Seminar des Ausschusses für Genetik der ZAR, 2015 Gutes Fundament und gesunde Klauen wie viel sagt die Nachzuchtbeschreibung über die Klauengesundheit aus? Birgit Fürst-Waltl 1, Christian Fürst 2, und Christa Egger-Danner 2 1 Universität für Bodenkultur Wien, 2 ZuchtData Wien
Übersicht Hintergrund Fragestellung Phänotypische Zusammenhänge Genetische Zusammenhänge Resümee 2
Hintergrund (1) Klauen- und Fundamentprobleme dritthäufigste unfreiwillige Abgangsursache Direkte und indirekte Kosten, (deutlich) vermindertes Wohlbefinden betroffener Tiere Routinemäßige ZWS für Gesundheitsmerkmale seit 2010 (FV) und 2013 (BV); Merkmale: Mastitis, Frühe Fruchtbarkeitsstörungen, Zysten und Milchfieber Züchterische Berücksichtigung der Klauengesundheit derzeit aber nur indirekt über Exterieur 3
Hintergrund (2) www.zar.at Umfrage Projekt Optigene: Züchter wünschen sich Verbesserung! 4
Fragestellung Wie hängt Klauen- und Gliedmaßengesundheit mit Merkmalen der Nachzuchtbeschreibung zusammen? - phänotypisch - genetisch 5
Verwendete Daten Fleckvieh und Braunvieh Kühe in Efficient Cow Betrieben Nachzuchtbeschreibung für alle Kühe, Lahmheitsscore (1 = nicht lahm, 2-5 = leicht bis sehr schwer lahm) bei jeder MLP, Klauenpflegeprotokolle, Klauendiagnosen ab 2012 Fremdgenanteil < 50% 6
Datenübersicht (1) Fleckvieh Braunvieh N % N % Anzahl Datensätze gesamt 8.716 3.373 Anzahl Kühe 4.129 1.678 Anteil positiver Klauendiagnosen 6.260 3,8 2.474 4,5 Anteil positiver Klauenbefunde 2.779 49,5 1.103 40,0 Anteil Lahmeitsscore >= 2 3.891 47,0 1.582 45,7 Anteil Lahmeitsscore >= 3 20,4 19,5 7
Datenübersicht (2) Fleckvieh (N = 3.235) Braunvieh (N = 1.405) Mittel Min-Max Mittel Min-Max Rahmen 82,4 68-93 78,2 61-94 Fundament 80,8 68-93 76,9 60-92 Sprunggelenkswinkel 5,6 1-9 5,8 1-9 Sprunggelenksausprägung 5,8 1-9 5,6 1-9 Fessel 5,4 1-8 4,8 1-9 Klauentracht 5,3 1-9 5,1 1-9 8
Auswertung Phänotypische Zusammenhänge Berücksichtigte Einflussfaktoren - Betrieb - Laktationsnummer - Kalbejahr - Kalbemonat - Erfassungscode/Klauenpfleger/Bewerter - jeweiliges Exterieurmerkmal (linear, quadratisch) 9
Auswertung Phänotypische Zusammenhänge Fundament- und Rahmennote 10
Phänotypische Zusammenhänge Fundamentnote Anteil Diagnosen Fleckvieh Braunvieh 11
Phänotypische Zusammenhänge Fundamentnote Anteil pos. Klauenpflegebefunde Fleckvieh Braunvieh 12
Phänotypische Zusammenhänge Fundamentnote Anteil Lahmheitsscore >=2 Fleckvieh Braunvieh 13
Phänotypische Zusammenhänge Fundament/Rahmen Tiere mit höheren Fundamentnoten beider Rassen haben - niedrigere Anteile an Klauenerkrankungen und Klauenpflegebefunden - niedrigere Anteile an lahmen Tieren Hinsichtlich Rahmen tendenziell gegenteilige Beziehung - mit steigender Rahmennote zunehmender Anteil der lahmenden Tiere 14
Auswertung Phänotypische Zusammenhänge Einzelmerkmale 15
Phänotypische Zusammenhänge Sprungelenkswinkel Anteil Diagnosen Fleckvieh Braunvieh 1 = steil, 9 = säbelbeinig 16
Phänotypische Zusammenhänge Sprunggelenkswinkel Anteil Lahmheitsscore >=3 Fleckvieh Braunvieh 1 = steil, 9 = säbelbeinig 17
Phänotypische Zusammenhänge Fessel Fleckvieh Anteil Lahmheitsscore >=3 Braunvieh Anteil Diagnosen 1 = durchtrittig, 9 = überkötend 18
Phänotypische Zusammenhänge Einzelmerkmale Tiere beider Rassen mit etwas steilerer Sprunggelenkswinkelung haben - niedrigere Anteile an Klauenerkrankungen und Klauenpflegebefunden - niedrigere Anteile an lahmen Tieren Hinsichtlich Fessel tendenziell gleiche Beziehung (nicht für alle Merkmale signifikant) Beim Fleckvieh bei etwas höherer Klauentracht niedrigerer Anteil an positiven Klauenbefunden Keine eindeutige Beziehung zur Sprunggelenksausprägung 19
Genetische Auswertungen Berechnungen Zuchtwertkorrelationen mit Hilfe von ZWS-Testlaufergebnissen (Egger-Danner) Berechnung Heritabilitäten aus Efficient Cow Datensatz Erste genetische Korrelationen 20
Zuchtwertkorrelationen Fleckvieh Stiere; Sicherheit >= 50%, mehr als 20 Töchter; Fremdgenanteil unter 12,5% Zuchtwertmerkmal Klauenzuchtwert Rahmen -0,17 Fundament 0,23 Sprunggelenkswinkel -0,03 Sprunggelenksausprägung 0,16 Fessel 0,08 Klauentracht 0,09 Für Klauen-ZW Vorzeichen gedreht! 21
Heritabilitäten Fleckvieh Merkmal h 2 Klauendiagnose 0,03 Klauenpflege 0,03 LCS>=2 0,10 22
Heritabilitäten Fleckvieh Merkmal h 2 Klauendiagnose 0,03 Klauenpflege 0,03 LCS>=2 0,10 Genet. Korrelation Fundament-Klauendiagnose -0,34 Fundament-LSC>=2-0,61 23
Resümee Deutliche Beziehung zwischen Fundamentnote und Klauengesundheit - Tiere mit höherer Note haben im Schnitt weniger Probleme mit Klauengesundheit und Lahmheiten Zuchtwertkorrelation und genetische Korrelation zeigen ebenfalls synergistische Beziehung Beziehung zu Einzelmerkmalen ist großteils nicht linear, daher sind genetische Beziehungen vorsichtig zu interpretieren International einheitlich festgestellt: Zucht allein auf Exterieur kann Klauengesundheit nicht nachhaltig verbessern! 24
Resümee Verwendung von direkten Gesundheitsdaten in Kombination mit Exterieurdaten ein möglicher erster Schritt, aber: - tierärztliche Diagnosen stellen nur Spitze des Eisberges dar! Langfristig sollten nach skandinavischem Modell auch Klauenpflegedaten verwendet werden! Für Bildung eines Klauenindex sauber geschätzte Korrelationen nötig approximativer Ansatz auf Basis deregressierter Zuchtwerte (Projekt OptiGene, Pfeiffer et al.) eine Option! 25
Danke für die Aufmerksamkeit 26