Nicht nur die Varusschlacht! Römische Funde aus der älteren Kaiserzeit bis zur Völkerwanderungszeit im Osnabrücker Land

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Transkript:

Nicht nur die Varusschlacht! Römische Funde aus der älteren Kaiserzeit bis zur Völkerwanderungszeit im Osnabrücker Land von Joachim Harnecker (Osnabrück) Wenn im Osnabrücker Land von römischen Funden die Rede ist, sind eigentlich immer diejenigen vom Schlachtfeld in Kalkriese gemeint, die mittlerweile mit einiger Sicherheit den Ereignissen im Jahre 9 n.chr. zuzuordnen sind. Hier soll es jedoch um die jüngeren römischen Funde aus der Kaiserzeit gehen, die teilweise auch schon seit langer Zeit bekannt sind. Daß dieses Material bisher eher ein Schattendasein fristete, liegt zum einen an der Dominanz von Kalkriese, zum anderen aber auch daran, daß andere Gegenden Norddeutschlands deutlich mehr römische Funde aufzuweisen haben und dadurch eher ins Blickfeld der Wissenschaft geraten. Die römischen Funde in Nordwestdeutschland sind in der Vergangenheit in der Nachfolge des Standardwerkes von Hans J. Eggers 1 mehrfach Thema von Untersuchungen gewesen, die in der Regel aber ein weitaus größeres Gebiet umfaßten. 2 Die vollständigsten Listen enthalten dabei die Katalogwerke FMRD und CRFB. Unter anderem angestoßen durch die erfolgreiche Prospektion in Kalkriese, hat die Begehung der Landschaft auf der Suche nach Funden in den letzten Jahren bedeutend zugenommen. Dabei kommt neben der klassischen Begehung der Suche mit dem Metalldetektor immer größere Bedeutung zu. Leider ist nur ein kleiner Teil dieser Hobbyarchäologen oder auch Schatzsucher bereit, mit den Bodendenkmalpflegern zusammenzuarbeiten, so daß große Mengen wichtigen archäologischen Fundguts unbekannt in Privatvitrinen landen oder sogar in dunklen Kanälen versickern. Um so erfreulicher ist es, daß es dennoch immer wieder Sammler gibt, die das Ergebnis ihrer Suche bei der zuständigen archäologischen Behörde melden. 3 Auf diesem Wege gelingt es, den einen oder anderen weißen Fleck auf der Fundkarte des Landkreises Osnabrück zu eliminieren. 1 EGGERS 1951. 2 STUPPERICH 1980; KUNOW 1983; BERKE 1990; ERDRICH 2001, 4-25 (mit ausführlicher Würdigung des Forschungsstandes); CRFB D 4. Die Münzfunde: FMRD VII 47-65 (ehem. Ldkr. Bersenbrück) und 97-112 (Kreisfreie Stadt Osnabrück, Ldkr. Osnabrück, ehem. Ldkr. Wittlage); BERGER 1992. 3 Im Osnabrücker Land ist dies die Stadt- und Kreisarchäologie Osnabrück.

168 Joachim Harnecker Das historische Umfeld ist durch die genannten Untersuchungen 4 abgeklärt: Nach dem Abzug der Truppen des Germanicus im Jahre 16 n.chr. brachen die Verbindungen des hiesigen Raums zum römischen Reichsgebiet zwar kurzfristig ab, aber bereits im Laufe des ersten Jahrhunderts lassen sich auch im Osnabrücker Land wieder Kontakte nachweisen, die dann in unterschiedlicher Intensität bis in die Völkerwanderungszeit anhalten. Hier soll nun der Versuch gemacht werden, die römischen Funde aus dem Landkreis Osnabrück nochmals zusammenzustellen. Besonders ist dabei auf einige Neufunde der letzten Jahre einzugehen und zu überprüfen, ob diese das bekannte Bild bestätigen oder ob sie zu einer neuen Sicht der Siedlungstätigkeit im Osnabrücker Land in der römischen Kaiserzeit führen. Diese Neufunde stammen teils aus den großräumigen Untersuchungen in der Kalkrieser-Niewedder Senke, teils wurden sie in der Umgebung von Melle gefunden und befinden sich im Privatbesitz eines Sammlers. 5 Ausgangspunkte sind zum einen die bereits zitierten Forschungen, die den Stand bis in die neunziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts darstellen, zum anderen ein umfangreicher Aufsatz von Wolfgang Schlüter zu den Verhältnissen im Osnabrücker Land in der Kaiserzeit. 6 Im Gegensatz zu den augusteischen Funden aus Kalkriese, die als Kampfverluste häufig ohne jeden direkten Befundzusammenhang im Boden liegen, sind die jüngeren römischen Funde oft mit einer Befundsituation, in der Regel Gräbern oder Siedlungen zu verbinden. Auch die Funde ohne bekannten Befund, hauptsächlich Münzen, hängen sicher in der Regel mit Siedlungstätigkeit zusammen. So sind sie in der Lage, die Besiedlungsgeschichte zumindest grob chronologisch zu strukturieren. Feindatierungen sind allerdings kaum zu gewinnen, da zwischen dem Zeitpunkt der Herstellung im römischen Reichsgebiet, der oft recht genau festgelegt werden kann, und der Niederlegung oder dem Verlust im Zielgebiet eine nicht zu definierende Zeitspanne liegt. 7 Genauere Werte erhält man hier nur in der Zusammenschau von römischem und einheimischem Fundgut. 4 Siehe Anm. 1 und 2. 5 Ich danke Herrn Stephan Zeisler für seine Kooperationsbereitschaft und sein Vertrauen. Dem Leiter der Stadt- und Kreisarchäologie Osnabrück, Bodo Zehm, danke ich dafür, daß er den Kontakt zu dem Sammler hergestellt und mir das Fundmaterial zur Publikation überlassen hat. 6 SCHLÜTER 1982. Für eine kurze Zusammenfassung zum Thema siehe auch PAPE 2000. 7 Zum Problem der Laufzeiten und der Chronologie siehe KUNOW 1983, 15-30; BERKE 1990, 10-29. Die hier zusammengestellten Fundlisten orientieren sich an der Herstellungszeit der Objekte, nicht an ihrer Nutzungs- oder Niederlegungszeit.

Nicht nur die Varusschlacht! 169 Die Diskussion der letzten Jahre drehte sich überwiegend darum, wie die römischen Objekte in die germanischen Siedlungen und Gräber gelangt sind. 8 Mehrere grundsätzliche Möglichkeiten werden angeführt: 1. Kontinuierliche aber zeitweise forcierte bzw. reduzierte Handelskontakte. 2. Gezielte Einbringung von Gütern und Geld von römischer Seite, also diplomatische Landschaftspflege. 3. Mitbringsel von zeitweise in römischen Diensten befindlichen Soldaten. 4. Beutegut aus militärischen Auseinandersetzungen. Weitere sind sicher denkbar, alle haben eine gewisse Wahrscheinlichkeit. In jüngster Zeit scheint sich die Waagschale jedoch in Richtung Erklärungsmuster 2 zu senken, da das Fundgut auffällige chronologische Schwerpunkte besitzt, die sich mit diplomatischen Aktivitäten bzw. kriegerischen Ereignissen korrelieren lassen. Für den hier interessierenden Zeitraum der ersten vier Jahrhunderte nach Ende der augusteisch-frühtiberischen Interventionen sind nach Frank Berger und Michael Erdrich vier Phasen verstärkten Zuflusses römischer Güter festzustellen. 9 Die erste Phase fällt in die späten sechziger bis frühen achtziger Jahre des 1. Jahrhunderts. Eine zweite Phase umfaßt die spätantoninische Zeit bis zum Regierungsbeginn von Septimius Severus, 10 eine dritte die Jahre des Gallischen Sonderreiches im dritten Viertel des dritten Jahrhunderts. 11 Die letzte Phase liegt in der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts. 12 Natürlich sind nicht alle Funde genau in diese Phasen zu datieren, doch läßt sich bei vielen, in die Zwischenzeiten gehörenden Stücken zeigen, daß sie als Nachläufer in den nächst folgenden Fundniederschlag geraten sind. Viele römische Funde aus dem Osnabrücker Land, besonders Münzen, sind nur noch vom Hörensagen bekannt und entziehen sich deshalb meist einer genaueren Ansprache. Folgende Fundstellen bzw. ehemaligen Aufbewahrungsorte gehören in diese Kategorie. Sie werden hier nur alphabetisch aufgeführt und kartiert (Karte 1), spielen allerdings bei den weiteren Betrachtungen keine Rolle: 13 a. Alfhausen-Thiene. Römische Lampe. STUPPERICH 1980, 90 Nr. 215. 8 ERDRICH 2001, 4-25. 9 ERDRICH 2001, 71 ff., bes. 93-135 Phase 4 bis 6; die letzte hier interessierende Phase liegt bereits jenseits von Erdrichs Arbeitszeitraum. 10 Die ersten beiden Phasen: BERGER 1992, 122-160. 11 BERGER 1992, 161-170 12 BERGER 1992, 171-199. 13 Eine in der Literatur mehrfach erwähnte Bronzestatuette aus Bad-Essen-Wimmer ist neuzeitlich: STUPPERICH 1980, 95 Nr. 243; SCHLÜTER 1982, 274 Nr. 30; CRFB D 4 XIX- 08-2/21 (irrtümlich unter Gemeinde Essen/Oldenburg).

170 Joachim Harnecker b. Ankum. Römische Münzen. FMRD VII 1015; CRFB D 4 XIX-14-1/1.1. c. Bad Iburg. Römische Waffen und Geräte. STUPPERICH 1980, 69 Nr. 121. 14 d. Bersenbrück. Römische Münzen. FMRD VII 1018; CRFB D 4 XIX-14-5/1.1. e. Bohmte. U.a. zwei provinzialrömische Gefäße. STUPPERICH 1980, 48 Nr. 28. f. Bramsche-Malgarten. Römische Münzen. FMRD VII 1026; CRFB D 4 XIX-14-8/5.1. g. Engter. Römische Münzen. 15 FMRD VII 1021 f.; CRFB D 4 XIX-14-8/4.1 und 3.1. h. Melle(-Oldendorf?). Römische Münze. FMRD VII 1039; CRFB D 4 XIX- 14-13/2.1. i. Menslage-Hahnenmoor. Römische Münzen. FMRD VII 1023; CRFB D 4 XIX-14-14/1.1. j. Merzen, Gut Schlichthorst. Gemme. STUPPERICH 1980, 88 Nr. 205 mit Abb. 20 16 ; CRFB D 4 XIX-14-5/2.1 17. k. Riemsloh. Römische Münzen. FMRD VII 1040; CRFB D 4 XIX-14-13/4.1. Die besser belegten Fundorte lassen sich mehreren landschaftlichen Untereinheiten des Kreisgebiets zuordnen. Wenige Funde stammen aus dem Nordkreis, 18 deutlich mehr vom Nordrand des Wiehengebirges und aus dem Osnabrücker Hügelland. Am Südhang des Teutoburger Waldes ins Münsterland hinein nimmt die Funddichte wieder ab. Wolfgang Schlüter hat die Verteilung der römischen Funde einleuchtend auf die überörtlichen Verbindungswege und die an ihnen liegende Besiedlung bezogen; 19 an dieser Situation ändert sich auch durch die Neufunde grundsätzlich nichts. Die entsprechenden Fundstellen werden hier jeweils grob in ihrer Abfolge von West nach Ost aufgelistet (Karte 1). 20 Nordkreis: 14 Nachricht sehr unsicher. 15 Überwiegend sicher republikanische bis frühkaiserzeitliche vom Schlachtfeld. 16 Antiker Ursprung nach Abb. fraglich. 17 Irrtümlich unter Gemeinde Bersenbrück. 18 Diese Fundarmut erklärt SCHLÜTER 1982, 297 f. mit verkehrsgeographischen Besonderheiten, aber auch mit dem Forschungsstand: SCHLÜTER 1985/1, 389-394. 19 SCHLÜTER 1982, 291-293. 20 Die Nummern entsprechen denen auf den Karten.

Nicht nur die Varusschlacht! 171 0. Herbergen, Gemeinde Menslage, Moorburg. Siedlungsfunde: Münzen des Commodus (185) RIC 122 und des Septimius Severus (193/194) RIC 24. FRIEDERICHS 2000, 193-194. 1. Aus der Umgebung von Bersenbrück. Münzen von Traianus (101/102) bis Commodus (190/191). FMRD VII 1028; CRFB D 4 XIX-14-5/3.1 (auf Bersenbrück kartiert). 2. Brickwedde, Gemeinde Ankum. Münze des Marcus Aurelius (161/180). FMRD VII 1020; CRFB D 4 XIX-14-1/2.1. 2a Ankum. Einzelfund: Denar des Vespasian (73). Frdl. Mitt. Frank Berger. Nordrand des Wiehengebirges: 3. Bramsche. Münze des Caracalla (196/217). SCHLÜTER 1982, 269 Nr. 8; FMRD VII 1019; CRFB D 4 XIX-14-8/1.1. 4. Engter, Stadt Bramsche. Siedlungsfunde: Terra Sigillata 2./3. Jahrhundert; Mühlstein. BERKE 1990, 145 Nr. 131; CRFB D 4 XIX-14-8/2.1-4. Einzelfund: Follis Constantius II (332) RIC 254. Numismatisches Nachrichtenblatt 36 (1987) 262. 5. Kalkriese, Stadt Bramsche. Siedlungsfund: Fibel 2. Jahrhundert; Fibel 1. oder 3./4. Jahrhundert? Münze des Vitellius (69) (Neufunde, siehe unten). 6. Venne, Gemeinde Ostercappeln. Siedlungsfund: Münze des Hadrianus (119/122); Follis (? 324/350) (Neufunde, siehe unten). 7. Wittlage, Gemeinde Bad Essen. Münzen des Nero (63) und des Theodosius I (383/388?). SCHLÜTER 1982, 270 Nr. 27 f., FMRD VII 1072; CRFB D 4 XIX-14-2/2.1. 21 8. Lintorf, Gemeinde Bad Essen. Münzen des 4. Jahrhunderts, u.a. des Valens (364/378). SCHLÜTER 1982, 274 Nr. 31; FMRD VII 1066; CRFB D 4 XIX-14-2/1.1. 9. Schwege, Gemeinde Bohmte. Münzen des 3. Jahrhunderts, u.a. des Valerianus und Gallienus (253/268). FMRD VII 1070; CRFB D 4 XIX- 14-7/1.1. 9a. Welplage, Gemeinde Bohmte. Fundzusammenhang unbekannt: 40 Kupfermünzen (ca. 230-385). SCHLÜTER 2002. Osnabrücker Berg- und Hügelland: 10. Osnabrück. Münzen des 3. und des 4. Jahrhunderts. SCHLÜTER 1982, 275 Nr. 38, S. 285 Nr. 44; FMRD VII 1047; CRFB D 4 XIX-04-1/1.1. 21 Die Münzfunde stammen entgegen den Angaben in CRFB nicht aus dem Bereich der frühmittelalterlichen Siedlung von Eielstedt.

172 Joachim Harnecker 10a Voxtrup, Stadt Osnabrück. Grabfund(?): Teil einer spätrömischen Gürtelgarnitur. SCHLÜTER 1982, 286 Nr. 51. 11. Holzhausen, Stadt Georgsmarienhütte. Grabfunde vermutlich des 3./4. Jahrhunderts. STUPPERICH 1980, 68 Nr. 111; SCHLÜTER 1982, 287 Nr. 53; CRFB D 4 XIX-14-10/2.1-3. 12. Kloster Oesede, Stadt Georgsmarienhütte. Münzen des Constantinus I (308/317). FMRD VII 1056; CRFB D 4 XIX-14-10/1.1. 13. Wellendorf, Gemeinde Hilter. Münzen des Constantinus I (306/337). SCHLÜTER 1982, 287 Nr. 54; FMRD VII 1058; CRFB D 4 XIX-14-12/1.1. 14. Icker, Gemeinde Belm. Münzen, u.a. eine des Gratian (367/383). SCHLÜTER 1982, 274 Nr. 32; FMRD VII 1055; CRFB D 4 XIX-14-4/2.1. 15. Haltern, Gemeinde Belm. Spätkaiserzeitliche Münzen, u.a. eine des Honorius (394/395). SCHLÜTER 1982, 274 Nr. 34; FMRD VII 1054; CRFB D 4 XIX-14-4/1.1. 16. Ellerbeck, Gemeinde Bissendorf. Hortfund in Bronzegefäß: Münzen von Constantius II bis Valens (337/367). SCHLÜTER 1982, 275-278 Nr. 40; FMRD VII 1051; CRFB D 4 XIX-14-6/1.1-2. 17. Föckinghausen, Stadt Melle. Follis des 4./5. Jahrhunderts (Neufund, siehe unten). 18. Oldendorf, Stadt Melle. Siedlungsfunde 1. vorchristliches/1. nach-christliches, 2./3. und 4./5. Jahrhundert: Hemmorer Eimer; Terra Sigillata; Gebrauchskeramik; Glas; Mühlstein. SCHLÜTER 1982, 278-283 Nr. 41; SCHLÜTER 1985/2; CRFB D 4 XIX-14-13/3.1-19. Münze des Lucius Verus? (161/168?) (Neufund, siehe unten). 19. Bakum, Stadt Melle. Grabfunde: 2 Hemmorer Eimer 2./3. Jahrhundert. SCHLÜTER 1982, 283 Nr. 42; CRFB D 4 XIX-14-13/1.1-2. Münzen der Antonine (139/188) und des Magnentius (350) (Neufunde, siehe unten). 20. Melle. Münze des Antoninus Pius/Marcus Aurelius (156/157) (Neufund, siehe unten). 21. Gerden, Stadt Melle. Münze des Traianus (102/117?) (Neufund, siehe unten). 22. Im Osnabrücker Raum (nicht kartiert). Hortfund mit Münzen des Titus bis Marcus Aurelius (79/180); Münzen des 4./5. Jahrhunderts. FMRD VII 1059 f.; CRFB D 4 XIX-14-16/1.1 und /2.1. Südhang des Teutoburger Walds: 23. Bad Iburg. Münzen des Claudius (41), der Antonine (159/176), der ersten Hälfte des 4. und der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts. SCHLÜTER 1982,

Nicht nur die Varusschlacht! 173 287-289 Nr. 55-Nr. 58; FMRD VII 1048; CRFB D 4 XIX-14-3/1.1. 24. Bad Rothenfelde. Münze des Marcus Aurelius (164/169). SCHLÜTER 1982, 291 Nr. 66; FMRD VII 1049; CRFB D 4 XIX-14-9/1.1. 22 25. Erpen, Stadt Dissen. Grabfunde: Terra Sigillata 2./3. Jahrhundert; Münzen 1. Hälfte 4. Jahrhundert; Münze des Valentinianus (364/367). SCHLÜTER 1982, 290 Nr. 59-Nr. 61; FMRD VII 1052 f.; CRFB D 4 XIX-14-9/3.1, /4.1, /5.1. 26. Dissen. Münzen Tetricus I./II. (270/274). SCHLÜTER 1982, 291 Nr. 64; FMRD VII 1050; CRFB D 4 XIX-14-9/2.1. 27. Sudendorf, Gemeinde Glandorf. Münze Gordianus III. (241/243). SCHLÜTER 1982, 291 Nr. 67; FMRD VII 1057; CRFB D 4 XIX-14-11/1.1. Die Neufunde, die bereits in den Fundstellenkatalog Eingang gefunden haben, hier noch im Detail: 23 5a. Kalkriese, Stadt Bramsche, Fundstelle 98, Fundnummer C3. Figurenfibel in Form eines Vogels (Taube?), vollplastisch mit Backenscharnier, Details durch Einritzungen angedeutet, späteres 1. oder 3./4. Jahrhundert? FRANZIUS 1991, 31 Nr. 3.3.6 Taf. 11,4; vgl. RIHA 1994, 173 Typ 7.26; BOELICKE 2002, 128 Nr. 1112 und Nr. 1115. Nach Angaben des Finders Detektorfund unweit von Siedlungsspuren der frühen bis älteren Kaiserzeit. Diese ungewöhnliche Fibel ist, wie ähnliche Stücke in der genannten Literatur zeigen, sicher römisch, läßt sich aber nur schwer datieren. Hier wird versuchsweise das frühere Datum (späteres 1. Jahrhundert) angenommen. 5b. Kalkriese, Stadt Bramsche, Fundstelle 105, Fundnummer 3467. Scheibenfibel, 2. Jahrhundert n.chr. HARNECKER/TOLKSDORF-LIE- NEMANN 2004, 62 Taf. 6. Grabungsfund aus der späteisenzeitlichen bis frühkaiserzeitlichen Siedlung beim Hof Dröge. Die Fibel ist ein Einzelstück unter den sonst durchgehend augusteischen Metallfunden. Sie lässt sich ohne Probleme in Michael Erdrichs Phase 5 24 einordnen; das mitgefundene keramische Siedlungsmaterial scheint allerdings nicht bis ins 2. Jahrhundert zu reichen. 5c. Kalkriese, Stadt Bramsche, Fundstelle 157, Fundnummer 7. Subaerater Denar des Vitellius, geprägt 69 n.chr. in Rom, Gewicht 2,5 gr. RIC I 2 Vitellius 107; BERGER 1996, 158 f. Taf. 36. Prospektionsfund unweit der 22 Irrtümlich unter Gemeinde Dissen. 23 Die Katalognummern sind Untergliederungen der Nummern des Fundstellenkatalogs. 24 ERDRICH 2001, 103-128.

174 Joachim Harnecker späteisenzeitlichen bis frühkaiserzeitlichen Siedlung beim Hof Dröge. Diese Münze gehört in Michael Erdrichs Phase 4. 25 Das starke Aufkommen von Münzen des Vespasian und Vitellius erklärt er mit der Anwesenheit germanischer Soldaten in den Heeren der beiden während der Auseinandersetzungen des Jahres 69 n.chr. 26 6a. Venne, Gemeinde Ostercappeln, Fundstelle 57, Fundnummer 1. Follis(?), geprägt 324-350(?), eventuell GLORIA EXERCITUS 27, Gewicht 1,57 gr. Prospektionsfund im Zusammenhang mit noch undatierter Siedlungskeramik. Die stark korrodierte und abgenutzte Münze war sicher geraume Zeit im Umlauf. 6b. Venne, Gemeinde Ostercappeln, Fundstelle 61, Fundnummer 1382. Denar des Hadrian, geprägt 119-122 n.chr. in Rom, Gewicht 1,6 gr. RIC II Hadrian 69?; HARNECKER/TOLKSDORF-LIENEMANN 2004, 83. Grabungsfund aus einer mehrperiodigen Siedlung, die auch in der frühen und älteren Kaiserzeit belegt war. Der stark abgegriffene und schlecht erhaltene Denar war sicher schon geraume Zeit in Umlauf, bevor er verloren ging. So kann er in Michael Erdrichs Phase 5 gehören. 17. Föckinghausen, Stadt Melle, etwas nördlich von Nr. 18. Follis, späteres 4. oder 5. Jahrhundert (?), Gewicht 2,8 gr. Detektorfund; durch zwei antike Bohrungen in Art eines Knopfes beschädigt, Oberfläche weitgehend verloren, Vorderseite: Kopf nach rechts; Rückseite: Mindestens eine stehende Gestalt mit Nimbus. 18. Oldendorf, Stadt Melle, ca. 500 m westlich der mittelkaiserzeitlichen bis völkerwanderungszeitlichen Siedlung. 28 Denar des Lucius Verus(?), geprägt zwischen 161 und 168 n.chr. in Rom, gelocht, Gewicht 2,5 gr. Detektorfund, Oberfläche stark abgenutzt, nach einem ersten Bohrversuch auf der Vorderseite, der zu nahe am Rand angesetzt war, wurde eine zweite Bohrung von der Rückseite aus angebracht. 19a. Bakum, Stadt Melle, ca. 800 m nordwestlich der Fundstelle von zwei kaiserzeitlichen Grabstellen mit Hemmorer Eimern. Denar des Antoninus Pius und Marcus Aurelius(?), geprägt 139/140(?) in Rom, Gewicht 2,1 gr. 25 ERDRICH 2001, 93-103. 26 ERDRICH 2001, 101. 27 Bestimmung Frank Berger. 28 SCHLÜTER 1985/2.

Nicht nur die Varusschlacht! 175 RIC III Antoninus Pius 411-421(?). Detektorfund, Vorderseite stark angegriffen, Rückseite fast völlig verloren, am Rand Bohrloch von vorne, das nachträglich mit einem silbernen, auf der Rückseite abgekniffenen, Stift geschlossen wurde. 19b. Bakum, Stadt Melle, ca. 500-700 m westlich der Fundstelle von zwei kaiserzeitlichen Grabstellen mit Hemmorer Eimern. Denar für Faustina die Jüngere, geprägt ca. 150-160 n.chr. in Rom, Gewicht 2,8 gr. RIC III Antoninus Pius 517(a). Detektorfund. 19c. Bakum, wie 19b. Denar der Faustina der Jüngeren, geprägt zwischen 161 und 165 in Rom, Gewicht 2,3 gr. RIC III M. Aurelius 711. Detektorfund. 19d. Bakum, wie 19b. Sesterz des Marcus Aurelius(?), geprägt 178/179(?) in Rom, Gewicht 7,8 gr. Detektorfund, stark angegriffen. 19e. Bakum, wie 19b. Denar des Commodus, geprägt 187/188 n.chr. in Rom, Gewicht 1,6 gr. RIC III Commodus 168. Detektorfund, angegriffen. Die Münzen 19a bis 19e repräsentieren das klassische Fundspektrum von Michael Erdrichs Phase 5. Ihre Nähe zu den beiden als Urnen verwendeten Hemmorer Eimern (siehe oben Liste der Fundstellen Nr. 19) legt nahe, daß sie einer noch unbekannten Siedlung des 2./3. Jahrhunderts entstammen, von der bisher nur der Bestattungsplatz bekannt war.!!! 19f. Bakum, wie 19b. Siliqua des Magnentius, geprägt 350 n.chr. in Trier, Gewicht 2,1 gr. RIC VIII Magnentius 258. Detektorfund, eventuell mutwillig antik beschädigt (gerade Schnittkante durch das Gesicht). Silbermünzen des 4. Jahrhunderts sind in Nordwestdeutschland äußerst selten. 29 Hier handelt es sich um die erste, die im Verbreitungsgebiet der zahlreichen Solidushorte/-funde, des sog. Wiehengebirgshorizonts 30 der 2. Hälfte des 4. Jahrhunderts, gefunden wurde. Münzen des Magnentius bilden den Hauptteil der früheren Horte dieser Gruppe, welche jeweils mit Prägungen des Valens oder Valentinian enden. Diese eine Münze wird wohl kaum ausreichen, den Fortbestand der postulierten Siedlung bis ins 4. Jahrhundert zu belegen. 20. Melle, östlich der Stadt. Denar des Marcus Aurelius Caesar, geprägt 156/157 n.chr. in Rom, Gewicht 2,2 gr. RIC III Antoninus Pius 472. Detektorfund, beschädigt. Dieser Einzelfund vom östlichen Stadtrand von Melle ist bisher nicht mit Befunden zu verbinden. Wahrscheinlich hängt er mit der alten Wegfüh- 29 BERGER 1992, 199. 30 BERGER 1992, 171-187.

176 Joachim Harnecker rung zusammen, die von der Elsefurt in Melle nach Osten führte. 31 21. Gerden, Stadt Melle. Denar des Traian, geprägt zwischen 102 und 117 in Rom, auf der Rückseite Mars(?) nach rechts schreitend mit Speer(?), Gewicht 1,8 gr. Detektorfund, stark abgenutzt und beschädigt. Auch diese Münze ist ein Einzelfund und wie die vorhergehende mit der Wegführung in der Elseniederung zu verbinden. Bisherige Kartierungen wurden immer durch die große Anzahl augusteischer Funde im Kreisgebiet verunklärt. Wenn man diese wegläßt, wird die Anbindung an die Verkehrswege noch deutlicher und es zeichnen sich Siedlungsräume ab. Differenzierter wird das Fundbild, wenn man es chronologisch aufschlüsselt. Der Vergleich mit der Kartierung der Fundstellen mit einheimisch-germanischem Material 32 läßt deutliche Siedlungsschwerpunkte und Leerräume erkennen. Römische Funde des ersten Jahrhunderts sind relativ selten und verteilen sich über den gesamten Kreis, wobei eine gewisse Konzentration am Nordhang des Wiehengebirges festzustellen ist. Die Münzen gehören alle in die Zeit von Claudius bis Vespasian; weniger genau zu datieren sind die Fibel aus Kalkriese und einige Scherben in der Siedlung von Melle-Oldendorf(Karte 2). 33 Deutlich vielfältiger ist die Streuung im 2. Jahrhundert, in dem alle Bereiche betroffen sind (Karte 3). Waren für diese Phase bisher keine Funde aus der Zwischengebirgszone und vom Nordhang des Wiehengebirges bekannt, so haben sich diese Bereiche jetzt als Fundschwerpunkte herausgestellt. Dies kann allerdings auch forschungsbedingt sein, da es sich um die jetzt intensiv begangenen Bereiche Kalkriese und Melle handelt. Hier hat sich also nach der Arbeit Wolfgang Schlüters 34 eine grundlegende Veränderung ergeben. Auffallend sind die abgesetzten Funde von der Moorburg am nördlichsten Rand des Kreisgebiets, die mit der relativ großen Zahl von römischen Funden auf der Cloppenburger Geest und von dort weiter nach Südwesten und Nordosten zu verbinden sind. 35 Soweit es sich bei den Funden im Landkreis Osnabrück um Münzen handelt, beginnen diese vereinzelt bereits in traianischer Zeit, gehören aber überwiegend in die antoninische Phase, die noch im 2. Jahrhundert endet. Unter den Funden des 3. Jahrhunderts kann zumindest im Osnabrücker Land 31 SCHLÜTER 1982, 292. 32 SCHLÜTER 1982, 267 Karte 1. 33 CRFB D 4 XIX-14-13/3.9-12 (nur 3.9 scheint sicher ins 1. Jahrhundert zu datieren). 34 SCHLÜTER 1982, 291. 35 SCHLÜTER 1985/1, 394. Landkreis Oldenburg: FRANKE 1995.

Nicht nur die Varusschlacht! 177 kein Schwerpunkt zur Zeit des Gallischen Sonderreichs festgestellt werden. 36 Das Material streut über das 2. und 3. Drittel des Jahrhunderts, wobei allerdings die absolute Fundmenge abgesehen von der unklaren Anhäufung von Münzen in Bohmte-Welplage gering und der Anteil der Nicht-Münzfunde, die nicht so genau zu datieren sind, relativ hoch ist. Auch im 4./5. Jahrhundert fällt wieder die Konzentration auf den bergigen Teil des Landkreises auf, wobei hier die Fundmenge insgesamt am größten ist. Vergleicht man diese Ergebnisse mit den Aussagen und Kartierungen Wolfgang Schlüters, 37 so zeigt sich, daß eine Differenzierung in mehrere Phasen gegenüber der Einteilung in ältere und jüngere Kaiserzeit ein kaum verändertes Besiedlungsbild abgibt. Dabei ist zu berücksichtigen, daß hier nur die römischen Funde kartiert wurden. Die Siedlungen der 2. Hälfte des 1. Jahrhunderts gehören sicher zu dem Siedlungshorizont, der bereits in der späten vorrömischen Eisenzeit begann und der bei den Untersuchungen in Kalkriese an mehreren Stellen nachgewiesen werden konnte. 38 Einige Funde, hier etwa Nr. 5b und Nr. 6b scheinen darauf zu deuten, daß eine Kontinuität bis ins 2. Jahrhundert existierte. Im späteren 2. Jahrhundert scheint sich die Besiedlung vermehrt auf das Hügelland ausgedehnt zu haben, wobei weiterhin Funde aus den Bergvorlandregionen sowie aus dem nördlichen Hasetal vorliegen. Ein etwas unklares Bild zeigt sich im 3. Jahrhundert, in dem alle Zonen der vorhergehenden Stufe bis auf das nördliche Hasetal ebenfalls besiedelt scheinen, auch wenn die Funddichte nicht so groß ist. Hinzu kommen jedoch jetzt Fundpunkte in Extrempositionen, nämlich in der Niederung am Rand des großen Moores (Nr. 9, 9a und 27) und im Münsterland bei Glandorf. Beide sind vielleicht ebenfalls mit Wegeverläufen zu verbinden, wie die Siedlungen im Bergvorland. Recht geschlossen ist dann das Bild des 4. Jahrhunderts, dessen Fundaufkommen sich wieder auf das Berg- und Hügelland und seine Ränder konzentriert. Insgesamt sieht es so aus, als ob diese Zonen eine kontinuierliche Besiedlung während der gesamten Kaiserzeit aufweisen, wobei nicht unbedingt von einer Kontinuität des einzelnen Siedlungsplatzes, sondern eher von einer dauernden Nutzung des siedlungsgünstigen Terrains auszugehen ist. Eine repräsentative Fallstudie ließe sich sicher mit der Auswertung des umfangreichen Siedlungsmaterials aus den Ausgrabungen im Fuß des Kalkrieser Berges unter Einbeziehung der Ergebnisse 36 Michael Erdrichs Phase 6. 37 SCHLÜTER 1982, 267 und 292 f. 38 HARNECKER/TOLKSDORF-LIENEMANN 2004, passim. Vgl. auch den spätlatène- bis frühkaiserzeitlichen Glasarmring aus Melle-Oldendorf: CRFB XIX-14-13/3.15.

178 Joachim Harnecker aus Engter 39 erstellen. Siglen CRFB D 4 FMRD VII RIC I 2 RIC II RIC III RIC VIII Literatur ERDRICH, MICHAEL (Bearb.), Corpus der römischen Funde im europäischen Barbaricum. Deutschland Bd. 4: Hansestadt Bremen und Bundesland Niedersachsen, Bonn 2002. BERGER, FRANK/STOESS, CHRISTIAN (Bearb.), Fundmünzen der römischen Zeit in Deutschland. Abt. VII, Bd. 1 3: Osnabrück Aurich Oldenburg, Berlin 1988. SUTHERLAND, CAROL H. V./CARSON, ROBERT A. G. (Hrsg.), The Roman Imperial Coinage. Vol I 2 : From 31 BC to AD 69, London 1984. MATTINGLY, HAROLD/SYDENHAM, EDWARD A. (Hrsg.), The Roman Imperial Coinage II: Vespasian to Hadrian, London 1926. MATTINGLY, HAROLD/SYDENHAM, EDWARD A. (Hrsg.), The Roman Imperial Coinage III: Antoninus Pius to Commodus, London 1930. KENT, JOHN P. C. (Hrsg.), The Roman Imperial Coinage VIII: The family of Constantine I: A.D. 337-364, London 1981. BERGER, FRANK 1992. Untersuchungen zu den römerzeitlichen Fundmünzen in Nordwestdeutschland, Studien zu Fundmünzen der Antike 9. Berlin. BERGER, FRANK 1996. Kalkriese 1 Die römischen Fundmünzen, Römischgermanische Forschungen 55. Mainz. BERKE, STEPHAN 1990. Römische Bronzegefäße und Terra Sigillata in der Germania libera, Boreas, Beihefte 7. Münster. BOELICKE, ULRICH 2002. Die Fibeln aus dem Areal der Colonia Ulpia Traiana, Xantener Berichte 10. Mainz. EGGERS, HANS J. 1951. Der römische Import im freien Germanien, Beiheft zum Atlas der Urgeschichte 1. Hamburg. ERDRICH, MICHAEL 2001. Rom und die Barbaren. Römisch-germanische Forschungen 58. Mainz. FRANKE, THOMAS 1995. Die römischen Funde in Stadt und Landkreis 39 PAPE 2002, 54-60.

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Nicht nur die Varusschlacht! 181 Karte 1. Fundstellen mit römischen Funden im Landkreis Osnabrück.

182 Joachim Harnecker Karte 2. Römische Funde aus der 2. Hälfte des 1. Jahrhunderts.

Nicht nur die Varusschlacht! 183 Karte 3. Römische Funde des 2. Jahrhunderts.

184 Joachim Harnecker Karte 4. Römische Funde des 3. Jahrhunderts.

Nicht nur die Varusschlacht! 185 Karte 5. Römische Funde des 4.Jahrhunderts.