Meine Lieder. Siegfried Zabransky , Schwandorf/Opf. Heinrich Heine. Musik: zu Gedichten von

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Meine Lieder Musik: Siegfried Zabransky 15.09.1937, Schwandorf/Opf. zu Gedichten von Heinrich Heine

1 Leise zieht durch meine Gemüt 2 Im wunderschönen Monat Mai 3 Ich wollte, meine Lieder wären Blümelein 4 Du bist wie eine Blume 5 Meiner Liebe Flammen 6 Weiße Blume 7 Lehn dein Wang an meine Wang 8 Ein Jüngling liebt ein Mädchen 9 Alte Rose 10 Ich hab im Traum geweint 11 Wenn ich in deine Augen seh 12 Die Rose, die Lilie 13 Am leuchtenden Sommermorgen 14 Aus meinen Tränen sprießen 15 Hör ich das Liedchen klingen

16 Ich will meine Seele tauchen 17 Fensterschau 18 Es schauen die Blumen alle 19 Wer zum ersten Male liebt 20 Herz, mein Herz, sei nicht beklommen 21 Es fällt ein Stern herunter 22 Das Fräulein stand am Meere 23 Der Schmetterling liebt die Rose 24 Anfangs wollt ich fast verzagen 25 Und wüsstens die Blumen, die kleinen 26 Dass du mich liebst, das wusste ich 27 Allnächtlich im Traume seh ich dich 28 Ich halte ihr die Augen zu 29 Mit deinen blauen Augen 30 Morgens send ich dir Veilchen

Heine, 1829 Christian Johann Heinrich Heine *13.12.1797 als Harry Heine in Düsseldorf, 17.2.1856 in Paris. Er war einer der bedeutendsten deutschen Dichter, Schriftsteller und Journalisten des 19. Jahrhunderts. Die meisten der hier aufgeführten Texte sind dem Buch der Lieder von Heinrich Heine entnommen (Melzer Verlag Neu-Isenburg; Lizenzausgabe bei Parragon Books Ltd, Queen Street House, 4 Queen Street, Bath BA1 1HE, K). Das Vorwort zu einer neuen Auflage im Jahre 1837 beendet Heine mit dem Vers aus dem Märchenstück Der Bauer als Millionär (Musik Ferdinand Raimund): Und scheint die Sonne noch so schön, am Ende muss sie untergehn!

1 Im wunderschönen Monat Mai Im wunderschönen Monat Mai, als alle Knospen sprangen, da ist in meinem Herzen die Liebe aufgegangen. Im wunderschönen Monat Mai, als alle Vögel sangen, da hab ich ihr gestanden mein Sehnen und Verlangen. 2 Ich wollte, meine Lieder, das wären Blümelein Ich wollte, meine Lieder das wären Blümelein. Ich schickte sie zu riechen der Herzallerliebsten mein. Ich wollte, meine Lieder das wären Küsse fein. Ich schickt sie heimlich alle nach Liebchens Wängelein. Ich wollte, meine Lieder das wären Erbsen klein. Ich kocht eine Erbsensuppe. Die sollte köstlich sein.

3 Leise zieht durch mein Gemüt Leise zieht durch mein Gemüt liebliches Geläute. Klinge, kleines Frühlingslied. Kling hinaus ins Weite. Kling hinaus bis an das Haus, wo die Veilchen sprießen! Wenn du eine Rose schaust, Sag, ich lass sie grüßen. Sprich zum Vöglein, das da singt auf dem schwanken Zweige, und das Bächlein, das da klingt dass mir keines schweige! Schalle, Lied, wo's grünt und blüht hold im Abendscheine, wieg in süßen Schlummer dann, Röschen, das ich meine! 4 Meiner Liebe Flammen Ich hab dich geliebt, und liebe dich noch. Und fiele die Welt zusammen, aus ihren Trümmern stiegen doch hervor meiner Liebe Flammen.

5 Du bist wie eine Blume Du bist wie eine Blume, so hold und schön und rein; Ich schau dich an, und Wehmut schleicht mir ins Herz hinein. Mir ist, als ob ich die Hände aufs Haupt dir legen sollt, betend, dass Gott dich erhalte so rein und schön und hold. 6 Die weiße Blume In Vaters Garten heimlich steht ein Blümchen traurig und bleich. Der Winter zieht fort, der Frühling weht, bleich Blümchen bleibt immer so bleich. Die bleiche Blume schaut wie eine kranke Braut. Zu mir bleich Blümchen leise spricht: Lieb Brüderchen, pflücke mich! Zu Blümchen sprech ich: Das tu ich nicht, Ich pflücke nimmermehr dich. Ich such mit Müh und Not, die Blume purpurrot. Bleich Blümchen spricht: Such hin, such her, bis an deinen kühlen Tod,

du suchst umsonst, findst nimmermehr die Blume purpurrot; Mich aber pflücken tu, Ich bin so krank wie du. So lispelt bleich Blümchen, und bittet sehr. Da zag ich, und pflück es schnell. Und plötzlich blutet mein Herz nicht mehr. Mein innres Auge wird hell. In meine wunde Brust kommt stille Engellust. 7 Lehn deine Wang' an meine Wang' Lehn deine Wang' an meine Wang', dann fließen die Tränen zusammen! Und an mein Herz drück fest dein Herz, dann schlagen zusammen die Flammen! Und wenn in die große Flamme fließt der Strom von unsern Tränen, und wenn dich mein Arm gewaltig umschließt - sterb ich vor Liebessehnen! 8 Ein Jüngling liebt ein Mädchen Ein Jüngling liebt ein Mädchen. Die hat einen andern erwählt. Der andre liebt eine andre, und hat sich mit dieser vermählt. Das Mädchen heiratet aus Ärger den ersten besten Mann, der ihr in den Weg gelaufen.

Der Jüngling ist übel dran. Es ist eine alte Geschichte, doch bleibt sie immer neu. Und wem sie just passieret, dem bricht das Herz entzwei 9 Alte Rose Eine Rosenknospe war sie, für die mein Herze glühte. Doch sie wuchs, und wunderbar schoss sie auf in voller Blüte. Ward die schönste Ros im Land, Und ich wollt die Rose brechen. Doch sie wusste mich pikant mit den Dornen fortzustechen. Jetzt, wo sie verwelkt, zerfetzt und verklatscht von Wind und Regen - Liebster Heinrich bin ich jetzt. Liebend kommt sie mir entgegen. Heinrich hinten, Heinrich vorn, Klingt es jetzt mit süßen Tönen; Sticht mich jetzt etwa ein Dorn, Ist es an dem Kinn der Schönen. Allzu hart die Borsten sind, Die des Kinnes Wärzchen zieren -

Geh ins Kloster, liebes Kind, Oder lasse dich rasieren. 10 Ich hab im Traum geweinet Ich hab im Traum geweinet. Mir träumte, du lägest im Grab. Ich wachte auf, und die Träne floss noch von der Wange herab. Ich hab im Traum geweinet. Mir träumt', du verließest mich. Ich wachte auf, und ich weinte noch lange bitterlich. Ich hab im Traum geweinet. Mir träumte, du bliebest mir gut. Ich wachte auf, und noch immer strömt meine Tränenflut. 11 Wenn ich in deine Augen seh Wenn ich in deine Augen seh, so schwindet all mein Leid und Weh. Doch wenn ich küsse deinen Mund, so werd ich ganz und gar gesund. Wenn ich mich lehn an deine Brust, kommt s über mich wie Himmelslust; Doch wenn du sprichst: Ich liebe dich! So muss ich weinen bitterlich.

12 Die Rose, die Lilie, die Taube, die Sonne Die Rose, die Lilie, die Taube, die Sonne, die liebt ich einst alle in Liebeswonne. Ich lieb sie nicht mehr, ich liebe alleine die Kleine, die Feine, die Reine, die eine. Sie selber, aller Liebe Bronne, ist Rose und Lilie und Taube und Sonne. 13 Am leuchtenden Sommermorgen Am leuchtenden Sommermorgen geh ich im Garten herum. Es flüstern und sprechen die Blumen, ich aber, ich wandle stumm. Es flüstern und sprechen die Blumen, und schaun mitleidig mich an: Sei unsrer Schwester nicht böse, Du trauriger, blasser Mann! 14 Aus meinen Tränen sprießen Aus meinen Tränen sprießen viel blühende Blumen hervor, Und meine Seufzer werden ein Nachtigallenchor. Und wenn du mich lieb hast, Kindchen, schenk ich dir die Blumen all,

und vor deinem Fenster soll klingen das Lied der Nachtigall. 15 Hör ich das Liedchen klingen Hör ich das Liedchen klingen, das einst die Liebste sang, so will mir die Brust zerspringen vor wildem Schmerzensdrang. Es treibt mich ein dunkles Sehnen hinauf zur Waldeshöh. Dort löst sich auf in Tränen mein übergroßes Weh. 16 Ich will meine Seele tauchen Ich will meine Seele tauchen in den Kelch der Lilie hinein. Die Lilie soll klingend hauchen Ein Lied von der Liebsten mein. Das Lied soll schauern und beben wie der Kuss von ihrem Mund, den sie mir einst gegeben in wunderbar süßer Stund. 17 Die Fensterschau Der bleiche Heinrich ging vorbei, schön Hedwig lag am Fenster. Sie sprach halblaut: Gott steh mir bei,

der unten schaut bleich wie Gespenster! Der unten erhebt sein Aug in die Höh, hinschmachtend nach Hedewigs Fenster. Schön Hedwig ergriff es wie Liebesweh. Auch sie ward bleich wie Gespenster. Schön Hedwig stand nun mit Liebesharm tagtäglich lauernd am Fenster. Bald aber lag sie in Heinrichs Arm, allnächtlich zur Zeit der Gespenster. 18 Es schauen die Blumen alle Es schauen die Blumen alle zur leuchtenden Sonne hinauf. Es nehmen die Ströme alle zum leuchtenden Meere den Lauf. Es flattern die Lieder alle zu meinem leuchtenden Lieb. Nehmt mit meine Tränen und Seufzer, ihr Lieder, wehmütig und trüb! 19 Wer zum ersten Male liebt Wer zum ersten Male liebt, sei s auch glücklos, ist ein Gott. Aber wer zum zweiten Male glücklos liebt, der ist ein Narr. Ich, ein solcher Narr, ich liebe wieder ohne Gegenliebe.

Sonne, Mond und Sterne lachen, und ich lache mit und sterbe. 20 Herz sei nicht beklommen Herz, mein Herz, sei nicht beklommen, und ertrage dein Geschick. Neuer Frühling gibt zurück, Was der Winter dir genommen. Und wie viel ist dir geblieben! Und wie schön ist noch die Welt! Und, mein Herz, was dir gefällt, Alles, alles darfst du lieben! 21 Es fällt ein Stern herunter Es fällt ein Stern herunter aus seiner funkelnden Höh! Das ist der Stern der Liebe, Den ich dort fallen seh. Es fallen vom Apfelbaume der Blüten und Blätter viel! Es kommen die neckenden Lüfte, und treiben damit ihr Spiel. Es singt der Schwan im Weiher, Und rudert auf und ab, und immer leiser singend, taucht er ins Flutengrab. Es ist so still und dunkel!

Verweht ist Blatt und Blüt. Der Stern ist knisternd zerstoben, verklungen das Schwanenlied. 22 Das Fräulein stand am Meere Das Fräulein stand am Meere und seufzte lang und bang. Es rührte sie so sehre Der Sonnenuntergang. Mein Fräulein! Sein Sie munter. Das ist ein altes Stück. Hier vorne geht sie unter Und kehrt von hinten zurück. 23 Der Schmetterling ist in die Rose verliebt Der Schmetterling ist in die Rose verliebt, umflattert sie tausendmal, Ihn selber aber, goldig zart, umflattert der liebende Sonnenstrahl. Jedoch, in wen ist die Rose verliebt? Das wüsst ich gar zu gern. Ist es die singende Nachtigall? Ist es der schweigende Abendstern?

Ich weiß nicht, in wen die Rose verliebt. Ich aber lieb euch alle. Rose, Schmetterling, Sonnenstrahl, Abendstern und Nachtigall. 24 Anfangs wollt ich fast verzagen Anfangs wollt ich fast verzagen, und ich glaubt, ich trüg es nie; Und ich hab es doch getragen. Aber fragt mich nur nicht, wie? 25 Und wüsstens die Blumen, die kleinen Und wüsstens die Blumen, die kleinen, wie tief verwundet mein Herz, sie würden mit mir weinen, zu heilen meinen Schmerz. Und wüsstens die Nachtigallen, wie ich so traurig und krank, sie ließen fröhlich erschallen erquickenden Gesang. Und wüssten sie mein Wehe, die goldnen Sternelein, sie kämen aus ihrer Höhe, und sprächen Trost mir ein. Die alle können s nicht wissen. Nur Eine kennt meinen Schmerz.

Sie hat ja selbst zerrissen, zerrissen mir das Herz. 26 Dass du mich liebst, das wusst ich Dass du mich liebst, das wusst ich. Ich hatt es längst entdeckt; doch als du mir 's gestanden, hat es mich tief erschreckt. Ich stieg wohl auf die Berge und jubelte und sang. Ich ging an 's Meer und weinte beim Sonnenuntergang. Mein Herz ist wie die Sonne so flammend anzuseh 'n, Und in ein Meer von Liebe Versinkt es groß und schön. 27 Allnächtlich im Traume seh ich dich Allnächtlich im Traume seh ich dich, und sehe dich freundlich grüßen. Und lautaufweinend stürz ich mich zu deinen süßen Füßen. Du siehst mich an wehmütiglich, und schüttelst das blonde Köpfchen. Aus deinen Augen schleichen sich die Perlentränentröpfchen. Du sagst mir heimlich ein leises Wort, und gibst mir den Strauß von Zypressen.

Ich wache auf, und der Strauß ist fort, und das Wort hab ich vergessen. 28 Ich halte ihr die Augen zu Ich halte ihr die Augen zu und küss sie auf den Mund. Nun lässt sie mich nicht mehr in Ruh, sie fragt mich um den Grund, von Abend spät bis morgens früh. Sie fragt zu jeder Stund: Was hältst du mir die Augen zu, wenn du mir küsst den Mund? Ich sag ihr nicht, weshalb ich s tu, weiss selber nicht den Grund. Ich halte ihr die Augen zu Und küss ihr auf den Mund. 29 Mit deinen blauen Augen Mit deinen blauen Augen Siehst du mich lieblich an. Da wird mir so träumend zu Sinne, dass ich nicht sprechen kann. An deine blauen Augen gedenk ich allerwärts. Ein Meer von blauen Gedanken Ergießt sich über mein Herz.

30 Morgens send ich dir die Veilchen Morgens send ich dir die Veilchen, die ich früh im Wald gefunden, Und des Abends bring ich Rosen, die ich brach in Dämmrungstunden. Weisst du, was die hübschen Blumen dir Verblümtes sagen möchten? Treu sein sollst du mir am Tage Und mich lieben in den Nächten.