Berlin, 17.9.13 Arbeitspapier Dekanat Charlottenburg - Wilmersdorf: weiterhin ein Pastoraler Raum Das Dekanat Charlottendorf-Wilmersdorf trägt seit dem bischöflichen Schreiben vom 18.8.2010 offiziell den Titel Pastoraler Raum. Es umfasst die Pfarreien St. Ludwig, St. Karl Borromäus, Maria unterm Kreuz, St. Canisius, Heilig Geist, St. Kamillus und Herz Jesu. Ergänzt und gleichzeitig bestätigt in seiner bisherigen Ausrichtung und Vorgehensweise durch die neuen Anregungen und Impulse der geplanten Strukturreform (Wo Glauben Raum gewinnt), will das Dekanat dieses Modell fortführen und weiterentwickeln, was bereits in den Jahren 2003 begonnen hat, 2007 offiziell eine feste Form als Pastoraler Raum gefunden hat und für 3 Jahre ad experimentum freigegeben und geprüft wurde. Diese Form der Vernetzung der Pfarreien untereinander bewährte sich, so dass sie 2010 ausdrücklich seitens des Erzbistums bestätigt wurde. Das Besondere dieses Dekanates: Es ist die Tatsache, dass von den 7 Pfarreien 5 von Ordensgemeinschaften geleitet werden, was eine Besonderheit mit sich bringt, die eine eigene Ausgestaltung und Zusammenarbeit im Dekanat möglich und nötig macht. Diese Situation hat seine geschichtlichen Wurzeln, die auf den seligen Dompropst Bernhard Lichtenberg zurückgehen. Konkret bedeutet dies: Jede Pfarrei, die von einer Ordensgemeinschaft in Verantwortung übernommen wird, bringt neben der allgemeinen kirchlichen Prägung auch das jeweilige Profil der Ordensgemeinschaft mit. Ihre Spiritualität und der Geist ihrer Liturgie, ihr Charisma und ihre apostolische Sendung, die schon immer auch auf Weltkirche bezogen ist, beeinflussen das kirchliche Leben der Pfarrei und prägen schnell auch die Arbeit und die Ausstrahlung der jeweiligen Diözesangemeinde. Wie die Orden auf der Ebene der Weltkirche in ihrer Besonderheit und ihrer speziellen Erfahrungen in Pastoral und Kirchesein eine Bereicherung darstellen, so bringen sie ihren Schatz an Glaube und Erfahrung auch vor Ort in die Kirche und die jeweiligen Pfarreien des Bistums ein. Um diesen Reichtum zu erhalten und in seiner Eigenart auch wirksam werden zu lassen, hatte man nach längerem Ringen zur jetzigen Form des Pastoralen Raumes gefunden, in dem die verschiedenen Ordensgemeinschaften und zwei von Diözesanpriestern geführten Gemeinden gut kooperieren, sich den pastoralen Aufgaben stellen, sich subsidiär und solidarisch unterstützen und helfen. Diese Form von Pastoralem Raum soll im Folgenden nochmals dargestellt werden. 1. Besonderheiten und Profil der jeweiligen Ordenspfarreien: Die pastoralen Dienste und Aufgaben der Pfarreien im pastoralen Raum werden durch spezifische Ordensapostolate ergänzt, die durch Patres vor Ort vertreten und über die Pfarreien und dem pastoralen Raum in das Bistum und darüber hinaus in die Weltkirche wirken:
- Kamillianer: Krankenhaus - und Gefängnisseelsorge, Ausländerreferent 2 ( St. Kamillus) - Jesuiten: Kath. Glaubensinformation, Jesuitenflüchtlingsdienst, Glaubens- und Lebensschule, Polizei- und Notfallseelsorge, Künstlerseelsorge, Mitarbeit in der Conrad-Adenauer Stiftung, Krankenhausseelsorge, Exerzitienarbeit in Zusammenarbeit mit Laien (St. Canisius) - Steyler Missionare: Ausländerseelsorge und Schwerpunkt Weltmission, Krankenhausseelsorge, Ausbildungshaus des Ordens (Noviziat) (Heilig Geist) - Salvatorianer: Familienpastoral, Bundespolizei, Krankenhaus-und Notfallseelsorge, geistliche Begleitung und Exerzitien ( Karl Borromäus) - Franziskaner: Gesprächs- und Beichtseelsorge, Engagement in Kirche Positiv, City- Pastoral ( St. Ludwig) Durch die besonderen Schwerpunkte in den Apostolaten der Ordensgemeinschaften ergeben sich wie selbstverständlich viele Anknüpfungspunkte zu Personenkreisen und Gesellschaftsstrukturen, in die hinein sich auch Pfarrgemeinden engagieren können - siehe Migranten- und Asylarbeit, Schule, Seniorenenarbeit, Spiritualitätsgruppen, soziales Engagement usw.) 2. Strukturen und Gremien für die Vernetzung der pastoralen Arbeit 2.1 Zu dem wichtigsten Arbeits und Koordinationsgremium des Pastoralen Raumes entwickelte sich der Pastoralkonvent. Er trifft sich regelmäßig alle 6 bis 8 Wochen zu einer zweieinhalbstündigen Arbeitsrunde. a) Zusammensetzung: - Dekan und Vorstand des Pastoralen Raumes - Pfarrer der Gemeinden und Kapläne - Pastoralreferent und GemeindereferentInnen - 3 gewählte VertreterInnen aus dem Dekanatsrat (Ehrenamt) - VertreterInnen aus den Institutionen: Caritas, Schule, Krankenseelsorge b) Gäste in dieser Runde: je nach Thematik werden Gäste aus dem Bistum und VertreterInnen der örtlichen städtischen und gesellschaftlichen Institutionen eingeladen. c) Aufgabenstellung: - Berichte aus den Gemeinden: Veranstaltungen, Erfahrungen, Probleme - Gemeinsame Unternehmungen im Zusammenhang mit Erstkommunion, Firmgruppen, Seniorenarbeit, Festen und Feiern und Sonderaktionen.
- Subsidiäre Hilfen in der pastoralen Arbeit (Vertretungen, Austausch ) - Gemeinsame Projekte des pastoralen Raumes: Wallfahrten, Pilgerwege, Jugendprojekte, Ministrantenarbeit, Suppenküche, Ökumene u.a. - Aktivitäten und Themensetzungen der einzelnen Ordensgemeinschaften als Angebote für das Dekanat, das Bistum und für die Stadt - In den Blick nehmen, was aus dem Blick geraten und abgetaucht ist (unsere Sorge für die Außen- und Fernstehenden im Stadtgebiet des Pastoralen Raumes) - Anliegen Ökumene - Kommunalpolitik - Öffentlichkeitsarbeit, Medienauftritt - Arbeitsteilung im Pastoralen Raum durch die jeweiligen Schwerpunkte vor Ort (Grundsatz: nicht jede Pfarrei muss alles machen und bieten!) - u.a. mehr 3 2.2 Der Dekanatsrat Dekan und VertreterInnen aus den Pfarrgemeinden (siehe Satzung Dekanatsräte ) 2.3 Leitung und Vorstand des Pastoralen Raumes Mit der Aufgabenbeschreibung laut Dekanatsstatut - des Dekans ist auch seine Rolle in der Leitung des Pastoralen Raumes gut beschrieben. Sie ermöglicht es, in einer guten und ausgewogenen Zusammenarbeit, bestimmt von Individualität und Solidarität, von Subsidiarität und der Sorge um das Gemeinwohl, mit den verantwortlichen Pfarrern und Ordensleuten, mit Laien, den hauptamtlichen und ehrenamtlichen MitarbeiterInnen, den Aufgaben der Pastoral einer christlichen Gemeinde nachzugehen und - im Rahmen der örtlichen und personellen Gegebenheiten - gerecht zu werden. Team ( Vorstand ): Dekan, stellvertr. Dekan, Dekanatsjugendseelsorger (Pastoralreferent), Seelsorgerreferent des Dekanats Aufgabe: Planung, Vorbereitung des Pastoralkonvents (siehe Dekanatsstatut) Außenvertretung 2.4 Gremien, Arbeits - und Aktionsgruppen in den jeweiligen Pfarreien Die Pfarrei vor Ort lebt von dem Engagement und dem Reichtum der verschiedensten Gruppen, in denen Menschen aus dem Glauben heraus und aus Liebe zur Kirche sich zusammen schließen, Aufgaben übernehmen und Initiativen ergreifen. Deshalb gibt es sowohl die offiziellen Gremien und Vertretungen der Gemeinde, um unmittelbar und nahe genug Ansprechpartner für die Gemeinde sein zu können, als auch viele Gruppen, die sich für soziale, caritative, ökumenische, künstlerische, musikalische, liturgische und spirituelle Anliegen zusammen finden. Es zeigt sich, dass Gruppen sich pfarreiübergreifend organisieren. Oft lassen sich diese Gruppen auch von den jeweiligen Ordensgemein-
schaften inspirieren (z.b. weltkirchliche Anliegen, Mission, Exerzitien, soziales Apostolat, Bildungsangebote, Glaubensgesprächsgruppen, Arbeitskreise zu theologischen und politisch - gesellschaftlichen Fragen, Gebetsgruppen u.a. mehr). Von dieser Kreativität leben die Gemeinde und der Glaube vor Ort. Es braucht das erlebbare Zusammengehörigkeitsgefühl in der kleinen Gruppe wie auch die Integration in einer größeren, noch überschaubaren und vertrauten Gemeinschaft (Erfahrung von Identität), aus der immer wieder neue Personen und Talente dazu stoßen. Es bedarf auch der notwendigen materiellen und finanziellen Grundlagen, die Gestaltung erst ermöglicht. 4 2.5 Treffen des Priesterkonvents Zusammenkunft aller aktiven und ehemaligen Geistlichen, die auf dem Gebiet wohnen. 3. Personal Von den im pastoralen Raum tätigen Ordensgemeinschaften liegen durch die jeweiligen Ordensoberen (Provinziälen) Zusicherungen vor, auch mittelfristig in den jeweiligen Pfarreien mit Personal tätig sein zu wollen. Dies beinhaltet u.a. die Anstellungsmöglichkeit und Tätigkeit eines Pfarrers bzw. eines Kaplans für das Bistum zu garantieren, soweit der jeweilige Orden mit seinem Charisma dort tätig sein kann und darf. In der Regel ist dieser immer an eine Kommunität des jeweiligen Ordens vor Ort angebunden. Neben dem Pfarrer bedarf es natürlich noch von Seiten des Bistums Personal, um eine Pfarrei entsprechend leiten und apostolisch tätig sein zu können. In den Blick zu nehmen sind insbesondere der Einsatz der weiblichen Ordensgemeinschaften, die pastoral oft sehr kreativ und engagiert tätig sind oder die kontemplative Seite unseres christlichen Glaubens überzeugend leben, wie auch der Einsatz der GemeindereferentInnen und der anderen hauptamtlichen MitarbeiterInnen. Eine Planung hierzu steht noch aus. 4. Finanzen Jede Pfarrei hat ihre Eigenständigkeit auch bei Vermögens- und Finanzfragen. Sie ist angewiesen auf Grundzuweisungen. Die entsprechenden Gremien (KV) zeichnen verantwortlich für Ausgaben und Einnahmen. Da Ordensgemeinschaften zum Teil eigenes Vermögen und eigenen Besitz mitbringen, ist die Pfarrei auf dieser Ebene z.t. untrennbar verknüpft mit der Ordensgemeinschaft (Kirchengebäude, Ordenshaus, Noviziat, spirituelles und katechetisches Forum, Gebäude und Räume für pastorale Angebote ).
Ohne entsprechende Finanzen und Gremien verschwinden die kreativen und eigenständigen Gestaltungsmöglichkeiten gerade auch im pastoralen Bereich. Für die gemeinsamen Aufgaben des Pastoralen Raumes wird dem Dekan aus den jeweiligen Pfarreien ein Solidarbeitrag bereitgestellt. 5. Die technischen Dienste Jede Pfarrei hat aufgrund der vor Ort gegebenen Möglichkeiten ihre eigene Form der technischen Dienste mit haupt- und ehrenamtlichen MitarbeiterInnen gefunden. Durch bessere Vernetzung und Zusammenarbeit kann dieser Bereicht noch optimiert werden. Die notwendige Grundausstattung und Fragen der Entlastung und Effizienz sind in zukünftige Überlegungen mit hinein zu nehmen. Zusammenfassend: In den vergangenen Jahren ist um diese Form eines Pastoralen Raumes ernsthaft gerungen worden. Es hat sich gezeigt, dass der Ansatz richtig ist und sich bewährt hat, die Möglichkeiten aber noch lange nicht alle ausgeschöpft sind. Die Ähnlichkeit vieler Anregungen aus dem Projekt Damit Glaube Raum gewinnt ist erstaunlich und überraschend. Vieles ist hier schon gewachsen, was nun noch weitergeführt werden kann. Gerade der Aspekt der Vernetzung der kirchlichen Orte und des Einbezugs des pastoralen Anliegens, den Glauben auch an Außen- und Fernstehende weiter zu tragen und zu bezeugen, kann noch intensiviert werden, da dies auch ein besonderer Schwerpunkt der apostolischen Sendung der Orden darstellt. Die Strukturen sind da und die Erfahrung der Pfarreien miteinander sind bereits ein Erfahrungsschatz, auf dem sich gut aufbauen lässt und der weitere Vernetzungen leichter möglich macht. Dass die Ordensgemeinschaften mittelfristig eine Zusage geben, in dieser Form der bisherigen Pastoral in Berlin personell weiter präsent sein zu wollen, ist eine große Hilfe und Chance. --------------------------------------------------------------------------------- Soweit ein erster Entwurf und eine Entscheidungshilfe aus dem Vorbereitungsteam zum Thema: Dekanat Charlottenburg-Wilmersdorf: auch weiterhin ein pastoraler Raum. Berlin, 20.9.13 P. Joachim Gimbler SJ 5