Bayerisches Landesamt für Umwelt Handlungsempfehlungen Schlacken mit natürlicher Radiaktivität als Fehlbdenschüttungen 1 Hintergrund In vielen Altbauten wurde der Fußbden als sgenannter Fehlbden (auch Blindbden der Einschubdecke) ausgeführt. Darunter versteht man einen Zwischenbden zwischen Deckenbalken aus Hlz zur Aufnahme vn Füllmaterial. Die Füllung (auch Fehlbdenschüttung ) diente der Trittschall- und Wärmedämmung. Als Füllmaterial wurden Schlacken, Sand, Lehm und andere Dämmstffe eingebaut. Schlacke aus der Khleverbrennung 2 Schlacken als Fehlbdenschüttungen Schlacken aus der Khleverbrennung und aus anderen industriellen Przessen waren in früheren Jahren (bis ca. 1960) ein kstengünstiges Material für Fehlbdenschüttungen. Schlacken aus der Khleverbrennung fielen in vielen Industriebetrieben mit eigener Energieerzeugung und Stadtgaswerken in grßen Mengen an.
Schlacken mit natürlicher Radiaktivität als Fehlbdenschüttungen Ein weiterer Przess, in dem Schlacken entstanden, war die sgenannte Pyritröste (Erhitzung vn Pyrit) zur Gewinnung vn Schwefeldixid zur Säureherstellung in der Zellstffindustrie. 3 Natürliche Radinuklide in Schlacken Natürliche Radinuklide sind sgenannte primrdiale Nuklide, das heißt sie wurden während der Entstehung der Erde gebildet und sind aufgrund ihrer langen Halbwertszeit nch heute in nennenswerten Mengen in der Erdkruste vrhanden. Im Wesentlichen sind natürliche Radinuklide drei Zerfallsreihen zuzurdnen: der Uran-Radium-, der Thrium- und der Uran-Actinium-Zerfallsreihe. Khlen, vr allem Braunkhle, aber auch Steinkhle, weisen je nach Herkunft und Bildungsbedingungen schwach erhöhte Aktivitäten an natürlichen Radinukliden, überwiegend jener der Uran-Radium- Zerfallsreihe, auf. Bei der Verbrennung der Verkkung der Khlen erflgt in den Schlacken durch den Massenverlust eine relative Anreicherung der Radinuklide. Auch vn Pyrit (FeS 2 - Eisendisulfid) ist bekannt, dass er je nach Herkunft höhere Anteile an natürlichen Radinukliden aufweist, die sich nach der Pyritröste in der entstehenden Schlacke (und den Stäuben) anreichern. 4 Empfehlungen hinsichtlich Strahlenschutz Für die Beurteilung vn Baumaterialien mit erhöhten Gehalten an natürlich vrkmmenden Radinukliden gibt es derzeit in Deutschland keine verbindlichen strahlenschutzrechtlichen Festlegungen. Im Flgenden werden verschiedene Empfehlungen und Regelungen für die Verwendung vn Baumaterialien in Neubauvrhaben dargestellt, die zu einer Einschätzung aus strahlenschutzfachlicher Sicht beitragen können. 4.1 Empfehlungen der Strahlenschutzkmmissin (SSK) zur Verwendung vn Kupferschlacke aus dem Mansfelder Raum [1] Bei der Verhüttung vn Kupferschiefern im Mansfelder Raum fielen Schlacken an, die erhöhte Gehalte an natürlich vrkmmenden Radinukliden aufweisen. Die Schlacken wurden im Straßenbau, Wasserbau und Tiefbau und teilweise auch im Hausbau eingesetzt. Auf Straßen und Plätzen mit diesem Baumaterial wurden Gamma-Ortsdsisleistungen bis zu 0,7 Mikrsievert pr Stunde (µsv/h) gemessen, bei einem Mittelwert vn 0,4 µsv/h. Ähnliche ODL fanden sich auch bei aus Schlackebausteinen erbauten Häusern. Die SSK empfiehlt, auf die Verwendung vn Schlackesteinen swie vn Schlacken als Zuschlagstff beim Neubau vn Häusern zu verzichten. 4.2 Leitlinie der EU - Radiatin Prtectin 112 [2] Die Leitlinie der EU setzt sich mit natürlichen Radinukliden in Baumaterialien auseinander. Grundsatz für eine Begrenzung natürlicher Radinuklide in Baumaterialien sll dabei sein, die Strahlenexpsitin für Einzelpersnen der Bevölkerung s gering zu halten, wie es mit verhältnismäßigen Mitteln erreicht werden kann. Die Leitlinie ist nicht für bestehende Gebäude gedacht, kann aber hilfsweise herangezgen werden. Als radilgische Grundprinzipien für eine Kntrlle vn Baumaterialien wird ein Dsiskriterium definiert, wnach eine Dsis vn mehr als 1 Millisievert pr Jahr (msv/a) aus Gammastrahlung aus Strahlenschutzgründen nicht außer Acht gelassen werden sllte. Die genannte Dsis ist die zusätzliche Dsis, die über die im Freien erhaltene Dsis aus Gammastrahlung (terrestrische und ksmische Hintergrundstrahlung) hinausgeht. 2 Bayerisches Landesamt für Umwelt 2015
Schlacken mit natürlicher Radiaktivität als Fehlbdenschüttungen 4.3 Strahlenschutzverrdnung, Teil 3, Kapitel 3: Schutz der Bevölkerung bei natürlich vrkmmenden radiaktiven Stffen [3] 97 102 Strahlenschutzverrdnung (StrlSchV) in Verbindung mit Anlage XII Strahlenschutzverrdnung regelt u. a. die Entsrgung vn Rückständen und Materialien mit erhöhter natürlicher Radiaktivität. Die Entsrgung schließt auch die Verwertung in Baustffen mit ein. In 97 StrlSchV wird als Richtwert für eine (zusätzliche) Strahlenexpsitin aus der Entsrgung vn überwachungsbedürftigen Rückständen für Einzelpersnen der Bevölkerung eine effektive Dsis vn 1 msv/a genannt, bei deren Überschreiten Strahlenschutzmaßnahmen zu veranlassen sind. Nach Anlage XII Teil B Nr. 2 StrlSchV gilt eine Überwachungsgrenze C = 0,5 Bq/g 1, wenn Baustffen bei der Verwertung im Hausbau mehr als 20 % Rückstände (nach Anlage XII Teil A StrlSchV) zugesetzt werden. Unterhalb der Überwachungsgrenzen kann davn ausgegangen werden, dass die zusätzliche Dsis durch die Baustffe weniger als 1 msv/a beträgt. 4.4 Fazit Schlacken sind nur mit Einschränkungen als Baumaterial geeignet. Wichtigstes Kriterium ist die Einhaltung einer zusätzlichen Strahlenexpsitin für Einzelpersnen der Bevölkerung, die 1 msv/a nicht überschreiten sllte. 5 Handlungsempfehlungen In Whn- und Schlafräumen, allgemein in vielgenutzten Räumen, sllte geprüft werden, b die Schlacken an Ort und Stelle verbleiben können der aus Gründen des Strahlenschutzes ausgebaut und entsrgt werden sllten. Dafür kann die Messung der Gamma-Ortsdsisleistung (ODL; Messung der Gammastrahlung) erste Anhaltspunkte liefern. Vn den Messwerten sllte der Hintergrundwert abgezgen werden. Bei ODL bis zu 0,1 µsv/h: kein Ausbau der Schlacke ntwendig, ODL mehr als 0,1 µsv/h: gammaspektrmetrische Untersuchung der Schlacke auf Art und Menge der natürlichen Radinuklide, bei nicht dicht schließenden Fußböden: Durchführung vn Wischtests am Bden, zur Feststellung, b Staub aus dem Fehlbden austreten kann, Abschätzung der äußeren und inneren Strahlenexpsitin, ggf. auch Ermittlung der Radnknzentratin in der Raumluft. Bei einer zusätzlichen effektiven Dsis vn mehr als 1 Millisievert pr Jahr (msv/a) empfehlen wir, die Fehlbdenschüttung auszubauen und zu entsrgen. 1 Der Wert C setzt sich aus den beiden Nukliden der Uran-Radium- und der Thrium-Zerfallsreihe zusammen, die jeweils die höchste Aktivität aufweisen (C U238max + C Th232max C) Bayerisches Landesamt für Umwelt 2015 3
Schlacken mit natürlicher Radiaktivität als Fehlbdenschüttungen Bei der Entsrgung vn Fehlbdenschüttungen mit natürlichen Radinukliden bei Umbau- der Rückbaumaßnahmen ist zu beachten: Bei Fehlbdenschüttungen, bei denen die ODL über 0,1 µsv/h liegt, ist eine gammaspektrmetrische Untersuchung des Materials durchzuführen. Die Ergebnisse der gammaspektrmetrischen Untersuchung sind, zusammen mit Angaben zur ODL, zum geplanten Entsrgungsweg und zur Menge der zu entsrgenden Fehlbdenschüttung an das LfU zu übermitteln. Wir prüfen nach 102 Strahlenschutzverrdnung, b die strahlenschutzrechtlichen Bestimmungen bei der Entsrgung eingehalten sind und teilen dies dem Abfallbesitzer mit. Entsrgungsmöglichkeiten teilt die entsrgungspflichtige Körperschaft (Landkreis, kreisfreie Stadt, Abfallwirtschaftsbetriebe) mit. Wichtig: Swhl bei Umbau- als auch bei Rückbaumaßnahmen müssen effektive Maßnahmen zum Schutz gegen das Einatmen vn Staub getrffen werden! 6 Ansprechpartner Für eine erste Messung der Ortsdsisleistung swie weitere Untersuchungen wie Gammaspektrmetrie, Wischtests und Radnuntersuchungen in der Raumluft können akkreditierte Labrs für Radiaktivitätsuntersuchungen beauftragt werden. Sachverständige und Labre sind auf den flgenden Webseiten zu finden. http://www.lfu.bayern.de/strahlung/rueckstaende_mit_nat_radiaktivitaet/aninenaustauscher/dc/akkred itierte_untersuchungsstellen.pdf http://www.lfu.bayern.de/strahlung/fukushima/dc/liste_sachverstaendige_und_messlabre.pdf http://www.bfs.de/de/themen/in/service/radn-messung/qualitaet/qualitaet.html 7 Literatur [1] Strahlenschutzkmmissin (SSK): Bewertung der Verwendung vn Kupferschlacken aus dem Mansfelder Raum. Empfehlung der Strahlenschutzkmmissin. Bundesanzeiger Nr. 43 vm 03. März 1992. [2] Eurpean Cmmissin: Radiatin Prtectin 112 Radilgical Prtectin Principles cncerning the Natural Radiactivity f Building Materials. Directrate-General Envirnment, Nuclear Safety and Civil Prtectin, 1999. [3] Verrdnung über den Schutz vr Schäden durch inisierende Strahlen (Strahlenschutzverrdnung StrlSchV) unter Berücksichtigung der Änderungen durch die Nvellierung 2011. 9. aktualisierte Ausgabe, Stand: Nvember 2011, Bundesanzeiger-Verlag. 4 Bayerisches Landesamt für Umwelt 2015
Schlacken mit natürlicher Radiaktivität als Fehlbdenschüttungen Impressum: Herausgeber: Bayerisches Landesamt für Umwelt (LfU) Bürgermeister-Ulrich-Straße 160 86179 Augsburg Telefn: 0821 9071-0 Telefax: 0821 9071-5556 E-Mail: pststelle@lfu.bayern.de Internet: http://www.lfu.bayern.de Bearbeitung: Ref. 41 / Albrecht Bildnachweis: LfU Stand: August 2015 Pstanschrift: Bayerisches Landesamt für Umwelt 86177 Augsburg Diese Publikatin wird kstenls im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit der Bayerischen Staatsregierung herausgegeben. Sie darf weder vn den Parteien nch vn Wahlwerbern der Wahlhelfern im Zeitraum vn fünf Mnaten vr einer Wahl zum Zweck der Wahlwerbung verwendet werden. Dies gilt für Landtags-, Bundestags-, Kmmunal- und Eurpawahlen. Missbräuchlich ist während dieser Zeit insbesndere die Verteilung auf Wahlveranstaltungen, an Infrmatinsständen der Parteien swie das Einlegen, Aufdrucken und Aufkleben parteiplitischer Infrmatinen der Werbemittel. Untersagt ist gleichfalls die Weitergabe an Dritte zum Zweck der Wahlwerbung. Auch hne zeitlichen Bezug zu einer bevrstehenden Wahl darf die Publikatin nicht in einer Weise verwendet werden, die als Parteinahme der Staatsregierung zugunsten einzelner plitischer Gruppen verstanden werden könnte. Den Parteien ist es gestattet, die Publikatin zur Unterrichtung ihrer eigenen Mitglieder zu verwenden. Bei publizistischer Verwertung auch vn Teilen wird um Angabe der Quelle und Übersendung eines Belegexemplars gebeten. Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte sind vrbehalten. Die Brschüre wird kstenls abgegeben, jede entgeltliche Weitergabe ist untersagt. Diese Brschüre wurde mit grßer Srgfalt zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vllständigkeit kann dennch nicht übernmmen werden. Für die Inhalte fremder Internetangebte sind wir nicht verantwrtlich. BAYERN DIREKT ist Ihr direkter Draht zur Bayerischen Staatsregierung. Unter Tel. 089 122220 der per E-Mail unter direkt@bayern.de erhalten Sie Infrmatinsmaterial und Brschüren, Auskunft zu aktuellen Themen und Internetquellen swie Hinweise zu Behörden, zuständigen Stellen und Ansprechpartnern bei der Bayerischen Staatsregierung. Bayerisches Landesamt für Umwelt 2015 5