Predigt 2. Sonntag nach Epiphanias 2015 Thema: Der Tod geht uns alle was an



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Transkript:

1 Predigt 2. Sonntag nach Epiphanias 2015 Thema: Der Tod geht uns alle was an Friede sei mit Euch von Gott unserem Vater, Jesus, unserem Bruder und dem Heiligen Geist. Herr, segne unser Reden und Hören, dass dein Wort unser Leben durchdringt, uns Perspektiven aufzeigt, uns dir ähnlicher werden lässt. Amen Ich habe ein Bild mitgebracht. Blatt im Wasser Es ist für mich eine meiner schönsten Aufnahmen aus dem vergangenen Jahr. (können Sie erkennen, was es ist? Blatt schwimmt auf dem Wasser/spiegelt sich darin) Der letzte Herbst war ja noch lange sehr warm, so dass ich noch Mitte November mit dem Boot auf dem Kanal unterwegs sein konnte. Dieses Blatt fiel direkt vor mir vom Baum. Ich beobachtete seinen Fall, sah, wie es auf dem Wasser liegen blieb und schon war ich vorbei geglitten. Ich weiß ja, dass ich an dieser Stelle ein bisschen verrückt bin aber ich war von diesem Augenblick und Anblick berührt. Um dieses Bild zu machen, hab ich dann das Boot gewendet und bin mehrfach hin und her rangiert, bis ich s dann so aufgenommen hatte. Schön? Dieses Blatt ist tot. Es ist schon lange am Baum gewelkt, hat seine Farbe verloren, seine Spannung und Kraft. Es hat schon länger seine Funktion eingestellt, Sauerstoff zu produzieren bis es letztlich vom Baum gefallen ist, auf s Wasser und mir in den Blick. Und ich fand und finde es wunderschön so schön, dass ich es festhalten wollte. Ein anderes Bild. Tante Mali Das ist Tante Mali. Tante Mali ist heute 87 Jahre alt. Als dieses Bild aufgenommen wurde, war sie 82 und lebte seit einem halben Jahr in einer Demenz-WG. Anzeichen waren schön länger da. Der Tagesrhythmus ging mehr und mehr verloren. Die Aufgaben des Lebens mit Haus und Garten waren nicht mehr richtig zu bewältigen. Dinge verschwanden und wurden im Keller wiedergefunden oder gar nicht. Als Außenstehender - hätte man das kaum gemerkt. Sie unterhielt sich sehr gerne, scherzte viel und machte (manchmal sehr vehement) den Eindruck, dass alles in Ordnung ist. Als ich Tante Mali jetzt nach Weihnachten wieder mit besuchen ging, dauerte es eine Weile, bis meine Freundin sie Schritt für Schritt ins Zimmer begleitet hatte (sie verlernt langsam das Laufen). Ich hörte sie ein bisschen Schimpfen. Dann saßen wir 2 Stunden mit ihr zusammen. Geschenke auspacken war eine echte Herausforderung. Warum es welche gab und was es gab war nicht mehr präsent aber auch gar nicht wichtig. Ach, ein Pullover brauch ich denn sowas? Und gerät er aus dem Blickfeld, ist er nicht mehr da. Sie hatte sich immer sehr gerne unterhalten das tut sie bis heute. Nur, dass kaum ein Satz, kaum eine Frage mehr einen Sinn ergibt. Wir haben dann manchmal Mühe, auf sie einzugehen aber das ist ja unser Problem. Wenn wir antworten, mal einen Scherz machen, dann stimmt sie ins Lachen mit ein. Und es passiert, dass sie mitten im Gespäch ärgerlich

2 sagt: Jetzt hältst du aber mal deine Klappe und ich halte auch meine Klappe. Ich mag die alte, meist zufriedene Dame sehr gerne. Ich kenne 86jährige, die sind (wie wir so schön sagen) fit, wie ein Turnschuh. Sie sind körperlich noch gut drauf, von Demenz keine Spur; sie sind einfach nur alt geworden, alles ist langsamer und kraftloser, die Augen schwächer und das Gehör auch. Aber es geht ganz gut. Der Tod geht uns alle was an! Ich möchte heute Morgen einmal einen Blick darauf werfen, wann das Sterben eigentlich beginnt und wie wir die vermeintlich Lebendigen, Vitalen, Gesunden, im Leben Stehenden dann damit umgehen. Noch einmal zurück zu dem schwimmenden Blatt Doppelbild Teil 1 Wir könnten uns andere Bilder ansehen: Ein altes Instrument z.b. Ein altes Möbelstück. Einen Oldtimer Wir schätzen alte Dinge sehr. Wir gewinnen ihnen Schönheit ab. Wir hegen und pflegen sie. Wir messen ihnen mehr Wert bei je älter sie sind. Aber alte Menschen? Tante Mali? Doppelbild Teil 2 Wie schnell sind wir bei Gedanken wie: - Ist das denn noch Leben? - Gewinnen wir einem alten Gesicht Schönheit ab? - Erwarten wir überhaupt einen Gewinn von ihnen? - Fragen wir die Alten, = Lebenserfahrenen, nach ihrer Meinung? - Bis hin zu dem Gedanken: Ist das noch lebenswert? Nicht umsonst heißt es: Alt werden ist nichts für Feiglinge. Durch Krankheit oder Alter müssen wir viele kleine Abschiede nehmen vom Leben von dem, was wir in unserer Gesellschaft als Leben definieren: Wenn wir von lebenswertem Leben sprechen, meinen wir meist: selbstbestimmt sein können den Alltag im Großen und Ganzen bewältigen können möglichst gesund sein; schmerzfrei sein mitdenken und mitreden können auf niemandes Hilfe angewiesen sein autark sein selber die Kontrolle haben über das Konto, die Lebensgestaltung, den Umgang anderer mit mir Mit welchem Abschied beginnt das Sterben? - Wenn ich nicht mehr in der Lage bin, den neusten Fahrkartenautomaten zu bedienen, oder die nächste Handy- Genration (dann bin ich schon eine Weile tot) - Wenn mein altes Badezimmer zum unüberwindlichen Hindernis wird, und die Körperpflege zur Anstrengung? - Wenn ich die Treppen nicht mehr schaffe? - Wenn ich das Auto abgeben muss, weil der Verkehr mich überfordert? - Wenn das Augenlicht nachlässt? (Kasse Portemonnaie)

3 - Wenn es ein guter Tag war, wenn ich mal keine oder weniger Schmerzen hatte? - Wenn ich eine Diagnose bekomme, die mich deutlich auf mein Lebensende verweist? - Wenn ich merke: Die Kinder/ die Freunde/ die Nachbarn bleiben weg, weil ich anstrengend geworden bin oder einfach keinen Platz habe im prallen Leben der anderen Generation? - Wenn ich mich äußerlich verändert habe, dass mein eigenes Spiegelbild mich erschreckt, meine Blase und mein Gehirn nicht mehr zuverlässig sind? - Wenn mind. 3 dieser Gedanken zutreffend sind? Wann fällt ein Mensch aus unserer Definition des Lebens; des lebenswerten Lebens? (Lange vor dem eigentlichen Tod, sterben Kranke und Alte den sozialen Tod) Nun ist mir bewusst, dass der Vergleich zwischen alten oder kranken Menschen und alten Dingen hinkt. Wir sind im Alter oder in Krankheit eben doch keine Stradivaris, oder? Der Unterschied zwischen diesen beiden Bildern ist immens: Er liegt z.b. im Geruch im Widerspruch (in der Auseinandersetzung) im Tempo in der persönlichen Betroffenheit (Eltern) Für das Bild habe ich kurz angehalten, innegehalten - Tante Mali muss ich auch aushalten (da machen wir uns nichts vor) Der Tod geht uns alle was an. Das Sterben geht uns alle was an. (Bilder weg) Meine Predigt heute Morgen soll ein Plädoyer sein für die Schönheit im Sterben und Tod. (Und ich weiß, dass das absurd klingt und pathetisch und doch ist es eines Christenmenschen angemessen!) Ich bin davon überzeugt, dass unsere Gesellschaft uns ein völlig schiefes Bild vom Tod vermittelt, weil sie ein völlig schiefes Bild vom Leben hat. (Um das auszuführen sind 20 Min viel zu kurz, aber Sie wissen, was ich meine) - Der gesellschaftliche Blick wird schon lange nicht mehr von Gott geführt und geprägt, sondern von den Geißens. - Das Alte, das Kranke, das Schwache, das Eingeschränkte, das Bedürftige stört den Blick und unsere Lebenskonzepte/ macht uns Angst. - Wer keinen Schöpfer mehr hat, orientiert sich nur noch an den Geschöpfen und da ist es nicht weit her mit den Maßstäben. - Wer sich vor keinem Herrn im Himmel verantwortet macht sich zum Herrenmenschen auf Erden, was anderes bleibt ihm nicht und sortiert den Rest aus. - Wer keine Ewigkeit mehr vor Augen hat, dessen letzte Zukunftsvision ist der Horrorfilm, dass man nicht mehr weiß, wie man heißt und wie man Toilettenpapier benutzt. - Wer nicht weiß, in welch unglaublichem Maß Gott seinen Menschen in jeder Lebenssituation, respektiert und liebt und annimmt (vermutlich je schwächer und ohnmächtiger, je mehr), der redet um so lauter von aktiver Sterbehilfe und vom Recht auf den Selbstbestimmten Tod.

4 Im November 2014 konnte ich die Debatte zum Thema Sterbehilfe des deutschen Bundestages verfolgen. Sehr lange, sehr engagiert, z.tl. persönlich betroffen und alle miteinander sehr respektvoll, diskutierten Politiker über alle Parteigrenzen hinaus darüber, ob die Sterbehilfe in Deutschland legalisiert werden sollte und wenn ja, in welcher Weise. Nach einem selbstbestimmten Leben hätten wir gerne auch einen selbstbestimmten Tod. Das passt. Parallel dazu war zu dieser Zeit ein Film über das Internet verbreitet worden. Eine Frau hatte ihrem Leben selbst ein Ende gesetzt, bevor sie durch einen Hirntumor dazu nicht mehr in der Lage sein würde und eben in diese missliche Lage eines un-bestimmten Endes kommen würde. Das alles passt in unser westliches Bild vom Leben. Selbstbestimmt sein. Sich nicht abgeben müssen. Sich nicht anvertrauen müssen. Sich nicht aus der Hand geben müssen. Niemanden zur Last fallen müssen. Was für ein verkümmertes Bild einer verkümmerten Gesellschaft! Das ist die von Gott emanzipierte Gesellschaft. Eine Sorge war deutlich heraus zu hören: Die Art Sterbehilfe, in der sehr aktiv nachgeholfen wird durch eine Spritze oder einen Giftcocktail - ist immer viel billiger, als eine aktive Lebenshilfe bis zum Ende - Schmerzen stillen - Menschen um sich haben mit Fachkenntnis - Menschen, die Würde haben und sie deshalb auch geben können - und so dem Menschen angemessen sterben zu dürfen, das Leben vollenden zu dürfen das ist von keiner Pflegeversicherung zu bezahlen; das ist bei allem Geld der Welt nicht zu versichern. Der Tod / das Sterben geht uns alle was an weil er Teil des Lebens ist. Das zu denken, das anzunehmen davor die Furcht zu verlieren ist der Schlüssel zu einer Lebensqualität auch im Sterben. Wie kann das gehen? Wie kommen wir dahin? Ich glaube, in dem wir uns vorbereiten. Nicht nur mit Testament und Vollmachten sondern mit einer abschiedlichen Haltung und das nicht erst später sondern heute! Jetzt! Ich habe in der vergangenen Woche mit meiner Mutter zusammen ihren Umzug vorbereitet. 80 m² wechseln auf 50m². Das klingt gar nicht so problematisch. Aber es ging um 80m² und viele Jahre Leben bei fast jedem Stück, das wir aussortiert haben. Was war das für ein Kampf. Der Abschied von den Dingen mit ihrem rein ideellen Wert hatte so viel mit dem Wert des gelebten Lebens zu tun. Sich vorbereiten ich habe gefragt: Wie kann das gehen? Ich denke, diese Frage allein (nach dem WIE) ist nicht nur hilfreich, denn es reicht nicht, dass wir alle wissen, dass wir sterben werden;

5 im Gegenteil: Das allein stachelt uns eher an, aus diesem Leben rauszuholen, was wir nur können man lebt schließlich nur einmal. Die Frage muss auch heißen: Wer soll das können? Ich glaube, das können nur Menschen, die sich nicht vorbereiten auf das Ende, sondern auf den Anfang. Wer weiß, dass das Beste noch kommt, der kann das Zweitbeste lassen. Wahrscheinlich nein, ganz sicher - auch nicht einfach. Das Zweitbeste kann sehr viel sein. Silber! Aber manchmal sind die Silbermedaillen-Gewinner gar nicht so froh auf dem Treppchen, weil sie ja wissen, dass es auch Gold gibt. Wer soll sich vorbereiten können, schon jetzt, ab heute, wenn nicht wir Christen. Und das meine ich ganz aktiv: Fangen wir an: (Eine kleine to-do-liste zum Schluss) - Wegschmeißen, die Dinge lassen/ loslassen / Keller aufräumen (Ihre Kinder werden es Ihnen danken) o Mit der nächsten Generation über das alt werden und alt sein und das Sterben sprechen (meine Mutter sagte immer - und sagt bis heute: Mal den Teufel nicht an die Wand aber malen wir nicht den Himmel an die Wand?). Kinder können ihre Eltern kaum ansprechen: Sag mal, wie stellst du dir eigentlich deine Beerdigung vor? Aber umgekehrt kann das gehen. - Die Schönheit in alten Gesichtern suchen und entdecken - Die Lebenserfahrung abrufen - Selber um Hilfe zu bitten u akzeptieren, dass man sie braucht Amen - Zur Last fallen, wo es nötig ist; sich zumuten - Sich an Gott halten, auch im Alter: Herr, was kann ich, was soll ich tun mit deinem Tag heute - Dankbar sein es richtet den Blick auf die Geschenke des Lebens - Die Haltung Gottes übernehmen und jedes Leben alles Geschaffene ins Herz schließen - Sogar von Tante Mali lernen: Sie zeigt uns, was wirklich wichtig ist im Leben und im Sterben! Nicht die Dinge, das TV-Programm, die Nachrichten, das Geld nur einige liebevolle Menschen, die bis zu letzt begleiten und umsorgen So ist es, wenn wir ins Leben kommen und so ist es, wenn wir uns verabschieden. - Und (nicht zuletzt) die Aussicht Gottes übernehmen: Die goldene Stadt wie immer das auch sein wird es bedeutet: Gott ist vorbereitet auf uns Gott ist vorbereitet für uns Wir hören jetzt ein Lied aus der Sicht eines so vorbereiteten Mannes. (Gerhard Schöne: Fährmann, hol über, so war mein Gebet)