Votum Im Namen Gottes des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.

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Transkript:

Gottesdienst am Heiligen Abend (Christvesper) 24. Dezember 2008-18.00 Uhr Kreuzkirche Reutlingen Pfarrer Stephan Sigloch Orgel: Herr W. Bacher Begrüßung: KGR Stephan Schumacher Lesung: Dagmar Arnold Vorspiel Begrüßung (KGR S. Schumacher) Lied Vom Himmel hoch, da komm ich her (EG 24,1-6) Votum Im Namen Gottes des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Gemeinde Amen. Gebet Lieber Gott, Schöpfer und Vater. Unsere Seele lobt dich und unser Geist freut sich in dieser Heiligen Nacht, denn Du hast unsere Niedrigkeit angesehen und große Dinge getan in unserer Welt - wie du es zuerst Maria und danach all unseren Müttern und Vätern im Glauben versprochen hast. Und jetzt sind wir heute hier. Manche auf der Suche, manche im Vertrauen darauf, dass du uns mit diesem Kind in der Krippe Antworten geben willst auf unsere Fragen nach dem Leben. Im Licht seiner Geburt in unserer Welt willst du uns - mitten in allem Widersinn, den wir täglich erleben - etwas spüren lassen vom tiefen Sinn unseres Lebens, willst uns - entgegen aller Mühen, die wir ertragen - mit der Hoffnung beschenken, die uns durch den Horizont dieser Welt sehen lässt. Heute lässt du Dir in die Karten gucken, lässt uns in deine Karten sehen und wir sehen weit hinaus über unsere eigene Winzigkeit und sehen tief hinein in dein Schöpferherz. Berühre uns mit dem Licht dieser Liebe die wir darin erkennen, berühre uns in der Tiefe unseres Lebens, dort wo unsere Hoffnungen und Ängste sitzen. Lass uns eintauchen in das Geheimnis deiner Gegenwart bei uns und höre, was wir dir in dieser Gegenwart jetzt in der Stille sagen... Stilles Gebet... Wir kommen zu dir, Gott und Herr, weil wir dir unser Leben verdanken und weil du uns hörst. Amen. Stilles Gebet Lied Ich steh an deiner Krippen hier (EG 37,1-4) Lesung (Dagmar Arnold): Lukas 2,1-20 Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde. Und diese Schätzung war die allererste und geschah zur Zeit, da Quirinius Statthalter in Syrien war. Und jedermann ging, dass er sich schätzen ließe, ein jeder in seine Stadt. Da machte sich auf auch Josef aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das jüdische Land zur Stadt Davids, die da heißt Bethlehem, weil er aus dem Hause und Geschlechte Davids war, damit er sich schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten Weibe; die war schwanger. Und als sie dort waren, kam die Zeit, dass sie gebären sollte. Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge. Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde. Und der Engel des Herrn trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie; und sie fürchteten sich sehr.

Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. Und das habt zum Zeichen: ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen. Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens. Und als die Engel von ihnen gen Himmel fuhren, sprachen die Hirten untereinander: Lasst uns nun gehen nach Bethlehem und die Geschichte sehen, die da geschehen ist, die uns der Herr kundgetan hat. Und sie kamen eilend und fanden beide, Maria und Josef, dazu das Kind in der Krippe liegen. Als sie es aber gesehen hatten, breiteten sie das Wort aus, das zu ihnen von diesem Kinde gesagt war. Und alle, vor die es kam, wunderten sich über das, was ihnen die Hirten gesagt hatten. Maria aber behielt alle diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen. Und die Hirten kehrten wieder um, priesen und lobten Gott für alles, was sie gehört und gesehen hatten, wie denn zu ihnen gesagt war. Lied Weil Gott in tiefster Nacht erschienen (EG 56,1-5) Predigt über Lukas 2,1-20 I. Geschichte ohne Heiligenschein Liebe Schwestern und Brüder, liebe Gemeinde, der Gottesdienst am Heiligen Abend ist eine besondere Zeit. Vielleicht die einzige Stunde eines gefüllten, wenn nicht übervollen Tages, in der jede und jeder von ihnen seinen eigenen Gedanken nachdenken oder nachhängen kann, in der niemand etwas von ihnen will. Jetzt könnten Sie sich entspannen, sich einlassen auf dieses Fest, das in uns allen so viele verschiedene Saiten zum Klingen bringt... Und dann das: Da sitzen wir - erleichtert (hoffentlich erleichtert!), dass nun endlich Weihnachten ist und das erste Thema, das uns begegnet... Steuerpolitik! Ja: Steuerpolitik. Wir haben es gehört: Der Kaiser lässt seine Untertanen zählen - er will wissen, wer steuerpflichtig ist. Steuerpolitik ist in den letzten Wochen ein großes Thema: sollen die Steuern gesenkt werden, um die Konjunktur anzukurbeln? Ich nehme an, dass der Zimmermann Josef aus Nazareth schon froh wäre, wenn seine jährliche Steuer nicht steigen würde. Aber auf dem Weg nach Bethlehem muss ihm klar gewesen sein: Wenn wir alle erst einmal erfasst sind, dann ist Palästina auf jeden Fall keine Steueroase mehr. Ob er als Gast in einer Herberge die Konjunktur ankurbeln würde, war ihm vermutlich ziemlich egal. Er wird sich andere Gedanken gemacht haben unterwegs. Gedanken etwa darüber, ob in Zukunft seine Einkünfte reichen, eine Familie zu ernähren. Ich finde es mehr als sympathisch, dass die Weihnachtsgeschichte so ehrlich ist. Ungekünstelt. Und ganz ohne Heiligenschein. Denn es erleichtert mir den Zugang zu dieser Geschichte, wenn ich selber noch nicht in Weihnachtsstimmung bin - und wer von uns ist das schon?

Ich frage mal rum: Wer von Ihnen hat das Gefühl, schon in einer richtigen Weihnachtsstimmung zu sein? - Glückwunsch allen, die schon angekommen sind in der Heiligen Nacht. Uns anderen kann ich zum Trost immerhin sagen: Den Hauptfiguren der Weihnachtsgeschichte ging es wie uns - sie waren ziemlich lange auch überhaupt nicht in Weihnachtsstimmung! II. Weihnachtsstimmung? Dann kann die nächste Frage aber nur lauten: Wie kamen sie denn in Weihnachtsstimmung? Für eine Antwort müssen wir zuerst miteinander klären, was es denn für eine richtige Weihnachtsstimmung braucht. Wo finden wir dazu etwas in der Weihnachtsgeschichte? Was für Worte bietet der Text an? Ich geh s mal durch... Gebot des Kaisers... Volkszählung... Josef macht sich gezwungenermaßen auf den Weg... mit seiner hochschwangeren Braut... fern der Heimat kommt ihr Kind zur Welt... die Geburt findet im Stall statt, weil das im Gasthaus der einzige ruhige Ort war... war schon was dabei für ihre Weihnachtsstimmung? Okay... also weiter:... Hirten hüten ihre Schafe... es ist Nacht... plötzlich eine Erscheinung... sie haben fürchterlich Angst... Ist darin etwas, was sie in Weihnachtsstimmung versetzt? Dann lesen wir, dass der Bote Gottes mit den Hirten spricht: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird.... Wie ist es jetzt mit Ihrer Weihnachtsstimmung? III.... die allem Volk widerfahren wird Ich persönlich denke ja: große Freude, die allem Volk widerfahren wird kommt dem, was wir uns unter Weihnachtsstimmung vorstellen, ziemlich nahe. Die alte Lutherübersetzung klingt zwar vertraut, aber natürlich nicht mehr ganz taufrisch. Trotzdem: Freude [...] allem Volk - wer von uns kennt eine knappere Zusammenfassung der Weihnachtsbotschaft? Bei uns Pfarrern nimmt die innere Anspannung immer etwas zu, je näher die Weihnachtstage kommen. Es ist schließlich jedes Jahr dieselbe Geschichte - und damit die Herausforderung, nicht jedes Jahr dasselbe zu predigen. Wie also allem Volk die große Freude nahe bringen? Sie würden merken, wenn ich die Predigt vom vergangenen Jahr einfach wiederholen würde, oder? Oder doch nicht? Letztes Jahr habe ich als Einstieg etwas erzählt vom VW Käfer... Ist jetzt auch egal, wenn Sie s noch einmal nachlesen wollen, finden Sie s auf unserer Kreuzkirchen-Homepage (www.kreuzkirchengemeinde.de). Jedenfalls habe ich deswegen in den letzten Tagen viel nachgedacht darüber, was uns dieses Jahr einen tieferen Einblick in diese alte Geschichte eröffnen könnte. Klar, dass darin viel hängt: Es sind schließlich viele Menschen im Gottesdienst und alle wollen (und sollen!) - wenn sie schon nicht in Weihnachtsstimmung kommen - möglichst in Weihnachtsstimmung nach Hause gehen. Ich gebe zu - ich habe mich etwas schwer getan. Es war viel los und ich hatte außerdem beim

Nachlesen nicht das Gefühl, dass die Predigt vom vergangenen Jahr so schlecht gewesen ist. Was also tun? Dann habe ich gestern morgens die Zeitung geholt - und musste beim Blick auf die erste Seite lachen. Gott hat wirklich Humor! Da war der Einstieg auf der ersten Seite. Sie kennen das: Manchmal fällt es uns schwer, unsere Meinung präzise in Worte zu fassen - wir können meist leichter sagen, welcher Meinung wir nicht sind. Oder jemand fragt uns, was wir wollen und wir können es nicht in Worte fassen, können aber sagen, was wir nicht wollen. Wenn wir beschreiben wollen, was Weihnachten bedeutet, wäre es vielleicht einfacher damit zu beginnen, was Weihnachten nicht ist. Mit der Zeitung unterwegs zur Kaffeemaschine habe ich gestern also die Forderung gelesen, zu den Gottesdiensten am Heiligen Abend nur die Kirchensteuerzahler herein zu lassen. Daraus ließe sich wirklich eine Kabarettnummer machen: Ein Politiker namens Volk rät den Volkskirchen, nur Mitglieder zuzulassen an einem Tag, an dem allem Volk große Freude verkündigt wird. Aber ich will es nicht überstrapazieren - ich habe es meine Frau versprochen. Immerhin hilft dieser missglückte Versuch, mit aller Gewalt Schlagzeilen zu machen, dass wir Weihnachten besser verstehen: Weihnachten nur für eingeschriebene Mitglieder? Deutlicher, krasser könnten wir es nicht missverstehen! Es ist gerade nicht exklusiv, das heißt ausschließend, nicht ausschließlich für Mitglieder oder andere besonders qualifizierte Menschen! Niemand ist oder wird ausgeschlossen! Die gute Nachricht, dass in diesem Kind im Stall Gott selber in unsere Welt kommt - diese Nachricht gilt allen Menschen! Nicht nur denen, die Kirchensteuern zahlen. Nicht nur denen, die sich immer schon zur Kirche zählen oder den moralisch Einwandfreien.. Diese gute Nachricht, dass Gott in unsere Welt kommt, die soll uns alle erreichen, die wir miteinander hier sind: diejenigen, die sich von der Weihnachtsgeschichte berühren lassen möchten und diejenigen, die auf der Suche sind nach ihrer Weihnachtsstimmung; auch die, die gekommen sind, weil es immer schon so war und die da sind, weil die Familie es erwartet und weil sie das Stresspotential des Hl. Abend klein halten wollen; dann natürlich diejenigen, die da sind, weil sie sonst alleine wären; und die, die mal wieder in eine Kirche gekommen sind, weil sie heute nicht so auffallen, wie an einem normalen Sonntag oder weil sie endlich mal sehen wollen, wie die Kreuzkirche jetzt innen aussieht... Schön, dass sie alle das sind, dass ihr alle da seid: ganz egal was irgendein Herr Volk sagt...uns allen, allem Volk wird heute - wieder und zugleich ganz neu - die gute Nachricht verkündet, dass Gott zu uns kommt. In unsere Welt. Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird... - wer hier Menschen ausschließen möchte, hat diesen Satz und Weihnachten nicht verstanden.

IV. Aus einer alltäglichen Geschichte wird die Heilige Nacht Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird... - die erste wörtliche Rede. Alles, was bis dahin erzählt wird, hat (wir haben es ja vorhin nachgeprüft) - das ist keine weihnachtlichen Geschichte. Erst als der Bote Gottes spricht, wird es weihnachtlich. Erst dieser Satz des Boten Gottes - macht aus einer ziemlich banalen Geschichte unsere Weihnachtsgeschichte. Bis dahin wird sie von Lukas geradezu nebensächlich erzählt und ihre Bedeutung ist nicht von selbst verständlich. Erst dieses erste gesprochene Wort des Engels, des Boten Gottes, macht die Geschichte zu dem, was sie ist. Hier ist die Mitte der Geschichte. Daran lässt Lukas keinen Zweifel. Eindeutig und verständlich wird das Geschehen nur durch die Deutung. Ohne diese Freude, die allem Volk widerfahren wird ist Weihnachtsstimmung einfach nicht möglich. Weihnachtsfreude kommt nicht durch Weihnachtsbäume, Kerzen und Geschenke zustande. Wir können sie nicht kaufen. Und wir können sie nicht machen. Sie beginnt damit, dass wir hören: Euch ist heute der Heiland geboren! V. Das Kind in der Krippe: ein Zeichen Wir Menschen tun uns schwer damit, auf etwas zu vertrauen, das wir nicht sehen. Darum gehört zu der guten Nachricht ein Zeichen:...ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen. Dieses Kind ist Zeichen für etwas Großes: Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden... Die Hirten machen sich auf den Weg. Sie finden das Kind. Und als sie es sehen? Als sie ds Kind sehen, fallen sie nicht anbetend vor der Krippe nieder. Sondern sie erzählen, was sie über dieses Kind gehört haben. Erzählen wir uns an Weihnachten, was wir über dieses Kind und den Menschen Jesus gehört haben? Vielleicht braucht es ja gerade das auch für die rechte Weihnachtsstimmung und Weihnachtsfreude? Denn - wie gesagt: Das Kind in der Krippe ist nicht das Eigentliche, sondern ein Zeichen. Dann kommt und gehört eine zweite Beobachtung notwendig dazu: Lukas hat die Geschichte später aufgeschrieben. Er ist auf sie gestoßen, als er - so erklärt er selber - den verschiedenen Überlieferungen von Jesus bis zu ihren Anfängen nachgegangen ist. Und dann hat er sie in der richtigen zeitlichen Reihenfolge aufgeschrieben. Wichtig ist Weihnachten also nur von der Fortsetzung der Geschichte und von ihrem Ende her. Ohne das Leben Jesu, ohne Karfreitag und Ostern wäre diese Geburt in einem Winkel der Erde nicht einmal eine Randnotiz der Geschichte. So aber hat sie seitdem die Welt bewegt und verändert und sie bewegt heute uns. Sie bewegt uns dazu, heute hier zusammen zu kommen und zu feiern, weil auch uns die große Freude zuteil wird, dass Gott zu uns kommt, um unser Leben zu teilen. Weihnachten braucht also den Blick auf die ganze Geschichte Jesu Christi!

Wichtig ist das Kind in der Krippe trotzdem: Es ist das Zeichen, dass Gott wirklich zu uns Menschen und in unsere Welt kommt. Darum ist es eine normale Geburt. Darum wird kein Wunder erzählt. Kein göttliches Eingreifen erspart Maria die Angst vor dem Unbekannten der ersten Geburt, die Wehen und die Schmerzen und die nachlassenden Kräfte. VI. Euch ist heute der Retter geboren Das Kind wurde erwachsen. Und Jesus ist seinen Weg gegangen. Er hat sich den Menschen zugewandt. Allen. Auch den Ausgeschlossenen, denen, die keinen Platz hatten, weil ihnen ihre Mitmenschen keinen Platz lassen wollten. Indem, wie er sich den Mitmenschen zuwendet, macht Jesus deutlich, dass sein Kommen eine gute Nachricht für alle ist! Auch darum lässt sich Weihnachten nicht zu einem exklusiven Vereinsfest machen unter der Überschrift: Wer zahlt, kriegt auch nen ordentlichen Sitzplatz. Die Hirten und dann alle anderen Menschen, denen Jesus begegnet, sind das Volk, dem die gute Nachricht gesagt wird. Und heute sind wir es. Wenn wir jetzt zurück kommen auf unsere Suche nach der richtigen Weihnachtsstimmung, dann kommen wir damit einen guten Schritt weiter. Echte Weihnachtsstimmung vertraut der Zusage: Euch ist heute der Retter geboren. Und was das bedeutet für uns und unser Leben, das sehen wir - wie gesagt -, wenn wir der ganzen Geschichte Jesu nachdenken. Echte Weihnachtsstimmung zielt nicht nur auf einen schönen Heiligen Abend oder drei erfüllte Weihnachtstage. Sie braucht den Blick auf das ganze Leben: Der da geboren ist, wird ein Teil meines Lebens - prägend für meinen Alltag. Weihnachtsstimmung lebt aus der Gewissheit: Er ist da! VII. Heilige Nacht erleben - Nächte aushalten Die Hirten erleben, dass aus einer alltäglichen eine ganz besondere Nacht wird. Auch von ihnen können wir etwas lernen in Sachen Weihnachtsstimmung. Die Hirten sind Leute, die Nächte aushalten. Ihnen ist die Erfahrung der Nacht nicht fremd. Sie wissen, dass es Situationen gibt, in denen wir uns einsam und verlassen fühlen, gerade wenn wir das, was unser Beruf ist, ernst nehmen. Diese Nächte auszuhalten ist nicht leicht. Aber vielleicht ist es kein Zufall, dass gerade diejenigen, denen solche Nächte immer wieder zugemutet sind und die in der Nacht das Leben hüten müssen, dass gerade sie die Heilige Nacht erleben...? Auch wir spüren selber ja gerade in den Nächten unseres Lebens die Nähe Gottes besonders deutlich. Als Nächstes gehört die Beobachtung dazu: Die Weihnacht bringt Menschen zusammen, die sonst nicht zusammen kommen - so wie auch uns heute! Die Hirten kommen in den Stall. In unseren Krippen unter dem Baum stehen auch noch die Könige dabei (deren Geschichte werde ich am 4. Januar nachdenken). Und dann Ochs und Esel und einige Schafe.

In diesem stimmungsvollen Bild eines bunten Miteinanders spiegelt sich, was der Chor der Engel bereits angekündigt hat: Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden - und das ist dann wohl der letzte und entscheidende Mosaikstein, der unser Bild der richtigen Weihnachtsfreude komplett macht. VII. Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden - Gott macht seinem Namen Ehre und kommt, dass Frieden auf Erden wird. Und wie wird Frieden auf Erden? Bei allem, was sich seit der Geburt des Kindes bewegt und verändert hat - Frieden auf Erden haben wir noch nicht. Der Frieden auf Erden bricht mit dem Kommen Gottes in unsere Welt an. Weihnachten markiert einen neuen Anfang. Aber Gott setzt seinen Frieden nicht mit Gewalt durch. Und: seine völlige Vollendung liegt wohl jenseits unserer Welt. Denn dieser Frieden auf Erden ist mehr als nur die Beseitigung von Krieg und Streit. Er meint etwas, für das wir kaum passende Worte finden: Heil und Leben. Darum ist der Frieden auf Erden nicht zu trennen vom Ehre sei Gott in der Höhe. Wo das Ehre sei Gott in der Höhe fehlt und keinen Raum findet, da wird auch der Frieden auf Erden nicht spürbar. Ich habe eine Postkarte, die das anschaulich macht: Auf der Karte sind zwei kämpfende Friedenstauben zu sehen. Und darüber steht: Die einen wollen Frieden, die anderen keinen Krieg. So etwas erzeugt natürlich Spannungen. Das heißt für uns: Wo unsere Weihnachtsstimmung bloße Besinnlichkeit und reine Sentimentalität bleibt, wird der Frieden auf Erden nicht spürbar werden. Das Kind in der Krippe (und später genau so der erwachsene Jesus) fordert uns vielmehr auf, zur Besinnung zu kommen - zur Besinnung auf diesen einfachen Zusammenhang: Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden gehören untrennbar zusammen. Mit anderen Worten: Das Wort Gottes, das in Jesus Christus Fleisch geworden ist, dieses Wort Gottes fordert uns zu einer Antwort auf. Diese Ant-Wort kann nur darin bestehen, dass wir unser Leben in der bewussten Ver-Antwortung Gott gegenüber leben. Das wird dann nicht nur sentimentale Frömmigkeit zur Folge haben, sondern ganz konkrete Konsequenzen für unser alltägliches Leben: angefangen damit, wie wir mit den Menschen umgehen, die Gott uns an die Seite stellt und wie wir mit der Schöpfung umgehen, in die Gott uns hinein stellt. Die Hirten, erzählt Lukas, kehren wieder zurück in ihren Alltag. Was sie gesehen und erlebt haben, verändert sie, prägt ihren Glauben ebenso wir ihr alltägliches Reden und Tun. Zu richtiger Weihnachtsfreude kommen wir demnach nicht wie die Jungfrau zum Kind. Sie ist eher wie ein Päckchen, das uns die Boten Gottes in Herzen und Hände geben. Wenn wir s nicht

auspacken, erleben wir nie, was drin ist. Machen wir s also auf - und machen wir was draus. Amen. Lied Sieh nicht an, was du selber bist! (EG 539,1-3) Fürbittengebet Christus, als Kind bist Du zu uns gekommen: aus Deinem Licht in unser Zwielicht. Aus Deinem Reichtum in unsere Armut. Aus Deinem Frieden in unsere Zeit. Gib, dass wir eine Ahnung Deines Lichts, Deines Friedens mitnehmen, dass in unseren Herzen die Botschaft dieser Nacht ankommt und Raum gewinnt. Dass wir diesem Licht und Frieden Raum lassen und ihm Gestalt geben mit unserem Leben. Du bist, Herr Jesus Christus, in unsere Welt gekommen - und du willst nicht zaubern, sondern verändern. Du bist zu denen gekommen, die das Leben hüten, das du uns anvertraut hast. Danke, dass wir diese Geschichte immer wieder erzählen und uns davon berühren lassen können in unserer Seele. Bewahre uns davor, dass wir sie mit unserer Vernunft auseinander pflücken um Dich in irgend einer Funktion zu begreifen - bewahre uns davor, dass wir dem tiefen Verstehen der Seele und des Herzens selber im Weg stehen. Hilf uns, behutsam zu werden. Mach uns zu Hütern des Lebens. Dass wir darin Dich und Dein Kommen in die Welt wahrnehmen lernen und immer neu spüren. Mach uns zu Menschen, die in den Nächten des Lebens wachen und Leben hüten. Mach uns zu Menschen, die frei sind im Einklang mit sich und ihren Gaben zu leben. Die frei werden, ihre Grenzen zu akzeptieren. Und hilf uns, dass wir Deine Gaben als Aufgaben und dass wir sie mit Hingabe wahrnehmen. Geh mit uns in diese Heilige Nacht. Segne alles Miteinander. Und steh denen bei, die - innerlich oder äußerlich - einsam sind. Geh mit uns und hilf uns, Deiner Wahrheit auf die Spur zu kommen, damit Deine Wahrheit uns frei macht. Amen. Vaterunser Lied Stern über Bethlehem (EG 540,1-4) Segen gesungen: Amen, Amen, Amen Lied O du fröhliche (EG 44,1-3) Nachspiel