Landschaft ist mehr als ein Ökosystem Prof. Dr. Hansjörg Küster, Institut für Geobotanik, Leibniz Universität Hannover

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Transkript:

Landschaft ist mehr als ein Ökosystem Prof. Dr. Hansjörg Küster, Institut für Geobotanik, Leibniz Universität Hannover Jede Landschaft besteht aus Elementen Natur, Kultur im Sinne von Gestaltung durch den Menschen und Ideen die ihre Betrachter mit ihr verbinden. Die Natur ist grundsätzlich dynamisch, natürliche Einflüsse verändern also die Landschaft. Auch durch Gestaltung wird Landschaft verändert, aber Gestaltung erfolgt mit der Absicht, Beständigkeit oder auch Nachhaltigkeit zu erreichen. Dieses Ziel wird jedoch nie erreicht, weil auch die gestaltete Landschaft unter dem Einfluss von Natur steht und immer wieder neu gestaltet wird. Am stabilsten sind die Ideen, die mit Landschaft verbunden werden. Dazu gehören die Ideen einer stabilen Natur und von stabilen Ökosystemen. Bei der Beschreibung von Ökosystemen und beim Rezipieren dieser Beschreibungen kann der Eindruck entstehen, diese seien tatsächlich beständig. In der Schweiz wurden über das Erkennen von Höhenstufen im Gebirge Grundlagen der wissenschaftlichen Beschreibung von Ökosystemen gelegt. Der Begriff der Schweiz als Landschaft ist aber auch mit zahlreichen anderen Assoziationen versehen. Schweiz gilt als synonym mit schöner, malerischer Landschaft. Die Schweiz steht genauso als Symbol für die Freiheit, denn Wilhelm Tell befreite sie von der Herrschaft der (Habsburger) Könige. Die Almbewohner faszinieren die Reisenden seit dem 18. Jahrhundert. Ihre Wirtschaft ist stark spezialisiert, aber sie wurden dennoch für Urbewohner der Schweizer Berge gehalten. Die moderne Schweiz entwickelte sich auf der Grundlage einer weit zurück reichenden Geschichte. Diese dynamische Entwicklung wurde in Zürich seit dem 19. Jahrhundert erkannt: Die Stadt ist mit dem Zürichsee, den eiszeitlich geprägten Tälern und den Alpen in einen lange dauernden Landschaftswandel integriert.

Landschaft ist mehr als ein Ökosystem Prof. Dr. Hansjörg Küster Leibniz Universität Hannover Institut für Geobotanik Vortrag Zürich, 5.12.2016 Landschaft ist mehr als ein Ökosystem Landschaft: Natur, Kultur und Idee Die Alpen und die Gliederung von Ökosystemen Der Gotthard als Zentrum Europas Alpenbewohner und Schweizer Häuser Sächsische Schweiz Die Landschaft von Zürich

Landschaft ist mehr als ein Ökosystem Landschaft: Natur, Kultur und Idee Die Alpen und die Gliederung von Ökosystemen Der Gotthard als Zentrum Europas Alpenbewohner und Schweizer Häuser Sächsische Schweiz Die Landschaft von Zürich Eiche Ulme Linde

Zuwachs = Entnahme Forstlicher Nachhaltigkeitsbegriff

Landschaft ist mehr als ein Ökosystem Landschaft: Natur, Kultur und Idee Die Alpen und die Gliederung von Ökosystemen Der Gotthard als Zentrum Europas Alpenbewohner und Schweizer Häuser Sächsische Schweiz Die Landschaft von Zürich

Gletscher

Alm auf Verebnung oberhalb Trogtal

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Landschaft ist mehr als ein Ökosystem Landschaft: Natur, Kultur und Idee Die Alpen und die Gliederung von Ökosystemen Der Gotthard als Zentrum Europas Alpenbewohner und Schweizer Häuser Sächsische Schweiz Die Landschaft von Zürich

LANDSCHAFT: Beschreibung der Natur? Blick von der Bastei Sächsische Schweiz Lilienstein Elbsandsteingebirge Kurort Rathen

NATUR Wald Wald Prallhang Horizont Hügelkette Tafelberg Ebenheit Canyon durch Wasser geformt Sandsteinfelsen Ufer Gleithang Wald Fluss KULTUR: Gestaltung Landwirtschaft Wald gerodet Siedlung Wald verändert Aufforstung Neubau Siedlung Wald verändert Fähranleger Parkplatz Obstwiese Bahnhofssiedlung Gärten Obstwiese

KULTUR: Ideen Blick von der Bastei Sächsische Schweiz Lilienstein Elbsandsteingebirge Kurort Rathen Alfred Hettner 1887: Elbtal mit amerikanischen Cañons verglichen: ein Blick auf die schönen Abbildungen der Cañons genügt für den Kenner der sächsischen Schweiz, um die Thäler dort und hier demselben Typus zuzuweisen.

Es war eine gewaltige Scenerie, welche sich den Augen bot Sie ritten in einem langsam aufsteigenden Canon, an dessen beiden Seiten mächtig hohe Felsenmassen aufstarrten, und zwar in einem Farbenglanze, welcher die Augen beinahe blendete. Kolossale Sandsteinpyramiden, eine neben der andern stehend strebten zum Himmel empor. Bald bildeten diese Pyramiden gradlinige senkrechte Wände; bald waren sie mit ihren vielen Pfeilern und vorspringenden Ecken, Spitzen und Kanten mit steinernen Schlössern oder phantastischen Citadellen zu vergleichen. Es war eine gewaltige Scenerie, welche sich den Augen bot Sie ritten in einem langsam aufsteigenden Canon, an dessen beiden Seiten mächtig hohe Felsenmassen aufstarrten, und zwar in einem Farbenglanze, welcher die Augen beinahe blendete. Kolossale Sandsteinpyramiden, eine neben der andern stehend strebten zum Himmel empor. Bald bildeten diese Pyramiden gradlinige senkrechte Wände; bald waren sie mit ihren vielen Pfeilern und vorspringenden Ecken, Spitzen und Kanten mit steinernen Schlössern oder phantastischen Citadellen zu vergleichen. Karl May, Der Schatz im Silbersee (1890/91)

Landschaft ist mehr als ein Ökosystem Landschaft: Natur, Kultur und Idee Die Alpen und die Gliederung von Ökosystemen Der Gotthard als Zentrum Europas Alpenbewohner und Schweizer Häuser Sächsische Schweiz Die Landschaft von Zürich

Unbekannter Künstler (1856 Nordostbahn, ab 1858 Bau der ETH) Integration der Moderne Unbekannter Künstler (1856 Nordostbahn, ab 1858 Bau der ETH)

Oswald Heer, Die Urwelt der Schweiz Zürich 1865

Nord Süd Unbekannter Künstler, (1856 Nordostbahn, ab 1858 Bau der ETH) Alfred Escher (1819-1882)

Landschaft ist mehr als ein Ökosystem Landschaft: Natur, Kultur (Gestaltung) und Idee Dynamische Natur der Wissenschaft im Gegensatz zur stabil gedachten Idee von Natur Erkennen von Höhenstufen der Alpen Voraussetzung für Ökosystemgliederung der Welt Schweiz: Idee von Freiheit Zürich und die Alpen: Stadt in Landschaft integriert, Stadt steht in langer natürlicher Kontinuität, kein Gegensatz Stadt Landschaft