Ein prähistorischer Salzbarren aus dem Salzbergwerk Hallstatt

Transkript

1 Ann. Naturhistor. Mus. Wien Wien, November 1976 Ein prähistorischer Salzbarren aus dem Salzbergwerk Hallstatt Von F. E. BARTH *) (Mit 1 Tafel und 1 Textabbildung) Manuskript eingelangt am 19. Dezember 1975 Das Stügerwerk im Salzbergwerk Hallstatt in Oberösterreich gehört zu den wichtigsten untertägigen Fundstellen (MORTON 1949, SCHAUBERGER 1960). Im Jahre 1932 hat sich das Werk mit einem als Hohlraum erhaltenen prähistorischen Grubenteil des 5./4. Jahrhunderts v. Chr. verschnitten. (MORTON 1949, BARTH, FELBER & SCHAUBERGER 1975, Liste 1). Firste und Ulme dieser Abbaustrecke waren mit herzförmigen Abbaufiguren bedeckt, die schon damals größtenteils richtige Schlüsse über die Vorgangsweise der prähistorischen Häuer zuließen. Bei den seit 1961 laufenden archäologischen Untersuchungen der Prähistorischen Abteilung des Naturhistorischen Museums in Wien im Salzbergwerk Hallstatt wurde auch ein Grabungsstollen östlich der Fundstelle von 1932 angelegt. Der prähistorische Bau ist an dieser Stelle mit Tagmaterial ausgefüllt, in dem nur hin und wieder ein Fundstück eingeschlossen ist. Diese Verfüllung des Zubaustollens ist wohl auch die Ursache für die Erhaltung des Abbauraumes als Hohlraum (RIEHM 1965, S. 90). Die Hauptmasse ist sogen. Tagletten, vermischt mit Kalksteinen bis zu Kopfgröße. In dieses bergfremde Material, das von der Erdoberfläche in den Grubenteil hineingerutscht ist, eingebettet wurde im Jahre 1971 ein Salzbrocken gefunden, der offensichtlich intentioneil zugerichtet ist (Taf. 1): Er ist lang-schmal, leicht konisch, aus grauem Kernsalz mit unregelmäßig trapezförmigem Querschnitt. Eine Breitseite ist annähernd gerade, die gegenüberliegende deutlich nach innen gewölbt. Die Oberfläche ist abgerollt oder durch die Lagerung im salzarmen Tagmaterial angelaugt. Dennoch ist klar erkennbar, daß die gewölbte Breitseite und etwa zwei Drittel der konkaven Schmalseite deutlich rauher sind als die übrige Oberfläche. Das schmälere Ende ist abgebrochen und nicht erhalten. Wie Risse an der konvexen Schmalseite zeigen ist das schmälere Ende etwas in Richtung der konkaven Schmalseite durch den Bergdruck verformt. Das Stück befindet sich in der Prähistorischen Abteilung im Naturhistorischen x ) Anschrift des Verfassers: Dr. F. E. BABTH, Prähistorische Abteilung, Naturhistorisches Museum Wien, Burgring 7, Postfach 417, A-1014 Wien. Österreich. 52*

2 820 F. E. BARTH Museum in Wien unter der Inventarnummer Die erhaltenen Läge beträgt 48 cm, die Breite cm, die Dicke cm. Das Gewicht ist etwa 12 kg. Es ist ganz offensichtlich, daß es sich bei dem vorliegenden Salzbrocken um die rechte Hälfte einer der bekannten herzförmigen Abbaufiguren handelt Bruchflächen Abb. 1. Rekonstruktion einer noch nicht abgebauten Abbaufigur aufgrund der Form des Salzbarrens aus dem Stügerwerk

3 F. E. BARTH: Ein prähistorischer Salzbarren aus dem Salzbergwerk Hallstatt Tafel 1

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5 Ein prähistorischer Salzbarren aus dem Salzbergwerk Hallstatt 821 (MORTON 1949). Durch den Querschnitt des Stückes wird die Annahme bestätigt, daß der kurze Mitteischram" U-förmig, der umgebende Bogenschram" hingegen V-förmig im Querschnitt war (Abb. 1). Die Vermutung F. MORTONS (1949, S. 71), daß der prähistorische Häuer durch Keilen von der Mitte der Figur aus größere Platten und Brocken loslöste ist jedoch dahingehend zu revidieren, daß man bestrebt war, die beiden Herzhälften jeweils als Ganzes zu lösen und, wie das Fundstück zeigt, damit auch Erfolg hatte. Die rauheren Teile der Oberfläche die unteren zwei Drittel der konkaven Schmalseite und die gewölbte Rückseite sind als Bruchflächen anzusprechen, die glatten Teile der Oberfläche als behauen. Schon 1965 hat K. RIEHM angenommen, daß mit Hilfe der geschilderten Vorgangsweise Salzbarren" hergestellt wurden, doch kann ich mich seinen weiteren Schlußfolgerungen, daß der prähistorische Bergmann bestrebt war, in Größe und Gewicht genormtes Formsalz herzustellen, nicht anschließen (RIEHM 1965). Dafür ist die Variationsbreite der Herzgrößen mit 60 bis 160 cm Länge doch zu beträchtlich (MORTON 1949, Abb. auf S. 71). Unbeantwortet muß vorläufig die Frage bleiben, wie es gelungen ist, die einzelnen Herzhälften unbeschädigt und als Ganzes zu lösen. Zweifellos spielt dabei der kurze Mitteischram eine entscheidende Rolle. Versuche haben jedoch gezeigt, daß man durch Keilen und wuchtiges Zuschlagen nicht zum Ziele kommt (BARTH 1976). Der prähistorische Bergmann muß einen Kunstkniff angewendet haben, der uns vorläufig noch unbekannt bleibt. Literatur BABTH, F. E. (1976): Abbauversuche im Salzbergwerk Hallstatt. Der Anschnitt, 28, Heft 1: BARTH, F. E., H. FELBEB & O. SCHAUBEBGEB (1975): Radiokohlenstoffdatierung der prähistorischen Baue in den Salzbergwerken Hallstatt und Dürrnberg-Hallein. Mitt. Anthropol. Ges. Wien 105: MOBTON, F. (1949): Zur Frage der Grubenarbeit im Hallstätter Salzbergbau. Archaeologia Austriaca 2: RIEHM, K. (1965): Genormtes Formsalz aus dem urgeschichtlichen Salzbergbau in Hallstatt. - Ibid. 38: SCHAUBEEGEB, O. (I960): Ein Rekonstruktionsversuch der prähistorischen Grubenbaue im Hallstätter Salzberg. Prähistorische Forschungen 5. Tafelerklärung Taf. 1. Salzbarren aus dem Stügerwerk des Salzbergwerkes Hallstatt. M 1 : 5