Eine offene Tür (Offenbarung 3,7-13; 2. Advent, VI)

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Transkript:

Eine offene Tür (Offenbarung 3,7-13; 2. Advent, VI) Eine Predigt von Bernhard Kaiser 7 Und dem Engel der Gemeinde in Philadelphia schreibe: Das sagt der Heilige, der Wahrhaftige, der da hat den Schlüssel Davids, der auftut, und niemand schließt zu, der zuschließt, und niemand tut auf: 8 Ich kenne deine Werke. Siehe, ich habe vor dir eine Tür aufgetan und niemand kann sie zuschließen; denn du hast eine kleine Kraft und hast mein Wort bewahrt und hast meinen Namen nicht verleugnet. 9 Siehe, ich werde schicken einige aus der Synagoge des Satans, die sagen, sie seien Juden und sind s nicht, sondern lügen; siehe, ich will sie dazu bringen, daß sie kommen sollen und zu deinen Füßen niederfallen und erkennen, daß ich dich geliebt habe. 10 Weil du mein Wort von der Geduld bewahrt hast, will auch ich dich bewahren vor der Stunde der Versuchung, die kommen wird über den ganzen Weltkreis, zu versuchen, die auf Erden wohnen. 11 Siehe, ich komme bald; halte, was du hast, daß niemand deine Krone nehme! 12 Wer überwindet, den will ich machen zum Pfeiler in dem Tempel meines Gottes, und er soll nicht mehr hinausgehen, und ich will auf ihn schreiben den Namen meines Gottes und den Namen des neuen Jerusalem, der Stadt meines Gottes, die vom Himmel herniederkommt von meinem Gott, und meinen Namen, den neuen. 13 Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt! Zur Einführung An zahlreichen öffentlichen Gebäuden finden sich Türen, die sich automatisch öffnen, wenn sich ihnen jemand nähert. Man muß nur nahe genug an die Tür kommen und schon schieben sich die beiden Türflügel auf und man kann hindurchgehen. Das ist sehr bequem. Man muß die Tür nicht erst von Hand öffnen geschweige denn sie erst aufschließen, sondern sie öffnet sich wie von Geisterhand gesteuert. Solche Türen mögen wir am liebsten. Aber im Grunde reicht es schon, wenn jemand eine Tür vor sich hat, die sich überhaupt öffnen läßt. Wenn man den passenden Schlüssel hat, dann ist klar: Diese Tür ist kein Hindernis. Unser Predigttext spricht von einer offenen Tür. Aber die Adressaten, die Gemeinde in Philadelphia, besitzt nicht den Schlüssel für diese Tür. Ein anderer hat die Schlüsselgewalt. Es ist Jesus Christus selbst. Wenn er eine Tür öffnet, dann steht sie offen, und wenn er sie verschließt, dann kann niemand sie aufbrechen. Er hat der Gemeinde in Philadelphia eine Tür geöffnet. Doch was ist damit gemeint? Stellen wir uns zunächst vor Augen, um was es in unserem Predigttext geht. Er ist ja eines der sieben Sendschreiben, die uns in Offenbarung 2 und 3 überliefert sind. Johannes, der Jünger Jesu, der auch das Johannesevangelium und die Johannesbriefe geschrieben hat, befindet sich in der Verbannung auf der Insel Patmos in der Ägäis. Jesus erscheint ihm dort in mehreren Visionen, die uns Johannes berichtet. Von Jesus erhält er den Auftrag, an sieben Gemeinden in Kleinasien zu schreiben. Genau genommen soll er an den jeweiligen Engel der genannten Gemeinden schreiben. Damit ist offensichtlich der Pastor, Bischof oder Gemeindeälteste gemeint, der der Gemeinde vorsteht. In diesen Sendschreiben werden ganz unterschiedliche Probleme angesprochen, die in den verschiedenen Gemeinden vorhanden waren. Doch sind die Sendschreiben Gottes Wort an die Kirche aller Zeiten, so wie auch die Paulusbriefe es sind, obwohl sie an bestimmte Gemeinden der damaligen Zeit adressiert sind. Manche Ausleger haben die Meinung vertreten, daß die Sendschreiben in verborgener Weise die Kirche der verschiedenen

Kaiser: Eine offene Tür, Seite 2 Epochen der Kirchengeschichte darstellen. Doch das läßt sich anhand des Bibeltextes nicht erhärten. Die Sendschreiben behandeln exemplarisch bestimmte Probleme oder stellen Sachverhalte dar, anhand deren die künftige Kirche aller Zeiten lernen kann, wie man damit umgeht. Die meisten Sendschreiben enthalten nachhaltige Kritik an den Zuständen in der jeweiligen Gemeinde. Sie werden getadelt wegen ihrer Lauheit und Blindheit oder wegen falscher Lehre und Götzendienst. In der Regel folgt ein Ruf zur Umkehr. Die Gemeinde in Philadelphia hingegen bekommt ein ganz positives Zeugnis ausgestellt. Sie wird nicht kritisiert, sondern nur gelobt und es werden ihr einige Verheißungen gegeben. Schauen wir uns dieses Sendschreiben genauer an. 1. Christus kennt die Gemeinde und ihre Werke Wir lesen in unserem Predigttext: Ich kenne deine Werke. Siehe, ich habe vor dir eine Tür aufgetan und niemand kann sie zuschließen; denn du hast eine kleine Kraft und hast mein Wort bewahrt und hast meinen Namen nicht verleugnet. Das Jesus die Werke des Pastore der Gemeinde und der Gemeinde selbst kennt, ist zunächst nicht verwunderlich, denn er ist Gott und allgegenwärtig und sieht, was geschieht. Folglich weiß er auch, was in der Gemeinde in Philadelphia vorgeht. Doch Jesus macht mit der Aussage Ich kenne deine Werke dem Pastor und der Gemeinde und ihren Gliedern deutlich, daß es um mehr geht als um seine Allwissenheit. Er sieht auf sie und nimmt an ihrem Ergehen Anteil. Es ist ihm nicht gleichgültig, was dort in Philadelphia vorgeht. Was er in Philadelphia zu sehen bekam, war ausgesprochen positiv. Trotz aller Kleinheit hatte diese Gemeinde das Wort von Christus bewahrt und ihn nicht verleugnet. Man muß sich die Situation vorstellen: Die Gemeinden waren ja erst wenige Jahre alt. Sie lebten in einer vollkommen heidnischen Umgebung. Da war kein Staat, der ihnen Religionsfreiheit garantierte. Die Gemeinde gehörte, wie die Empfänger der anderen Sendschreiben, zum Römischen Reich und dessen Provinz Kleinasien. In diesem Staat wurden die Caesaren vergöttert. Jeder konnte seine Religion ausüben, wenn er nur an der göttlichen Verehrung der Caesaren teilnahm. Das konnten die Christen bei aller Treue zum römischen Staat nicht. Sie gerieten deshalb immer wieder in Bedrängnis, insbesondere deren Pastoren. Johannes zum Beispiel wurde in die Einsamkeit einer Insel verbannt. Andere ließen ihr Leben und wieder andere wurden entrechtet, man nahm ihnen ihren Besitz weg und ließ sie vielleicht als Menschen am Rande der Gesellschaft leben. Daß insbesondere die Juden in der Diskriminierung der jungen Gemeinden eine Rolle spielten, geht ebenfalls aus den Sendschreiben hervor. Die christlichen Gemeinden verstanden sich ja als das auserwählte Volk Gottes. Das mußten die Synagogen als unmittelbare Konkurrenz empfinden und dementsprechend empfindlich reagierten sie. Wir lesen ja schon in der Apostelgeschichte, daß sie sich mit den Heiden zusammenrotteten, wenn Paulus irgendwo eine Gemeinde gründete, und daß sie dann gegen die Christen handgreiflich wurden oder die Staatsgewalt einschalteten, um die Christen zu bestrafen. Wenn Johannes sowohl im Sendschreiben an die Gemeinde in Philadelphia als auch in dem an die Gemeinde in Smyrna von der Synagoge des Satans spricht, dann ist das ein deutliches Urteil über das Judentum seiner Zeit. Sie sagen sie seien Juden und sind s nicht, sondern sind die Synagoge des Satans so lautet das Urteil Jesu in Offenbarung 2,9. Diese Juden wollten die Christen entweder für die Synagoge vereinnahmen oder sie verfolgten sie voller Eifersucht, weil ihnen die Christen das Vorrecht, Gottes Volk zu sein und an dem Heil teilzuhaben, das Israel verheißen war, streitig machten. Dazu war ihnen jedes Mittel recht. Die Versuchung sich anzupassen, war groß, besonders für die Pastoren. Sie wurden gleich von mehreren Seiten bedrängt. Darum zählte die Treue zu Christus und seinem

Kaiser: Eine offene Tür, Seite 3 Wort sehr viel. Wenn Jesus nun sagt, Ich kenne deine Werke, dann sagt er damit: Ich habe deine Treue zu mir und meinem Wort sehr wohl gesehen. Beachten wir, daß Jesus ausdrücklich die Treue zu seinem Wort hervorkehrt. Das Wort von Jesus haben wir im Wort der Apostel und der Propheten, und dieses ist uns in der heiligen Schrift Alten und Neuen Testaments überliefert. Wer Jesus treu sein will, der kann sich nicht einen Jesus einbilden, sondern er muß schon den Jesus vor Augen haben, der in der Schrift bezeugt ist, und an diesen glauben. Ansonsten läuft er Gefahr, einem anderen Jesus, einem Götzenbild, zu verfallen. Ich will an dieser Stelle daran erinnern, daß es gegenwärtig unter manchen Evangelikalen besonders verbreitet ist, zu lehren, man habe Jesus doch unmittelbar, man könne beim Beten seine Stimme hören und er führe einen doch wie ein über GPS ferngesteuertes Fahrzeug direkt durch den Heiligen Geist durchs Leben. Doch die Vorstellung von einem solchen heißen Draht zu Jesus ist Schwärmerei, ja eine Illusion. Der Christ ist noch Sünder und bedarf der Erleuchtung durch das Evangelium. Er hat nur durch den Glauben an das Evangelium Gemeinschaft mit Gott, und Gott führt ihn durch sein Wort. Daher liegt es auf der Hand, daß Pastoren hier eine besondere Verantwortung tragen. Wenn sie nicht den Christus der Schrift verkündigen, sondern eine fromme Illusion oder gar einen falschen Jesus, dann gerät die Gemeinde auf Irrwege und bewahrt das Wort Jesu nicht. Jesus kennt die Gemeinde in Philadelphia und sagt ihr: Ich weiß, daß du angefochten bist. Ich weiß auch, daß du nur eine kleine Gemeinde bist und nicht mit Massen aufwarten kannst. Deine Kraft ist klein und in Wirklichkeit bist du schwach. Aber: Ich habe vor dir eine Tür aufgetan und niemand kann sie zuschließen. Die Verheißung der offenen Tür gilt also einer Gemeinde, die an dem Christus der Schrift festhält. Nun muß man sehen, daß auch dieses Festhalten am Wort Gottes eine Gabe Gottes ist. Aber dort, wo Gottes Wort als Gottes Wort aufgenommen wird, wo es Glaubensgrund ist und Gegenstand der Hoffnung, wo es die Gewissen bindet, so daß die Menschen der Lüge widerstehen und sich auch dem Druck der Umgebung nicht beugen, da ist die Tür offen auch bei uns. Es mag dabei so sein, daß die Menschen die offene Tür nicht sehen und daß sie sich von allen Seiten bedrängt und eingeschlossen fühlen. Aber die Zusage der offenen Tür steht doch da. Damit sagt Jesus: Auch wenn du dich bedrängt fühlst und keinen Ausweg siehst: Ich habe eine Tür aufgeschlossen, die niemand zuschließen kann. Durch die kannst und wirst du weitergehen. 2. Christus wird die Gemeinde bewahren Was sagt Jesus im Blick auf diese offene Tür? Er gibt eine erste Verheißung: Siehe, ich werde schicken einige aus der Synagoge des Satans, die sagen, sie seien Juden und sind s nicht, sondern lügen; siehe, ich will sie dazu bringen, daß sie kommen sollen und zu deinen Füßen niederfallen und erkennen, daß ich dich geliebt habe. Das ist nichts anderes als die Zusage, daß von den jüdischen Feinden der Gemeinde einige umkehren werden. Dabei nimmt Jesus ein Bild aus dem Propheten Jesaja auf, das mehr als siebenhundert Jahre früher dem alttestamentlichen Gottesvolk gesagt wurde: Es werden gebückt zu dir kommen, die dich unterdrückt haben, und alle, die dich gelästert haben, werden niederfallen zu deinen Füßen und dich nennen Stadt des HERRN, Zion des Heiligen Israels (Jes 60, 14). Möglicherweise bedeutet das, daß Gott die Verfolger der Gemeinde bekehrt und zum Glauben an Christus führt. Damit wird die Verfolgung entschärft, die Bedrängnis verliert an Druck und die Gemeinde kann weiter existieren. Das erinnert auch an eine andere Weissagung Jesajas: Und Könige sollen deine Pfleger und ihre Fürstinnen deine Ammen sein. Sie werden vor dir niederfallen zur Erde aufs Angesicht und deiner Füße Staub lecken. Da wirst du erfahren, daß ich der HERR bin, an dem nicht zuschanden werden, die auf mich harren (Jes 49,23). Diese Zusage weist uns zum nächsten Gedanken: Jesus fährt fort: Weil du mein Wort von der Geduld bewahrt

Kaiser: Eine offene Tür, Seite 4 hast, will auch ich dich bewahren vor der Stunde der Versuchung, die kommen wird über den ganzen Weltkreis, zu versuchen, die auf Erden wohnen. Hier wird zunächst der Grund für die Zusage genannt: Weil du mein Wort von der Geduld bewahrt hast Ein weiteres Mal geht es um das Bewahren des Wortes, diesmal allerdings wird es als Wort von der Geduld besonders bestimmt. Man ist versucht zu sagen: Weil der Pastor so bibeltreu war, weil er für die Autorität der heiligen Schrift gestritten hat, weil er die Bibel gegen Angriffe von Gegnern verteidigt hat, darum erfährt er jetzt den Segen Gottes. Vielleicht stimmt das sogar, denn daß er Gottes Wort als Gottes Wort genommen hat, steht außer Zweifel. Aber er gab Gott die Ehre, indem er diesem Wort glaubte, und die Gemeinde tat das gleiche. Das ist etwas anderes als apologetische Arbeit. Glauben heißt: dem Wort vertrauen, weil es Gottes Wort ist. Für die Gemeinde bedeutete dies, in der Verfolgung oder Diskriminierung geduldig zu sein und willig zu leiden, was ihr der Herr an Bedrängnis zumaß. In dieser Bedrängnis hat die Gemeinde in Philadelphia geduldig auf die Zusagen Gottes gehofft. Solcher Glaube kann nicht ohne Lohn bleiben. Hat nicht Gott zugesagt: Wer glaubt, der wird nicht zuschanden? (Röm 10,11). Es ist nicht im einzelnen auszumachen, was mit der Stunde der Versuchung, die kommen wird über den ganzen Erdkreis gemeint ist. Ob es sich dabei um eine Verfolgung handelte, die sich auf das ganze römische Reich erstreckte oder um eine noch zukünftige weltweite Bedrängnis, sei dahingestellt. Christus will mit diesen Worten die Kirche aller Zeiten trösten und ihr Zuversicht geben. Er sagt, daß er sie bewahren will in der weltweiten Versuchung. Wörtlich heißt es: aus der Versuchung bewahren. Damit ist nicht gemeint, daß die Gemeinde keine Versuchung erleben wird, sondern daß Jesus sie so bewahren wird, daß sie in der Versuchung nicht fällt. Wie tut Jesus das? Wie bewahrt er einen Menschen, einen Pastor oder eine Gemeinde? Die Antwort finden wir in einem unscheinbaren Satz bei Petrus. Er sagt: die ihr aus Gottes Macht durch den Glauben bewahrt werdet zur Seligkeit, die bereit ist, daß sie offenbar werde zu der letzten Zeit (1Petr 1,5). Indem Gott einen Menschen im Glauben erhält, macht er ihn stark. Der Glaube ist, wie uns Paulus in der Beschreibung der geistlichen Waffenrüstung zeigt, der Schild, mit dem der Christ die Pfeile des Bösen abwehren kann. Der Glaube hat die Zusagen Gottes vor Augen und rechnet mit diesen mehr als mit dem, was nach menschlicher Wahrscheinlichkeitsrechnung zu erwarten ist. Auf diese Weise kann der Christ in der Stunde der Versuchung bestehen, wann immer sie kommt. 3. Christus sagt den Überwindern Hausrecht im Himmel zu Die Zusagen Jesu beschränken sich nicht nur auf das Leben in dieser Welt, sondern gehen weit über das diesseitige Leben hinaus. Jesus spricht von seiner Wiederkunft und richtet damit die Gemeinde und ihren Pastor auf die künftige Erlösung aus: Siehe, ich komme bald; halte, was du hast, daß niemand deine Krone nehme! In ähnlichen Worten hatte Jesus im Sendschreiben an die Gemeinde in Smyrna gesagt: Sei getreu bis an den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben (Offb 2,10). Die Krone wörtlich: der Kranz ist der Siegespreis im Wettkampf, das, was bei uns heute die Medaillen und das Preisgeld bei sportlichen Wettkämpfen sind, das die Sieger einstreichen. Jeder Christ läuft seinen Lauf. Christen laufen ja nicht wie Wettläufer gegeneinander, sondern gegen eine gottlose Welt, die gegen sie gewinnen will. Wenn ein Christ meint, gegen einen Christen antreten zu müssen, ihn ausstechen und in der Heiligung, der Bibelkenntnis, im Gebet und im Dienst übertrumpfen zu müssen, der hat schon verloren, weil er nicht recht kämpft. Wer aber an den Zusagen Christi festhält, dem sagt Jesus in unserem Predigttext: halte, was du hast, daß niemand deine Krone nehme! Und:

Kaiser: Eine offene Tür, Seite 5 Fürchte dich nicht vor dem, was du leiden wirst! Siehe, der Teufel wird einige von euch ins Gefängnis werfen, damit ihr versucht werdet, und ihr werdet in Bedrängnis sein zehn Tage. Sei getreu bis an den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben (Offb 2,10) so lesen wir es im Sendschreiben an die Gemeinde in Smyrna. Schlußendlich kommt es zum Siegerehrung. Wenn Jesus wiederkommt, wenn er sein Volk vor sich versammelt, wenn er offenbar macht, wer ihm hier in diesem Leben trotz mancher Anfechtung vertraut hat, dann wird diesem der Eingang ins ewige Leben der Siegespreis sein. Doch die Zusagen Christi verdichten sich noch. Wir lesen in unserem Predigttext: Wer überwindet, den will ich machen zum Pfeiler in dem Tempel meines Gottes, und er soll nicht mehr hinausgehen, und ich will auf ihn schreiben den Namen meines Gottes und den Namen des neuen Jerusalem, der Stadt meines Gottes, die vom Himmel herniederkommt von meinem Gott, und meinen Namen, den neuen. Wer überwindet, soll also im künftigen Gottesvolk eine tragende Funktion haben. Was immer das im Einzelnen bedeutet, sei dahingestellt; ich möchte mich hier nicht in Spekulationen verlieren. Aber er wird für immer im Hause des Herrn bleiben. Drei Namen wird er tragen: Den Namen Gottes, den des himmlischen Jerusalem und den Namen Christi. Das erinnert an eine spätere Aussage im Buch der Offenbarung: und seine Knechte werden ihm dienen und sein Angesicht sehen, und sein Name wird an ihren Stirnen sein (Offb 22,3-4). Mit dem Namen auf der Stirn das dürfte wohl auch eine symbolische Rede sein ist die Zugehörigkeit des Betreffenden ausgedrückt: Er gehört unwiderruflich zu dem dreieinigen Gott selbst und besitzt das definitive Bürgerrecht in der Stadt Gottes. Nichts kann ihm dies mehr streitig machen. Zum Schluß: Wer Ohren hat, der höre! Dieses Wort, das am Schluß eines jeden Sendschreibens steht und auch sonst mehrfach im Neuen Testament vorkommt, will auf den Ernst der gesagten Worte hinweisen. Wem Gott das Ohr aufgetan hat, wer verstehen kann, um was es hier geht, der soll recht erwägen, was hier gesagt wird. Unser Predigttext stellt uns eine große und herrliche Zukunft in Aussicht. Aber er macht auch deutlich, daß der Weg dorthin von Anfechtungen und Diskriminierung gekennzeichnet ist. Es will uns darauf einstellen, damit wir nicht übermütig werden oder falschen Erwartungen anheimfallen. Er macht ferner deutlich, daß Gott uns durch den Glauben bewahrt, indem er uns sein Wort vor Augen hält. Darum wollen wir nicht ablassen, sein Wort festzuhalten und geduldig ihm zu vertrauen. Dann haben wir die Zusage, daß es eine offene Tür gibt, auch wenn die Situation ausweglos erscheint und wir weder die offene Tür sehen noch das, was sich dahinter verbirgt. Aber die letzte Tür ist der Eingang in das ewige Leben. Diese Tür steht jedem offen, der im Glauben vor sie tritt. Amen. Sie brauchen das IRT das IRT braucht Ihre Unterstützung: Deutschland: Volksbank Mittelhessen, BLZ 513 900 00; Konto Nr. 45632601 Schweiz: Raiffeisenbank Schaffhausen, BC 81344; Konto Nr. 9210771 (EUR) oder 9210778 (CHF)