Radiographie und Tomographie von Holz mit Neutronen

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Transkript:

DACH-Jahrestagung 2008 in St.Gallen - Poster 30 Radiographie und Tomographie von Holz mit Neutronen Kurt OSTERLOH, Uwe EWERT, Christoph RÄDEL, Uwe ZSCHERPEL, Bundesanstalt für Materiaforschung und -prüfung, Berlin Andreas HASENSTAB, TÜV Rheinland, LGA, Nürnberg Thomas BÜCHERL, Institut für Radiochemie, TU München, Garching Kurzfassung. Als naturgewachsenes Material zeichnet sich Holz besonders durch seine heterogenen inneren Strukturen aus, insbesondere durch die Jahresringe. Hierdurch stellen sich an die Fehlererkennung mittels radiologischer Methoden andere Anforderungen als an diejenige in homogene Materialien wie z.b. Metallen. Aufgrund der hohen Dichteunterschiede lassen sich in Holz eingefügte Metallgegenstände wie Nägel oder Schrauben sehr leicht erkennen. Anders sieht es hingegen bei Leimschichten aus, die aufgrund der geringen Kontrastunterschiede kaum auffallen. Welche Bedeutung gerade den Verbindungen zwischen einzelnen Holzbauteilen wie z.b. den Verleimungen zukommt, zeigte sich tragischerweise Anfang Januar 2006 in Bad Reichenhall beim Einsturz der Eissporthalle. Um diese Schwäche der Durchstrahlungsprüfung mit Röntgenstrahlen auszugleichen, wurde eine andere Strahlenart verwendet, die vorzugsweise von leichten Elementen wie Wasserstoff absorbiert wird. Diese Eigenschaft ist für die Neutronenstrahlung charakteristisch, die zumeist entweder niederenergetisch in der Form von thermischen oder hochenergetisch in einer von schnellen Neutronen zur Verfügung steht. Für die Durchstrahlung größerer Holzschichten sind schnelle Neutronen erforderlich. Es ist gelungen, mit Spaltneutronen (1,5 2 MeV) an der Forschungsneutronenquelle Heinz Maier-Leibnitz (FRM II) der TU München die Leimschicht in einem verleimten Holzbalken radiographisch und tomographisch darzustellen. Einführung Holz ist ein Material, das die Menschheit in seiner gesamten Zivilisationsgeschichte begleitet [1]. Aufgrund seines natürlichen Wachstums unterscheidet es sich grundlegend in seiner Struktur und seinen Eigenschaften von allen anderen Materialien, die im Laufe der Zeit vom Menschen zum Bau und zu Herstellung von Gegenständen benutzt hat und noch einsetzt. Zunächst fällt die unregelmäßige und anisotrope Maserung auf, die sich so in keinem anderen Material findet. Durch seinen Kohlenwasserstoffgehalt unterscheidet es sich auch in der Dichte grundsätzlich von allen Werkstoffmetallen. Besonders wenn in einem Objekt beide Materialien, Holz und ein Schwermetall, nebeneinander vorkommen, gestaltet sich eine Untersuchung mit Röntgenstrahlen besonders schwierig, vor allem wenn Holzteile z. B. mit Metallplatten völlig abgeschirmt sind. Neutronen hingegen durchdringen Metalle und werden von wasserstoffhaltigen Materialien absorbiert. Es stellt sich daher die Frage, ob Neutronen grundsätzlich für die zerstörungsfreie Prüfung von Holz geeignet sind und welche Vorteile aus der Neutronen-Radiographie bzw. Tomographie gezogen werden können. 1

Material und Methoden Die Forschungsquelle Heinz Maier-Leibnitz (FRM-II) der Technischen Universität München ist mit einer zusätzlichen Quelle für Spaltneutronen ausgestattet. Diese besteht in zwei Konverterplatten aus hoch angereichertem Uran am Beckenrand, von denen die Spaltneutronen im Energiebereich von 1 bis 2 MeV direkt in zwei abgeschirmte Räume innerhalb der Experimentierhalle führen (mittlere Energie bei 1,8 MeV, L/D-Verhältnis = 230). Nach Herausfiltern der niederenergetischen Neutronen beträgt der Neutronenfluss 4,9 x 10 6 cm -2 s -1. Die Bilder wurden mit einem Fluoroskop bestehend aus einem PP-Konverter und einer elektrisch gekühlten Andor DV434-BV CCD-Kamera (1024 x 1024 Pixel) aufgenommen. Die tomographische Rekonstruktion erfolgte über die gefilterte Rückprojektion nach Beseitigung der unvermeidbaren Bildstörungen in Form von weißen Punkten aufgrund der Streustrahlungen aus der Umgebung während der Exposition. a b c Abbildung 1: Forschungsneutronenquelle Heinz Maier-Leibnitz (FRM II) a) historisches Gebäude des alten Forschungsreaktors ( Atomei ), b) Grundriss mit der Lage des NECTAR-Messplatzes, c) Reaktorgebäude von außen. Ergebnisse a) Radiographie: Durchdringung größerer Schichtdicken mit schnellen Neutronen Zum Nachweis, dass auch größere Holzproben mit Neutronen durchstrahlt werden können, wurde ein durch Pilzwachstum geschädigter Holzbalken (s. Abb. 2 a) quer durchstrahlt, einmal von der breiten (Abb. 2 b) und einmal von der schmalen Seite aus (Abb. 2 c). In der Aufsicht (b) sind Details der Schädigungen im Positivbild erkennbar. Das Durchstrahlungsbild quer dazu (c) lässt nicht nur hellere und somit weniger dichte Bereiche erkennen, sondern auch die Jahrringstruktur. Somit konnte gezeigt werden, dass mit schnellen Neutronen (s. o.) Holzproben in der Breite des Probekörpers (30 cm) erfolgreich radiographisch untersucht werden können, was mit thermischen oder gar kalten nicht möglich ist. 2

a b c Abbildung 2: Neutronenradiographie eines Holzbalkens (Positivbild): a) Aufsicht auf das Gesamtobjekt, b) mittlerer Ausschnitt in Aufsichtsrichtung durchstrahlt, c) nach Drehung des Probekörpers um 90 quer dazu durchstrahlt. Mit Spaltneutronen wurde eine Holzschichtdicke von 30 cm durchdrungen. 90 b) Tomographie: metallisch abgeschirmte Proben Der Probekörper mit den Wachseintragungen ( Nakiplast ) in Nagellöcher ist, ohne metallische Abschirmplatte, in Abbildung 3 a zu sehen. Die Anordnung der Abschirmung, bestehend aus einer Stahlplatte mit einem Querschnitt von 18 x 60 x mm, geht aus dem Bild der Strahlengangsbeobachtungskamera (b) und der Skizze mit den auffälligen Merkmalen (c) hervor. Vordergründig stechen die Abschirmplatte und die Wachseintragungen hervor (Abb. 3 c). Die strukturellen Details im tomographischen Datensatz lassen sich besser mit den Schichtbildern in Abbildung 4 zeigen, in denen ausgewählte Schnittbereiche aufaddiert worden sind, um das Kontrast-Rauschverhältnis zu verbessern. Während in der Tomographie mit Neutronen die Wiedergabe der Jahrringstrukturen bis in die direkte Nachbarschaft der Abschirmung unbeeinträchtigt bleibt (Abb. 4 b und e), war eine auswertbare Röntgen-CT mit einer derartigen Metallabschirmung nicht erzielbar. Deshalb wurden die Referenz-Tomographiebilder (Abb. 4 c, f und i) ohne Metallplatte angefertigt. Im Neutronenbild der Seitenansicht (Abb. 4 h) fallen die Wachseintragungen deutlicher auf als im Röntgenbild (Abb. 4 i). Der Einblick in Holz- oder auch anderen stark wasserstoffhaltigen Strukturen, die durch dicke Metallschichten abgeschirmt sind, ist mit Neutronen möglich, im Gegensatz zu anderen radiographischen Verfahren mit Röntgen- oder Gammastrahlen. 3

a b c d Abbildung 3: Neutronentomographie eines teilabgeschirmten Probekörpers mit Wachseintragungen (1): a) photographische Ansicht ohne Abschirmplatte, b) Aufbau im Strahlengang, mit Überwachungskamera aufgenommen, c) Anordnung von Probekörper mit Merkmalen und der abschirmenden Stahlplatte, d) Rekonstruktionsergebnis im Überblick als 3D-Ansicht mit Stahlplatte und Wachseintragungen. 4

a b c d e f g h i Abbildung 4: Neutronentomographie eines teilabgeschirmten Probekörpers mit Wachseintragungen (2), strukturelle Details im Vergleich zur Röntgentomographie (ohne Metallabschirmung): a) Lage der aufaddierten Schichten für die beiden folgenden Darstellungen, b) Neutronentomographie mit Abschirmung, strukturelle Details über den gesamten Querschnitt trotz Abschirmung erkennbar, c) Röntgentomographie zum Vergleich, gleichmäßige Strukturdarstellung ohne metallische Abschirmung, d) zweite Lage in der Höhe des unteren zugestopften Nagelloches, e) Neutronentomographie analog zum Teilbild b, f) Referenzbild mit Röntgenstrahlen analog zum Teilbild c, g) Lage des Schichtenstapels in Längsrichtung des Probekörpers, h) Neutronentomographie mit deutlich erkennbaren Wachseintragungen, i) Referenzbild mit Röntgenstrahlen, mehr Details erkennbar, Wachseintragung weniger hervorstechend. Die metallene Abschirmung behindert nicht die Neutronentomographie. Wasserstoffhaltigere Einschlüsse werden stärker als in der Röntgentechnik hervorgehoben. c) Tomographie: Kontraste durch Wasserstoffdichten Unterschiedliche Wasserstoffdichten können in Holz durch Feuchtigkeit, Harzgehalt oder auch durch Leimschichten zustande kommen. In der Neutronenradiographie fallen die dadurch entstehenden Kontrastunterschiede deutlicher auf als in Röntgenbildern, was zuvor bereits mit den Wachseinträgen gezeigt werden konnte. Auf diesem Wege lassen sich z.b. Gleichmäßigkeiten von Leimschichten beurteilen. Hierzu wurde der Bereich einer Zinken- 5

verleimung in einem Balkenstück untersucht (s. Abbildung 5): In den Querschnitten sind die unterschiedlichen Jahresringmuster der beiden verleimten Stücke zu erkennen (b und d), im mittleren Bereiche mit Leimverdichtungen (c). In den Längsschichten (untere Reihe e bis i) ist der wellenförmige Verlauf der Leimschicht zu sehen, die in einigen Bereichen unterschiedlich dicht ist (f bis h). Durch das Aufaddieren mehrerer Schichten verschmieren die Jahresringmuster durch ihre schrägen Verläufe zu den dargestellten Schichtebenen, wie sie in der Zeichnung (i) dargestellt sind. a b c d e f g h i Abbildung 5: Neutronentomographie eines Holzstückes mit Zinkenverleimung: a) photographische Aufsicht auf den Balkenquerschnitt, b) oberflächennaher Bereich in der Neutronen CT im Querschnitt, c) Bereich der Zinkenverleimung mit Bereichen von Leimanreicherungen, d) tiefere Schicht im Querschnitt, e) photographische Ansicht von außen auf die Zinkenverleimung, f) Schichten im unteren Bereich (links), g) Schichten im Bereich der zentralen Bohrung, h) Schichten im vorderen Bereich (rechts), i) Schema mit den Lagen der Schichten von f h. Durch den schrägen Verlauf der Jahrringe treten diese im Bild hinter den Leimschichten zurück. Dichteverteilung in der Leimschicht ist nicht völlig homogen. Dichtere Spuren setzen sich in den Jahresringen fort. Diskussion Radiographische Untersuchungen wurden bereits an Holz erfolgreich durchgeführt, wobei verschiedene Strahlenarten verwendet wurden [2]. Als wasserstoffreiches Material schwächt Holz besonders Neutronenstrahlung. Deshalb ist diese Untersuchung auf die Frage gerichtet, unter welchen Bedingungen Neutronen für die Radiographie von Holz verwendet werden können, welche Vorteile sie bieten und welche Nachteile in Kauf zu nehmen sind. Folgende Feststellungen konnten dabei getroffen werden: Es wird eine Mindestenergie benötigt, um dickere Schichten zu durchdringen. Spaltneutronen (1,5-2 MeV) können bis zu 30 cm Holz abbilden, wobei die anisotrope Struktur der Jahresringe aufgelöst wird. 6

Dichteunterschiede zwischen Leimschichten und Holz sowie wachsähnliche Materialeinschlüsse sind deutlich erkennbar. Sowohl Radiographie als auch Tomographie voluminöser Holzteile ist mit schnellen Neutronen möglich. Schwermetalle sind für Neutronen transparenter als für Röntgen- oder Gammastrahlen. Somit lassen sich leichte Materialien auch dann untersuchen, wenn sie von Metallkonstruktionen verdeckt sind. Als schwerwiegender Nachteil bleibt, dass die Bildqualität von Neutronentomogrammen geringer ist als die mit Röntgenstrahlung. Es wäre bereits vom Aufwand her nicht zu vertreten, die Neutronenradiographie überall dort einzusetzen, wo ebenso die Röntgentechnik möglich ist (und öfter auch zur Verfügung steht). Ist aber die Dichteverteilung von wasserstoffhaltigen Inhaltsstoffen das Thema, wie z.b. bei Verharzungen, der Verteilung von Leimsubstanz in Klebeschichten oder die Ausbreitung von Feuchtigkeit, kann die Neutronenradiographie zusätzliche Informationen liefern. Sie wird aber immer dort die einzige Möglichkeit zur radiographischen Untersuchung bleiben, wenn starke metallische Abschirmungen im Wege stehen. Eine denkbare Anwendung dafür wäre die Untersuchung von kunst- und kulturgeschichtlichen Objekten, deren Integrität während jeder Untersuchung weitestgehend gewahrt bleiben soll. Anmerkung Die Autoren danken Herrn Dietmar Meinel, Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM), für die Anfertigung der Referenz-Tomographiebilder in Abb. 4 mit Röntgenstrahlen. Referenzen [1] Kurt Osterloh, Christoph Rädel, Uwe Zscherpel, Dietmar Meinel, Uwe Ewert, Thomas Bücherl, Andreas Hasenstab: Fast Neutron Radiography and Tomography of Wood; Insight Vol 50 No 6 June 2008, in press [2] Kurt Osterloh, Uwe Zscherpel, Christoph Rädel, Gerd Weidemann, Dietmar Meinel, Juergen Goebbels, Uwe Ewert, Andreas Hasenstab, Thomas Bücherl: Durchstrahlungsprüfung von Holz; DGZfP-Jahrestagung 2007, Fürth, 14.-16. Mai 2007, Berichtsband 104-CD, Deutsche Gesellschaft für Zerstörungsfreie Prüfung e.v., 2007, Vortrag 40, ISBN 978-3-931381-98-1 7