Bayerische Politik für Menschen mit Behinderung

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Transkript:

Rede von Staatsminister a. D. Josef Miller Mitglied des Bayerischen Landtags Bayerische Politik für Menschen mit Behinderung Schwerpunkt: Die Lebenshilfe der Unterallgäuer Werkstätten in Memmingen-Mindelheim für Menschen mit Behinderung Memmingen, den 9. Juli 2010 Josef Miller Staatsminister a. D., Mitglied des Bayerischen Landtags Es gilt das gesprochene Wort

- 2 - Einleitung (Zitat) Nicht behindert zu sein ist wahrlich kein Verdienst, sondern ein Geschenk, das jedem von uns jederzeit genommen werden kann Richard von Weizsäcker, ehem. Bundespräsident Meine Damen und Herren, dieses Zitat von Richard von Weizsäcker beschreibt, was ist: eine Behinderung kann jeden von uns zu jeder Zeit treffen. Weit über 80 Prozent der Behinderungen entstehen erst im Laufe eines Lebens durch Krankheit, Unfall oder Alter. In Bayern leben derzeit rund 1,1 Millionen schwerbehinderte Menschen. (Stand: 31.03.2010). Paradigmenwechsel Ziele bayerischer Behindertenpolitik In den letzten Jahren hat sich das Bild, insbesondere auch das Selbstbild der Menschen mit Behinderung, stark gewandelt. Zu Recht fordern behinderte Menschen vehement den Paradigmenwechsel von der Fürsorge und Versorgung hin zur gleichberechtigten Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Ziele bayerischer Behindertenpolitik sind daher, ein partnerschaftliches Miteinander von behinderten und nicht behinderten Menschen -statt bloßer Fürsorge und Betreuung,

- 3 - die möglichst volle Teilhabe von Menschen mit Behinderung am wirtschaftlichen, sportlichen, kulturellen und gesellschaftlichen Leben, und so weit wie möglich ein selbst bestimmtes und selbst gestaltetes Leben für Menschen mit Behinderung. Welch hohen Stellenwert die Staatsregierung der Politik für Menschen mit Behinderung beimisst, belegen auch die Haushaltsansätze der vergangenen Jahre: So betrug die Förderung im Jahr 2008 rund 680 Mio. Euro, 2009 bereits 716 Mio. Euro, und in diesem Jahr sind knapp 737 Millionen Euro veranschlagt, die neben den Leistungen, die die Kommunen erbringen, bereitstehen. (Der Grund für die Steigerung ist das Konjunkturpaket II (ZuInvG)/2011 steht noch nicht fest). Ich denke, diese Zahlen belegen eindrucksvoll, dass die Behindertenpolitik ein Schwerpunkt bayerischer Sozialpolitik war, ist und auch zukünftig weiter sein wird. Und auch Memmingen und Mindelheim sind bei den staatlichen Zuwendungen nicht ganz leer ausgegangen: So haben die Unterallgäuer Werkstätten etwa für ihren wunderbaren und preisgekrönten Neubau der

- 4 - Förderwerkstätte - durch die Landesstiftung Zuschüsse in Höhe von 220.000 Euro bewilligt bekommen. Die Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM) in Memmingen wurde aus Mitteln des StMAS im Haushaltsjahr 2010 mit rund 226.00 Euro gefördert, die Förderstätte in Memmingen ist mit 150.000 Euro an Zuschüssen bedacht worden (Schlussrate von 41.586 Euro noch offen). Eine weitere Förderung für die Ausstattung und Erweiterung einer Werkstatt für psychisch behinderte Menschen in Memmingen UND Mindelheim ist im Rahmen des Jahresförderprogramms 2010 mit einer Bewilligungssumme in Höhe von 187.200 Euro möglich. Anrede! Die finanzielle Förderung der Unterallgäuer Werkstätten durch den Freistaat Bayern ist ebenso richtig wie notwendig. Und das liegt neben einer Vielzahl an wichtigen Gründen ganz wesentlich an einem Punkt:

- 5 - Bedeutung von Arbeit Nach unserem gesellschaftlichen Verständnis gehört vor allem der Bereich Arbeit zu den fundamentalen Lebensbereichen des Menschen. Arbeit bedeutet gerade für Menschen mit Behinderung wesentlich mehr als nur Geld verdienen: Arbeit bedeutet Persönlichkeitsentfaltung, Arbeit gibt Selbstvertrauen und Zufriedenheit, Arbeit fördert die Integration behinderter Menschen im hohen Maße. Verdienste der UA Werkstätten ( Lebenshilfe ) Die UA Werkstätten sind eine Einrichtung der Lebenshilfe Memmingen/Unterallgäu e.v. Ich finde, das Wort Lebenshilfe beschreibt den Leitgedanken und damit den Anspruch der Werkstätten in ganz hervorragender Weise, denn: Lebenshilfe bedeutet Hilfe für das Leben zu geben. Und ein ganz wesentlicher Bestandteil unseres Lebens ist die Arbeit: Wir wollen unser tägliches Brot - so gut es eben geht - selbstständig verdienen, wir wollen eine Aufgabe haben und auch daran wachsen. Einen ArbeitsPLATZ zu haben, bedeutet auch die große Chance, einen Platz im Leben zu finden! Die Lebenshilfe der UA Werkstätten ermöglicht es vielen behinderten Menschen etwa in den Bereichen Gartenbau, Holzbearbeitung oder in der

- 6 - Metallbearbeitung ihren Platz zu finden, einer Aufgabe nachzugehen, werktätig zu sein. Die UA Werkstätten machen das Leben dadurch für viele behinderte Menschen schlicht und ergreifend lebenswerter. Für diese außerordentliche Leistung gebühren Ihnen Anerkennung, Respekt und große Dankbarkeit! Ziel: berufliche Eingliederung Bayern geht mit gutem Beispiel voran Neben der Schaffung von gleichwertigen Arbeitsbedingungen müssen jedoch vor allem die Chancen zur Teilhabe am Arbeitsleben weiter verbessert werden. Beim Öffentlichen Dienst geht der Freistaat deshalb mit gutem Beispiel voran. Im Jahr 2008 dies sind die aktuellsten Zahlen sind beim Freistaat Bayern rund 170.000 schwerbehinderte Menschen beschäftigt. Allerdings: Behinderte Menschen überproportional von Arbeitslosigkeit betroffen Bayernweit stellen täglich schwerbehinderte Menschen in Betrieben und Verwaltungen ihre Leistungsfähigkeit unter Beweis. Allerdings ist nicht alles Gold was glänzt. So sind in Bayern derzeit immer noch knapp 22.000 behinderte Menschen arbeitslos (Stand: Mai 2010). Behinderte Menschen sind leider nach wie vor deutlich stärker von Arbeitslosigkeit betroffen. Werkstätten leisten wichtigen Beitrag Einen wichtigen Beitrag zur beruflichen Integration leisten neben einer Vielzahl an Integrationsprojekten und Berufsbildungswerken insbesondere die rund

- 7-220 Haupt- und Zweigwerkstätten. Sie bieten insgesamt 32.000 Menschen mit Behinderung einen Berufsbildungs- und Arbeitsplatz, und damit einen Platz Mitten im Leben an. Entwicklung der UA Werkstätten Schluss Die Unterallgäuer Werkstätten leisten seit Jahrzehnten einen wichtigen Beitrag zur Förderung und Integration behinderter Menschen. Gegründet wurde die Unterallgäuer Werkstätten GmbH im Jahr 1974 mit 14 Menschen mit Behinderung. Heute arbeiten fast 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Behinderungen UND über 150 Angestellte an 6 Standorten in Memmingen und Mindelheim. Darauf können Sie wahrlich stolz sein und dafür möchte ich Ihnen auch an dieser Stelle nochmals recht herzlich danken! Anrede! Zur Erreichung gleichwertiger Lebensbedingungen von Menschen mit und ohne Behinderung sind auch in Zukunft weitere Anstrengungen erforderlich. Dies gilt insbesondere hinsichtlich der Mobilität, der beruflichen Integration und letztlich der gesellschaftlichen Teilhabe behinderter Menschen. Helmut Kohl hat passend dazu einen wunderbaren Satz gesagt, den ich gerne abschließend zitieren möchte, er lautet:

- 8 - Die Menschlichkeit einer Gesellschaft zeigt sich nicht zuletzt daran, wie sie mit den schwächsten Mitgliedern umgeht Helmut Kohl, 15.05.1998