8 Wochen Aufenthalt im Rahmen des chirurgischen PJ Tertials in Mwanza von Februar April 2009 Erfahrungsbericht von Bernd H. Visum: Entweder im Vorfeld bei den tansanischen Vertretungen in Berlin oder Hamburg beantragen, oder direkt bei Einreise am Flughafen. Anreise: Wir flogen mit SWISS von Frankfurt über Zürich nach Dar es Salaam. Danach verbrachten wir einige Tage auf Sansibar, ehe wir mit Presicionair von Stone Town über Dar es Salaam nach Mwanza flogen. Presicionair Maschine am Flugfeld von Mwanza Es gibt jedoch auch noch andere Möglichkeiten von Deutschland nach Mwanza zu kommen. Hier einige Beipsiele: Anreise über Dar es Salaam: Mit SWISS von Zürich (Zwischenlandung in Nairobi) nach Dar es Salaam. Flugpreis ca. 800 Euro. Alternativ mit KLM (von Amsterdam) oder Ätiophien Airlines (von Frankfurt über Addis Abeba ), günstigste Fluglinie. Weiter geht es per Flug (Presicionair) oder Bus nach Mwanza. Anreise über Nairobi: Nach Nairobi ist die Auswahl der Fluglinien noch größer und der Preis insgesamt auch etwas günstiger. Von Nairobi aus nimmt man dann einen der Überlandbusse, die direkt nach Mwanza fahren. Anreise über Sansibar oder Moshi: Es besteht auch die Möglichkeit mit Condor direkt nach Sansibar oder an den Kilimanjaro (Moshi) zu fliegen, und von dort per Bus (Moshi) oder Anschlussflug (Moshi, Sansibar) nach Mwanza zu gelangen. Ankunft in Mwanza und erster Arbeitstag: Vom Flughafen nahmen wir ein Taxi für 8000 TSch zum Krankenhaus. Am besten ist es, wenn man schon einen Kontakt vor Ort hat, der genau weis wann und wo man ankommt. Am ersten Arbeitstag geht man morgens ins Büro von Prof. Mahalu und/oder Prof. Magori und stellt sich vor. Alles Weitere ergibt sich dann von selbst.
Krankenhaus: Das Bugando Medical Centre thront weithin sichtbar über der Stadt. Es ist relativ groß und hat in der Regel mehr Patienten als Betten zur Verfügung. Der Bau stammt aus den 60 Jahren und weist inzwischen schon einige Mängel auf (Wasserrohrbrüche, Schimmel an den Decken usw.). Mit afrkanischer Improvisation und Lässigkeit werden diese Probleme angegangen. Die chirurgische Klinik des BMC besteht aus mehrere Abteilungen. Im Einzelnen sind dies die HNO, die Urologie, die Allgemeinchirurgie und die Orthopädie/Unfallchirurgie. Chef der chirurgischen Klinik (und Dekan der Uni) ist Prof. Mahalu. Er betreut auch gleichzeitig das studentische Austauschprogamm zwischen der Uni Würzburg und Mwanza. Die ersten 3 Wochen war ich in der HNO und Allgemeinchirurgie tätig. Chef dieser Abteilung ist Dr. Gilyoma. Er ist äußerst freundlich und hat meist einen lustigen Spruch auf den Lippen. Als HNO Spezialist ist er in ganz Ostafrika bekannt. An Operationstagen steht er auch gerne mal bis 20 Uhr im OP Saal. Häufige Eingriffe waren Cleft lip repaire bei MKG Spalte, VP Shunt bei Hydrocephalus, Thyroidektomie bei Struma nodosa und Appendektomie Die restlichen 5 Wochen verbrachte ich auf der Orthopädie/Unfallchirurgie. Dort ist Dr. Nkinda der Chef. Er ist auch äußerst freundlich, aber insgesamt etwas ruhiger als Dr. Gilyoma. Bei den einheimischen Studenten ist er für sein gutes bedside teaching bekannt. Häufige Erkrankung in diesem Teilbereich der Chirurgie waren Knochenbrüche nach Verkehrsunfällen, Wundinfekte und chronische Osteomyelitiden. Der Wochenablauf gestaltete sich folgendermaßen: Jeden Tag gibt es um 7.30 Uhr eine Frühbesprechung. Donnerstags und freitags ist im Anschluss an die Frühbesprechung i.d.r. eine Fortbildung. Ab 9 Uhr beginnt für die Ärzte und Studenten dann der Klinikalltag. 2 Tage die Woche wird operiert. An einem Tag geht es in die Ambulanz und die restlichen 2 Tage verbringt man bei der großen Stationsvisite. Medizinische Ausrüstung: Grundsätzlich muss man sich um seine Kleidung und Ausrüstung (auch OP Kleidung + OP Schuhe + Mundschutz) selber sorgen. Einen weißen Kittel im Krankenhaus zu tragen ist Pflicht. Latexhandschuhe gibt es im Krankenhaus in ausreichender Zahl. Bringt bloß keine von Deutschland mit. Sie belasten nur euer Gepäck. Bei Operationen empfiehlt es sich eine Schutzbrille zu tragen. Auch eine kleine Sterilium Flasche in der Kitteltasche ist nie verkehrt. Unterkunft: Wir wohnten im Studentenwohnheim direkt neben dem Krankenhaus. Die Wohnungen sind klein, aber in Ordnung (1 Stockbett, 1 größerer Kleiderschrank, 1 2 Tische und 2 Stühle). Es gibt ein Gemeinschaftsbad mit Toilette und Dusche auf jedem Gang. Trotz seines erst 3 jährigen
Bestehens ist das Studentenwohnheim an einigen Stellen renovierungsbedürftig. Besonders im Bad sind schon die ein oder andere Dusche, Toiletten und die Waschbecken defekt. Nichts des do trotz empfehle ich das Studentenwohnheim als Unterkunft. Es bietet einige Vorzüge die man nicht außer acht lassen sollte. Erstes, der Kontakt mit den einheimischen Studenten. Gerade im und um das Wohnheim spielt sich nach der Arbeit das studentische Leben ab. Zweitens, der kurze Weg zum Krankenhaus. z.b. wenn man abends mal in die Notaufnahme gehen möchte (bei einheimischen Studenten nur H2 genannt). Studentenwohnheim Mwanza: Die Stadt hat ca. 300 000 bis 500 000 Einwohner und in den letzten Jahren einen deutlichen Aufschwung erfahren. Speziell durch den Fischfang und die umliegenden Gold und Diamantminen ist viel Geld in die Stadt gekommen. Inzwischen gibt es eine recht große Auswahl an verschiedene Hotels und Restaurants. Doch nicht jedes Hotel das neu aus dem Boden schießt, bemüht sich ernsthaft um Gäste. Manche dieser Hotels dienen auch einfach nur der Geldwäsche. Sehr beliebt bei ausländischen Gästen ist an den Wochenenden das Tilapia Hotel und die Tunza Lodge. Einfache Restaurants oder Essensbuden gibt es an jeder Ecke. Das Essen dort ist in der Regel einfach aber meist in Ordnung. Im Zentrum Mwanzas befinden sich hunderte von kleinern Geschäfte und ein größerer Markt. Man findet dort alles was man braucht. Bei speziellen Wünschen muss man manchmal allerdings etwas länger suchen und sich durchfragen. Denn in Mwanza gibt es kein großes Warenhaus. Sicherheit: Tagsüber ist die Stadt sehr sicher und man kann sich frei bewegen. Nach Einbruch der Dunkelheit sollte man ein Taxi nehmen. Auflistung verschiedener möglicher Ausflüge: Serengeti und Ngorongoro Crater: sehr zu empfehlen, Start von Mwanza, empfohlene Dauer mind. 3 4 Tage Sansibar: traumhafte Insel, wir waren im Paje Ndame Village (sehr gute, saubere, bewachte Anlage direkt am schneeweißen Sandstrand, Ostküste) und ein paar Tage in Stone Town (Spice Tour, Altstadt Besichtigung etc.)
Kilimanjaro Besteigung: Dauer ca. 1 Woche, Preise zwischen 800 und 1000 Dollar, für näheres siehe in den Reiseführern Kigali (Rwanda): Von Mwanza aus muss mit 4 5 Tage für diesen abenteuerlichen Ausflug gerechnet werden (jeweils 1 ½ Tage An bzw. Abreise) Ukerewe: große, dicht besiedelte Insel im Victoriasee, sehr gut von Mwanza aus zu erreichen, man sollte 2 Tage für den Trip einplanen, gut am Wochenende zu machen TAZARA: Mit dem Zug von Kapori Moshi (Sambia) nach Dar es Salaam oder umgekehrt. Einfache Fahrt dauert 2 Tage und 2 Nächte, der Zug fährt 2 mal pro Woche. Sukuma Museum: ca. 20 Minuten (mit Dalla Dalla) von Mwanza aus entfernt, ca. ½ Tag ausreichend Empfehlung allgemein: Speziell Neulinge auf dem schwarzen Kontinet würde ich raten ein oder zwei Wochen früher anzureisen, um sich an das Klima, die Leute und das alltägliche afrikanische Leben gewöhnen zu können. Jeder wird anfangs erstmal von den vielen neuen Eindrücken fast erschlagen. Da braucht es Ruhe und Zeit um dies alles verarbeiten und einordnen zu können. Persönliches Fazit: Bei der einheimischen Bevölkerung gibt über das Leben und auch über dich als Weißer klare Vorstellungen (bzw. Vorurteile) die man so schnell nicht ändern kann. Im Krankenhaus z.b. Kein Geld, keine Behandlung! Egal ob Notfall oder nicht. Für die Einheimischen ist man immer der Muzungu (=Weißer). Egal ob Student oder reicher Geschäftsmann. Dies beschert einem manchmal gewisse Vorteile (z.b. Türöffner) aber auch Nachteile (z.b. man wird beim Preis übervorteilt). Die Zeit in Tanzania war insgesamt sehr schön und lehrreich. Nun, welcher Eindruck bleibt bei mir zurück. Medizinisch gesehen: man kann viele Dinge auch konservativ behandeln, nichtsdesdotrotz besteht vor Ort noch ein großer Aufholbedarf in der Ausbildung von (neuem) gutem medizinschen Personal es mangelt leider oft an der Organisation und an einer klaren Hierarchie Persönlich: Man kann mit Geld wirklich alles kaufen.
Das Land hat so viel Potential das trotz Entwicklungshilfe der Fortschritt des Landes nicht aufgehalten werden kann. Ich würde das PJ Tertial in Tanzania jederzeit wieder machen. Bei weiteren Fragen könnt ihr euch jederzeit gerne an mich wenden. Email: ber.hofmann(at)gmx.de