen Im Frühjahr 2012 hat mir Herr Thorbeck Funde vorgelegt, die er im Aushub für einen Gartenteich gefunden hat. Bereits vor Jahren hat Herr Thorbeck spätmittelalterliche Keramik gemeldet, die er auf seinem Grundstück gefunden hat. Das Anwesen Schrotsdorf 25, liegt mitten im alten Ortskern. Auch vom Nachbaranwesen wurden spätmittelalterliche Funde gezeigt, die bereits von mir vorgestellt wurden. Überraschend war, dass diesmal auch vorgeschichtliche Keramik unter den Funden war, die sich unschwer in die Urnenfelderzeit datieren ließen. Dankenswerterweise hat Herr Thorbeck das gesamte Aushubmaterial sorgfältig sondiert, wobei sich ein stattliches Fundspektrum ansammelte, das durchaus Einblick in die Typologie und Chronologie der Siedlung gewährt. Die Siedlung lag auf einer leicht abfallenden Terrasse, an der links und rechts kleine Wasserläufe vorbeifließen. Obwohl die meiste Keramik aus dem Aushub kam, war zu erkennen, dass die Fundlage etwa 80 cm unter der Oberfläche war. Aus der darüber liegenden Schicht fanden sich zahlreiche spätmittelalterliche Hinterlassenschaften, die in einen gesonderten Aufsatz vorgelegt werden. Gefäßtypen Siedlung Schrotsdorf Gewölbte Schalen Hohe gewölbte Schalen Taf.2,3,8, Taf. 7,1,Taf.13,3, Taf.18,6 Taf. 23,7, Taf. 25,1 Taf. 28,7,Taf.32,13 Weite gewölbte Schalen Taf. 4,1, Taf.9,2,9, Taf. 11,3, 8, Taf.12,6, Taf.13,7, Taf.15,1,2 Taf. 17,5, Taf-21,14, Taf.24,3, Taf.28, 3, Taf.30, 12,13, Taf. 32,9,12 Schalen stark S-förmig Geschwungenes Profil, kleine Standfläche Taf.6,4, Taf.7,2, Taf.8,9 Rand häufig reich facettiert, Taf. 1,3,9, Taf.11,2, Taf.13,2, Taf.15,4, Taf.28,5 Innenseite mit Riefengierlander Taf.29, 5,6,9, Taf.30, 15, Taf.32, 1 und Horizontalriefenbändern verziert Schüsseln Taf. 1,4, Taf. 2,5,6,7,4, af.4,5, Taf. 6,5, Taf. 7, 2, Taf.11, 2, 6, Taf.12, 4, Taf.13, 4, Taf.15, 5, Taf.16, 1, Taf. 17, 2, Taf.22, 3, 7, Taf. 23, 6, Taf. 26, 7, 8 Weithalsgefäße Becher mit bauchiger oder eingesattelter, mehr zonig verzierter Schulter und gestreckten Hals Taf.4, 5 33

Enghalsgefäße Enghalsgefäße mit abgesetzten, Taf.5, 11, 12, 13 Taf. 13, 6 Taf. 15, 8, Taf. 21, 3, geblähten Hals über einem Taf. 22, 2, Taf. 25, 7, Taf. 26, 1, Taf. 27, 2, doppelkonischen Körper werden Taf. 26, 1, Taf. 27, 2, Taf.29, 7, Taf. 31, 4 als Etagengefäße bezeichnet Grobkeramische Töpfe Taf.2, 1, Taf. 3, 2, 3, Taf. 4, 2, Taf. 5, 1, Taf. 10, 1, 2, 3 Taf. 11, 7, Taf. 12, 2, 5, Taf. 16, 8, 9, 10, 11, Taf. 18,7 Taf. 20, 1 Taf. 21, 8 Verzierungen Ritzlinien Taf. 1, 7, Taf. 7, 5, Taf. 9, 13, 14, Taf. 19, 1, Taf. 26, 4, 5 Attinger Abrollzier Taf. 9, 15, Taf.10, 4, 5, 6, 7, 8, Taf. 16, 2, 3, Taf. 20, 2, Taf. 21, 5, Taf. 24, 1, 2, Taf. 25, 3, 7, Taf. 27, 5, 6, Taf. 28, 1, Taf. 30, 9, Abrollband mit Sparrenmuster Taf. 16, 4, 5, 3, Taf. 21, 7 Diagonale Linien Taf. 26, 1 Stempelzier zweifache Reihe von dreieckigen Stempeleindrücken Taf. 22, 9 Fingertupfenleisten Taf. 3, 2, 3, Taf. 4, 2 Taf. 10, 1, 2, 3, Taf. 12, 5 Taf. 16, 8, 9, 10, 11, Taf. 18, 7, Taf. 20, 1, Taf. 21, 8, Taf. 23, 5, 27, 7, 31, 1, 2 34

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Die relative Chronologie der Urnenfelderzeit Das Fundgut Mittel- und Oberfrankens macht die Abfolge in drei Phasen möglich. 5 Nach wie vor hat die Einteilung von P. Reinecke weitgehend Gültigkeit. (Reinecke Bz D, Ha A, Ha. B). Bei der Bearbeitung der Grab- und Hortfunde der Urnenfelderkultur aus Ober- und Mittelfranken ist H. Henning dem Vorgang H. Müller- Karpe 6 gefolgt und hat die Abwicklung der Urnenfelderkultur über drei Hauptphasen, der Frühstufe (Bz D), der Mittelstufe (Ha A) und der Spätstufe (Ha. B) erforscht. Anhand der charakteristischen Funde der jeweiligen Stufe soll versucht werden, die vorgelegten Fundstellen in einem zeitlichen Rahmen zu stellen. Darüber hinaus ist es eine Ergänzung zur Typologie urnenfelderzeitlicher Siedlungskeramik aus dem 2008 von P. Honig vorgestellten Siedlungen um Altdorf, Lkr. Nürnberger Land. 7 Datierungshinweise zur Siedlungsdauer in Schrotsdorf und Alfeld Das vorliegende umfangreiche Inventar der beiden Siedlungsplätze eröffnet natürlich die Möglichkeit, einen Einblick in die zeitliche Abfolge zu gewinnen. Dazu bedarf es aber eine genauen Betrachtung der einzelnen Fundstücke und den Vergleich mit datierten Grabfunden der Urnenfelderzeit. Das würde allerdings den für einen Jahresbericht zur Verfügung stehenden Zeitrahmen sprengen. So sollen hier insbesondere Gefäßtypen herausgestellt werden, die einen sicheren Datierungshinweis erlauben. Einen Hinweis gibt die Wandscherbe mit Rillenverzierung (Taf.14,6). Vergleiche finden sich in den spätbronzezeitlichen Fundplätzen von Hartmannshof-Breitfeld 8. Vergesellschaftet sind sie dort mit Trichterhalsgefäßen, mit innen abgekantetem Trichterhals, die auch im Schrotsdorfer Inventar vertreten sind (Ta.6, 1, Taf.8,5,Taf.23,1) Diese Gefäßtypen markieren den Übergang von der Frühstufe (Bz D) zur Mittelstufe (Ha A1). Ein weiterer wichtiger Vertreter sind Gefäße mit vorherrschender Attinger Abrollzier mit Sparren und Winkelmuster (Schrotsdorf Taf. 16,4,5, Taf. 21,7), die in der Oberpfalz nicht älter als in die Stufe Ha A datiert werden. P. Honig deutet die bearbeiteten Funde von Hagenhausen als Weiterentwicklung dieser Fundgattung die realistisch bis in Ha A, B 1 vorstellbar ist. So sind in Hagenhausen ein- und zweilinige Abrollbänder neben Girlandenmotiven in einem entwickelten Abschnitt der Ha B bzw. Spätstufe nach Henning anzusiedeln. Ein bis zweifache Linien in Abrollbändern sind auch in der Schrotsdorfer Siedlung mehrfach zu beobachten. (Taf.10,6, Taf.16,2, Taf. 24, 1,2, Taf.25,3, Taf.2,5, Taf.28,1, Taf.30,9) In Alfeld 2 kommen sie lediglich auf einer Wandscherbe vor. (Taf.1,8) Dazu kommt ein Stück mit Girlandenverzierung (Alfeld 1, Taf. 7,7). In die Spätphase müssen auch Schüsseln und Schalen mit mehrfach facettierten und abgesetzten Schrägrand (Ha. B) gesetzt werden. Nach den vorliegenden Beobachtungen liegt der Beginn der Schrotsdorfer Siedlung wohl am Übergang der Frühstufe (BzD) zur Mittelstufe (Ha A 1). Die Vielzahl der Gefäßformen deuten auf einen kontinuierlichen Fortbestand bis hinein in die Spätphase (Ha B). 5 Hilke Henning, Grab- und Hortfunde der Urnenfelderkultur aus Ober- und Mittelfranken, Materialhefte zur Bayer. Vorgeschichte, Heft 23, Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1970 6 H. Müller- Karpe, Beitr. z. Chronologie der Urnenfelderzeit nördlich und südlich der Alpen 1959) 7 P. Honig, Ein Beitrag zur Typologie urnenfelderzeitlicher Siedlungskeramik aus dem östlichen Mittelfranken (Gmd. Altdorf, Lkr. Nürnberger Land, Beitr. z. Arch.. Mfr., 8/2008, Verlag Dr. Faustus, Büchenbach 8 S. Gerhard, Die Bronze,-Urnenfelder und Hallstattzeit um Hartmannshof, Arb. Z. Arch. in Süddeutschland Band 1, Taf.6,4,10, Verlag Dr. Faustus, Büchenbach 67

Die Aufgabe der Siedlung lässt sich nicht genau ermitteln. Gefäßformen der folgenden Hallstattzeit (Ha C) sind jedenfalls nicht vorhanden. Über die Ausdehnung des Siedungsareals kann ohne eine archäologische Untersuchung der Fläche keine Aussage getroffen werden. Die kleine Fläche eines Gartenteiches hat ein erstaunlich umfangreiches Fundspektrum geliefert und uns wieder einen Blick in Phasen früher Besiedlung zur Urnenfelderzeit gewährt. Der Beginn der urnenfelderzeitlichen Siedlung in Alfeld liegt in der Mittelstufe (Ha.A) und führt wie in Schrotsdorf in die Spätphase (Ha B). Auch in Alfeld fehlen Funde die in die nachfolgende Hallstattzeit (Ha C) deuten. Beide Fundorte liefern jedoch einen weiteren wichtigen Mosaikstein zur facettenreichen Vorgeschichte unseres Landkreises Nürnberger Land. Alfeld 1 Bronzepfeilspitze Foto: W. Sörgel 68

Bei Fundmeldungen stehen Ihnen folgende Ansprechpartner zur Verfügung Karin Raab Kreisheimatpflegerin Helmut- Anzeneder- Str. 18 91052 Erlangen Tel. 09131/933115 Dr. Bernd Mühldorfer Kreisheimatpfleger für Archäologie Am Hausacker 4 Tel. 09126/4904 91207 Neunhof Xenia Küster Kreisheimatpflegerin Lungsdorf 8 91235 Hartenstein Tel.09152/408871 Werner Sörgel Kreisheimatpfleger für Archäologie Hersbrucker Str.10 91224 Hartmannshof Tel. 09154/4810 Landratsamt Nürnberger Land Untere Denkmalbehörde Frau Nadine Steger Waldluststr.1 91207 Lauf a.d.peg. Tel. 09123/950-6250 Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege Martin Nadler MA Burg 4 90403 Nürnberg Tel. 0911/23585-0 69