Tom Sawyer und Huckleberry Finn

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Transkript:

Mark Twain Tom Sawyer und Huckleberry Finn Vollständige Ausgabe Aus dem amerikanischen Englisch von Lore Krüger und Barbara Cramer-Neuhaus Anaconda

Titel der Originalausgaben: The Adventures of Tom Sawyer (London 1876). Die vorliegende Übersetzung erschien erstmals 1962 unter dem Titel Tom Sawyers Abenteuer im Aufbau-Verlag. Deutsche Übersetzung von Lore Krüger. Adventures of Huckleberry Finn (London 1884, New York 1885). Die vorliegende Übersetzung erschien erstmals 1956 unter dem Titel Huckleberry Finns Abenteuer als Band 194 der Sammlung Dieterich, Leipzig; Sammlung Dieterich ist eine Marke der Aufbau Verlag GmbH & Co. KG. Deutsche Übersetzung von Barbara Cramer-Neuhaus. Beide Romane sind ungekürzte Lizenzausgaben der Anaconda Verlag GmbH Aufbau Verlag GmbH & Co. KG, Berlin 1962, 2008 (für Tom Sawyer) Aufbau Verlag GmbH & Co. KG, Berlin 1956, 2008 (für Huckleberry Finn) Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet unter http://dnb.d-nb.de abrufbar. dieser Ausgabe 2011 Anaconda Verlag GmbH, Köln Alle Rechte vorbehalten. Umschlagmotiv: Maria Konstantinova Bashkirtseva (1860-1884),»The Meeting«(1884), Musée d Orsay, Paris / Giraudon / bridgemanart.com Umschlaggestaltung: www.katjaholst.de Satz und Layout: GEM mbh, Ratingen Printed in Czech Republic 2011 ISBN 978-3-86647-698-1 www.anacondaverlag.de info@anacondaverlag.de

Inhalt Tom Sawyers Abenteuer.................. 7 Die Abenteuer des Huckleberry Finn......... 261

Tom Sawyers Abenteuer

Dieses Buch widme ich liebevoll meiner Frau

1. Kapitel»Tom!«Keine Antwort.»Tom!«Keine Antwort.»Was ist bloß wieder los mit dem Jungen, möcht ich wissen! Huhu, Tom!«Die alte Dame schob ihre Brille hinunter und blickte darüber hinweg im Zimmer umher; dann schob sie sie hinauf und blickte darunter hervor. Selten oder nie blickte sie hindurch, um nach einem so kleinen Gegenstand wie einem Jungen Ausschau zu halten, denn es war ihre Staatsbrille, der Stolz ihres Herzens, geschaffen, um»elegant«zu wirken, und nicht, um ihr zu dienen; ebensogut hätte sie auch durch ein Paar Herdringe blicken können. Einen Augenblick schien sie verblüfft, dann sagte sie, nicht gerade zornig, aber doch laut genug, daß es die Möbel hören konnten:»na warte, wenn ich dich erwische, dann «Sie beendete den Satz nicht, denn sie hatte sich bereits gebückt und stieß mit einem Besen unter dem Bett herum daher brauchte sie ihren Atem, um den Stößen Nachdruck zu verleihen. Sie förderte nur die Katze ans Licht.»So was wie diesen Bengel hab ich noch nicht gesehn!«sie trat an die offene Haustür, blieb stehen und ließ den Blick über die Tomatenstöcke und»steckapfelbüsche«schweifen, aus denen der Garten bestand. Weit und breit kein Tom. Sie hob daher die Stimme zu einer für die Ferne berechneten Lautstärke und rief:»hu-h-u-u, Tom!«Hinter ihr war ein leises Geräusch zu vernehmen, und sie wandte sich um, gerade noch rechtzeitig, um einen kleinen Jungen beim Jackenzipfel zu erwischen und seine Flucht zu vereiteln.»da bist du ja! An den Wandschrank hätt ich auch denken können! Was hast du denn da drin getan?nichts.nichts! Guck dir doch deine Hände an, und guck dir deinen Mund an. Was ist das für Zeug?«13

»Weiß ich doch nicht, Tante.Na, ich weiß es aber. Marmelade ist s! Hundertmal hab ich dir gesagt, bleib mir von der Marmelade, sonst gerb ich dir das Fell. Reich mir mal die Rute her.«die Rute schwebte in der Luft. Es bestand höchste Gefahr.»O herrje! Guck dich um, Tante!«Die alte Dame fuhr herum und raffte mit einem Griff ihre Röcke hoch, um sie aus der Gefahrenzone zu bringen; im gleichen Augenblick entfloh der Junge, erkletterte den hohen Bretterzaun und verschwand darüber. Tante Polly stand einen Augenblick verdutzt da und brach dann in leises Lachen aus.»zum Kuckuck mit dem Bengel! Werd ich s denn nie lernen? Hat er mir nicht genug solche Streiche gespielt, daß ich mich endlich vor ihm in acht nehmen könnte? Aber die alten Narren sind die schlimmsten. Ein alter Pudel lernt keine neuen Kunststücke mehr, sagt das Sprichwort. Aber, du liebe Güte, keine zweimal spielt er sie mir auf die gleiche Art, und woher soll ein Mensch wissen, was das nächste Mal kommt? Anscheinend weiß er genau, wie weit er s mit mir treiben kann, bis mich der Zorn packt, und er weiß, wenn er mich auch nur einen Augenblick irremachen oder mich zum Lachen bringen kann, dann ist s wieder vorbei, und ich kann ihm nicht einen einzigen Schlag verabreichen. Ich tu meine Pflicht nicht an dem Jungen, wahrhaftig nicht, das weiß der liebe Himmel. Wer sein Kind liebt, der züchtigt es, so steht s in der Heiligen Schrift. Sünde und Leid bring ich über uns beide, das weiß ich. Er steckt voller Teufeleien, aber du lieber Gott! Er ist ja schließlich der Junge meiner leiblichen verstorbenen Schwester, der Ärmsten, und irgendwie hab ich nicht das Herz, ihn zu prügeln. Jedesmal, wenn ich ihn so davonkommen lasse, setzt mir das Gewissen arg zu, und jedesmal, wenn ich ihn schlage, bricht mir fast das alte Herz. Ach ja, der Mensch, der vom Weibe geboren ist, hat nur ein paar Tage, und die sind voller Sorgen, wie die Bibel sagt, und so ist s wohl. Heut nachmittag wird er die Schule schwänzen, und da bin ich einfach gezwungen, ihm zur Strafe morgen eine Arbeit aufzubrummen. Es fällt mir mächtig schwer, ihn 14

Die Abenteuer des Huckleberry Finn

Erstes Kapitel Erziehungsversuche Moses und die Propheten Miß Watson Tom Sawyer wartet Ihr wißt noch nichts von mir, es sei denn, ihr habt ein Buch gelesen mit dem Titel Tom Sawyers Abenteuer, aber das tut hier nichts zur Sache. Dieses Buch hat ein gewisser Mark Twain geschrieben, und im großen ganzen hat er sich dabei an die Wahrheit gehalten. Sicher hat er manchmal ein bißchen übertrieben, aber das meiste ist wirklich wahr. Doch das soll uns weiter nicht kümmern. Ich kenne keinen, der nicht hier und da geflunkert hätte, ausgenommen Tante Polly oder die Witwe oder vielleicht Mary. Tante Polly Toms Tante Polly. meine ich und Mary und die Witwe Douglas, die kommen alle in dem Buch vor, das vorwiegend ein wahres Buch ist, mit ein paar Übertreibungen eben, wie ich schon sagte. Dieses Buch nun endet so: Tom und ich fanden das Geld, das die Räuber in der Höhle versteckt hatten, und wir wurden reiche Leute. Wir kriegten jeder sechstausend Dollar alles in Gold. Es war eine kolossale Menge Geld, wie so alles auf einem Haufen lag. Na, der Richter Thatcher nahm es an sich und lieh es auf Zinsen aus, und es brachte jedem von uns täglich einen Dollar ein, das ganze Jahr hindurch mehr als man irgend verbrauchen konnte. Die Witwe Douglas nahm mich an Sohnes Statt an und behauptete, sie wolle mich gesittet machen, aber es war kein Vergnügen, die ganze Zeit in dem Haus zu leben, denn die Witwe war in allem schrecklich genau und etepetete, so 263