Arbeitspaket Triebwerkslärm

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Transkript:

Arbeitspaket Triebwerkslärm Ulf Michel Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.v. (DLR) Institut für Antriebstechnik Köln/Berlin Projekt, Abschlusspräsentation 16. März 2004 / Köln-Porz Ansprechpartner: Dr. Ulf Michel DLR Institut für Antriebstechnik Abt. Turbulenzforschung Müller-Breslau-Str. 8 10623 Berlin Tel. 030 310 006 26 Fax. 030 310 006 39 E-Mail: ulf.michel@dlr.de Minderung des Triebwerkslärms Seite 1

Triebwerksgeräuschquellen Fan: Töne (alle Frequenzen) - Rotor-Stator - Rotor-allein - Kreissägengeräusch Breitbandgeräusch Verdichter: Töne (hohe Frequenzen) Breitbandgeräusch Brennkammer: Töne (tiefe Frequenzen) Breitbandgeräusch Freistrahl: Breitbandgeräusch (tiefe Frequenzen) Turbine: Töne (hohe Frequenzen) Breitbandgeräusch (hohe Frequenzen) Ziel: Reduktion der Triebwerksgeräusche um 10 db Hier sind die wichtigsten Geräuschquellen von Flugtriebwerken erläutert. Der Fan erzeugt Töne, dazu gehören die besonders lästigen Kreissägentöne, sowie Breitbandgeräusche. Der Verdichter erzeugt sehr hochfrequente Töne und Breitbandgeräusche. Die Brennkammer emittiert tieffrequente Breitbandgeräusche, mitunter auch ein tonales Brummen. Die Turbine strahlt hohe Töne und Breitbandgeräusche ab. Alle bisher genannten Schallquellen liegen im Innern des Triebwerks, ihre Schallemission kann daher mit Schalldämpfern reduziert werden. Im Gegensatz dazu entsteht das tieffrequente Geräusch des Freistrahls hinter dem Triebwerk. Ziel des Projektes ist es, die Voraussetzungen für eine Reduktion der Triebwerksgeräusche um 10 db zu schaffen. Minderung des Triebwerkslärms Seite 2

AP 2A: Lärmminderungspotential Freistrahl ist einzige externe Schallquelle, erhebliche Lärmminderung geht nur über Verringerung der Strahlgeschwindigkeit. 10 db Lärmminderung durch Erhöhung des Nebenstromverhältnisses von 6 auf 12. Erfordert neue Flugzeuge wegen der großen Triebwerksdurchmesser. Eine erhebliche Minderung des Freistrahllärms ist nur über eine Verringerung der Strahlgeschwindigkeit erreichbar. Das Ziel einer Lärmminderung um 10 db ist nur mit einer Erhöhung des Nebenstromverhältnisses erreichbar, etwa von heute typisch 6 auf zukünftig 12. Wegen der damit verbundenen großen Triebwerksdurchmesser werden auch die Flugzeuge erheblich verändert werden müssen. Hier muss Überzeugungsarbeit geleistet werden, da die Hersteller fürchten, dass solche Flugzeuge wegen höherer Betriebskosten nicht verkäuflich sind. Minderung des Triebwerkslärms Seite 3

AP 2A: Lärmminderungspotential Es gibt auch Maßnahmen mit begrenzter Wirkung Beispiel: Gezahnte Düse zur Strahllärmminderung. Als mögliche Nachrüstmaßnahme in Zusammenarbeit mit Lufthansa entwickelt und getestet. 1 db Minderung des Strahllärms 3 db erreichbar, wenn auch Nebenstromdüse gezackt. Es gibt allerdings auch Maßnahmen mit begrenzter Wirkung. Besonders aussichtsreich, da mit nur geringen Schubverlusten verbunden, ist der Ersatz der vorhandenen Düsen durch gezackte Düsen (Chevron-Düsen). Im Rahmen des Projektes ergab sich die Möglichkeit, eine solche Düse an einem Airbus A319 der Lufthansa auszuprobieren. Die Düse wurde vom DLR in Zusammenarbeit mit Lufthansa Technik entworfen und von Lufthansa Technik gebaut. Die Düse ist hier gezeigt. Bei Frequenzen bis zu 1000 Hz wurde im Flugversuch eine Lärmminderung von bis zu 1 db ermittelt. Mit gezackten Düsen an beiden Düsen sind Geräuschminderungen bis etwa 3 db zu erreichen. Minderung des Triebwerkslärms Seite 4

AP 2A: Lärmminderungspotential Fan ist bei heutigen Triebwerken wichtigste interne Schallquelle. Bedeutung des Fangeräusches wird mit zunehmendem Nebenstromverhältnis steigen. Leise Triebwerke mit hohem Nebenstrom wird es nur geben, wenn es gelingt, auch die Fangeräusche erheblich zu reduzieren. Deshalb intensive Beschäftigung mit Minderung der Fangeräusche. Fan-Geräuschminderung durch Entwurf Minderung der Fan-Tonpegel durch Gegenschall Der Fan ist bereits bei heutigen Triebwerken die wichtigste interne Schallquelle, seine relative Bedeutung wird noch steigen, wenn das Nebenstromverhältnis erhöht wird. Wenn der Strahllärm um 10 db verringert wird, muss das Fangeräusch um einen vergleichbaren Betrag reduziert werden. Andernfalls wird es keine leisen Triebwerke mit hohem Nebenstrom geben. Im Rahmen des Projektes haben wir uns mit allen Teilschallquellen des Triebwerks beschäftigt. Im folgenden wird aber nur über die Arbeiten zum Fanlärm berichtet. Das DLR hat zwei Strategien zur Fangeräuschminderung verfolgt, durch lärmarmen Entwurf und durch Gegenschall. Minderung des Triebwerkslärms Seite 5

AP 2A: Wissenschaftliche Ziele Fanlärmminderung durch Entwurf: Bereitstellung eines Verfahrens für den lärmoptimalen Fan- Entwurf. Der lärmarme Entwurf erfordert ein zuverlässiges Berechnungsverfahren für die Schallemission des Fans. Ein Verfahren für die Berechnung der Fan-Töne wurde im Projekt entwickelt und zur Entwicklung leiserer Konstruktionen eingesetzt. Zur Fanlärmminderung durch Entwurf wurde zunächst ein vorhandenes Verfahren für die Zwecke der Berechnung der Schallquellen weiterentwickelt und mit Messungen validiert. Minderung des Triebwerkslärms Seite 6

Leiser Fan, Verfahrensentwicklung Berechnung des instationären Strömungsfeldes in der Turbomaschine Kopplung des Strömungsfeldes an die Schallfelder stromauf und stromab Ermittlung der emittierten Schallleistung New RMA to intake casing. 100 unequally spaced kulites 6 instrumented BOGV s 24 kulites in rotating ring RMA 11 bypass exit kulites in a linear array Ref dia 936,8 casing acoustic liner or hardwall 10 struts 10 struts Rolly Royce 2003 Für die Berechnung des Fanlärms muss zunächst die dreidimensionale sehr komplizierte instationäre Strömung in Rotor und Stator in dem im Bild gezeigten rot umrahmten Gebiet berechnet werden. Das Schallfeld in den anschließenden Strömungskanälen ergibt sich aus der Lösung des Strömungsfeldes in den Kopplungsebenen stromauf und stromab. Auch die gesamte emittierte Schallleistung kann aus der Lösung in den Kopplungsebenen berechnet werden. Minderung des Triebwerkslärms Seite 7

Wichtige Quelle tonalen Fangeräusches Rotor-Stator-Interaktion durch Nachläufe der Rotorschaufeln In diesem Bild sind die Nachläufe hinter den Rotorschaufeln dargestellt, die bei ihrem Aufprall auf den Stator den Rotor-Stator Wechselwirkungslärm erzeugen, ein bei Flugtriebwerken vor allem nach hinten abgestrahltes Geräusch. Minderung des Triebwerkslärms Seite 8

Validierungstestfall RR LNR2-Fan Validierung des Verfahrens mit Rolls-Royce Fan-Rotor, 26 Blätter Stator mit Kreisbogenprofilen, 58 Blätter Drehzahl 8670/min (85%) Zur Validierung des Verfahrens wurde das instationäre Strömungsfeld in der gezeigten Fanstufe berechnet und mit experimentellen Daten verglichen. Fangeometrie und experimentelle Daten wurden von Rolls-Royce zur Verfügung gestellt. Minderung des Triebwerkslärms Seite 9

Schall durch Rotor-Stator-Interaktion Druckfeld zwischen Rotor und Stator Hier sehen Sie das komplizierte Schallfeld zwischen Rotor und Stator für die zweifache Blattfolgefrequenz. Man erkennt deutlich zwei in verschiedene Richtungen laufende Schallfelder. Minderung des Triebwerkslärms Seite 10

Kopplung an akustische Verfahren CFD Region Akustisches Feld im Nebenstrom ^ p [Pa] 2*BPF, m=-6 Kopplungsebene, Kopplungsverfahren TU Eindhoven Hier ist das Schallfeld im Nebenstromkanal dargestellt, das mit einem analytischen Näherungsverfahren der TU Eindhoven auf der Basis der numerischen Ergebnisse von TRACE in der Kopplungsebene berechnet wurde. Gezeigt ist das Ergebnis für die Azimutalmode -6 und die zweifache Blattfolgefrequenz bei einer Triebwerksdrehzahl von 85%. Rot kennzeichnet einen hohen Druck, blau einen niedrigen. Minderung des Triebwerkslärms Seite 11

Vergleich mit experimentellen Daten Schalldruckpegel entlang der Gehäusewand im Nebenstromkanal Rechenwerte = Summe zweier Umfangsmoden m = -6 und m = +52, Messwerte durch Reflexionen kontaminiert. 150 145 (calc av -exp av )=1.1 db casing SPL [db] 140 135 130 125 =5 db 2BPF calculation, SPL sum 120 2BPF, experiment 115 2BPF, average (calc.) 2BPF, average (exp.) 110 0 0.2 0.4 0.6 0.8 1 downstream duct axial Position [m] Hier ist der berechnete Druckverlauf an der Außenwand des Nebenstromkanals mit Messwerten verglichen. Die Übereinstimmung ist erstaunlich gut. Das Rechenergebnis basiert auf einer Überlagerung der beiden wichtigsten Azimutalmoden m=-6 und m=52. Minderung des Triebwerkslärms Seite 12

AP 2A: Wissenschaftliche Ziele Fanlärmminderung durch Entwurf: Bereitstellung eines Verfahrens für den lärmoptimalen Fan- Entwurf. Erarbeitung von Konstruktionsvorschlägen zur Senkung des Fanlärms. In einem zweiten Schritt wurde das Programm zur Erarbeitung von Konstruktionsvorschlägen zur Senkung des Fanlärms eingesetzt. Minderung des Triebwerkslärms Seite 13

Neigung der Statorblätter Untersuchung der Wirksamkeit dieser Methode zur Minderung des Tonpegels Konturen: u (2 BPF) Druckseite Statorblatt Strömung gerade geneigt Es ist bekannt, dass sich mit geneigten Statorblättern die tonale Schallemission eines Fans reduzieren lässt. Das Programm wurde benutzt, um einen experimentell untersuchten Fall nachzurechnen. Hier sehen Sie einen Vergleich der berechneten momentanen Geschwindigkeitsschwankungen auf der normalen und der geneigten Schaufel. Minderung des Triebwerkslärms Seite 14

Vergleich zweier Statoren Schallleistungspegel beider Konfigurationen, Anteile der dominierenden Umfangsmoden m = -6 und m = 52 bei 2xBPF und Summe beider Anteile Sound Power Level [db] 140 135 130 125 120 115 SWEPT OGV STRAIGHT OGV 110 m = -6 m = +52 SPL Hier sehen Sie einen Vergleich der Schallleistung der beiden Konfigurationen bei der zweifachen Blattfolgefrequenz. Die Schallleistung der Mode m=-6 sinkt um 5 db, dagegen steigt die sehr viel geringere Schallleistung der Mode m=52 um 5 db. Als Resultat bleibt eine Geräuschminderung um 3 db, für die abgestrahlte Schallleistung, was den experimentellen Ergebnissen entspricht. Wir betrachten mit diesem Ergebnis das Verfahren als validiert, um neue, lärmarme Fans zu entwerfen. Minderung des Triebwerkslärms Seite 15

Konstruktionsvorschlag für leisen Fan Fan mit ultrahohem Nebenstromverhältnis 12 Eigenschaften: Blattspitzen subsonisch Große Schaufelzahl des Stators Entwurf des DLR für europäisches Projekt SILENCE(R) Mit dem validierten System wurde vom DLR in Zusammenarbeit mit der Firma Snecma für das europäische Projekt SILENCE(R) ein Fan mit einem Nebenstromverhältnis von 12 und sehr geringen Umfangsgeschwindigkeiten entworfen, dessen tonale Schallemission zur Zeit berechnet wird, um das Lärmminderungspotential dieses Entwurfs abzuschätzen. Mit diesen Arbeiten hat sich das DLR zu einem gefragten Partner der europäischen Triebwerksindustrie entwickelt. Minderung des Triebwerkslärms Seite 16

AP 2A: Wissenschaftliche Ziele Fanlärmminderung durch Gegenschall: Mikrofone Lautsprecher Fan Strömung Schall Gegenschall Triggersignal Regler Der Einsatz von Gegenschall ist ein weiteres verfolgtes Konzept zur Lärmminderung. Das Verfahren der aktiven Lärmminderung durch Gegenschall ist nicht neu, die Anwendung auf das Flugtriebwerk mit seinen hoch komplizierten Schallfeldern ist aber besonders schwierig. Bei der aktiven Lärmminderung bei Strömungsmaschinen geht es um die Erzeugung eines gegenphasigen Schallfeldes in den Strömungskanälen, um das von der Turbomaschine erzeugte primäre Schallfeld möglichst weitgehend auszulöschen. Das sich aus der Überlagerung von Schall und Gegenschall ergebende Schallfeld wird mit einem Satz Mikrofonen ( Fehlermikrofone ) vermessen. Ein Regler berechnet in Echtzeit die erforderlichen Lautsprechersignale. Je komplizierter das auszulöschende primäre Schallfeld ist, desto mehr Fehlermikrofone und Lautsprecher werden benötigt, und desto höher werden die Ansprüche an die Leistungsfähigkeit des Reglers. Minderung des Triebwerkslärms Seite 17

AP 2A: Wissenschaftliche Ziele Fanlärmminderung durch Gegenschall: Erarbeitung von Konstruktionsvorschlägen zur Verminderung des Turbomaschinenlärms durch aktive Lärmminderung. Gegenschall mit Lautsprechern Gegenschall mit Lautsprechern nur für einzelne Moden Gegenschall durch Strömungsbeeinflussung Es wurden im Rahmen des Projektes drei verschiedene Strategien verfolgt, den Gegenschall zu erzeugen. 1. Konventionelles Regelungsverfahren mit Minimierung der Schalldrücke an allen Fehlermikrofonen 2. Modales Regelungsverfahren zur Unterdrückung nur von einzelnen dominierenden Moden 3. Ersatz der Lautsprecher durch strömungserregten Gegenschall. Minderung des Triebwerkslärms Seite 18

Demonstration im Prinzipexperiment CRISP (gegenläufiger Fan) Förderung durch AG Turbo Ein Prinzipexperiment zur aktiven Lärmminderung in einem Flugtriebwerk wurde gemeinsam mit MTU und EADS Corporate Research Center Germany im Zuströmkanal des CRISP-1m- Modells durchgeführt. Der Versuchsaufbau mit 32 Lautsprechern (4 Ringe á 8), 32 wandbündigen "Fehlermikrofonen und 96 wandbündigen Messpositionen zur Schallfeldanalyse ist in diesem Bild gezeigt. Man erkennt an der großen Zahl der Lautsprecher und Fehlermikrofone, dass der Aufwand zur Erzeugung von Gegenschall in einem Flugtriebwerk erheblich ist, weil das Schallfeld sehr kompliziert ist. Minderung des Triebwerkslärms Seite 19

Schallfeld in Einlauf Partner MTU, EADS-CRC ANC off ANC on Töne im Einlauf um 24 db und 18 db gesenkt Der Test war ein voller Erfolg. Auf der rechten Bildseite erkennt man im Frequenzspektrum, dass der Tonpegel bei der Blattfolgefrequenz von 340 Hz um 24 db, bei der ersten Harmonischen von 680 Hz um 18 db gesenkt werden konnte. Auf der linken Seite ist das momentane Schalldruckfeld in einem Strömungsquerschnitt stromauf des Rotors dargestellt, oben ohne und unten mit aktiver Lärmminderung. Man erkennt, das die Schalldruckamplituden über dem Querschnitt mit eingeschalteter Regelung sehr stark reduziert sind. Minderung des Triebwerkslärms Seite 20

AP 2A: Wissenschaftliche Ziele Fanlärmminderung durch Gegenschall: Erarbeitung von Konstruktionsvorschlägen zur Verminderung des Turbomaschinenlärms durch aktive Lärmminderung um 5 db. Gegenschall mit Lautsprechern Gegenschall mit Lautsprechern nur für einzelne Moden Gegenschall durch Strömung Das DLR hat im Rahmen des Projektes ein neues Regelungsverfahren entwickelt, mit dem Ziel, den technischen Aufwand für die aktive Lärmminderung erheblich zur reduzieren. Dies wird dadurch erreicht, dass der Gegenschall nur für eine begrenzte Zahl von so genannten akustischen Moden erzeugt wird. Minderung des Triebwerkslärms Seite 21

Aktive Lärmminderung Herkömmliche aktive Lärmminderung für Flugtriebwerke: Viele Sensoren, viele Lautsprecher, aufwändige echtzeitfähige Regler, Neues modales Regelungsverfahren: Nur dominierende akustischen Radialmoden reduziert. Wenig Sensoren, wenig Lautsprecher, einfache Regler-Hardware, robuste Regelung. Herkömmliche Regelungsverfahren minimieren den Schalldruck an den Positionen der Fehlermikrofone, wobei bei praxisrelevanten Frequenzen wegen der Komplexität des Schallfeldes viele Ein- und Ausgangssignale (Fehlermikrofone und Lautsprecher) und ein aufwändiger, echtzeitfähiger Regler notwendig sind. Das DLR hat ein neues Verfahren entwickelt, bei dem die Zahl der Reglervariablen reduziert werden kann, indem nur die dominierenden Schallmoden aktiv unterdrückt werden. Es werden deutlich weniger Sensoren und Lautsprecher benötigt und die erforderliche Regelung kann mit relativ einfacher Regler-Hardware erreicht werden. Dieses sehr robuste Verfahren wurde an einem Axialventilatorprüfstand des DLR realisiert. Minderung des Triebwerkslärms Seite 22

Versuchsstand Axial-Ventilator Axialventilator 24 Lautsprecher 64 Fehlermikrofone Modenanalyse-Sektion Der Versuchsstand ist hier vorgestellt. Man erkennt links den Verdichter, rechts davon drei Ringe mit je 8 Lautsprechern. Es folgen 4 Ringe mit je 16 Mikrofonen und eine Modenanalyse-Sektion, mit der der Erfolg der aktiven Lärmminderung überprüft werden kann. Der technische Aufwand ist erheblich geringer als bei einer herkömmlichen Regelung. Nicht nur die Zahl der Mikrofone und Lautsprecher ist verringert, sondern auch der Regler, der aus einfacher PC-Hardware besteht und damit eine Größenordnung billiger als ein herkömmlicher Regler ist. Minderung des Triebwerkslärms Seite 23

Modales Regelungsverfahren Erste Ergebnisse: 12 db Tonpegelminderung Ein erstes, noch ganz frisches Ergebnis mit modaler Regelung wird hier präsentiert. Das Bild zeigt zwei Frequenz-Spektren, das blaue Spektrum ist ohne und das rote mit aktiver Lärmminderung gemessen worden. Die Mittelung der Spektren erfolgte jeweils über 30 Sekunden Messzeit und 16 Mikrofonpositionen, wobei die Mikrofone unabhängig von der Regelung sind. Geregelt wurde ein Ton bei der Blattfolgefrequenz von 960 Hz. Man erkennt eine Minderung des Tonpegels um 12 db. Minderung des Triebwerkslärms Seite 24

AP 2A: Wissenschaftliche Ziele Fanlärmminderung durch Gegenschall: Erarbeitung von Konstruktionsvorschlägen zur Verminderung des Turbomaschinenlärms durch aktive Lärmminderung Gegenschall mit Lautsprechern Gegenschall mit Lautsprechern nur für einzelne Moden Gegenschall durch Strömungsbeeinflussung Ich habe demonstriert, dass die aktive Lärmminderung mit Gegenschall durch Lautsprecher funktioniert und zwar mit einer aufwändigen konventionellen Methode ebenso wie mit einem neuen, im Rahmen des Projektes entwickelten einfacheren Verfahren. Ich möchte nun auf die dritte Methode der aktiven Lärmminderung kommen, die von Mitarbeitern des DLR entwickelt wurde. Es handelt sich um die Erzeugung von Gegenschall an den Rotor- und Stator-Schaufeln durch aktive Beeinflussung der Strömung um die Schaufelspitzen. Wenn dieses Verfahren erfolgreich ist, dann kann man auf den Einbau von Lautsprechern in Flugtriebwerken verzichten und dafür sehr viel robustere und leichtere Bauteile verwenden. Minderung des Triebwerkslärms Seite 25

Gegenschall durch Strömung Ziel: Energie für Gegenschall aus der Strömung Gegenschallquellen durch Beeinflussung der Strömung im Blattspitzenbereich Mögliche Methode: Luftstrahlen am Gehäuse Ziel der Untersuchung war festzustellen, ob es möglich ist, die für aktive Maßnahmen erforderliche Schallleistung der Strömung zu entziehen. Dies wurde am Beispiel des Geräusches eines Axialventilators demonstriert. Die Umströmung der Schaufelspitzen wurde durch Luftstrahlen am Gehäuse gezielt verändert. Der Versuchsventilator ist in Bild dargestellt. Ein wichtiger Beitrag zur Finanzierung dieses Vorhabens kam von der Deutschen Forschungsgemeinschaft im Rahmen des Sonderforschungsbereichs 557. Minderung des Triebwerkslärms Seite 26

Stationäre Lufteinblasung mit Schlitzdüsen Reduktion des Drehklang-Pegels um über 20 db Stationäre Luftstrahlen: B/V = 18/16, 16 Düsen, n = 3000/min SPL [db] 120 110 100 90 80 70 60 50 BPF Outlet Control off L p,bpf = 119.5dB Control on L p,bpf = 98.9dB M Jets /M Fan = 0.9% c µ = 0.0015 0 1000 2000 3000 4000 5000 Frequency [Hz] Ein Ergebnis dieser Methode ist hier zu sehen. Man erkennt, dass die Blattfolgefrequenz bei 900 Hz um über 20 db reduziert werden konnte. Allerdings erhöht sich in diesem Fall der hochfrequente Breitbandpegel etwas. Der benötigte Luftmassenstrom beträgt nur 0.9% des Hauptmassenstroms. Der Wirkungsgrad des Ventilators unter Berücksichtigung des eingedüsten Luftmassenstroms verbessert sich sogar. Minderung des Triebwerkslärms Seite 27

Weitere Tätigkeiten Entwicklung von Messtechniken zur Modalanalyse des Schallfeldes in Strömungskanälen Leiseste Turbine experimentell ermittelt 1500 Radialmoden berechnet Trennung der verschiedenen Schallquellen von Flugtriebwerken auf Freifeldprüfständen. Einsatz von jeweils optimierten Mikrofonarrays Von den weiteren Arbeiten im Rahmen des Projektes soll auf besondere Beiträge des DLR hingewiesen werden, mit denen die Entwicklung leiser Triebwerke bei der Industrie unterstützt wird. Neue Triebwerkskomponenten wie Fans, Verdichter, und Turbinen werden stets auf Prüfständen untersucht. Das DLR hat im Rahmen des Projektes Verfahren zur Analyse des Schallfeldes in den Strömungs-kanälen weiterentwickelt, mit denen die Schallemission der neuen Komponenten bereits auf dem Prüfstand ermittelt werden kann. So konnte in Zusammenarbeit mit der MTU die leiseste Turbine einer Reihe von Varianten ermittelt werden. Dazu wurde das Schallfeld hinter der Turbine in bis zu 1500 Radialmoden entwickelt. Bei Freifeldprüfständen ist es mit neuer Technik des DLR möglich, den vom Triebwerkseinlauf, den beiden Triebwerksdüsen und dem Freistrahl herrührenden Lärm zu trennen. Es werden für die Aufgabe jeweils optimierte Mikrofonarrays entworfen.. Minderung des Triebwerkslärms Seite 28

AP 2A: Zusammenfassung Verfahren zur numerische Prognose der tonalen Schallemission eines Triebwerks entwickelt Leiser Fan entworfen Aktive Lärmminderung mit Lautsprechern demonstriert Aktive Lärmminderung mit modaler Regelung erprobt Aktive Lärmminderung durch Strömungsbeeinflussung entwickelt Schallquellanalyse an Triebwerksprüfständen verbessert Minderung des Triebwerkslärms Seite 29