MBS Texte 130. Theologische Akzente. Warum brauchen Juden das Evangelium? Baruch Maoz. Theologische Akzente. 6. Jahrgang

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Transkript:

MBS Texte 130 6. Jahrgang 2009 Baruch Maoz Warum brauchen Juden das Evangelium? MART R IN BUCER SEMINAR EPH 4:12 Theologische Akzente Theologische Akzente

Inhaltsverzeichnis Evangelisation für Juden ist das Herzstück des Evangeliums... 3 Das Evangelium zielt auf das Zentrum ihrer Not... 5 Verkündigung des Evangeliums an Juden verherrlicht Gott... 6 Über den Autor... 8 Impressum... 9 Übersetzung: Dörte Kraft Baruch Maoz, Warum brauchen Juden das Evangelium? August 1993 (JCOA 2) 1. Aufl. 2009

Warum brauchen Juden das Evangelium? Warum brauchen Juden das Evangelium? Baruch Maoz Diese Frage bringt mich in Verlegenheit. Warum sollten Juden das Evangelium nicht brauchen? Sind wir keine Menschen? Brauchen wir keinen Retter? Haben wir keine Seele, die es wert wäre, gerettet zu werden, oder sind wir schon jenseits von Heil und Rettung? Manch einer würde auf diese Fragen mit Erstaunen antworten: Natürlich sind Juden Menschen. Natürlich brauchen sie einen Retter. Aber ihr Retter ist Jahwe, und darum brauchen sie nicht an Jesus zu glauben. Sie haben das Alte Testament und brauchen das Neue nicht. Nun, das ist eine sonderbare Verdrehung der Geschichte! In der Anfangszeit, als die Apostel begannen, das Evangelium zu predigen, wäre ihnen ein solcher Gedanke nie in den Sinn gekommen. Sie hegten nicht nur keinen Zweifel daran, dass Juden an Jesus glauben müssen und dass das Neue Testament ein Bund mit dem Haus Israel und dem Haus Juda war, sondern sie mussten überzeugt werden, dass das Evangelium auch den Heiden gepredigt werden sollte. Petrus wurde dafür zurechtgewiesen, dass er Heiden von Christus erzählt hatte: Die Apostel aber und die Brüder, die in Judäa waren, hörten, dass auch die Nationen das Wort Gottes angenommen hatten; und als Petrus nach Jerusalem hinaufkam, stritten die aus der Beschneidung mit ihm (Apg. 11,1 2). Als sie seine Verteidigung angehört hatten und vernommen, dass Gott den Heiligen Geist den Heiden ebenso wie den Juden gegeben hatte, antworteten sie mit Erstaunen: Dann hat Gott also auch den Nationen die Buße gegeben zum Leben (V. 18). Wir haben das Problem heute genau andersherum, und einige Leute sind sehr erstaunt über den Gedanken, dass Juden das Evangelium brauchen. Aber sie brauchen es, und dafür gibt es eine Reihe von Gründen: Evangelisation für Juden ist das Herzstück des Evangeliums Paulus sagt: Ich schäme mich des Evangeliums nicht (Röm. 1,16), und er sagt uns auch warum. Dabei beschreibt er uns etwas vom Wesen des Evangeliums: ist es doch Gottes Kraft zum Heil. Das heißt, Gott rettet durch das Evangelium und das mit Kraft. Männer und Frauen erhalten Vergebung ihrer Sünde, sie werden umgestaltet in das Bild Gottes und durch das Evangelium auf den Weg zum Himmel gebracht. Wem gilt dieser Segen des Evangeliums? Theologische Akzente 3

Baruch Maoz Wieder antwortet Paulus: jedem Glaubenden. Jedem? Ohne jeden Unterschied? Nun, es gibt tatsächlich einen kleinen Unterschied: sowohl dem Juden zuerst als auch dem Griechen. Erlauben Sie mir, Sie zu erinnern: Paulus beschreibt hier das eigentliche Wesen des Evangeliums. Er sagt uns, dass es Gottes Kraft ist, auf einen bestimmten Zweck gerichtet Rettung und auf bestimmte Menschen zielend jeden, der glaubt, Juden zuerst, aber auch Nicht-Juden. Niemand wird ohne Glauben an das Evangelium gerettet, und Juden sind noch offensichtlicher Ziel von Gottes rettendem Handeln als Heiden. Überrascht Sie das? Es gab viele Leute in Ur in Chaldäa, aber Gott erwählte Abraham. Abraham hatte zwei Söhne, aber Gott erwählte Isaak. Isaak hatte Zwillinge, aber Gott erklärte: Und ich habe Jakob geliebt, Esau aber habe ich gehasst (Mal. 1,2) und das während sie noch im Mutterleib waren, noch bevor sie irgendetwas Gutes oder Böses getan hatten, damit der nach freier Auswahl Gottes gefasste Vorsatz bestehen bliebe, nicht aufgrund von Werken, sondern aufgrund des Berufenden (Röm. 9,11). Es gab viele versklavte Völker auf der Welt, aber Gott führte nur Israel heraus aus Ägypten, gab keinem außer Israel seine Verheißungen, seinen Bund und sein Gesetz. Viele sündige Völker waren auf der Welt, aber nicht zu allen wurden die Propheten gesandt; die meisten wurden durch ein Exil zerstört und kein anderes Volk kehrte zurück in sein Land. Israel kehrte zweimal zurück, das eine Mal nach einer unglaublichen Wartezeit von 2000 Jahren! Wir vergessen manchmal, dass das Evangelium nicht wie ein Blitz in dunkler Nacht erschien, unerwartet und ohne Ankündigung. Das Evangelium ist eine Erfüllung der Verheißungen, der Prophetien, der Unterweisungen und Sehnsüchte, die Gott Israel lange vorher gegeben hatte. Das Evangelium war durch seine Propheten in heiligen Schriften vorher verheißen (Röm. 1,1). Jesus wurde aus der Nachkommenschaft Davids geboren (ebd.), einer bekannten, alten Familie in Israel. Dem Evangelium gingen die Verheißungen voraus. Das Gesetz bereitete das Volk auf das Evangelium vor, indem es seine Grundlagen lehrte: ein Gefühl für die Heiligkeit Gottes, ein Bewusstsein für die Sünde, die jeden Lebensbereich angreift, die Unfähigkeit, sich selbst von der Sünde zu befreien, egal mit welchen Mitteln; viele Erfahrungen mit der geduldigen Gnade Gottes, und eine Offenbarung der stellvertretenden Sühne als dem Grund, auf dem Gott vergibt und umgestaltet. Jesaja sprach vom sühnenden Opfer des Messias. Jeremia verhieß einen neuen, wirksameren Bund. Hesekiel beschrieb das kraftvolle Wirken des Geistes Gottes und versicherte dem Volk Gottes rettende Absichten. Daniel offenbarte Gottes überragende Souveränität und sprach von der ungefähren Zeit des Todes des Messias. Hosea gab eine lebendige Darstellung der wunderbaren Liebe Gottes und so könnte ich 4 MBS Texte 130

Warum brauchen Juden das Evangelium? noch länger fortfahren. Das Evangelium ist die Erfüllung der Verheißungen an Israel, dem Juden zuerst. Bis Gott in Christus die Trennwand eingerissen hat, waren alle anderen Völker, wie Paulus es darlegt, ohne Christus, ausgeschlossen vom Bürgerrecht Israels und Fremdlinge hinsichtlich der Bündnisse der Verheißung; und ihr hattet keine Hoffnung und wart ohne Gott in der Welt (Eph. 2,12). So ist es nicht verwunderlich, dass sich die Apostel nie gefragt haben, ob Juden das Evangelium brauchen. Sie wurden von einer ganz anderen Frage umgetrieben: Sollen auch die Heiden das Evangelium hören? Judenevangelisation ist das Herzstück des Evangeliums. Juden sollen das Evangelium hören, denn das Evangelium ist ihr zugesagtes Privileg, ein göttliches Versprechen, das Gott, der Allmächtige, selbst ihren Vätern gegeben hat. Das ist ein Grund, warum das Evangelium den Juden gepredigt werden muss. Ich könnte noch viele weitere nennen, aber lassen Sie mich wenigstens noch zwei weitere geben: Das Evangelium zielt auf das Zentrum ihrer Not Gott wird einem jeden vergelten nach seinen Werken: denen, die mit Ausdauer in gutem Werk Herrlichkeit und Ehre und Unverweslichkeit suchen, ewiges Leben; denen jedoch, die von Selbstsucht bestimmt und der Wahrheit ungehorsam sind, der Ungerechtigkeit aber gehorsam, Zorn und Grimm (Röm. 2,6 8). Gut, sagen Sie vielleicht, aber die Juden sind ein besonderes Volk. Gott hat sie durch seine souveräne Gnade aus dieser Ordnung ausgenommen. Schließlich haben sie so viel leiden müssen, dass niemand sich vorstellen kann, sie könnten noch mehr zu leiden haben! Hören Sie dazu Paulus: Drangsal und Angst über die Seele jedes Menschen, der das Böse vollbringt, sowohl des Juden zuerst als auch des Griechen... Denn es ist kein Ansehen der Person bei Gott. Denn so viele ohne Gesetz gesündigt haben, werden auch ohne Gesetz verloren gehen, und so viele unter Gesetz gesündigt haben, werden durch Gesetz gerichtet werden (Röm. 2,9 12). Juden brauchen das Evangelium, denn auch Juden sind Sünder, ebenso wie die Heiden. Juden und Griechen sind alle unter der Sünde, wie geschrieben ist: Da ist kein Gerechter, auch nicht einer (Röm. 3,10). Gibt es eine Sünde, zu der die Menschheit fähig ist und von der nicht im Alten Testament berichtet wird, dass Israel sie begangen habe? Woher haben wir die Idee, Juden seien irgendwie aus anderer menschlicher Materie gemacht? Wo haben wir gelernt, dass menschliches Leiden Sühne sei für menschliche Sünde? Ist die Bibel undeutlich in Bezug auf die Notwendigkeit einer gottgewirkten Sühne, eines göttlichen Eingreifens für die Rettung des Menschen? Kann irgendjemand, durch welche Mittel auch immer, sich selbst erlösen? Juden sollen das Evangelium hören, denn Juden, so wie Menschen aller Völ- Theologische Akzente 5

Baruch Maoz ker, brauchen das Evangelium, brauchen Erlösung, brauchen umgestaltende Vergebung, die Gott nur durch den Glauben an seinen Sohn gibt. Warum sollten wir, im Namen der Liebe zu Israel, Israel aus der Völkerfamilie ausschließen, indem wir uns weigern, ihnen das Evangelium zu predigen? Was für eine Liebe sollte das sein? Sie ist sicherlich weder durch die Heilige Schrift geleitet, noch von den Rettungsabsichten Gottes motiviert. Brüder! Das Wohlgefallen meines Herzens und mein Flehen für sie zu Gott ist, dass sie errettet werden (Röm. 10,1). Eine biblisch motivierte Liebe zu den Juden wird von diesem Volk in ähnlicher Weise sprechen, wie Paulus: Ich sage die Wahrheit in Christus, ich lüge nicht, wobei mein Gewissen mit mir Zeugnis gibt im Heiligen Geist, dass ich große Traurigkeit habe und unaufhörlichen Schmerz in meinem Herzen; denn ich selbst, ich habe gewünscht, verflucht zu sein von Christus weg für meine Brüder, meine Verwandten nach dem Fleisch; die Israeliten... (Röm. 9,1 4a). Warum ist Paulus so besorgt um die Israeliten? Was ist der Grund für seine schreckliche Sorge? Paulus erklärt es: Denn da sie Gottes Gerechtigkeit nicht erkannten und ihre eigene aufzurichten trachteten, haben sie sich der Gerechtigkeit Gottes nicht unterworfen. Denn Christus ist des Gesetzes Ende, jedem Glaubenden zur Gerechtigkeit (Röm. 10,3 4). Mit anderen Worten: wie aufrichtig auch immer der Eifer mancher Juden für Gott sein mag, er ist nicht mit rechter Erkenntnis (Röm. 10,2). Ob Sie es glauben oder nicht, Juden haben keinen natürlichen Zugang zu den Wegen Gottes. Wir haben keine angeborene innere Erkenntnis über Gottes Heilsweg. Wir Juden müssen das Evangelium hören, denn wir brauchen das Evangelium, Gottes Kraft, die jeden rettet, der glaubt die Juden zuerst, aber auch die Heiden. Wir müssen das Evangelium hören, denn unsere nationale Zukunft hängt im Letzten nicht am Erfolg der Friedensverhandlungen, an einer stabilen Wirtschaft oder militärischem Fortschritt. Sie hängt an unserer gemeinsamen und persönlichen Antwort auf den Ruf Gottes in Christus. Verkündigung des Evangeliums an Juden verherrlicht Gott Dies ist der eigentliche Grund dafür, dass es das Evangelium gibt und sollte das Hauptmotiv für all unser Handeln sein. Gott hat entschieden, sich selbst zu verherrlichen, indem er sündigen Menschen, die seiner Freundlichkeit nicht würdig sind, Gnade erweist. Anstatt eine sündige Welt zu zerstören, hat er sich entschieden, sein Bild in der sündigen Menschheit wiederherzustellen ein großes Werk, das er durch das Evangelium tut. Dies ist deutlich sichtbar in der Geschichte und Zukunft Israels, und es sollte auch sichtbar werden in unserer Haltung dem jüdischen Volk gegenüber. Es stimmt, viele von ihnen sind den Wegen Gottes nicht gefolgt. Aber 6 MBS Texte 130

Warum brauchen Juden das Evangelium? wird etwa ihre Untreue die Treue Gottes aufheben? Das sei ferne!... wie geschrieben steht: Damit du gerechtfertigt werdest in deinen Worten und den Sieg davon trägst, wenn man mit dir rechtet (Röm. 3,3 4). Gott erweist seine Liebe zur Welt, indem er seine Liebe zu Israel zeigt. Denn kaum wird jemand für einen Gerechten sterben; denn für den Gütigen möchte vielleicht jemand auch zu sterben wagen. Gott aber erweist seine Liebe gegen uns darin, dass Christus, als wir noch Sünder waren, für uns gestorben ist (Röm. 5,7 8). Christus starb für die Gottlosen, die Ungläubigen, die Unwürdigen, für diejenigen, die Gottes ewige Gnade erwählt hat, aus Juden und Heiden. Wie unwahrscheinlich es auch immer auf der menschlichen Ebene und mit menschlichen Mitteln betrachtet zu sein scheint: die (Gott) vorher erkannt hat, die hat er auch vorherbestimmt, dem Bilde seines Sohnes gleichförmig zu sein, damit er der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern (Röm. 8,29). Was Gott beabsichtigt, das erreicht er auf jeden Fall. Es ist eine völlige Übereinstimmung zwischen denen, die er zur Herrlichkeit erwählt hat, und denen, die zum Schluss verherrlicht sind: Die er aber vorherbestimmt hat, diese hat er auch berufen durch seinen mächtigen Heiligen Geist, der weht, wo er will und Männern und Frauen die Wiedergeburt von oben gibt. Und die er berufen hat, diese sind auch gerechtfertigt durch das Blut Christi, das durch den Heiligen Geist für sie wirksam wird, die er aber gerechtfertigt hat, diese hat er auch verherrlicht (Röm. 8,29 30). Niemand wird auf dem Weg vergessen oder geht verloren. All jene, die der Vater Jesus gegeben hat, werden zu ihm kommen, und niemand kann sie aus seiner Hand reißen. Gott wird Israel retten und dabei seine treue und liebevolle Güte erweisen. Gott hat seine Absicht mit Israel also nicht verfehlt, obwohl zur Zeit ein großer Teil des Volkes ungläubig ist. Gott zeigt sowohl seinen Zorn als auch seine Geduld in der Geschichte Israels: seinen Zorn in dem furchtbaren Leiden, das seit fast 2000 Jahren über das Volk gekommen ist, seine Geduld in der Sendung Christi, die den Verheißungen entspricht, dann in der Sendung von Boten des Evangeliums und schließlich darin, dass sein unsterblicher Wille in ihnen zur Vollendung kommt. Was Israel sucht, das hat es nicht erlangt; aber die Auswahl hat es erlangt, die übrigen jedoch sind verstockt worden (Röm. 11,7), ausgebrochen worden durch den Unglauben (ebd., V. 20). Sei nicht hochmütig, sondern fürchte dich! Denn wenn Gott die natürlichen Zweige nicht geschont hat, wird er auch dich nicht schonen, wenn du nicht an der Güte bleibst (ebd., V. 21 22). Darüber hinaus: Gott kann sie wieder einpfropfen (V. 23). Ein Tag wird kommen, an dem ganz Israel gerettet werden wird, wie geschrieben steht: Es wird aus Zion der Erretter kommen, er wird die Gottlosigkeit von Jakob abwenden; und dies ist der Bund von mir... sagt der Herr (V. 23). Theologische Akzente 7

Baruch Maoz Denn wie ihr (gemeint sind die Heiden) einst Gott nicht gehorcht habt, jetzt aber unter die Begnadigung gekommen seid durch ihren Ungehorsam, so sind jetzt auch sie eurer Begnadigung gegenüber ungehorsam gewesen, damit auch sie nun unter die Begnadigung kommen. Denn Gott hat alle zusammen in den Ungehorsam eingeschlossen, damit er alle begnadige (V. 30 32). Dann wird das himmlische Heer vollzählig sein, und wir werden einstimmen in das ewige Lob Gottes und des Lammes auf dem Thron: Du bist würdig, das Buch zu nehmen und seine Siegel zu öffnen; denn du bist geschlachtet worden und hast durch dein Blut für Gott erkauft aus jedem Stamm und jeder Sprache und jedem Volk und jeder Nation (Offb. 5,9). Das ist der ganz besondere Grund, warum Juden das Evangelium hören sollen. Über den Autor Über den Autor Baruch Maoz wurde 1943 in Boston/Massachusetts (USA) in eine jüdische Familie hineingeboren. 1953 wanderte er nach Israel aus. Während seines Armeedienstes in Israel 1963 bekehrte er sich zu Jesus Christus. Zusammen mit seiner Frau Bracha hat er drei erwachsene Kinder. Baruch ist Gründer und Leiter verschiedener einflussreicher christlicher Werke und Initiativen. Über 30 Jahre war er Leiter und Pastor der Grace and Truth Christian Congregation, der größten christlichen Gemeinde Israels in Rishon LeZion in der Nähe von Tel Aviv, die ein stark missionarisches Herz sowohl für Juden als auch für Palästinenser hat. Mit einem umfangreichen humanitären Hilfsdienst investiert sich die Gemeinde in die Nöte des Landes. Im Alter von 65 Jahren hat Baruch Maoz die Leitung der Gemeinde abgegeben und engagiert sich jetzt noch stärker für die Verbreitung fundierter theologischer Literatur in hebräischer Sprache, die es bisher kaum in Israel gibt. Nachdem im Laufe der Jahre viele theologische Artikel und einige Bücher zu verschiedenen Themen entstanden sind, arbeitet er jetzt v.a. an Bibelkommentaren, ist aber auch Mitarbeiter bei der Übersetzung des Alten Testaments in die moderne hebräische Sprache. Weitere Infos zu seinem jetzigen Dienst Soli Deo Gloria finden sich im Internet unter www.themaozweb.com. 8 MBS Texte 130

Martin Bucer Seminar Berlin Bonn Chemnitz Hamburg Pforzheim Ankara Innsbruck Prag Zlin Zürich Studienzentrum Berlin Martin Bucer Seminar, Breite Straße 39B, 13187 Berlin E-Mail: berlin@bucer.de Studienzentrum Bonn Martin Bucer Seminar, Friedrichstr. 38, 53111 Bonn E-Mail: bonn@bucer.de Studienzentrum Chemnitz: Martin Bucer Seminar, Mittelbacher Str. 6, 09224 Chemnitz E-Mail: chemnitz@bucer.de Studienzentrum Hamburg Martin Bucer Seminar, c/o ARCHE, Doerriesweg 7, 22525 Hamburg E-Mail: hamburg@bucer.de Studienzentrum Pforzheim Martin Bucer Seminar, Bleichstraße 59, 75173 Pforzheim E-Mail: pforzheim@bucer.de Website: www.bucer.de E-Mail: info@bucer.de Studienzentren im Ausland: Studienzentrum Ankara: ankara@bucer.org Studienzentrum Innsbruck: innsbruck@bucer.de Studienzentrum Prag: prag@bucer.de Studienzentrum Zlin: zlin@bucer.de Studienzentrum Zürich: zuerich@bucer.de Das Martin Bucer Seminar ist selbst keine Hochschule und verleiht keine Titel, sondern bestätigt nur die Teilnahme an Kursen auf einem Abschlussdokument. Die Kurse werden vom Whitefield Theological Seminary (Florida/USA) und anderen ausländischen Hochschulen für Abschlüsse, die sie unabhängig von uns und rechtlich eigenverantwortlich vergeben, angerechnet. Der Stoff wird durch Samstagsseminare, Abendkurse, Forschungsarbeiten und Selbststudium sowie Praktika erarbeitet. Leistungen anderer Ausbildungsstätten können in vielen Fällen anerkannt werden. Die Arbeit des Seminars wird wesentlich durch Spenden finanziert. Durch eine Spende an den Trägerverein Institut für Weltmission und Gemeindebau e.v. können Sie die Arbeit unterstützen: Spendenkonto IWG. e.v., Kto.-Nr. 3 690 334, BLZ 520 604 10 EKK (Evangelische Kreditgenossenschaft Kassel eg) Internationale Bankverbindung IBAN DE52 3701 0050 0244 3705 07 BIC PBNKDEFF MBS-Te x t e MARTIN BUCER SEMINAR EPH 4:12 Herausgeber: Thomas Schirrmacher, Prof. Dr. phil., Dr. theol., DD. Schriftleitung: Ron Kubsch Weitere Redaktionsmitglieder: Thomas Kinker, Titus Vogt Kontakt: mbsmaterialien@bucer.de www.bucer.de Träger: Institut für Weltmission und Gemeindebau e.v. 1. Vors. Dipl. Ing.,Dipl. Ing. (EU) Klaus Schirrmacher Bleichstraße 59 75173 Pforzheim Deutschland Tel. +49 (0) 72 31-28 47 39 Fax: - 28 47 38 Eingetragen beim Amtsgericht Pforzheim unter der Nr. VR1495 Theologische Akzente Es erscheinen außerdem folgende Reihen: Reformiertes Forum Pro Mundis Geistliche Impulse Hope for Europe Ergänzungen zur Ethik Philosophische Anstöße Vorarbeiten zur Dogmatik