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Transkript:

Predigt in der Reihe aus dem Griff zu Genesis 32 da rang ein Mann mit ihm Sonntag, 22. März 2015 in der Nydeggkirche in Bern, Markus Niederhäuser Haben Sie die Umstände ihres Leben im Griff? Oder haben die Umstände eher Sie im Griff? Nun, es ist wohl ein Zusammenspiel von selber tun und gelenkt werden. Von steuern und getrieben werden, nicht wahr? Wenn wir heute weiterfahren mit unserer Predigtreihe aus dem Griff, begegnen wir einem Mann, der beides bis zum Äussersten durchlebt. Jakob, der self-made man ein Genie im Planen, Intrigieren und Organisieren. Dennoch vermag er sein Leben nicht zu kontrollieren. Wir haben s vorhin im Predigttext gehört: Die Vergangenheit holt ihn ein. Wir sehen ihn von Angst getrieben. Die Angst vor seinem Bruder hat ihn im Griff. Wir erinnern uns: Sie waren Zwillingsbrüder, Esau, der ältere, Jakob, der jüngere. Grundverschieden die beiden. Der eine männlich, behaart, ein Jäger der andere feinsinnig, kultiviert, geübt mit Worten. Wir kennen die Geschichte. Durch Jakobs List wird Esau geprellt und der Vater betrogen. Jakob hat den Segen des Vaters für sich erschlichen und für Esau bleibt nichts mehr übrig. Verletzt und enttäuscht schwört er Rache: Wenn erst einmal der Vater Isaak nicht mehr lebt, will ich meinen Bruder Jakob umbringen. 1 Jakob ergreift die Flucht, flieht in die Heimat seiner Vorfahren. Unterwegs, in der ersten Nacht, auf offenem Feld, träumt Jakob seinen Traum von der Treppe, die Himmel und Erde verbindet und empfängt die Verheissung von Land und Nachkommen. Dabei vernimmt er die Zusage von göttlichem Schutz und Beistand, wohin du auch gehst. 2 Danach dient Jakob in der Ferne bei seinem Onkel Laban um Lea und Rachel, seine beiden Frauen. Jakob wird Vater von elf Söhnen. Und mit seinem Geschick bringt er es zu Reichtum. 20 Jahre sind seit seiner Flucht vergangen. Die Eltern sind inzwischen gestorben. Nun zieht es ihn heim. Jakob hat in sich eine Stimme vernommen: Kehre zurück in das Land deiner Vorfahren, zu deiner Verwandtschaft. Ich will mit dir sein. 3 Hier setzt unsere Geschichte ein. Jakob hat den Rückweg angetreten. Immer näher kommt er dem Ziel. Doch damit naht auch der Augenblick, da er dem gefürchteten Bruder wieder begegnen wird. Jakob trifft Vorkehrungen. Er überlegt hin und her, wie er das Wiedersehen einfädeln soll. Zuerst schickt er Boten voraus, um Esau vorzubereiten, ihn freundlich zu stimmen. Doch die Boten kehren schnurstracks zu Jakob zurück. Esau ist schon im Anmarsch und er ist nicht allein, 400 Mann sind mit ihm! 32,8 Da fürchtete sich Jakob sehr, und es wurde ihm bange. (...) Panik überschwemmt ihn und die Vergangenheit holt ihn vollends ein. 1 Genesis 27,41 2 Genesis 28,15 3 Genesis 31,3

Fieberhaft überlegt er weiter und beschliesst seine Leute und seine Habe in zwei Lager aufzuteilen. So kommt er schlimmstenfalls mit der Hälfte davon. Sodann beschwört er den göttlichen Beistand Du, der du mir geraten hast, zurück zu kehren und mir zugesagt hast, mir beizustehen: 32,12 Rette mich doch aus der Hand meines Bruders, aus der Hand Esaus, denn ich fürchte, dass er kommt und mich erschlägt, mich und die Mutter samt den Kindern. Doch es bleibt still. Auf seinen Angstschrei erhält Jakob keine Antwort. Stattdessen entwirft er in der Nacht einen Schlachtplan, um den Bruder mit Geschenken gnädig zu stimmen. Es muss grosszügig sein und von allem enthalten, was er hat. Jakob-like inszeniert er es möglichst effizient: Etappenweise und mit gebührendem Abstand sollen die einzelnen Herden Esau entgegenziehen: 32,15 zweihundert Ziegen und zwanzig Böcke, zweihundert Mutterschafe und zwanzig Widder, 32,16 dreissig säugende Kamele mit ihren Füllen, vierzig Kühe und zehn Stiere, zwanzig Eselinnen und zehn Eselhengste. (...) Eine Herde nach der anderen. Wie Wellenbrecher sollen sie heranbranden, um die Kraft von Esaus Wut zu brechen. Und jedes Mal sollen die Knechte Esau melden: Dies ist ein Geschenk von Jakob für Esau und er selber kommt hinter her. Ja, so ist es gut, denkt Jakob und hofft, dass sein Plan gelingen wird. 32,22 So zog das Geschenk ihm voraus, er selbst aber blieb jene Nacht im Lager. Doch Jakob findet keine Ruhe. Erneut steht er auf, nimmt 32,23 seine beiden Frauen, seine beiden Mägde und seine elf Kinder und bringt sie über den Fluss, all seine Habe führte er hinüber. Schliesslich bleibt er allein zurück 32,25a in furchtbarer Anspannung. Hin und her getrieben, plant und überlegt er, wie er die Situation in den Griff bekommen könnte. 32,25b Da rang einer mit ihm, - bis die Morgenröte heraufzog. Ein erbitterter Kampf, lang und zäh, die ganze Nacht hindurch. Jakob der Macher, der alles organisierte, listig plante, in den Griff zu bekommen suchte, sieht sich unerwartet im Griff eines Unbekannten. Da rang einer mit ihm dunkel und geheimnisumwittert ist der Text. Wer fällt ihn an? Ist es Esau, der sich ihm nachts in den Weg stellt? Ist es der Engelsfürst von Esau wie im Talmud erwogen wird? Ringt Jakob mit sich selbst? Mit seinem Schatten? Ist es die nach aussen projizierte innere Angst Jakobs? Ist es ein Engel? Ringt Jakob mit Gott? Der Fortgang der Geschichte lässt uns gerade dieses Unglaubliche erahnen.

Die Attacke erfolgt unmotiviert. Es wird keine Begründung gegeben. Ein lebensbedrohlicher Überfall. Gott schickt Jakob in die Nacht der Anfechtung. Es wird wirklich gefochten und wie! Der Gegner bemüht sich, Jakob den Boden unter den Füssen zu entziehen, ihm die Existenz auf Erden streitig zu machen. Doch Jakob leistet Widerstand. Da muss der Angreifer einsehen, dass er Jakob nicht besiegen kann. 32, 26 Als er sah, dass er ihn nicht bezwingen konnte, berührte er sein Hüftgelenk, so dass sich das Hüftgelenk Jakobs ausrenkte, als er mit ihm rang. 32,27 Dann sprach er: Lass mich los, denn die Morgenröte ist heraufgezogen. Er aber sprach: Ich lasse dich nicht, es sei denn, du segnest mich. Wir hören es im Text, es geht um Lassen und Nicht-lassen-wollen. Der Angreifer bittet Jakob, ihn loszulassen. Das Geheimnis des Angriffs soll im Dunkel der Nacht bleiben. Doch Jakob weigert sich. Er spürt: davon hängt alles ab. Er hat nur ihn. In diesem Kampf hat er innerlich alles loslassen müssen. Nun hält er fest, was er noch hat: den attackierenden Gott. 32,28 Da sprach er zu ihm: Wie heisst du? Und er sprach: Jakob. 29 Da sprach er: Du sollst nicht mehr Jakob heissen, sondern Jisrael, (Buber: Fechter Gottes) denn du hast mit Gott und mit Menschen gestritten und hast gesiegt. Ist sie nicht packend, diese alte Geschichte? Die Auseinandersetzung bleibt Dunkel und schwer zu fassen. Sichtbar bleibt hingegen ihre Wirkung. In jener Nacht ist Jakob ein anderer geworden. Er hat das Loslassen gelernt. Er, der alles immer im Griff haben wollte, hat gelernt, sich selber loszulassen und alles, was er mit Stolz sein eigen nannte. Und Jakob hat zugleich das Festhalten gelernt. Er hat gelernt, Gott festzuhalten. Nun soll er nicht mehr Jakob heissen, Fersenhalter, d.h. der Listige, jemand, der hintergeht, betrügt. Sein neuer Name: Jisrael Gottesstreiter. 32, 30 Und Jakob fragte und sprach: Nenne mir doch deinen Namen. Er aber sprach: Was fragst du nach meinem Namen? Und er segnete ihn dort. Damit wird angedeutet: Doch, es war eine Gottesbegegnung. Die indirekte Sprache verweist darauf. Israel vermeidet es, den Namen seines Gottes zu nennen. 32, 31 Und Jakob nannte die Stätte Peniel (Gottesantlitz). Denn, sagte er, ich habe Gott von Angesicht zu Angesicht gesehen und bin mit dem Leben davongekommen. 32 Und als er an Peniel vorüber war, ging ihm die Sonne auf. Er aber hinkte wegen seiner Hüfte.

Eine Verwandlung hat sich vollzogen. Am Anfang sahen wir Jakob gefangen in seiner Angst. Die Vergangenheit holte ihn ein. Wie er s gewohnt war, versuchte er sich als Macher. In harter Anfechtung lernte er loszulassen: Seine Familie, seinen Besitz, seine körperliche Unversehrtheit, sich selbst. Das alles hat er im Kampf losgelassen, nur Gott nicht, den er verbissen umklammert. Eine Geschichte die nachwirkt. Grosse Maler hat sie inspiriert. Und wir? Erleben wir uns nicht auch immer wieder als Macherinnen und Macher, die versuchen das Leben in den Griff zu bekommen, die Umstände zu kontrollieren, zu organisieren und zu planen? Und erleben wir s nicht auch, dass uns die Kontrolle oftmals entgleitet, uns das Ganze aus dem Griff kommt? Erfahren wir uns nicht vielmehr im Griff von übermächtigen Kräften? Die Vergangenheit holt uns ein mit ihren Versäumnissen. Anforderungen im Beruf nehmen uns voll in Beschlag. Oder die Zukunft mit ihren Sorgen. Auch wir haben zu ringen mit Anfechtungen, die manchmal ans Lebendige gehen. Wie halten wir es dann mit Gott? Haben wir Gott längst losgelassen? Oder halten wir durch Widerstände hindurch zäh an ihm fest? Bis auch uns die Morgenröte aufscheint? Erleben wir nicht auch, wie uns das Wesentliche geschenkhaft zu kommt? Wir erfahren uns gefordert und begleitet, angegriffen und behütet. Und spüren, dass wir angewiesen bleiben auf eine Kraft, über die wir nicht verfügen in den alten Worten der Bibel eben auf den Segen. Der Segen wir wissen s nun ist nicht verdient, aber er fällt auch nicht in den Schoss. Jakob hat ihn Gott in dunklen Stunden abgerungen. Und ging als Gesegneter davon. Und als Gezeichneter. Hinkend, doch guten Mutes kann er der aufgehenden Sonne und dem Bruder entgegen ziehen. Auch wir dürfen guten Mutes weiter gehen im Vertrauen auf den Beistand des Ewigen und weil wir wissen: Wohl kommt es auf uns an und hängt doch nicht von uns ab. Amen

Der ganze Predigttextes aus 1. Mose 32 4 Jakob aber sandte Boten vor sich her zu Esau, seinem Bruder, in das Land Seir, in das Gebiet von Edom. (...) 7 Und die Boten kehrten zu Jakob zurück und berichteten: Wir sind zu deinem Bruder Esau gekommen. Er zieht dir schon entgegen, und bei ihm sind vierhundert Mann. 8 Da fürchtete sich Jakob sehr, und es wurde ihm bange. (...) 10 Und Jakob sprach: Gott meines Vaters Abraham und Gott meines Vaters Isaak (...) 12 Rette mich doch aus der Hand meines Bruders, aus der Hand Esaus, denn ich fürchte, dass er kommt und mich erschlägt, mich und die Mutter samt den Kindern. (...) 14 Und jene Nacht blieb er dort. Er nahm aber von dem, was in seinen Besitz gelangt war, ein Geschenk für Esau, seinen Bruder: 15 zweihundert Ziegen und zwanzig Böcke, zweihundert Mutterschafe und zwanzig Widder, 16 dreissig säugende Kamele mit ihren Füllen, vierzig Kühe und zehn Stiere, zwanzig Eselinnen und zehn Eselhengste. (...) 21 Denn er dachte: Ich will ihn mit dem Geschenk, das vor mir herzieht, versöhnen und dann erst sein Angesicht sehen, vielleicht nimmt er mich gnädig auf. (Buber: Vielleicht hebt er mein Antlitz empor) 22 So zog das Geschenk ihm voraus, er selbst aber blieb jene Nacht im Lager. 23 Noch in jener Nacht aber stand er auf, nahm seine beiden Frauen, seine beiden Mägde und seine elf Kinder und ging durch die Furt des Jabbok. 24 Er nahm sie und brachte sie über den Fluss. Dann brachte er hinüber, was er sonst noch hatte. 25 Jakob aber blieb allein zurück. Da rang einer mit ihm, bis die Morgenröte heraufzog. 26 Als er sah, dass er ihn nicht bezwingen konnte, berührte er sein Hüftgelenk, so dass sich das Hüftgelenk Jakobs ausrenkte, als er mit ihm rang. 27 Dann sprach er: Lass mich los, denn die Morgenröte ist heraufgezogen. Er aber sprach: Ich lasse dich nicht, es sei denn, du segnest mich. 28 Da sprach er zu ihm: Wie heisst du? Und er sprach: Jakob. 29 Da sprach er: Du sollst nicht mehr Jakob heissen, sondern Israel, (Buber: Fechter Gottes) denn du hast mit Gott und mit Menschen gestritten und hast gesiegt. 30 Und Jakob fragte und sprach: Nenne mir doch deinen Namen. Er aber sprach: Was fragst du nach meinem Namen? Und er segnete ihn dort. 31 Und Jakob nannte die Stätte Peniel (Buber Gottesantlitz). Denn, sagte er, ich habe Gott von Angesicht zu Angesicht gesehen und bin mit dem Leben davongekommen. 32 Und als er an Peniel vorüber war, ging ihm die Sonne auf. Er aber hinkte wegen seiner Hüfte.